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Zwischenbericht

Mindestens 40 Straßennamen mit NS-Belastung in Regensburg

In einem Zwischenbericht empfiehlt die Wissenschaftlerin Susanne Wein die Umbenennung von sieben Straßen in Regensburg. Nur einer der Namensgeber stammt aus der Domstadt.

Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: 2014 wurde die Josef-Engert-Straße umbenannt. Er war ein glühender Antisemit und NS-Propagandist. Foto: Archiv/wr

Der Regensburger Kfz-Meister Franz Hartl galt nach dem Krieg als Wohltäter – und als rühriger Unternehmer. Bereits 1932 startete er seine erfolgreiche Karriere als Autohändler, damals mit den Marken Adler, Skoda und Steyr. Neben seinem Stammsitz, der „Bayern-Garage“ am Galgenberg, gründete Hartl 1960 das Autohaus Nibelungenbrücke, das nach seinem Tod von Wolfgang Jepsen übernommen wurde, der von dort zum größten Autohändler der Oberpfalz avancierte. Heute befindet sich dort das Audi-Zentrum Regensburg.

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Im Jahr 1967 wurde Franz Hartl die Silberne Bürgermedaille der Stadt Regensburg verliehen. Er starb 1976 als hochgeachteter Mann. Dort wo sich unter anderem das Amt für öffentliche Ordnung und die Führerscheinstelle ist, passend zu Hartls Lebenswerk, eine Straße nach ihm benannt.

Franz Hartl: Oberführer beim NS-Kraftfahrerkorps

Diese Franz-Hartl-Straße ist eine von sieben Straßen, deren Umbenennung die Wissenschaftlerin Dr. Susanne Wein empfiehlt. Denn vor 1945 war Hartl neben seiner Karriere als Autohändler auch ein umtriebiger NS-Aktivist. Er war Mitglied der NSDAP und Oberführer beim NS-Kraftfahrerkorps (NSKK), einer paramilitärischen Unterorganisation der NSDAP, die auch an den Deportationen von Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager beteilgt war.

„Wir haben starken Hinweise darauf, dass er in dieser Eigenschaft auch am Novemberpogrom beteiligt war“, sagt Wein mit Blick auf Franz Hartl am Mittwoch zu den Stadträtinnen und Stadträten im Bildungsaussschuss. Unter Beteiligung des NSKK wurde in Regensburg auch die jüdische Synagoge in Brand gesteckt.

Bestandsaufnahme seit Oktober 2023

Seit Oktober 2023 untersucht Wein zusammen mit zwei studentischen Hilfskräften die Namen von Parks, Straßen und Plätzen auf eine mögliche NS-Belastung. Das Projekt ist unter anderem Ausfluss aus der Debatte um die Umbenennung des Karl-Freitag-Parks, der den Namen eines NS-Multifunktionärs trug.

Die Frauenunion hatte 2021 darauf hingewiesen und zunächst gefordert, den Park nach der damals noch lebenden Altbürgermeisterin Hildegard Anke zu benennen. Benannt wurde er, nach längerer Debatte, nun nach der jüdischen Schülerin Charlotte Brandis, die 1942 zusammen mit ihrer ganze Familie im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde.

Um solche langwierigen Diskussionen künftig zu vermeiden und zu einem generellen Umgang mit belasteten Straßennamen zu finden, wurde Wein mit einer Bestandsaufnahme beauftragt, und damit, Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise zu geben.

Industrielle, Schriftsteller und ein Regensburger

Von den 1.345 Straßennamen, die es in Regensburg gibt, sind 131 für die Untersuchung übrig geblieben – nachdem solche aussortiert wurden, die nicht nach Personen benannt sind oder nach solchen, die noch vor dem Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurden und schon allein deshalb keine NS-Belastung aufweisen können.

Folgt man Weins Zwischenbericht, dann hat sie insgesamt 40 Namen als NS-Belastet identifiziert. Bei sieben plädiert sie gegenüber den Stadträtinnen für eine Umbenennung. Da sind zum einen die Flugzeugkonstrukteure Heinkel, Messerschmitt und Dornier, „klare Nutznießer und Unterstützer des NS-Regimes“ im Sinne der nationalsozialistischen Kriegsmaschinerie, in deren Werken Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden.

Ähnliches gilt für die Herbert-Quandt-Allee. Die Bedingungen für Zwangsarbeiter in den Werken des 1982 verstorbenen Industriellen, der nach dem Krieg unter anderem Vorstand der VARTA-AG war, galten als besonders hart. Auf dem Gelände eines seiner Werke in Hannover befand sich ein eigenes KZ-Außenlager, inklusive Galgen und Exekutionsbereich.

Empfehlung: Umbenennen, ohne zu tilgen

Umbenannt werden sollen nach Weins Empfehlung auch die Hans-Watzlik-Straße und der Agnes-Miegel-Weg. Die beiden Schriftsteller hätten Hitler-Ehrungen verfasst, die NS-Ideologie aktiv unterstützt und seien vom Regime gefördert und geehrt worden. Miegel hatte sich nach dem Krieg nie vom Nationalsozialismus distanziert und entsprechende Forderungen explizit von sich gewiesen. Während es in zahlreichen anderen Kommunen im Fall von Hans Watzlik, er starb 1948 in Tremmelhausen, noch nach ihm benannte Straßen gibt, wurden der Miegelweg zum Beispiel in Hannover bereits 2016 umbenannt.

Bei den Umbenennungen plädiert Wein ausdrücklich dafür, die Namen nicht vollständig zu tilgen, sondern auch in solchen Fällen erläuternde Zusatztafeln mit entsprechender Kommentierung unter den neuen Straßennamen anzubringen. Für solche Tafeln spricht sie sich auch, vorbehaltlich der abschließenden Ergebnisse ihrer Forschung, mit Blick auf die derzeit 30 im Raum stehenden Namen mit einer gewissen NS-Belastung aus. Die Stadt Freiburg könne hier beispielsweise als Vorbild dienen.

