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Polizisten: Opfer und Täter

Die Gewalt steigt auf beiden Seiten

Die Statistik ist noch recht neu: Zum zweiten Mal hat das Bayerische Innenministerium am Dienstag das „Lagebild“ zur Gewalt gegen Polizeibeamte vorgestellt. Das Fazit dabei: Die Zahl von Beamten, die im Einsatz verletzt werden, steigt. Die Oberpfalz liegt dabei weitgehend im Trend. Was allerdings ebenfalls deutlich zunimmt, sind die Anzeigen und Verfahren gegen Polizeibeamte.

Gewalt gegen Polizeibeamte: Häufig trifft es Streifenbeamte bei vermeintlich harmlosen Einsätzen. Foto: Archiv

Was die Ursachen betrifft, sind sich die Oberpfälzer Polizeigewerkschaftler einig und irgendwie spricht aus beiden eine gewisse Ratlosigkeit. Wenn es um die Zunahme von Gewalt gegen Polizeibeamte geht, sprechen sowohl Gerhard Knorr (Bezirksvorsitzender Gewerkschaft der Polizei/ GdP) wie auch Michael Hinrichsen (stellv. Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft) von einem „gesamtgesellschaftlichen Problem“. Und auch wenn es Forderungen nach Gesetzesverschärfung (GdP) bzw. konsequenterer Anwendung der bestehenden Gesetze (Polizeigewerkschaft) gibt, bleibt am Ende bei beiden die Forderung oder eher Hoffnung, „wieder zu einem vernünftigerem Miteinander“ zwischen Bürgern und Polizei zu finden. Erst seit zwei Jahren gibt es eine Statistik, in der Fälle von „psychischer und physischer Gewalt“ gegen Polizistinnen und Polizisten erfasst werden. Just seit der Zeit, seit auch eine Statistik zu Polizeigewalt erstellt wird. Doch dazu später.

Politik fordert: Mehr Schutz, schärfere Gesetze

Am Dienstag stellte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) das „Lagebild“ für 2011 vor (zur Präsentation des Innenministers) und am Ende gab es die üblichen Versprechungen. Herrmann kündigte neue Schutzhelme und verbesserte Westen an (zur Pressemitteilung). Justizministerin Beate Merk forderte Gesetzesverschärfungen. Aufrüstung also. Löst das irgendwelche Probleme? 6.909 Fälle von „Gewalt“ listet das Bayerische Innenministerium in seinem „Lagebild“ für das Jahr 2011 , eine Zunahme um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewaltbegriff wird dabei recht inflationär gebraucht: Fast 40 Prozent der darunter summierten Delikte sind Beleidigungen. Das treibt zwar die absoluten Zahlen gehörig nach oben, ermöglicht aber nicht unbedingt eine sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Thema. „Beleidigungen sind allenfalls ein Signal dafür, wohin die Sache sich entwickelt, aber keine Gewalt“, sagt etwa Polizeigewerkschafter Hinrichsen.

Gewalt gegen Polizeibeamte in Bayern 2011. Schaubild: Bayerisches Innenministerium

Und wohin sich die Sache entwickelt, weist die bayernweite Statistik auch ohne Beleidigungen klar aus: 1.918 Polizistinnen und Polizisten wurden 2011 verletzt, 21 davon schwer. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Zunahme um rund 17 Prozent.

Oberpfalz: Zahl der Verletzten ging zurück

Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Oberpfalz, wenngleich die Zahl der verletzten Beamten hier zurückgegangen ist.
Gewalt gegen Polizeibeamte in der Oberpfalz Gesamt: 538 (2010: 527) Beleidigung: 212 (2010: 200) Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte: 104 (2010: 112) (versuchte) Gefangenenbefreiung: 8 (2010: 10) (versuchte) Körperverletzung: 169 (2010: 157) verletzte Beamte: 76 (2010: 99) davon schwer verletzt: 4 (2010: 2) Quelle: Polizeipräsidium Oberpfalz  

