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Piep-Show

Die Stadtverwaltung filmt ein Pärchen bei der Fortpflanzung, der OB schaut live zu und ein Unternehmer bezahlt dafür. Was ist da los?

Hans Schaidinger (re.) und Egbert Schelbert beim Falken-Watching. Foto: Stadt Regensburg

Normalerweise kann es eine Stadtverwaltung nicht befürworten, einem Paar bei der Fortpflanzung zuzuschauen und das auch noch filmisch festzuhalten. Moralische Bedenken außen vor gelassen, ist das schlicht Privatsache, aber doch nichts, was ein Oberbürgermeister mit seinem Namen und seinem Gesicht unterstützt und wobei er sich auch noch beim Zuschauen fotografieren lässt. Die nächste Frage ist außerdem: Wer würde sich das freiwillig und unbezahlt gefallen lassen? Anders verhält es sich selbstverständlich, wenn das zu beobachtende Paar keine Ansprüche auf Privatsphäre geltend machen kann, weil es sich nur in Pieps- oder Krächzlauten äußert, Flügel hat und der Art der Wanderfalken zuzuordnen ist. Das namenlose Vogelpaar brütet seit 2007 im Rathausturm, seit wenigen Tagen wird es von einer Webcam dabei beobachtet. Vögel vor der Kamera reizen natürlich jeden, der sich darüber äußert, zu obszönen Witzen mit wallenden Bärten, die man sich schriftlich zum Glück schon allein deshalb verkneift, weil die Grammatik meistens nicht passt. Nur einer sei erlaubt, ihn hat schließlich Oberbürgermeister Hans Schaidinger selbst geliefert, als er von Falkner Egbert Schelbert über die Gleichberechtigung unter den Falken aufgeklärt wurde: „Auch die Männchen müssen sich zwischendurch auf die Eier setzen!“ Zum Falkenfreund wurde Schaidinger aber nicht nur aus reiner Tierliebe: Er erkennt auch den Nutzen der Wanderfalken: „SIE FRESSEN TAUBEN!!!“ – Der OB ist sichtbar entzückt von diesen Vögeln. Um die 2.500 Euro lässt es sich der Sponsor der Webcam, die Firma ITRAC, kosten, den Wanderfalken bei der Brut zuzuschauen. Eine überschaubare Summe, denkt man sich da, vor allem wenn man weiß, dass die Übertragung von Stadtratssitzungen unter anderem aus Kostengründen abgelehnt wurde. Dabei soll es doch sogar im Sitzungssaal des neuen Rathauses vorkommen, dass einer den anderen für einen Vogel hält. Hörte man sich genauer um, könnte es sogar vorkommen, dass sich dort viel mehr Vögel tummeln als im Falkenhorst. Und für die Bevölkerung wäre es sicherlich spannend, von daheim aus beobachten zu können, was die Damen und Herren Stadträte so untereinander ausbrüten. Dass einer dem anderen ein Ei legt, soll auch schon vorgekommen sein. Und so kann die politische Forderung eigentlich nur lauten: Webcams auch für den Stadtrat! Weil niemand genug kriegt von Vögeln vor der Webcam! Mist, da ist nun doch einer entfleucht. Sogar mit richtiger Grammatik. Immer diese Journalisten-Brut…!
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Kommentare (14)

  • Veronika

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    Es wäre echt Klasse, wenn die Stadtratssitzungen via Internet übertragen würden. Juristische Kompetenz könnte man sich ja im Fall der Fälle an der Uni holen, und sicher wären auch die Politikwissenschaftler “Feuer und Flamme”.

  • Ulrich Lechte

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    Die Jungen Liberalen hatten schon vor 10 Jahren die Idee mit der Übertragung der Sitzungen des Stadtrates im Internet. Die FDP hat es vor ein-zwei Jahren beantragt und es wurde aus Kostengründen abgelehnt… In anderen Kommunen hingegen funktioniert es. Weiß der Guckuck warum das arme Regensburg nicht in der Lage ist, 1-2 Kameras im Plenum zu installieren und die Kamera an das Internet anzuschließen…

  • Thomas R.

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    Nunja, also ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Sollten Stadtratssitzungen übertragen werden, dann hätte ich gerne auch entsprechende Bild- und vor allem Tonqualität. Da ist es dann aber nicht mit “mal eben 2 Kameras ans Internet anschließen” getan.

