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Das „Problem“ Griechenland

Über Eurozwänge und Luxussteuer

Samstagabend im griechischen Restaurant „Perivoli bei Vasilis“ in Regensburg Stadtamhof. An der Wand hängt das Bild eines Dorfes an der griechischen Küste, aus einem Radio klingt griechische Musik. Wäre der Anlass für die Veranstaltung, zu der ein Regensburger Bündnis aus GEW, attac und Die Linke eingeladen haben, nicht so ernst, könnten fast Urlaubsgefühle aufkommen. Doch allen anwesenden Gästen ist die Brisanz bewusst: Das „Problem“ Griechenland.

Richard Spieß, Linken-Stadtrat, zeigt bereits in seiner kurzen Eröffnung, was das Ziel des Abends sein soll: Endlich mit den Vorurteilen aufräumen, die Griechen seien selber Schuld und würden nun unser Geld verprassen. Der Termin, einen Tag vor der anstehenden Parlamentswahl in Griechenland, ist denkbar passend gewählt, schließlich hängt von ihr vieles ab. Werden die von Europa auferlegten Sparpläne weiter verfolgt, oder wird eine neue Regierung sogar den Euroaustritt anstreben? Eingeladen, wurden Natalia Sakkatou, Journalistin aus Griechenland, die aber auch in Deutschland tätig ist, und Harald Klimenta von attac, welcher zu Beginn des Abends in einem Vortrag nachvollziehbar aufzeigt, wie die Währungsunion und ihre Zwänge mit Schuld an der Krise in Griechenland sind.

Problem ist die Verteilung des Vermögens

Für Harald Klimenta steht fest, der Euro war von Anfang an ein Problem. „Fallende Zinsen nach seiner Einführung verlockten Staaten und Unternehmen dazu, enorme Investitionen zu tätigen. Dass diese irrsinnige Verschuldung irgendwann Probleme nach sich ziehen würde, leuchtet wohl jedem ein“, so Klimenta. Das Problem seien auch nicht in erster Linie die Schulden, vielmehr die Verteilung des Vermögens. Die Reichen machen weiterhin Gewinn und schaffen diesen außer Landes, während die restliche Bevölkerung von Arbeitslosigkeit und Armut bedroht ist.

„Als wäre man wieder in der Zeit des Obristen-Regimes.“ Die griechische Journalistin Natalia Sakkatou (neben Harald Klimenta und Richard Spieß, v.l.). Foto: au

Fast täglich schließen Geschäfte. Bezüge, die bisher die, seit Jahren nicht angestiegenen Gehälter aufgebessert haben, werden reihenweise gestrichen, während die Kosten für Lebensmittel und Nebenkosten gleich bleiben und zum Teil sogar steigen, wie Natalia Sakkatou, die vor kurzem einige Wochen in Griechenland verbracht hat, schildert.

Luxussteuer trifft die Armen

Man merkt ihr an, wie schwierig es sein muss in diesen Wochen und Monaten Griechin zu sein. Einerseits die Vorwürfe der hiesigen Bevölkerung gegen die Griechen, andererseits die eigene Regierung, welche es nicht schafft, Maßnahmen einzuleiten, der Krise entgegen zu wirken und stattdessen auch noch fragwürdige Gesetze erlässt, wie die Luxussteuer. Sakkatou erklärt, „wenn ein armer Mann ein Auto besitzt, welches er vor Jahren angeschafft hat, es sich in seiner jetzigen finanziellen Situation aber nicht mehr kaufen könnte, so muss er dem neuen Gesetz nach Steuer dafür zahlen, da er ein Luxusgut besitzt. Ein Reicher hingegen, der einen Ferrari fährt und sich diesen aber auch leisten kann, bleibt von dieser Regelung ausgenommen.“

Neofaschisten im Aufschwung

Schon an diesem Beispiel lässt sich ablesen, wie verfahren die Situation vor Ort sein muss. Immer wieder sucht Sakkatou nach passenden Worten, um ihr Unverständnis auszudrücken. Große Sorge macht ihr die Stimmung im Land, kurz vor den Wahlen. „Man hat fast ein Deja Vùe. Als wäre man wieder in der Zeit des Obristen-Regimes.“ Auch der Aufschwung der neofaschistischen Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) sei sehr mit Vorsicht zu beachten. Am Ende bleibt die große Frage: Wer soll es richten? Diese Frage stellen sich auch die knapp 30 Zuhörer. Die Rolle der Gewerkschaften, vor allem auf europäischer Ebene wird angesprochen. Auch der Nutzen von Privatisierung gesunder Unternehmen wird kritisch gesehen. Doch offenbar kann man nur auf die neue Regierung hoffen. Schade ist, dass sich nur ein geringer Teil der Regensburger von der Thematik locken ließ. Somit konnte diese Griechenland-Veranstaltung ihren Zweck, der allgemeinen Stammtischmeinung über den faulen Griechen und den ausgebeuteten deutschen Arbeiter entgegen zu wirken, nur bedingt erfüllen.