Kleiner Anlass, große Gefahr

„Je geringer der Anlass, desto mehr Angst muss man heute haben“, so Hinrichsen, selbst seit rund 30 Jahren Polizeibeamter. Verkehrskontrollen, Ruhestörungen, Menschenansammlungen vor Discos. „Wenn die Polizei heute kommt, um so etwas aufzulösen, verbrüdern sich alle.“ Knorr drückt es noch etwas drastischer aus: „Vor zehn, 15 Jahren war die Uniform Schutz, heute wird man damit zur Zielscheibe.“ Über die Ankündigung des Innenministers, verbesserte Ausrüstung anzuschaffen, können sowohl Hinrichsen als auch Knorr allenfalls müde lächeln. Unterstützung sei woanders gefragt, sagt Knorr. Wenn es beispielsweise um Schadenersatz oder Schmerzensgeld gehe, müsse der Betroffene immer noch selbst klagen, um seine Ansprüche geltend zu machen. Für die zerbrochene Brille oder die kaputte Uhr springe der Arbeitgeber nicht ein. „Der Staat, für den diese Beamten auf der Straße sind, lässt sie allein“, sagt Knorr. Wenn beim Täter nichts zu holen ist, bleibt der Betroffene auf den Kosten sitzen.“

Auch Polizeigewalt nimmt zu

Doch nicht nur die Gewalt gegen Polizeibeamte hat zugenommen, ebenso steigt die Zahl der Fälle, in denen Übergriffe von Polizisten auf Bürger angezeigt werden. Erst nach jahrelanger Kritik an einer fehlenden Statistik für solche Fälle – unter anderem von der EU, UNO oder Amnesty International – legt Deutschland mittlerweile entsprechende Zahlen vor, wenngleich weniger aktuelle als bei der Gewalt gegen Polizisten. (Dass die Zahlen weniger aktuell sind, mag auch an der häufig recht langen Ermittlungsdauer liegen. In einem Fall aus Regensburg, der im Mai 2012 bekannt wurde, sind die Ermittlungen laut Auskunft der Regensburger Staatsanwaltschaft nach wie vor nicht abgeschlossen und das könne auch noch länger dauern, so ein Sprecher. Doch das nur am Rande.)

Häufig im Fokus von Gewaltvorwürfen: Die Polizei-Truppe USK. Foto: Archiv

Zurück zu den vorliegenden Zahlen: 2009 wurden demnach 2.955 Fälle von Polizeigewalt angezeigt, ein Jahr später waren es schon 3.989. Eine Zunahme um mehr als ein Drittel. Bayern lag 2010 mit 480 Verfahren gegen Polizeibeamte nach Nordrhein-Westfalen und Berlin an dritter Stelle. Das Gros der Verfahren wurde übrigens eingestellt, in Bayern traf das 2010 für 429 der angestrengten 480 Verfahren zu.

Ablehnung von allem, was mit dem Staat zu tun hat

Dieser Anstieg von Gewalt auf beiden Seiten – ein Ausdruck grundsätzlichen Misstrauens zwischen Polizei und Bürger? Das sehen weder Knorr noch Hinrichsen so. Beide verweisen auf die nach wie vor hohe Anerkennung der Polizei in diversen Umfragen. „Polizist ist nach wie vor einer der am meisten geachteten Berufe in Deutschland“, so Knorr. Die Tatsache, dass fast drei Viertel aller Täter unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stehen und das Gros der Übergriffe nachts und Wochenende stattfindet, ist für den GdP-Vertreter außerdem Beleg dafür, dass es hier „nicht um eine kritische Haltung zur Polizei oder politischen Protest“ gehe. „Man hat eben keine Respekt mehr. Vor gar nichts.“ Für Hinrichsen ist die Zunahme von Beleidigungen und Gewalt gegenüber Polizisten insbesondere Ausfluss einer gesteigerten Ablehnung „von allem, was mit dem Staat zu tun hat“. Und hier könne der einzelne Polizeibeamte, der für diesen Staat arbeitet, wiederum nur wenig machen. Das ist ein „gesamtgesellschaftliches Problem“.

Nachtrag: „Die Polizei jammert zuviel“

Einen Debattenbeitrag, der für viel Kritik und sogar Entlassungsforderungen von Polizeigewerkschaften sorgte, lieferte im vergangenen Jahr Rafael Behr, Professor an der Polizeihochschule in Hamburg. Es sei „unprofessionell“, wenn die Polizei jammere und sich als Opfer darstelle. Im Oktober 2011 schrieb Behr in der Zeit: „Ich glaube es den Polizisten, wenn sie sagen, ihr Dienst sei schwerer geworden, aber es handelt sich um Insubordination, nicht um Gewalt. Bereits jungen Polizisten in der Ausbildung sollte allerdings vermittelt werden, diese schwierigen Situationen als Herausforderung und nicht als Strafe zu sehen. Das ist schließlich der Job eines Polizisten.“
"Repräsentative Umfrage"

Bürgerbeteiligung zum Kulturentwicklungsplan: Demokratie oder Selbstbestätigung?