Jetzt nicht „auf die Schnauze fallen“

Gegenüber den Stadträten stellt Wein klar, dass sie als Wissenschaftlerin lediglich Namen untersuche und Empfehlungen abgeben. Über das weitere Vorgehen und das Einbinden der Öffentlichkeit müsse die Politik dann entscheiden. „Davon ist meine Arbeit abgekoppelt.“

Zur Frage, wann die Öffentlichkeit eingebunden werden solle, empfiehlt sie aber doch, dass sie der Stadtrat, nach dem Vorliegen der abschließenden Untersuchung, zunächst über das generelle Vorgehen Gedanken machen solle, ehe man mit der Debatte in die Breite gehe. Damit seien andere Städte schon „auf die Schnauze gefallen“.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer schwebt angesichts dessen eine interfraktionelle Arbeitsgruppe vor, die zusammen mit dem städtischen Expertengremium die Ergebnisse beraten soll.

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Kommentare (60)

  • joey

    |

    Quant wird hier wohl nicht wegen Varta geehrt, sondern weil BMW wohl einer der größten Steuerzahler ist. Muß man BMW nicht auch gleich verbieten und die OB dann auf eine andere NS Zeit Automarke umsteigen?

    Geschichte wird man nicht mehr los. Es ist richtig, daß man nach einer Schülerin / NS Opfer benennt und nicht wieder irgendeinen Sünder.
    Aber fast alle Deutschen und viele Kollaborateure waren verwickelt oder gleich sehr “tätig” – eine komplette Generation. Nur ein paar Obernazis und Industrielle hätten das nicht allein können, die Wachen um die Arbeitslager sind immer die kleinen Mittäter. Und man vergesse nicht die Fotos von den Stadtplätzen voll mit Frauen, die in Reih und Glied den Arm 45Grad heben.
    Macht es Euch nicht zu bequem mit der Anklage der “Großen”, es waren fast alle unserer Großeltern “dabei”. Die Archive stehen für Nachfahren und Forscher offen, jeder kann die Wahrheit ermitteln.

  • Wolfi

    |

    Langsam wirds affig :D Würde man sich um wichtige Probleme kümmern, würd die Wirtschaft ah ned den Bach runter gehen.

  • thomas otto

    |

    hat rd oder dr. wein stichhaltige beweise, dass franz hartl tatsächlich die synagoge angezündet hat?

  • Stefan Aigner

    |

    Das steht nirgendwo. Im Text steht, dass Hartl an dem Pogrom mit hoher Wahrscheinlichkeit beteiligt war. Oberführer beim NSKK war er.

  • thomas otto

    |

    “Wir haben starken Hinweise darauf, dass er in dieser Eigenschaft auch am Novemberpogrom beteiligt war“, sagt Wein….
    was für starke hinweise sind das konkret?

    ..”.Unter Beteiligung des NSKK wurde in Regensburg auch die jüdische Synagoge in Brand gesteckt”. war hartl dabei, wenn ja was hat er gemacht?

    schade dass dr. wein nicht mit fakten konkret wird.
    eine echte aufklärung hätte ich mir sehr gewünscht.
    so bleibt für mich -trotz der verdienstvollen arbeit von dr. wein- leider ein schaler beigeschmack einer halbgaren sache.

  • Alfons

    |

    zu: langsam wirds affig vom Wolfi. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der deutschen Wirtschaftspolitik und dem Umfallen von Fahrrädern in China und daher genau so wenig mit der Überlegung, ob wir Straßen umbenennen, die nach den Namen von Männern oder Frauen benannt wurden, die es einfach nicht verdient haben. Und daher sollte da gar kein großes Palaver draus entstehen. Wenn dann leidet die Politik Deutschlands unter der Herstellung von Zusammenhängen die zu großen Debatten führen, obwohl gar keine vorhanden sind aber das ist der Dummheit Wurst und Migranten essen Haustiere.

  • Stefan Aigner

    |

    @thomas otto

    Wie im Text erwähnt, handelt es sich um einen Zwischenbericht. Dessen Ziel ist es, am Ende detailliert die Gründe für eine Umbenennung zu veröffentlichen. Mehr ist jetzt gerade nicht da, aber wir werden das weiter beobachten.

  • Tom Lehner

    |

    @ Wolfi

    Alfons hat Ihren “Beitrag” schon sehr gut kommentiert. Deswegen beschränke ich mich darauf zu schreiben das wir uns es leisten können alten Nazis und/oder deren Kollaborateuren, warum auch immer früher zugestandene “Ehrbekundungen” wieder zu streichen. Ganz einfach weil es eine moralische Verpflichtung gegenüber den Opfern ist. Daran geht unser Staat nicht zugrunde. Aber wie wenig die Menschen aus der Geschichte lernen zeigen 30% AfD Wähler.

    Und genau darum ist es wichtig das zu tun.

  • Günther Herzig

    |

    @joey
    24. Oktober 2024 um 17:15 |
    Ihre stets ohne besondere Erregungsrituale formulierten Beiträge schätze ich sehr.
    Während die deutsche Wirtschaft dabei ist den Bach runter zu gehen, macht man sich in Regensburg Gedanken, ob Straßen umbenannt werden sollten.
    Werden solche Forderungen und Wünsche umgesetzt, wird man doch andere Namen brauchen. Falls Dschingis Khan bis jetzt noch nicht unangenehm in Deutschland aufgefallen sein sollte, was fraglich ist, könnte eine Straße nach ihm benannt werden. Und zu den Bösen gehört doch wohl der kriegerische Napoleon (Napoleonstein).
    Zu den Guten könnte Marshall (Marshallplan) gezählt werden, falls bis jetzt nicht schon etwas nach ihm benannt wurde. Mit Erwägungen Sarah Wagenknecht und Alice Weidel mit einer Benennung zu ehren, sollte sicherheitshalber noch ein paar Jahrzehnte gewartet werden, da nicht feststeht, ob sie in Zukunft nicht sogar von fremden Potentaten geehrt werden.
    Übrigens Jebsen hat seinen Namen immer Jepsen geschrieben (Artikelanfang Zeile 8).

  • Peter Lang

    |

    Gibt es eventuell auch christliche Synagogen oder muslimische? Ich glaube, Synagogen sind immer jüdisch. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liegen sollte.