Zu wenig Rassismus, zu wenig Gewalt

Führungs-Trio verlässt NPD

Arier-Nachweis in Gefahr? Existenzrecht Israels anerkannt? Keine offene Zusammenarbeit mit Terroristen? Das geht nun wirklich nicht – in einem offenen Brief haben heute drei führende Köpfe der NPD Oberpfalz ihren Austritt aus der rechtsextremen Partei bekannt gegeben: Robin Siener (Vorsitzender Regensburg), Daniel W. (Vorsitzender Oberpfalz) und Simon Preisinger (Vorsitzender Tirschenreuth).

Museum für Bayerische Geschichte

Agilolfinger meets Messerschmitt

Etwas berauscht vom Weltkulturerbe-Ruhm liest sich die kürzlich veröffentlichte Bewerbungsschrift Regensburgs für das „Museum für Bayerische Geschichte“. Als Symbiose aus wirtschaftlichem Fortschritt und Demokratie finden sich darin die Messerschmitt-Werke.

Die Reise der Regensburger Ballonauten

Unruhen in Chemnitz

Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland – wir veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten.

Eisenberg-Stück „zwölf zu null“

Unerwartet unvoreingenommen

Am Montag veröffentlichte regensburg-digital (basierend auf der Generalprobe) eine Kritik des Stücks „zwölf zu null“, das derzeit noch am Regensburger Unitheater läuft. Hier nun eine etwas andere Sicht der Dinge in einem Gastbeitrag von Loyd Spencer zur Uraufführung am Sonntag.

Zwölf Kugeln, zwölf Fragen, drei Jahre

Nach drei Jahren behauptet Benedikt Schindler, Mitbegründer der Initiative „12 Kugeln, 12 Fragen“, zwar, dass sich die Fragen zum Thema „Tennessee Eisenberg“ geändert hätten. Erledigt hat sich der Fall des beim Polizei-Einsatz getöteten Studenten immer noch nicht. Und viele Leute, die am Sonntag bei der Demonstration zum Jahrestag teilgenommen hatten, stellen die alten Fragen immer noch. Beantwortet sind sie nämlich immer noch nicht.

Ansichten eines ödp-Stadtrats

Konkurrenz des Gedenkens

Als “Häppchen” zwischen der Nicht-Diskussion um den Nicht-Skandal der Falsch-Abrechnung ging es im letzten Stadtratsplenum auch um die Regensburger Gedenkkultur. Angestoßen von ÖDP-Stadtrat Eberhard Dünninger stritten sich der honorable Professor a. D., OB Hans Schaidinger, der dritte Bürgermeister Joachim Wolbergs und Richard Spieß um Gedenktafeln, die Rolle des SPD-Bürgermeisters und der Privatperson Wolbergs und ganz am Rande auch um die Aktivitäten Verfassungsschutzes.

Nicht-Thema hält Stadtrat in Atem

“Eigentlich” wollte niemand mehr drüber reden. Dennoch diskutierte das Stadtratsplenum über den “Abrechnungsskandal”. Schelte gab es – ohne Namen, versteht sich – für “die Berichterstattung”, die Diskussionen angeschürt hätte, wo gar keine wären. Immerhin gab sich eine der Falsch-Abrechnerinnen reumütig – obwohl die Mehrheit wohl keinen Grund zur Reue sieht.

Frisch, fromm, fröhlich, frei zum “eigenbetriebsähnlichen Regiebetrieb”

„Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein“ – Oberbürgermeister Hans Schaidinger erteilt dem liberalen Luftschloss von Horst Meierhofer für das Jahn-Stadion eine Absage und übt sich in letzter Zeit immer öfter in Bescheidenheit. Es gibt kein Hotel, es gibt keine Konzerte, sondern ganz pragmatisch Fußball und vermietbare Logen und Foyer – und eine Gesellschaftsform, die zumindest bislang finanziell vernünftig und verwaltungstechnisch praktikabel klingt.

„Regensburger Gedenkkultur“

Zeichen der Annäherung?

Ein Anliegen, zwei Veranstaltungen: Das Gedenken an die NS-Opfer bleibt in Regensburg auch in diesem Jahr gespalten. Zum ersten Mal seit 40 Jahren nimmt aber ein Bürgermeister auch beim Gedenkweg am 23. April teil. Das ist wenigstens so etwas wie der Anfang eines gemeinsamen Gedenkens.

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