In Regensburg ist mal wieder alles super. Auch in der Kultur. Jetzt sagen das die Bürger sogar schon selbst. Wissenschaftlich bewiesen. Die Bürgerbefragung für den Kulturentwicklungsplan hat’s gezeigt. Also: Warum großartig nachdenken? Warum viel ändern? Ja, sicherlich, die Information kann man verbessern. Daran werde man arbeiten, verspricht Kulturreferent Klemens Unger. Ansonsten sieht man wenig Änderungsbedarf.

Selbständiger klagt auf Schadenersatz

Brückenbrand soll vors Verfassungsgericht

Der Schuldige ist klar. Darüber gibt es nichts zu streiten. Dennoch bleibt ein Selbständiger auf einem Schaden von 18.000 Euro sitzen, der ihm beim Brand der Protzenweiherbrücke entstanden ist. Schuld sind die Untiefen des Binnenschifffahrtsgesetzes. Seine Rechtsanwältin will bis vors Verfassungsgericht.

Die Wiedergeburt des Mammut-Balls

Hubertus Wiendl will die Reise der „Ballonauten“ wiederholen. Dafür braucht er natürlich ein Gefährt, das dem Monster-Ball von 1932/33 entspricht. Gestern setzten die ersten Geburtswehen für das Riesen-Baby ein: Auf dem Fußballplatz des Freien TuS wird der Ball in den nächsten Wochen gebaut.

Neue Reihe: Regensburger Bands

Yesterday Falls – Lärm und mehr

Ab diesem Wochenende starten Regensburg-Digital und der Musikblog Soundkartell eine gemeinsame Reihe. Wir wollen unbekannte und gute Musik aus Regensburg vorstellen. Wir bevorzugen dabei eigentlich kein spezielles Genre. Es würde uns wirklich freuen, wenn ihr uns zu der vorgestellten Musik ein Feedback geben könntet. Also lasst Eurer Kritik – solange sie konstruktiv ist – freien Lauf, wir freuen uns über Eure Anregungen!

LKW mit brauner Ladung

NPD-„Flaggschiff“ säuft in Regensburg ab

Einen Schlägertrupp im Kofferraum, Schirme mit Stahlspitze als Bewaffnung: Die NPD kam am Mittwoch mit ihrem „Flagschiff“ nach Regensburg und stieß auf breiten und friedlichen Protest. Die Nazis zogen nach diversen Blockaden gefrustet ab. Gegen einen wird wegen Körperverletzung ermittelt. Er hat einem Mann mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Die Reise der Regensburger Ballonauten

Zwei Männer am Ball

Das Tagebuch der Ballonauten ruht im Moment. Nicht so Hubertus Wiendl: Der Journalist, der uns mit Jakob Schmid, Franz Berzl und Georg Grau auf Zeitreise in die Phase der Machtergreifung schickt, ist nach wie vor schwer beschäftigt. Jetzt geht es ans Mammut-Projekt: Ab 6. August wird auf dem Fußballplatz des Freien TuS direkt an der Schillerwiese unter freiem Himmel der Ball gebaut, der aussehen soll wie das Originalgefährt der Ballonauten von 1932/33. Zur Einstimmung gibt es die Geschichte der Ballonauten in Langform – erstmals erschienen am 26. Juni 2012 in der MUH 6.

Zentrale Plätze bleiben für Nazis dicht

NPD-Truck: Bürgermeister ruft zu Gegendemo auf/ UPDATE: Auch der OB „prüft Teilnahme“

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250 demonstrieren gegen Asylgesetze

„Wenn das keinen Menschen wütend macht, dann ist dies eine tote Stadt“

Etwa 250 Menschen haben sich am Samstag in Regensburg mit dem Protest-Camp der fünf iranischen Flüchtlinge solidarisiert. Bei einer Demonstration durch die Altstadt forderten sie unter anderem eine Abschaffung der Residenzpflicht und das Ende der Lagerpflicht für Asylbewerber. Wir dokumentieren die Reden von Houmer Hedayatzadeh und Omid Moradian.

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