  • Bert

    |

    „ Während die deutsche Wirtschaft dabei ist den Bach runter zu gehen, macht man sich in Regensburg Gedanken, ob Straßen umbenannt werden sollten“

    Ein typischer Herzig. Es mag vielleicht in seiner Anwaltstätigkeit so gewesen sein, dass nicht mehrere, verschiedene Dinge gleichzeitig angepackt wurden, das ist bei einer Kommune oder in der Politik generell nicht so. Ein Zusammenhang besteht sowieso nicht. Einfach nur dumme Polemik

  • Olgi

    |

    “Ehre, wem Ehre gebührt!” Und einer Vielzahl der durch Straßenbenennung begehrten Personen steht diese offensichtlich nicht zu. Vielen Dank für die Recherche und dem Stadtrat ein weises und glückliches Händchen bei der Diskussion und Beschlussfassung über mögliche Umbenennungen.

    “Personen (…), die noch vor dem Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurden und schon allein deshalb keine NS-Belastung aufweisen können” erschließt sich mir nicht. Viele NS-Täter und Hauptkriegsverbrecher fallen darunter. Oder ist der Anfang des 19. Jahrhunderts gemeint?

  • Jürgen

    |

    @Günther Herzig/ 25. Oktober 2024 um 07:46
    Von Ihnen habe ich mehr erwartet.
    Ich hoffe Sie sind nicht wirklich Rechtsanwalt.

  • Peter Lang

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    Wer ist Frau Dr. Sabine Wein? Wo lehrt sie? Was hat sie studiert? Gibt es zur Person vielleicht ein paar Angaben. Das Netz ist hier leider nicht sehr auskunftsfreudig.
    Ich muss Olgi Recht geben, das mit dem “vor dem Ende des 19. jahrhunderts geboren” verstehe ich auch nicht. NS-Verbrecher sind fast ausnahmslos so um die 189X geboren.

  • joey

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    @ Hr. Herzig: Ihr Lob freut mich sehr.
    Die Benennung von Straßen nach historischen Personen ist immer problematisch weil Menschen bekanntlich Menschen sind. Es soll ja auch Heilige gegeben haben z.B. der Carlo Borromeo, der gerne Ketzer verbrennen ließ… das hat ihm ja viele Statuen in Kirchen gebracht. Bin gespannt, wann denn da mal ausgeräumt wird.

    Viele Landgemeinden belassen es lieber bei Finken-, Fichten- und Kastanienweg. Zwar sind die Kastanien braun, aber das war vom Schöpfer nicht politisch gemeint. Ebenso wenig der Grünfink oder gar das Rotkehlchen.

  • Stefan Aigner

    |

    @Peter Lang

    Sabine Wein stammt aus Heidelberg und hat ihn Heilbronn ein ähnliches Projekt betreut. Mehr dazu in der öffentlichen zugänglichen Aufzeichnung der Sitzung.

    Zu der zugegebenermaßen missverständlichen Formulierung „vor dem Ende des 19. Jahrhunderts“: Gemeint ist, dass diese Leute lange vor dem Ende geboren wurden, also ob ihres Todes nicht mehr am NS beteiligt waren.

  • joey

    |

    In Yad Vashem gibt es eine digitale Gedenkwand. Man kann Opfergeschichte erforschen und sich als Gedenkender eintragen.

    Ich habe die Schülerin Sabina Baumblatt (aus einer Geringverdiener-Familie) gewählt, die mit 14 zur Zwangsarbeit nach München gebracht wurde und nach ihrem “Verbrauch” mit 16 vermutlich als “Demonstrationsobjekt” in der Folterschule Trawniki getötet wurde, ihre Spur verschwindet dort. Ich verbinde mich mit ihr, um sie als Individuum zu ehren und zu trauern.

    Das kann und darf jeder. Hier der link
    https://iremember.yadvashem.org/?p=9743&&language=de
    Geschichte kann man nicht mehr ändern, auch wenn es noch so gut wäre. Wir können nur erinnern – jede Träne ist besser als alles Weihwasser (hier als Synonym für die üblichen Standard Rituale und Formulierungen).

  • Kreisky

    |

    Wie man in den 1990ern (ich vermute, das Burgweintinger Neubaugebiet stammt aus dieser Zeit?) noch eine Straße nach Agnes “Ich traue auf Gott und den Führer” Miegel benennen kann, erschließt sich mir schon länger nicht. Noch absurder ist es, dass dieses Sträßchen eine Abzweigung der Käthe-Kollwitz-Straße ist, deren Namensgeberin von den Nazis drangsaliert wurde.

    Weg mit “Miegel”. Her mit dem “Irena-Sendler-Weg”!

  • Karl Straube

    |

    Straßennamensdebatte und kein Ende?
    Wenn sich jemand zu Wort meldet, der selbst oder dessen Vorfahren von Hartl direkt oder indirekt geschädigt wurden, ließe ich mir die Debatte eingehen. Anlasslose Namens-debatten werden uferlos um ihrer selbst willen. Die “Drei Mohren” sind seit den Debatten in rd vom 13.07. und 16.12.20 einigermaßen zur Ruhe gekommen, nicht zuletzt auch durch den Beitrag einer Nachfahrin von Morisken, die sich zur Namensherkunft erklärte. Wo wollen wir anfangen und wo enden? Die D.-Martin-Luther-Straße?
    Aus Wikipedia:
    “Ab 1543 folgten einige evangelische Gebietsherren teilweise Luthers Forderungen. Kursachsen erneuerte und verschärfte das Durchreise- und Aufenthaltsverbot für Juden. 1546 vertrieben Braunschweig und weitere Städte die ortsansässigen Juden. Einige evangelische Universitäten verbannten jüdische Mediziner infolge Luthers Klischee von diesen.[83] 1547 vertrieb der Graf von Mansfeld die Eislebener Juden. Landgraf Philipp von Hessen befahl eine Talmudverbrennung und verbot Juden das Zinsnehmen, konnte dies jedoch nicht durchsetzen”.
    Der Bismarckplatz steht auch schon im Kreuzfeuer, zu Recht, denn der biobayerische Bayer weiß, dass der Namensgeber unsern Kini durch den Gudden hat umbringen lassen, weil ihm seine Schweigegeldforderungen (wegen dem Brief, den der Roß-Ober beförderte ) zu teuer wurden (nach Rosendorfer).
    Und wo hören wir auf? Ein Fliegenpilz in der Bahnhofsallee regt zu Giftmord an! Ein Obelisk – gleich nebenan – ist eine Verhöhnung der Sklaven, die sowas in Ägypten aufstellen mussten. Ach ja, äh: Sarkasmus und Ironie off.

