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Unterkünfte für Flüchtlinge

„Notfalls bauen wir selber“

Die Stadt Regensburg sucht angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten. Immobilienwucherern erteilte der Oberbürgermeister in diesem Zusammenhang eine deutliche Absage. „Für solche Typen habe ich nichts als Verachtung übrig.“

Durch Trennwände besteht die Möglichkeit, kleinere, private Bereiche in der Turnhalle abzutrennen. Foto: Stadt Regensburg.

Die Notunterkunft in der Clermont-Ferrand-Turnhalle: Bei Bedarf können hier innerhalb von 24 Stunden 200 Plätze zur Verfügung gestellt werden. Foto: Stadt Regensburg.

„Das ist eine Herausforderung, die jetzt leistbar ist, aber nicht über Jahre hinweg.“ So reagiert Oberbürgermeister Joachim Wolbergs angesichts der Prognosen zu den steigenden Flüchtlingszahlen in diesem Jahr. Aktuell rechnet die Bundesregierung mit 800.000 Menschen, die in diesem Jahr Asyl in Deutschland suchen werden. „Ich gehe davon aus, dass diese Zahl noch auf eine Million nach oben korrigiert werden wird“, so Wolbergs am Dienstag. Niemanden gehe es deshalb in Deutschland schlechter, tatsächlich gehe es insbesondere jenen Menschen, die sich als Helfer engagieren sogar besser. „Das ist die Wahrheit.“

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Gesucht: Platz für 1.400 Menschen

Eine andere Wahrheit ist aber auch: Die Stadt muss sich um ausreichenden Wohnraum für die ankommenden Flüchtlinge kümmern. Derzeit leben in Gemeinschaftsunterkünften, der Erstaufnahmestelle und der Notfallunterkunft, die mal belegt, mal frei ist etwa 1.100 Geflüchtete in Regensburg – 80 von ihnen sind Minderjährige. Binnen eines Jahres muss Regensburg etwa 1.400 weitere Menschen aufnehmen. Die Frage ist nun: Wo?

Voraussichtlich im Dezember wird die Container-Unterkunft am Weinweg fertiggestellt sein, in der 100 Menschen Platz finden. Darüber hinaus habe man etwa „20 Optionen“, die man derzeit prüfe oder deretwegen man mit Vertretern der Immobilienwirtschaft verhandle. „Natürlich gibt es Leute, die sich auf dem Rücken notleidender Menschen eine goldene Nase verdienen“, so Wolbergs. „Für solche Typen habe ich nichts als Verachtung übrig.“ Es gebe aber auch zunehmend Leute, die helfen wollten.

Keine Kopfpauschalen in Regensburg

Im Gegensatz zum Landkreis Regensburg, wo bei der Anmietung von Privatunterkünften eine „Kopfpauschale“ zwischen 15 und 25 Euro pro Tag und Flüchtling bezahlt wird – was zum Teil bizarre Auswüchse zeitigt – lehne man in der Stadt Regensburg solche Pauschalen ab, so der OB. „Wir mieten zum Quadratmeter-Preisen an und werden maximal zehn bis 15 Prozent über der ortsüblichen Miete bezahlen.“ Wucherer kämen in keinem Fall zum Zuge. „Da bauen wir notfalls selbst.“ Über konkrete Standorte wollte Wolbergs am Dienstag noch nicht sprechen. Hier sei noch nichts fix und sobald das der Fall sei, würden möglichst die Anwohner und Nachbarn als erste informiert.

Für Wucherer "nichts als Verachtung übrig". OB Wolbergs (in der Notunterkunft). Foto: Archiv/ Liese

Für Wucherer “nichts als Verachtung übrig”. OB Wolbergs (in der Notunterkunft). Foto: Archiv/ Liese

Übergangsweise – bis Januar – werden 200 Asylbewerber und die 80 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im ehemaligen Michlstift untergebracht werden. Der Umzug der Bewohner des ehemaligen Altenheims sei mittlerweile abgeschlossen und „völlig reibungslos“ verlaufen. Im Februar soll mit den Umbauarbeiten für ein Kinderschutzhaus begonnen werden.

