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Vier Jahre Leerstand in prominenter Lage: Nutzung gefunden, doch die Stadt Regensburg lässt sich Zeit

An der Schierstadt 2 in Stadtamhof soll ein Gedenk- und Begegnungsort entstehen. Die Idee dafür gibt es schon seit vier Jahren, auch ein Konzept. Doch die ebenso lange angemieteten Räume stehen weiter leer. Dazu, wann etwas passiert, äußert sich die Stadt nicht.

100.000 Euro hat sich die Stadt dieses leere Schaufenster bislang kosten lassen. Foto: Archiv/as

Bis Ende 2024 wird die Stadt Regensburg etwa 100.000 Euro für die 150 Quadratmeter großen Räumlichkeiten An der Schierstadt 2 in Stadtamhof bezahlt haben, die dann seit vier Jahren leerstehen. Dem Vernehmen nach, denn eine offizielle Auskunft der Stadt dazu gibt es nicht. Und auch wenn man sich bereits Anfang des Jahres darauf verständigt hat, dass dort – wie eigentlich von Anfang an geplant – ein Gedenk- und Begegnungsort in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen KZ-Außenlager Colosseum untergebracht werden soll, erhält man nach wie vor keine Auskunft darüber, wann das nun endlich umgesetzt werden soll.

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Die Räume müssten noch entsprechend des dafür vorgesehenen Konzepts „ertüchtigt“ werden. Das nehme noch Zeit in Anspruch. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass derzeit noch keine weiteren Details vorliegen.“

Gemächliches Tempo bei Gedenkkultur

Dem Vernehmen nach hatte Bildungsreferentin Dr. Sabine Kellner-Mayrhofer bei einer Sitzung des Runden Tisches für Gedenkkultur Ende Februar noch erklärt, dass die Eröffnung der beiden Räume im Spätsommer erfolgen solle. Die Sache liege noch beim Baureferat zur Prüfung. Doch aus diesem Termin wurde nichts, stattdessen gibt es nun keinerlei konkrete Aussage mehr.

Hintergrund für die Verzögerungen bei der Nutzung des Leerstands in prominenter Lage dürfte auch sein, dass die derzeit nur kommissarisch besetzte Stabsstelle für Erinnerungs- und Gedenkkultur erst Anfang 2025 mit einer festen Besetzung versehen sein wird. Es ist also niemand da, der sich ernsthaft kümmert – über ein Jahr, seitdem der vormalige Leiter bei der Stadt hingeworfen und gekündigt hatte.

Dass die Stadt das Geld an dieser Stelle seit nun bald vier Jahren buchstäblich zum Fenster rauswirft, ist ein Verschulden der mittlerweile aufgelösten, aber schon zuvor seit längerem dysfunktionalen Regierungskoalition. Denn als die Entscheidung zur Anmietung fiel, die seit Januar 2021 läuft, war im Grunde schon klar, dass diese Anmietung für eben jenen Gedenkort vollzogen wurde, der jetzt – irgendwann – kommen soll.

Konzept und Idee schon 2021 – doch die CSU war dagegen

Der damalige Bildungsreferent Hermann Hage hatte eine solche Nutzung stets befürwortet. Bereits Anfang 2021 wurde im Koalitionsausschuss ein, entgegen anderslautender Aussagen, damals schon existierendes Konzept vorgestellt, unterstützt von einem Expertengremium, das die Stadt zu dieser Zeit noch beriet.

Doch die CSU sprach sich gegen einen Erinnerungsort aus, oder – so drückt es die städtische Pressestelle aus: „Für den Gedenkort konnte keine politische Mehrheit gefunden werden.“ Diese ablehnende Haltung der CSU dürfte einerseits der skeptischen Haltung gegenüber dem damaligen Leiter der Stabsstelle Raphael Birnstiel geschuldet gewesen sein, gleichzeitig Regensburger SPD-Chef. Andererseits gab es auch immer wieder Konflikte zwischen Bildungsreferent Hage und Bürgermeisterin Astrid Freudenstein, der die CSU Hages Referat gerne zugeschlagen und es aufgelöst hätte.

Mittagsbetreuung für Grundschule:Zum Scheitern verurteilte Alibialternative

In der Folge wurde, manche bezeichnen es als Vorwand, der von vorneherein zum Scheitern verurteilt war, geprüft, ob man nicht eine Mittagsbetreuung für die Kinder der Gerhardinger Grundschule dort unterbringen könnte.

Doch die Regierung der Oberpfalz legte als zuständige Aufsichtsbehörde ihr Veto ein – so wie es übrigens Experten innerhalb der Stadtverwaltung von Anfang an prognostiziert hatten. Schlechte Belüftung, Schimmelgefahr und zu weit vom Schulgebäude entfernt, lauten die wesentlichen Argumente.

Es gab andere Interessenten

Interessenten für die Anmietung der seit 2018 leerstehenden Räume hätte es so einige gegeben. Die Spital Brauerei soll sich interessiert haben, der Radiosender Ghost Town Radio wäre gern mit seinem Studio eingezogen und war schon in ernsten Gesprächen, hätte die Stadt den Leerstand nicht angemietet und dann weiter leer stehen lassen, weil sich eben keine politische Mehrheit für die ursprünglich angedachte Nutzung fand.