  • Schwan68

    |

    Da wurde also eine Frau Doktor mit zwei Hilfskräften beauftragt (von wem für wieviel?) Untersuchungen anzustellen, welche Namen von Parks, Straßen und Plätzen in Regensburg möglicherweise NS-belastet sind.
    Zwölf (!) Monate später ist nun ein “Zwischenbericht” vorgestellt worden. “Mehr ist jetzt gerade nicht da, aber wir werden das weiter beobachten.” sagt Stefan Aigner.
    “Von den 1.345 Straßennamen, die es in Regensburg gibt, sind 131 für die Untersuchung übrig geblieben – nachdem solche aussortiert wurden, die nicht nach Personen benannt sind oder nach solchen, die noch vor dem Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurden und schon allein deshalb keine NS-Belastung aufweisen können.”
    Das Aussortieren, auch wenn die angegebene zeitliche Vorgabe nicht stimmen kann (soviel Einsicht würde ich den Forschendendinnen schon zugestehen), sollte mit Hilfe eines Regensburger Straßenregisters und Wikipedia in ein bis zwei Tagen erledigt sein.
    Da blieben dann also 131 Kandidaten übrig.
    Von den 40 nach zwölf(!)monatiger Suche als “NS-belastet” deklarierten, können 33 aufatmen, weil ihre Belastung offensichtlich nicht für den Entzug der “Ehrenbekundung” (Tom Lehner) durch Straßennamen reicht. Nannte man das früher nicht “Persilschen”?
    Bei den 7 (sieben, lt. Olga eine “Vielzahl”) handelt es sich um die vier Rüstungsindustriellen Heinkel, Messerschmitt, Dornier und Quandt, denen man auch ohne langwierige Untersuchungen die “Ehrenbekundung” entziehen könnte, und zwei Dichter/innen, deren Gesinnung schon lange bekannt war.
    Da dieses Ergebnis selbst für einen Zwischenbericht doch ein wenig dürftig ist, hat man sich beim letzten Kandidaten, Franz Hartl, besonders Mühe gegeben und starke Hinweise gefunden. Sauber!
    Weder über Franz Hartl noch über Frau Dr. Sabine Wein hab ich bei einer schnellen Internet-Recherche irgendwas gefunden, obwohl, bei Franz Hartl wenigstens die Namens-Erwähnung bei Wiki.
    Liegt vielleicht am Datenschutz, aber wohl eher daran, dass ich kein Wissenschaftler bin.
    Allerdings sei die Frage gestattet, warum man sich bei dem Thema auf Personen beschränkt? Auch die Trauer um die “verlorenen Ostgebiete” in Form von “Sudetendeutscher”-Straße, “Marienbader”-Straße oder gar “Danziger Freiheit” gehört endlich ausgemerzt. Auch die Verherrlichung der kaiserlichen Siege bei Sedan, Weißenburg…aber lassen wir das.

  • KW

    |

    Es zeigt sich mal wieder, wie auch in ähnlich gearteten Fällen (z.B. Eslarn und der Kindervergewaltiger G. Zimmermann oder, wenn auch ein ganz anderes Thema, bei der Stadtbahn), dass das Volk, respektive die BürgerInnen, nicht zwingend zu Diskussionen oder weiterer Mitbestimmung eingeladen werden sollten.
    Die bereits gewählten VolksvertreterInnen (hier wohl in Form des Stadtrates der Stadt Regensburg) sollten es einfach machen und fertig.

  • Andrea

    |

    ich glaube, wir haben andere Probleme in unserem Land und unserer Stadt, als um die Namen der bestimmter Straßen und Gebäude zu debattieren. Vielleicht sollten wir uns eher auf die Probleme konzentrieren die wirklich wichtig sind.

  • Wuzzi

    |

    Hey, was ist eigentlich mit der Franz-Josef-Strauß-Allee?
    FJS war schließlich auch beim Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps NSKK und hatte dort die Funktion eines Rottenführers und eines Referenten beim NSKK-Sturm. Außerdem war er Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes. Warum ist der bei dieser Untersuchung durchs Raster gefallen?

  • Peter Lang

    |

    Herr Aigner, vielen Dank für die Info.
    Dass nach Miegel und Watzlik kein Straßenzug benannt werden soll, wissen wir seit der Florian-Seidl-Straßen-Debatte, wo erst das bayerische Kabinett Schaidinger Einhalt, bzw. Umkehr gebot.

  • paul

    |

    Servus…..Wenn ma scho dabei sind

    Positiver Aspekt für die Umbenennung

    gebt endlich dem Bismarckplatz den richtign Namen…..

    von Dalberg und sein Baumeister

    Gruß

  • Herbert Grabe

    |

    Danke für den Hinweis auf Yad Vashem, Joey.

  • Informant

    |

    @Karl Straube
    “Wo wollen wir anfangen und wo enden?”

    Steht doch da: Es geht um Verbrecher aus der NS-Zeit. Eine sehr klare Abgrenzung, finde ich.

  • Schwan68

    |

    @Informant
    “Steht doch da: Es geht um Verbrecher aus der NS-Zeit. Eine sehr klare Abgrenzung, finde ich.”
    Wo steht was von “Verbrecher”?

  • Karl Straube

    |

    @Informant: siehe oben – @Paul: die Mohren/Möhren sind durch (vorläufig); Hartl als potentieller “Verbrecher aus der NS-Zeit”? Und Ihre Abgrenzung? siehe @Wuzzi: FJS.
    Was ist mit den Verbrechern im Geiste? Siehe Agnes Miegel (zit. nach Wikipedia): 1939 schrieb sie: „Ich traue auf Gott und den Führer, nicht so kindlich und bequem, wie Viele es tun, sondern so, wie man als Deutscher und Ostgermane seinem Schicksal vertraut”.
    Sie ist Trägerin des Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1959.
    Also wo anfangen und wo enden?

