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Wald wird nun auch offiziell Wald

Sperrung der Winzerer Höhen geht zu Ende

Die Winzerer Höhen werden aus dem Verzeichnis städtischer Grünanlagen gestrichen und zu einem Wald umgewidmet. Damit entfallen große Teile der städtischen Verkehrssicherungspflicht – und sämtliche Sperrungen werden aufgehoben.

Standen seit einem Jahr, hätten aber im Zweifel nichts gebracht: die Absperrgitter an den Winzerer Höhen. Foto: Rita Lell

Absperrgitter und Verbotsschilder in deutscher und englischer Sprache – seit fast einem Jahr prägt dieses Bild den Wald auf den Winzerer Höhen. Doch damit könnte es nun bald vorbei sein. Am kommenden Mittwoch legt das Stadtgartenamt den Stadträtinnen im Umweltausschuss eine Beschlussvorlage vor, mit der die Haftungspflicht der Stadt herabgesetzt und die Sperrungen unnötig werden.

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Sperrung seit fast einem Jahr

Seit dem 5. Mai 2021 sind die Wanderwege mittlerweile gesperrt. Die Stadt hatte dies mit ihrer Verkehrssicherungspflicht begründet, der Gefahr, die von abgestorbenen Bäumen und Ästen für Spaziergänger ausgeht. Ende 2021 fanden zwar Fällarbeiten statt, aber vollständig bannen lässt sich diese Gefahr nach Einschätzung des Stadtgartenamtes nicht. Und weil die Winzerer Höhen bislang als städtische Grünanlagen ausgewiesen sind, bestehe, so das Gartenamt, erhöhte „Pflicht zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit“, verbunden mit entsprechenden Haftungsansprüchen. Deshalb blieb die (ohnehin problemlos zu umgehende) Sperrung bislang aufrecht.

Die Vorlage für kommenden Mittwoch schlägt nun vor, die Winzerer Höhen aus der Auflistung städtischer Grünanlagen zu streichen. Diese seien überwiegend Wald und keine Grünanlage oder ein Park. Warum die Winzerer Höhen als Teil der freien Landschaft in die Grünanlagensatzung aufgenommen worden sind, lasse sich ohnehin „nicht mehr nachvollziehen“, heißt es.

Umwidmung zum Wald

Aus einer flankierenden Stellungnahme des Rechtsamts geht hervor, dass die bisher aufgestellten Absperrungen die Stadt ohnehin kaum vor Haftungsansprüchen geschützt hätten. Bei öffentlichen Grünanlage „wären die Gefahrenquellen unverzüglich zu beseitigen“. Absperrungen und Hinweise wären nur „für äußerst kurze Zeit“ ausreichend – zum Beispiel bis geeignete Maschinen oder genügend Personal zur Verfügung steht. Auch hätten die Absperrungen „auch regelmäßig in kürzeren Abständen (ggf. auch mehrmals täglich)“ kontrolliert werden müssen.

Folgen die Stadträte im Umweltausschuss der Beschlussvorlage, dann werden die Winzerer Höhen deshalb nun zu Wald umgewidmet, wo es dann für sogenannte „waldtypische Gefahren“, etwa herabfallende Äste auch keine Verkehrssicherungspflicht mehr durch die Stadt gibt. Diese bleibt nur im Wehrlochweg und beim Winzersteig, die als öffentliche Straßen gewidmet sind. In der Folge werden sich die Winzerer Höhen nach Einschätzung des Stadtgartenamts deutlich in Richtung eines Naturwaldes ohne forstliche Eingriffe entwickeln. „Forstliche oder normale Baumpflege ist nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand außerhalb jeder wirtschaftlichen Angemessenheit möglich.“

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Kommentare (9)

  • Fastenwanderer

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    vor 1,5 Monaten etwa bin ich dort oben spazieren gegangen und konnte mich von dem Wahnwitz selbst überzeugen. die Absperrgitter waren damals allesamt, von Passanten vermutlich, demontiert worden und lagen kreuz und quer in der Gegend herum. die merkwürdigen Baumhindernisse unterhalb des alten Rennerhofes lagen auch immer noch da auf der Wiese rum, für mich ein ebenfalls sehr merkwürdiges Bild, dass meine flüchtigen Überlegungen damals auf den Aspekt der Grundstücksgrenzenverschiebung aufgrund Gewohnheitsrecht lenkten. Da ich da aber Laie bin, war und ist das alles nur wüste Spekulation und Grübelei, wie -ich es zumindest- auf Spaziergängen gerne betreibe.
    Unfraglich ist wohl, dass das gesamte Gebiet aus immobilenspekulationstechnischer Sicht wohl ein Sahnstückchen wäre.