Keine Flüchtlinge vom Westbalkan

Abseits von diesen nackten Zahlen und organisatorischen Aufgaben sind es bewegende Einzelschicksale, die den Oberbürgermeister am Dienstag beschäftigen. Da ist die Geschichte eines 13jährigen Jungen, dessen Eltern Geld gesammelt haben, um ihn nach Deutschland zu schicken. Sie selbst leben weiterhin in einem Flüchtlingslager im Libanon. Da ist der 14jährige Junge aus Syrien, dessen Vater – ein orthodoxer Christ – von IS-Terroristen an ein Kreuz gebunden, mit Marmelade beschmiert und anschließend mit Insekten gefoltert wurde. Beide – Vater und Sohn – leben heute in Regensburg. „Aber der Junge kann nicht bei seinem Vater leben, weil der Mann völlig am Ende ist.“

Es seien fast ausschließlich solche Menschen, Opfer von Krieg und Terror in Syrien, dem Nordirak oder Afghanistan, die nach Regensburg kämen, so Wolbergs. Menschen vom Westbalkan, für die die CSU Abschiebelager einrichten will und die unter dem Schlagwort „Asylmissbrauch“ attackiert werden, seien „überhaupt nicht“ dabei.

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Kommentare (23)

  • Mathilde Vietze

    |

    Gott sei Dank haben wir einen OB Wolbergs, der in dieser Situation besonnen
    und vorausschauend reagiert. Ich bin ja gespannt, wieviele negative Reaktionen
    nun trotzdem wieder kommen.

  • Jasmin Freudlich

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    Muss man jedesmal den OB lobhudeln wenn er seine Arbeit macht für die er gewählt wurde und dafür bezahlt wird?

  • Lars

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    @Jasmin: Naja weißt du, das sind wir in Regensburg einfach schon seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr gewohnt…

  • Jürgen Rei

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    Der frischgekürte Stadtrat Janele kann doch da sicher kostenlose Immobilien zur Verfügung stellen

  • joey

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    wenn Hr. Wolbergs genügend Angebote für Bestand oder Grundstücke für Neubauten hat (woher plötzlich..?), dann kann er sich die Verachtung leisten. Das wäre aber schon sehr überraschend, wieviel Wohnungen in Regensburg stehen eigentlich leer? Oder ist das nur Romantik für eingefleischte Sozialdemokraten, schließlich dürfen die ohnehin gebeutelten Geringverdiener Regensburgs nun nicht wegen Flüchtlingen noch mehr Chancen auf Wohnungen verlieren, die Kommune nicht Preistreiber sein. Hoffen wir auf das Beste, daß der Zuzug nach Deutschland keine soziale Verdrängungen bewirkt, daß alles so machbar ist, wie Mutti und Engel Gabriel verkünden. Und die bisherigen Probleme in Regensburg offenbar nur leere Wichtigtuerei vom Mieterschutz waren…

  • Done

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    Es ist bereits beschlossene Sache, dass ein Neubau zur Erstaufnahme auf dem Gelände der Bajuwarenkaserne (Fertigstellung Nov. 2016) entstehen wird. Wahrscheinlich hat der OB vergessen die lächerliche Investition (ca. 35 Mio) beim Interview zu erwähnen. Die Wucherer versuchen in der gleichen Gegend gerade Wohnraum an die Eingebohrenen zu bringen. Ob sich die Preisvorstellungen der Immobilienhaie (3500 €/qm) mit dieser Nachbarschaft durchsetzen lassen?! Ich denke der weltoffene Normalverdiener wird sich über ausnahmsweise günstige Preise für Wohneigentum in Regensburg bald freuen dürfen :-)

  • Mathilde Vietze

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    Wenn jemand die Arbeit, für die er bezahlt wird, außerordentlich
    gut macht, dann hat er ein Lob verdient!

  • bernd

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    Warum soll es eigentlich verwerflich sein, einen Marktpreis zu erzielen, nur weil es um Flüchtlinge geht? Marktwirtschaft ist doch sonst auch so toll?