  • Thomas Juppe

    |

    Hat unsere Stadt keine größeren Probleme? Wir befinden uns wirklich in einer spätrömischen Dekadenz.

  • Hindemit

    |

    @Juppe , mir Schnuppe: Der Preis für den bisher überflüssigsten Kommentar geht an Sie.
    Wie Herr Aigner auf FB postete wurde eine überregionale Trollgang aktiviert. Das zeigt sich nun leider auch hier im Forum. Was wären denn aus Ihrer Sicht wichtigere Probleme als die NS-Aufarbeitung und Rücknahme von unsäglichen Ehrungen (Straßen/Plätze benannt nach Günstlingen, Profiteuren, Aktivisten). Das mit spätrömischer Dekadenz zu betiteln disqualifiziert Ihren Standpunkt. Gut dass die Stadt mit Dr. Wein eine unabhängige Historikerin beauftragt hat. Wann immer die Öffentlichkeit mit Aufarbeitung der NS-Terrorherrschaft konfrontiert wird, outen sich Relativierer und Verharmloser.

  • Mr. B.

    |

    Zu Thomas Juppe
    26. Oktober 2024 um 11:04 | #
    Eine Aufarbeitung ist immer wichtig, auch wenn man erst später Kenntnis davon erlangt.
    Mit der Dekadenz dürften Sie allerdings momentan nicht ganz Unrecht haben.

  • Schwan68

    |

    @Hindemit
    “Wie Herr Aigner auf FB postete wurde eine überregionale Trollgang aktiviert.”
    Dann sollte der Herr Aigner mal hier an Ort und Stelle darüber berichten. “FB” ist nicht jedermanns bevorzugtes Medium.
    “Was wären denn aus Ihrer Sicht wichtigere Probleme als die NS-Aufarbeitung und Rücknahme von unsäglichen Ehrungen.”
    Das ist ja schön für Sie, dass Sie offensichtlich keine wichtigeren Probleme als diese erkennen können. Da wäre es allerdings auch sinnlos, Ihnen die Augen für andere Probleme zu öffnen, weil Sie die eh nicht sehen wollen.
    Sie machen übrigens denselben Fehler wie Olga und sprechen in einem Plural (Straßen/Plätze benannt nach Günstlingen, Profiteuren, Aktivisten) der nicht mal durch den Zwischenbericht belegt ist.

  • Peter Lang

    |

    @Hindemit
    Danke, prima Service!

  • Tobias

    |

    Kommentar gelöscht. Bitte sachlich und halbwegs zum Thema.

  • Mr. T.

    |

    Das “Während die deutsche Wirtschaft dabei ist den Bach runter zu gehen” ist das “Während in Afrika Kinder verhungern” der Rechtskonservativen, um den Zug bei Themen, die ihnen nicht gefallen, vom Gleis springen zu lassen.
    Als würde in Regensburg, Deutschland oder der ganzen Welt irgendein größeres Problem gelöst, wenn man darauf verzichtet, nach Nazis benannte Straßen umzurennen. Wie dumm sind denn solche Aussagen?
    Und geht denn die deutsche Wirtschaft wirklich so den Bach hinunter, wie es diejenigen gebetsmühlenartig erzählen, die aus reiner Machtgier auch nicht davor zurückschrecken, alles schlecht zu reden und der eigenen Bevölkerung zu schaden?

  • Daniela

    |

    @ Schwan68

    ..’Auch die Trauer um die “verlorenen Ostgebiete” in Form von “Sudetendeutscher”-Straße, “Marienbader”-Straße oder gar “Danziger Freiheit” gehört endlich ausgemerzt. Auch die Verherrlichung der kaiserlichen Siege bei Sedan, Weißenburg…aber lassen wir das.’

    Da bin ich vollkommen bei Ihnen. Das ist ebenfalls, bei genauer Betrachtung der Entstehung und des historischen Hintergrunds, ein Unding.

  • Wilfred Süß

    |

    Sollten sich Nachkommen von aktiven Parteimitgliedern und Holocaust-Leugnern vorsorglich umbenennen (lassen)? Sie tragen ja den Namen dieser Personen weiterhin in die Öffentlichkeit. Das ist nicht polemisch gemeint.

  • Karl SEILER

    |

    Ob 79 Jahre nach Ende der NS-Zeit und 75 Jahre nach den Spruchkammerverfahren mit dem Ziel der Entnazifizierung nochmals (inzwischen durchwegs verstorbene) Personen “wegen Unterstützung des NS-Regimes” bzw. wegen erst nachzuweisender und durchwegs verjährter Straftaten vor Straßennamen zu entfernen sind oder ob es sich nur um einen weiteren “Kampf gegen rechts” handelt – das lasse ich dahingestellt.
    Wenn sich der Regensburger Stadtrat aber für eine Änderung von Straßennamen entscheidet, sind auch die Folgen für die betroffenen Bürger zu bedenken und ihnen dadurch unverschuldet (!)entstehende Mühen und Kosten zu sehen – oder noch besser, abzunehmen.
    “Melderechtlich werden alle Bewohner … automatisch umgemeldet. Inhaber eines Personalausweises werden gebeten, zeitnah … im Einwohnermeldeamt zu erscheinen, damit die Adresse im Ausweisdokument geändert werden kann. Bitte teilen Sie dies auch sämtlichen Bewohnern Ihres Gebäudes mit.”
    “Das Vermessungs- und Finanzamt wird … von der Änderung benachrichtigt. Alle weiteren Stellen sind von Ihnen über Änderung zu informieren.”
    So die Gemeinde Etzenricht, als 2014 nach Art. 52 Abs. 2 BayStrWG meine Straße und Hausnummer für den verstorbenen Bürgermeister Wallinger geändert wurde.
    Weitere Folgen dieser von mir (!) vorgeschlagenen Änderung:
    – Kfz-Papiere waren auf eigene Kosten nach Terminvereinbarung persönlich oder durch Bevollmächtigten “im Amt” zu ändern,
    – alle privaten oder geschäftlichen Kontakte sowie weitere Ämter, Schulen, Banken, Versicherungen, Vereine etc. waren selbst zu informieren und manche forderten sogar die Vorlage des Änderung-Schreibens, neue Visitenkarten oder Briefbögen/Formulare waren da nur weitere Kleinigkeiten,
    – Daten für Navigationssysteme erfahren erst mit bis zu einem Jahr Verzögerung (oder nie!) ein Update – nicht nur Lieferungen von Paketdiensten, sondern sogar Notdienst-Einsätze werden damit zum Glücksspiel,
    – eine Information von Google erfolgte nicht durch die Behörde, sondern war erst möglich, nachdem ich mich selbst als Google-Melder angemeldet hatte.
    Als Nicht-Regensburger kann ich vom Stadtrat bzw. der Stadtverwaltung der Bezirkshauptstadt nichts fordern – eigentlich müsste aber allen älteren, nicht IT-affinen oder der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtigen Personen qualifizierte Helfer der Verwaltung zur Verfügung gestellt werden, um die aufgezeigten (und weitere) Probleme bei einer Straßen-Umbenennung zu lösen.