    Insofern wäre an dieser Stelle meine Frage wohl ins Forum: ist diesbezüglich schon etwas bekannt, bzw. wie ist der rechtliche Status von Wald gegenüber Parkanlage in Bezug auf Umwidmung zu Baugebiet ?

    meinen Weg durch besagten Wald fortsetzend führte dieser aufgrund einsetzender Dunkelheit nicht wie üblich über die stadtzugewandten Eingänge des Pfaffensteiner Tunnels, sondern folgte oben der Straße “auf den Winzerer Höhen”. dort, nach dem Polizeihundeübungsplatz, stand dann auch schon ein Baukran an dem ersten Haus. sicher nur Zufall, Nichtsdestotrotz hinterliess dieser Spaziergang und die besagten Vorkommnisse bei mir einen schalen Eindruck, dass da oben irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. von daher: Danke für den Bericht, und dran bleiben.

  • Superstructure

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    Ein Blick aufs Stadtpanorama ist derzeit durch Verbuschung und Jungholz fast unmöglich. Das war vor einigen Jahren noch erheblich besser.
    Hoffentlich werden im Waldgebiet wenigstens 3 – 4 Sichtachsen erhalten oder hergestellt, damit man wieder was vom wundervollen Blick von den Winzerer Höhen auf das Weltkulturerbe hat.
    Was die Umwandlung in ein Baugebiet betrifft, schließe ich mich (beim bekannten Agieren des Planungreferates mit Immobilienunternehmern und Bebauungsplänen) vollumfänglich an.

  • Peter Schmittler

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    Verbuschung und Jungholz. Freie Sicht aufs Welterbe?
    Wo sollen den die Wildtiere hin wenn sie wieder von Spaziergängermassen und Hunden gestört werden?

  • Barbara Stefan

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    Eigentlich unfassbar lustig, dass „waldtypische Gefahren” als Gefahr von einer richtigen Stadt mal ordentlich gewürdigt und anerkannt werden. Aber ich freu mich viel mehr für die Maulbeerbäume dort, die eine lange Geschichte haben, und für die lustigen Spaziergänger, die eh wissen, dass man ein paar Tage nach Sturm selber schuld ist. Eine wunderbare Meldung heute, die mein Herz erfreut.

  • Barbara Stefan

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    Und um gleich mal den immergleichen Kommentatoren vorwegzukommen: Da spekuliert keiner, glaube ich und hoffe ich. Es ist erfreulich, da oben ist jetzt endlich mal normaler Wald und keiner verantwortlich für die Baumpflege. Und das ist gut so. Mein Tipp: einfach mal spazierengehen statt endlos vor dem Internet hocken. Eine schöne Meldung heute. Herzlichen Dank!!

  • Barbara Stefan

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    Eine dritte Röhre ist unser aller Unfähigkeit geschuldet, das Verkehrsding in Regensburg hinzukriegen. Umso wichtiger Bäume obendrüber. Je mehr Hundebesitzer, Herr Schmittler, die einen Hund haben, weil sie echt gern draussen sind täglich und die Bäume, den Wald und die Natur leben, um so besser!

  • Mr. T.

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    Das eigentlich erschütternde an dieser eigentlich eher unverdächtigen Meldung ist, dass man nur lesen muss, dass die Stadt Regensburg etwas mit einem naturbelassenen, unbebauten Areal macht, und bei vielen, auch mir, erst mal die Alarmglocken schrillen und man nach dem Pferdefuß, das Haar in der Suppe, dem Anfangsverdacht sucht.

  • Gscheidhaferl

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    @Mr. T.
    Stimmt einerseits schon. Andererseits hat uns Herr Aigner und sein Team ja auch darauf getrimmt (und wir machen da ja gerne mit): Ohne einen gewissen Anfangsverdacht, kein Artikel. Entsprechend dem ehemaligen, inzwischen (leider) entfernten Leitsatz: “Journalismus bedeutet etwas zu bringen, von dem andere wollen, daß es nicht veröffentlicht wird. Alles andere ist PR.” Und wer weiß, vielleicht kommt ja noch was ‘Skandalöses’ in der Sache nach 😉

  • Daniela

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    Um es vorweg zu nehmen, welche baurechtlichen Vorteile entstehen würden, eine öffentliche Grünfläche in Wald um zu widmen, keine Ahnung!

    Die Bewirtschaftung einer öffentlichen Grünfläche und Haftungsgründe daraus sind sicherlich andere als die aus öffentlichen Waldflächen. Es kann daher durchaus sein, dass die Stadt nur ihre Haftung reduzieren möchte, also Wegesicherung usw. Man bedenke, selbst die Sperrung von Wegen in öffentlicher Grünanlage ist mit Kosten und Aufsicht verbunden.

    Bewirtschaftet muss aber sowohl das eine, wie das andere werden, also auch Wald muss gepflegt werden und ist auch mit Kosten verbunden.

    Es wäre daher durchaus möglich, dass es rein tatsächlich nur um Haftung geht.

Kommentare sind deaktiviert

drin