    Andersrum könnte man nur Verachtung übrig haben für eine Stadt die möglichst lange wartet und dann völlig überraschend fest stellt, dass sich der Markt für Flüchtlingsunterkünfte und -container geändert hat und sie nun mehr bezahlen muss als wenn sie frühzeitig agiert hätte. Dann gäbe es auch diese Turnhallenbilder nicht. Für die Verantwortlichen der Turnhallen könnte man auch Verachtung übrig haben.

  • joey

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    @done
    wieviel Wohnungen wird es dort für neu Zugewanderte (in welchem Status auch immer) geben? Auf dem Kasernen Areal ist der Platz auch beschränkt, der größte Teil ist für Gewerbe bestimmt. Die Flüchtlinge heute sind oft nur eine Person aus einer großen Familie, die im Libanon auf den Nachzug wartet.
    Es ist leider Fakt, daß wir bisher nicht genügend preisgünstige Wohnungen in den Orten mit guter Anbindung hatten, von diesem Problem werden uns die Flüchtlinge sicher nicht befreien.
    Hier geht es nicht um politischen Willen, sondern um Mathematik: Grund und Boden mißt man nach Länge und Breite und Geschoßzahl. Das Reservoir an Menschen mit guten Fluchtgründen ist praktisch unerschöpflich, Grundstücke nach unseren heutigen Wertvorstellungen sind das aber nicht.

    Meine (nichtdeutschen) Großeltern sind 1945 in dieses Land gekommen und haben sich gezwungenermaßen neben einem abgelegenen Dorf eine Hütte aus Materialresten gebaut (die steht übrigens noch!). Das Grundstück war nach heutigen (z.B. ökologischen) Maßstäben nicht bebaubar, im Dach waren 20qm (ungedämmt) für 3 Kinder… Heute auf Brandschutz bei Flüchtlingsheimen zu verzichten, wäre passend für die NPD, kam aber von der Kanzlerin.

    “wir schaffen das” kann man vielleicht sagen, wenn man das Problem kennt. Aus den hilflos klingenden Äußerungen unserer “Eliten” muß man leider befürchten, daß das nicht der Fall ist. Das Boot ist noch lange nicht voll, aber die schönen Plätze sind ziemlich besetzt.

  • Jürgen

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    Hätte die Stadt in der Vergangenheit nicht blockiert, hätten wir längst genügend Platz.
    Erst hat Schaidinger mit seinen guten Kumpels in der Staatskanzlei einen Ausbau verhindert und dann wurde jüngst wegen Immobilieninteressen seitens der Stadt blockiert. Jetzt hat man das Problem wohl erkannt.
    Ach ja, wenn man Vorschriften außer acht lässt, braucht man immer jemanden der den Kopf hin hält wenn was schief läuft. Wer soll das bitte sein?

  • erik

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    das ist die Generation Politiker in diesem Land, sich jedes Wort versilbern und jeden Handgriff vergolden lassen und die Arbeit sollen dann Ehrenamtliche für umsonst erledigen. Wie wär’s wenn diese Politiker z.B. 95 Prozent ihrer Einkommen bzw. Bezüge spenden und bereitstellen würden, damit sie bei der von anderen von ihnen eingeforderte Solidarität mit gutem Beispiel vorangehen. Aber ich vermute wenn es den Politikern an die eigenen Geldschatulle geht, dann wird aus Mutter Teresa ganz schnell Dagobert Duck!

  • da_Moartl

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    @Jürgen Rei: Janele und kostenlos: Das war wirklich ein guter Witz ;-)

  • Jürgen

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    @erik:
    Verallgemeinerungen haben noch niemanden geholfen. Klar, es ist chic auf Politiker zu schimpfen, aber nur des bloßen Applauses deiner Stammtischbrüder wegen, ist das trotzdem ziemlich einfallslos.
    Es gibt einige wenige “Politiker” die richtig absahnen und da träfe ggf. deine Aussage noch einigermaßen zu, aber bei dem überwiegendem Teil ist das eben nicht so.

  • Mathilde Vietze

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    Zu Jürgen: Vielen Dank für den ausgezeichneten und zutreffenden
    Kommentar!