  • Informant

    |

    “Wo soll man anfangen / aufhören”
    “…was ist mit diesem und jenem, die haben doch auch…”

    Das ist die selbe Sabotage-Strategie an guten Entwicklungen wie “Klimaschutzmaßnahmen bringen eh nichts weil China”

    Wichtig ist, überhaupt mal anzufangen.

    “Haben wir keine anderen Probleme”. Aber natürlich, sehr viele. Sucht euch welche aus und fangt mit Lösungen an, statt Problemlöser anzugreifen.

  • Schwan68

    |

    “Wichtig ist, überhaupt mal anzufangen.”

    Weiß jemand, wieviel Straßen, Plätze, Parkas, Siedlungen, etc. nach Kriegsende schon umbenannt wurden?

  • Paul

    |

    @Karl SEILER
    27. Oktober 2024 um 01:33 | #

    Erforderliche Massnahmen on Mass,

    Fragestellung

    Bei anderen Nazi Angelegenheiten
    reicht doch ein Hinweisschild Stichwort Aufklärung

    sinnvolle Auseinandersetzung mit der Geschichte?

    Nur mal so betrachtet?

  • Mr. T.

    |

    Karl SEILER, diese Mühen muss man gar nicht so dramatisieren. Die Adressen bei Geschäfts- und Vertragspartnern kann man sukzessive bei jedem Kontakt aktualisieren. Kein Vertrag oder Dokument wird dadurch ungültig, dass die Adresse nicht zeitnah aktualisiert würde. Bei neuen Verträgen oder z.B. Bestellungen gibt man die neue Adresse an. Die Postbotin und der Paketfahrer werden nicht auf einmal vergessen, wohin denn jetzt Post und Pakete gehen müssen, die an den ehemaligen Straßennamen geht. Man kann den Aufwand schon dramatisieren. Navigationssysteme ohne Updates gibt es kaum noch. Wer sowas noch im Auto hat, fährt dann eh schon mit Handy-Navigation.

  • joey

    |

    Marienbad, Aussig und sonst noch was… Europäische Geschichte ist nicht nur Eroberung durch Deutsche. Ich beschränke mich bescheiden auf ein historisches Beispiel:
    Die Rzeczpospolita Polska hätte im späten Mittelalter deutsche Besiedlung locker verhindern können, brauchte aber Migration durch Fachkräfte. Aber nun lest mal selber ein Buch oder wenigstens die Wiki zu den genannten deutschsprachigen Städten.
    Ich stamme väterlicherseits bekanntlich von einer polnisch ukrainischen Familie “südländischen Typs” ab, die zuhause deutsch gesprochen hat. Deutsch war die Sprache von Bildung und Kultur in Osteuropa.

    Geschichte ist zu kompliziert für irgendeinen Furor. Geschichte gehört nicht gelöscht, sondern in ihren vielen Schattierungen erforscht.
    Fangt einfach bei euren Großeltern an – wollt Ihr Euch dann auch umbenennen? Wie schon öfters geschrieben: Familienforschung zu 33-45 kostet kein Geld (nur etwas Mut zur Wahrheit), es gibt dazu Unterstützung durch den Staat https://memorial-archives.international und https://www.bundesarchiv.de

  • Stefan Aigner

    |

    @Peter Lang

    Asche auf mein Haupt. Ich habe den Vornamen von Frau Wein nicht korrekt wiedergegeben. Susanne ist korrekt. Ist jetzt korrigiert. Tut mir leid.

  • Hindemit

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    @Schwan 68
    40 Straßen mit NS Belastungen, 7 im Zwischenbericht (!) zur Umbenennung empfohlen, da ist ein Plural durchaus angemessen. Verstehe Ihre Schluß-Äußerung nicht. Die davor auch nicht.

  • Hindemit

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    Durch Umbenennung eines Straßennamens wird Geschichte nicht gelöscht, vielmehr wird die ungerechtfertigte öffentliche Ehrerbietung zurückgenommen. Ein bedeutsamer Unterschied. Einer “verdienten” Umbenennung Geschichtsrevisionismus vorzuwerfen ist absurder Quatsch.

  • Karl SEILER

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    Mr.T., “dramatisieren”, d.h. aufregender darstellen, als es in Wirklichkeit ist – das trifft mich nicht! Die Wirklichkeit ist schon Drama oder “konfliktreiches Geschehen” genug, wenn nur eine wichtige Sendung oder ein Besucher nicht ankommt.
    Ihnen wünsche ich nicht, einmal eine Straßen-Umbenennung hinnehmen zu müssen – denn ich kenne die damit verbundenen Mühen und Kosten.