  • Veronika

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    Ich möchte ja keine Schleichwerbung machen, aber:
    https://www.mobotix.com/ger_DE/
    Bild und Ton in bester Qualität, und mobil auch für andere Zwecke nutzbar. Wenn die Sanierung der “Steinernen Brücke” nur 19 Mio. Euro kosten soll (Es wird wohl das Doppelte werden!), wären wohl schon 12.000.– Euro (mehr dürfte es kaum kosten) für eine bürgernahe Sitzungsbeteiligung drin.

  • Thomas R.

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    Vergleichen Sie immer Äpfel mit Birnen? Nach dem Motto “wenn die Birne gelb sein kann, dann wirds für den Apfel auch noch reichen”?

    Oder wie darf man den völlig unangebrachten Vergleich mit der Steinernen Brücke verstehen? Die dringend notwendige Sanierung empfinden Sie offensichtlich als unnötig?

    Ja, ich bin auch der Meinung, dass 12.000 Euro (sofern dieser Preis stimmt) vertretbar wären. Aber deswegen kann ich doch nicht so einen Vergleich an den Haaren herbeiziehen.

  • Gondrino

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    In einer modernen Gemeinde sollte sowas selbstverständlich sein. Der Kostengrund ist nur vorgeschoben. Da sieht man mal wieder wie es mit dem Willen zur Tranparenz unser gewählten Volksvertreter steht. Echte Volksvertretung sieht anders aus.

  • Veronika

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    @Thomas R.: Tut mir leid, wenn ich Sie hier schockiert haben sollte. Nee, die Sanierung der SB sehe ich keineswegs als falsch an, aber solche und ähnliche Entscheidungen, wie z. B. bzgl. der SB die Vergabe der Aufträge usw. kann man mit allen zugänglichen Sitzungen den Bürgerinnen und Bürgern besser transparent machen. Für die Sanierung 19 Mio. Euro ausgeben geht schon, aber für eine bessere Bürgerinformation via LiveCam ein paar tausend Euro scheinen zu viel?
    Dies ist es, was mich ärgert! Aber nun werden ja erst mal Sponsoren für das Geschichtsmuseum und die noch fehlenden 20 Mio. Euro gesucht. Viel Spass dabei!

  • Thomas R.

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    @Veronika
    Ok, da nehme ich meinen Beitrag zurück. Habe Sie leider total falsch verstanden. Es kam irgendwie so rüber, als wäre Ihnen die Übertragung der Sitzungen lieber als die Sanierung der SB. Ich bitte meine harsche Wortwahl daher zu entschuldigen.

    @Grondrino
    Es gibt immernoch die Möglichkeit, einfach als Zuhörer “echt” an einer öffentlichen Sitzung teilzunehmen. Es ist ja wirklich nicht so, als würden dort alle Entscheidungen im stillen Kämmerchen getroffen.

  • der Lenz ist da

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    @veronika: kannst du eigentlich nur an den Pranger stellen?
    Bist du so gefrustet, dass du in allem was negatives siehst?
    Wären Cams installiert, dann unterstelle ich mal, dass die liebe Veronika, wahrscheinlich auf keine zwei Stunden laufzeit kommen würde, und dafür hätte sie aber dann auch wieder eine Entschuldigung…

    Veronika, freu dich doch einfach, dass der Frühling da ist…

  • Radlertölpel

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    Ich bin der Meinung, dass eine akustische Übetragung der Sitzungen durchaus genügen würde. (“Ich erteile das Wort an…”). Mikrofone sind ja da.
    Für die Zuschauer sollte der Spiegel im Stadtrat auf jeden Fall wieder montiert werden.

  • erik

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    da ist wohl jemand auf der Suche nach den über 10.000.000.000 Euro die bei der BayernLB verzockt wurden und dabei der Aufsichtsrat offenbar so abgrundtief versagt hat. Bisher ohne Konsequenzen für die Verantwortlichen! Ist das gerecht?

  • Jochen Schweizer

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    Da schaut der Verantwortliche über das Guckloch nach Klagenfurt zur Hypo-Alpe-Adria Bank um etwas von den verzockten Milliarden EUR
    zu sehen!

  • Veronika

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    @der Lenz ist da: Warum sehe ich denn überall Negatives?
    Ist doch so, für die Mehrheit der BürgerInnen ist kein Geld da, aber für alle anderen Dinge schon. Siehe Kostensteigerung beim “Haus der Musik” etc.. Kein Problem, irgendwann werden die BürgerInnen nicht mehr mitmachen, und dann …

  • Thomas R.

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    @veronika
    Für wen soll dieses Haus denn z.B. sonst sein, wenn nicht für die Bürger?

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