Diese politische Mehrheit scheint es zwar nun zu geben, aber so richtig eilig scheint man es weder mit der Umsetzung des Gedenkorts noch mit der Besetzung der Stabsstelle zu haben. Derweil zahlt die Stadt auch heuer, mit der „Bitte um Verständnis“, wieder 25.000 Euro für ein Schaufenster, in dem man herumstehende Kartons betrachten kann.

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Kommentare (12)

  • lol

    |

    Ein echter Doppel-Whopper: Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie sorglos mit unseren Steuergeldern umgegangen wird! Und als wäre das nicht schon genug, wird eine wichtige Erinnerungsstätte durch bürokratischen und politischen Unwillen (oder sollte man sagen Unfähigkeit?) einfach begraben. Das nennt man wohl doppelte Ignoranz – Steuerverschwendung und Geschichtsvergessenheit in einem.

  • Wuzzi

    |

    Stadtrat und Stadtverwaltung, das funktioniert in Regensburg auf keinem Sektor. Die Stadratsmitglieder blockieren sich gegenseitig, bei der Stadtverwaltung kann man nicht gerade von überbordender Tatkraft sprechen.
    Weiterer großer städtischer Leerstand:
    Das Verwaltungsgebäude in der ehemaligen Pionierkaserne und das ehemalige Rewag-Gebäude.

  • Hindemit

    |

    Wäre interessant die Perspektive von R. Birnstiel zu dem Anliegen zu hören. Jetzt, da er nicht mehr für die Stadt arbeitet, könnte er “befreit” berichten. Meine Flurfunk Infos zur Verwaltung bestätigen die Andeutung, dass hier ein engagierter Mitarbeiter vergrault wurde. Lehner stolziert im Querbeitrag zu den Leerständen rum, verschweigt wissentlich die Rolle der CSU als Blockierer bzgl. Gedenkort!

  • MaSlos

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    Den verantwortungslosen Verantwortlichen einfach monatlich 10 Prozent vom Gehalt abziehen.
    Ruckzuck wäre eine (Übergangs)-Lösung gefunden!

  • Ludwig

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    Ist das in dieser unserer Stadt was besonderes? Einfach mal ‚Regensburg Leerstand‘ bei rd-Suche eingeben. Schon tauchen seitenweise entsprechende Vorschläge auf.

  • Blaue Rose

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    Es ist ja mehrfach skandalös:
    1. Der größte Skandal: die CSU will keinen Ort des Gedenkens für die abscheulichen Verbrechen der Nazis, für die Opfer und die Rolle der Stadt Regensburg (und Personen) in diesen Zeiten – ich fasse das nicht.
    2. Das Gebäude in zentraler Lage steht leer – 100.000 € plus weitere 25.000 € jedes Jahr – ist doch wurscht oder sind das Steuergelder?
    3. Die Stelle ist laut Hompage der Stadt wieder fest besetzt. Und sie war die ganze Zeit kommissarisch mit der jetzigen Stelleninhaberin besetzt.
    Eine externe Ausschreibung für eine derartig wichtige und brisante Stelle habe ich allerdings nie gelesen. Wurde sie einfach intern besetzt? Ist das zielführend für diese wichtige Aufgaben???

  • Horst

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    Ist das noch mit Inkompetenz zu erklären oder liegt hier schon Vorsatz vor? Könnte man mal recherchieren wenn das Gebäude gehört? Wird hier den Amigos 25.000€ Miete im Jahr zugeschoben? Es ist ja nicht der einzige Fall, wo die Stadt im Altstadtbereich Leerstände anmietet. Mit fällt der ehemalige Sarik Laden ein, der ewig leer stand, während der Vermieter überzogen Mieten gefordert hat. Die scheint mir die Stadt willig zu zahlen? Wird hier die Nutzung erfunden , nach dem die Notwendigkeit feststeht, jemandem auszuhelfen? Mit dem Geld andere Leute ist man oft großzügiger?

  • Hindemit

    |

    @ Horst: Ihr Vergleich hinkt ein wenig. Der Raum am Kassiansplatz (Ex Sarik) wurde angemietet, um Initiativen niederschwellig (geringe Nutzungsgebühr) einen Treffpunkt anzubieten. Dies wurde von sozialen Initiativen auch gut genutzt. Dass die Miete ähnlich hoch war wie für die gewerbliche Nutzung davor, ist nicht bekannt. Der Leerstand in Stadtamhof hingegen wird/wurde politisch (CSU?) provoziert. Hier hätte man ja auch eine Zwischenlösung (“Raum für Engagement” bis das Schreiberhaus fertig ist) anstreben können.

  • Hutzelwutzel

    |

    In der Zeit der “Strafzinsen” kaufte die Stadt Immobilien auf ohne für die spätere Verwendung einen konkreten Bedarf oder gar ein Konzept zu haben. Vermutlich war es bei der Anmietung des Gebäudes an der Schierstadt auch so. Die Verantwortung liegt bei der OB und den Stadträten, die die Anmietung genehmigen mussten.

  • George Francis Lékai

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    “Der ganz normale Wahnsinn” – Nichts Neues in Regensburg! Sehr bedenklich !!

  • Adam

    |

    @Horst

    Es gehört gesagt, dass in dem Fall der Vermieter kein Amigo ist. Daran liegt das ganze nicht. Der Vermieter (mittlerweile die Vermieterin) ist sauber.

Kommentare sind deaktiviert

drin