  • Günther Herzig

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    @joey
    27. Oktober 2024 um 19:00 | #
    Was Sie über die Besiedelung des europäischen Ostens durch Deutsche im Mittelalter berichten, war mir nicht bekannt. Wir alle sind leicht bereit Wissenslücken in irgendeinem Themenzusammenhang zu überbrücken mit Spekulation, wenn es uns nur plausibel erscheint. Wie gehen eigentlich die Vertriebenenverbände mit „ihrer“ Geschichte um? Über die Besiedelung im Banat glaube ich etwas mehr zu wissen. Vor einigen Jahren habe ich einen Vertriebenen, vorher mit ungarischer Staatsangehörigkeit, ursprünglich Timisoara, kennen gelernt. Die Familie hatte seit Generationen ihr landwirtschaftliches Anwesen mit über 300 ha bewirtschaftet. Mit der Vertreibung wurde ihm auch die Staatsangehörigkeit entzogen. Dann die Überraschung: Die ungarische Regierung meldete sich bei der Familie, bot die ungarische Staatsangehörigkeit an, leistete über 300.000,00 DM Entschädigung (in den 90er Jahren), damals eine stattliche Summe. Das Angebot wieder die ungarische Staatsangehörigkeit zu erwerben nahm e

  • Schwan68

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    @hindemith
    Ich schrieb es bereits. Nach 12-monatiger Suche durch drei Personen gibt es bisher nur einen Zwischen(!)-Bericht.
    Von 40 “Straßen mit NS Belastungen” waren lediglich bei 7 die “Belastungen” so schwerwiegend, daß eine Umbenennung empfohlen wird.
    Von den 7 waren 6 auch ohne den “Zwischenbericht” bereits einschlägig bekannt (Heinkel, Messerschmitt, Dornier, Quandt, und zwei Dichter/innen mit einschlägiger Gesinnung).
    Neu sind nur die “starken Hinweise” gegen eine (Singular) Person, Franz Hartl, wegen möglicher aktiver Beteiligung in der “Reichspogromnacht”. Schön, daß wir das nun bald wissen werden.
    Die Flugzeugbauer sind zwar im Bewusstsein der Bevölkerung eher für ihre Ingenieursleistungen bekannt, man kann aber durchaus wieder darauf aufmerksam machen, dass sie damit auch das NS-Regime und den Krieg unterstützt haben.
    Die zwei nicht ganz dichten Dichtenden aber kennt eh keiner.
    Bei den für meine Begriffe zum “Plural” fehlenden 33 mit nicht ausreichenden “NS- Belastungen” wäre schon interessant, womit sie sich verdächtig gemacht haben. Es wird sich wohl um Mitgliedschaften in einer der diversen NS-Gruppierungen handeln.
    Und wer wirft jetzt da den ersten Stein? Hindemit, haben Sie schon mal Ihre Verwandschaft auf NS-Belastungen durchforstet und den dabei gefundenen Onkel mit Mitgliedsnummer 9.999.999 aus dem Stammbaum getilgt?
    Oder war der Onkel mal bei der Gestapo vorgeladen, was Ihre Familie natürlich durchwegs zu Widerstandskämpfern macht?
    Ich halte den aktuell betriebenen Aufwand für das, was dabei herauskam, für übertrieben.
    Wenn man die 7 Straßen umbenennen will? Kann man machen, mich wird’s nicht betreffen. Besser wäre es aufklärende Hinweise anzubringen. Durch die Namenstilgung aber verschwindet der NS-Bezug, und dann war die ganze Aufregung doch umsonst, oder?
    Bleibt noch die bisher unbeantwortete nach anderen Umbenennungen nach Ende des zweiten Weltkriegs. Vielleicht kann da jemand was dazu beitragen.
    Dass Sie meine vorherigen Schluss-Äusserungen nicht verstehen, war klar. Solche Gedanken passen nicht in Ihre Blase. Macht aber nix.

  • Hindemit

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    @Schwan 68
    Sie brauchen sich nicht zu ereifern. In einer Blase sind natürlich immer nur die anderen, gell?! Ich habe nochmal nachgesehen: Nach keinem meiner Familienmitglieder wurde ein Straße benannt. Ihr Vergleich zwischen öffentlichen Straßen/Plätzen und meinem Stammbaum ist absurd. Einer meiner beiden Großväter war dabei. Der andere war untergetaucht. So What? Hier geht es darum zu klären, als Gesellschaft, wen wir mit Widmung ehren. Es sind immer die gleichen Abwehrreaktionen. Für manche Leute ist die vereinfachende, relativierende Schlussstrichhaltung bequem und rüttelt nicht am Weltbild. Ich finde die Untersuchung der Nahmen ist überfällig, die Analyse bringt für die Öffentlichkeit wichtige Mosaiksteine, die bisherige (Nicht-)Erinnerungskultur ist zu überdenken. Nix für ungut, wir finden in der Sache nicht zusammen.

  • Herr Stadtrat Frank

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    Die FJS-Allee natürlich in Blaumeisen oder Schluckspecht-Schlucht oder wegen mir Gasse umbenennen.

    Die 3-Möhrenstraße selbstverständlich in 3-alte-weiße-Männer-Sackgasse umbenennen, weil es nicht als Beleidigung gemeint ist, sondern wegen der herausragenden wirtschaftlichen Leistung, die es uns “Jung*innen” ermöglicht, dass uns fast keine Privatisierungsfehler von öffentlichen Dingen und ökologischen Zerstörungssteigerungen mehr unterlaufen kann und wir einfach nur unfassbar stolz auf die 3 sind und unendlich dankbar!

    Dass die Martin Luther Straße in Martin Sonneborn Prachtstraße umbenannt werden muss, ist natürlich jedem Trenner von Staat und Kirche hinlänglich bewusst und längst überfällig.

  • joey

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    @Günther Herzig
    danke für die Nachfrage.
    Das Thema wäre eine ganze Bibliothek wert. Ich versuche es möglichst kurz, kann aber nur zum eigenen Nachforschen anregen.

    Grundsätzlich ist die Geschichte Osteuropas sehr turbulent. Ständig gab es Populations- und Grenzverschiebungen. Hier trafen zahlreiche Ethnien und Religionen aufeinander und vermischten sich munter (von deutschen Pfälzern bis zu Mongolen). Das geht in allen Epochen seit der Antike bis ins 20. Jhdt. Um mit einem Beispiel kurz zu bleiben: die heutige Westukraine und Weißrußland waren die längste Zeit (bis 1945 Stalin Konferenz von Jalta) “polnisch”, was sich heute noch religiös katholisch zeigt. Juden waren ein wichtiger Faktor, der auch die deutsche Sprache sehr stark eingeführt hat. Deutsch war die Sprache von Bildung und Wissenschaft bis zum NS Terror. Diese bösartige Barbarei haben viele Osteuropäer nicht für möglich gehalten.