  • Tobias

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    Schade, dass dieses Geld für Studenten über Dekaden nicht zur Verfügung stand. Man betrachte dabei den Ernst-Reuter-Platz (Abrissreif, Baujahr 1968) oder etwa das Melanchthonheim (Abrissreif, Baujahr 1971).

    Nein, stattdessen musste sich eine Kollegin in Schwabelweis (!) ein Zimmer (!) anmieten, dessen Vermieter nachts durch das Haus schlich…

    Naja, gegen wir halt Steuergelder (auch meins!) dafür aus, reflexartig die “Flüchtlinge” über alles Andere zu stellen; so funktioniert das prima mit der Abwanderung nach Rechts…. *Kopfkratz*

  • erik

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    @Jürgen – schon klar die verarmte Kaste der Berufspolitiker, die Abends nach Essen die Müllcontainer in dunklen Gassen durchstreift und im Anschluss am Bahnhof’s WC noch einen blowjob erledigt, damit sie sich am nächsten morgen wenigstens eine warme Tasse Kaffee leisten kann, bitte geben sie den nächsten Termin für eine Kollekte mit dem Titel “auch Politiker brauchen Fleisch” rechzeitig bekannt.

  • Mathilde Vietze

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    Der OB kann machen, was er will – es wird immer welche geben, die ihm
    sein jeweiliges Handeln als Fehler ankreiden.

  • Done

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    @ Mathilde
    Damit hast Du wohl recht. Ich finde es jedoch sehr befremdlich wenn ein OB öffentlich gegen die Immobilienbranche wettert, nur weil diese (leider viel zu teure) ortsübliche Preise verlangt. Diese müssen dann logischerweise auch herhalten weil ein teurer Neubau erstellt werden muss. Das heuchlerische an der Geschichte ist nur – der Neubau war beschlossene Sache bevor sich angeblich um Immobilien aus privater Hand umgesehen wurde! Hier wird mit polemischen Scheißhausparolen Stimmung gegen eine Personengruppe gemacht, welche eben auch kein Geld zu verschenken hat. Übrigens, Herr OB – Sie schimpfen auf einige Ihrer besten Steuerzahler! Verachten Sie, die von den Wucherern bezahlten Abgaben, Gebühren, Steuern auch?

  • blauäugig

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    @Tobias
    Zu meiner Studienzeit gab es sogar Studierende, die sich ein Zimmer in Regensburg nicht leisten konnten, also nicht mal in Schwabelweis, sondern erst ca. 15 km außerhalb.
    Es gab noch kein beitragsfinanziertes Semesterticket und trotzdem kamen nur ohnehin schon Braune auf die Idee, nach “Rechts” abzuwandern.

  • bernd

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    Die Flüchtlinge fressen euch alles weg!!

    @Tobias:
    Klar, spielen wir Studenten und ihre Zimmernötige gegen Menschen, die ihr Grundrecht auf Asyl in Anspruch nehmen wollen aus! Super!

    Übrigens wird der Schuppen am Ernst-Reuter-Platz von “Diakonisches Werk Regensburg e. V” verwaltet, klingt arg als hinge da eine finanzstarke Kirche dahinter und nicht die öffentliche Hand, was?

  • „Es gibt keine Vorfälle in den Notunterkünften.“ » Regensburg Digital

    |

    […] Wie berichtet, befindet sich die Stadt schon seit längerem auf der Suche nach weiteren Unterbringun… Am Montag gab der OB zwei weitere Standorte für neue Gemeinschaftsunterkünfte bekannt. Eine wird in der Guerickestraße entstehen und Platz für 180 Menschen bieten, die zweite ist in der Boelckestraße geplant und soll 170 Plätze haben. Es soll als gemeinsames Projekt mit Architektur-Studenten der OTH Regensburg umgesetzt werden. Voraussichtlich Mitte Dezember wird die schon seit längerem beschlossene Unterkunft am Weinweg mit 100 Plätzen fertiggestellt sein. „außerdem sind wir noch an mehreren Objekten dran, über die derzeit noch Verhandlungen laufen“, so Wolbergs. Bis zum nächsten Jahr wolle man die derzeit noch als Notunterkünfte genutzten Turnhallen leer bekommen. […]

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