    Meine Familie wurde von Deutschen vertrieben, war aber 1945 einfach mal da und hatte keine Lust auf Stalin. Daher war die Frage eines britischen Offiziers 1945 an meinen Großvater taktisch klar beantwortet: ich bin jetzt lieber mal “Deutscher”. Wer von der Familie keine Kinder hatte, ist möglichst bald nach USA und Kanada ausgewandert.

    Nach dem Krieg bis ca. 1970 haben Vertriebenenverbände ziemlich rachsüchtig gearbeitet. Nazis haben diese Verbände auch unterwandert und wollten eine gewisse Suppe damit kochen und blieben damit aber erfolglos. Den meisten Vertriebenen war klar, das die Heimat verloren war. Schon deren Kinder (heute 80 Jahre alt) haben keine Verbindung oder Heimatgefühl mehr. Beispiel: In Straubing gibt es ein winziges schlesisches Museum, was durch den bayr. Staat finanziert wird – die Besucherzahlen sind fast Null.
    Die heutige Generation 18-50 in Deutschland weiß (und will es auch gar nicht wissen), woher die Großeltern kommen – in der Regel sind durch eine freie Gesellschaft auch keine reinen Schlesier mehr vorhanden.

    Deutsche Geschichte wird zu oft auf Verbrechen reduziert und daher den Menschen eher ausgetrieben. In Kürze wird es keine Vertriebenenverbände mehr geben.

  • joey

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    @Hindemit
    Erforschung sicher ja, Schlußstrich sicher nein. Bessere Pädagogik bitte!

    Da wäre eine Umfrage gut: wer unter 30 weiß eigentlich, wer H.Quandt. war? die meisten können die NS Zeit nicht einmal zeitlich zuordnen oder wissen etwas über die Verbrechen.
    Man kann Deutschland in Buntland umtaufen. Ist es dann besser?
    Ach ja, Volks(!!!)wagen als echte Nazigeburt gibts bald nicht mehr.

  • Stefan Aigner

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    Es nervt mich zusehends, dass hier einige (bewusst?) ignorieren, dass ausdrücklich eine Kommentierung, selbst der zur Umbenennung in Rede stehenden Straßen von Frau Wein empfohlen wird. Das widerspricht der permanent wiederholten Behauptung, dass alles umgetauft und getilgt werden solle und ich habe es sehr bewusst auch im Text erwähnt.

  • joey

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    @Stefan Aigner
    ich bin auch für Hinweisschilder.

  • Jakob Friedl

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    @Herr Stadtrat Frank: Vorlage nicht gelesen – Sitzung nicht auf dem Schirm. Aber immerhin als Stadtrat mal etwas „gearbeitet“. Für einen Witz im Jahr reicht’s.

    Zum Thema: Leider ist der Forschungsauftrag auf zeitgenössische Namenspatrone beschränkt. Der Forschungsauftrag sollte auf Orte, Dinge und Idole der Nationalsozialisten ausgeweitet werden. Dazu müsste betrachtet werden, welche Straßen im Dritten Reich (um)benannt wurden. Wie im Zwischenbericht empfohlen, sollen die Straßenschilder mit Erklär-Tafeln kommentiert und durch Hinweise zu weiterführenden Informationen, z.B. auf einer Webseite oder im städtischen Archiv, ergänzt werden.

    Ein Beispiel: Nach dem Ersten-Weltkrieg-General, Monarchist, Hitlerbewunderer und Nazimaskottchen August von Mackensen wurden im ganzen Reich Straßen benannt. Im Regensburger Kasernenviertel ist die mit erklärten Hinweisen zu kommentierende Mackensenstraße im damaligen Neubaugebiet u.a. umgeben von Straßen, die nach Heeresführern aus dem ersten Weltkrieg getauften Nazi-Kriegsschiffen benannt sind, z.B. Admiral Hipper, Graf Spee und viele mehr. Auch hier sollten Hinweise angebracht werden. An Straßennamen lässt sich auch die Entwicklung des Kasernenviertels ablesen. An den südlichen Enden der Mackensenstraße, der parallel verlaufenden Graf-Spee-Straße und der Von-Reiner-Straße, wurde nach dem Krieg weitergebaut und die Straßen nach dem von den Nazis abgesetzten Oberbürgermeister Dr. Otto Hipp und nach Bürgermeister Martin Mauerer (erster rechtskundiger Bürgermeister 1818-1828) benannt.

    Beim nächsten Mal wird im Bildungsausschuss hoffentlich auch die räumliche Verteilung der bisher herausgefilterten belasteten Straßen vorgestellt, mit denen wir zwangsläufig immer konfrontiert sind: https://parkversorgung.de/wp-content/uploads/2022/02/export_20220211172209.png

    Hier noch mal das Handlungskonzept von 2022: https://www.regensburg.de/fm/RBG_INTER1S_VM.a.253.de/r_upload/handlungskonzept-strassennamen-regensburg.pdf

    Weitere Informationen im Stadtraum transportieren Stolpersteine.
    Von einem Klima der Bespitzelung in der Admiral-Scheer-Straße erzählt z.B. der Stolperstein für Alois Krug: http://www.stolpersteine-regensburg.de/AdmScheer_Krug29.pdf

    Als Künstler ist es mir auch ein Anliegen, vermeintlich belanglosen Stadtraum und dessen (Entwicklungs-)Geschichte ins Bewusstsein zu rufen. Hier Gestaltungsvorschläge für eine blumige Transformation des Kasernenviertels: „II. Zwischen Ostpark und Sportclub (Alfons-Auer-Str.)“, hier vor allem im Straßenbegleitgrün des gemeinnützigen Bauvereins: https://ribisl.org/ribislhecken-potenzialflaechen-im-kasernenviertel/ (etwas herunterscrollen) z.B. https://ribisl.org/wp-content/uploads/2021/12/28_JPEG-Bild-5-1024×768.jpg

    Zu tun gibt es noch Einiges. Beteiligen können sich alle.

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