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Personalabbau bei RTG

Wofür die Tourismus GmbH Geld ausgibt – und wofür nicht

Die städtische Tourismus-Tochter RTG hat aus Spargründen massiv Personal abgebaut – nun wird deshalb die Tourist-Info geschlossen. Ein gehöriger Teil des jährlichen Millionendefizits der RTG fließt in das Veranstaltungszentrum im sogenannten „Marina Quartier“.

Das marinaforum kostet die RTG aktuell über 400.000 Euro Pacht pro Jahr. Foto: Stadt Regensburg

Man kann über die Chefin der Regensburg Tourismus GmbH, kurz: RTG, sagen, was man will. Aber als besonderes Kommunikationstalent ist Sabine Thiele, seit 2005 Geschäftsführerin der städtischen Tochtergesellschaft, nicht unbedingt verschrien. Aktuell hat Thiele den Regensburger Hotelverein und die Stadtführerinnen von kulttouren gegen sich aufgebracht. Hintergrund ist die kurzfristig verkündete Schließung der Tourist Info – Altes Rathaus und Schwanenplatz – ab kommenden Januar. Dann soll Sonntag und Montag zu bleiben.

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Schlechte Nachrichten in der „Frühstückspost“

Notwendige Einsparungen „wegen der steigenden Energiekosten“ seien das. So steht es, eher nebenbei, zumindest in der „Frühstückspost“ vom 11. Dezember, welche die RTG immer sonntags den touristischen „Playern“ zukommen lässt. Doch dass tatsächlich die Energiekosten das Problem sind, scheint allenfalls die halbe Wahrheit zu sein. Dazu später mehr.

Für Verärgerung sorgt auch, dass – ebenso nebenbei – mitgeteilt wird, dass die Preise für die Stadtführungen erhöht wurden – drei Monate nachdem die Regensburger Hoteliers Komplettpakete für ihre Gäste inklusive Führungen zum Fixpreis beworben hatten und die Erhöhung nun auf ihre Kappe nehmen müssen.

Schon einmal, vor gut acht Jahren, hatte Thiele den Ärger der Regensburger Hotelbetreiber auf sich gezogen. Unter anderem, weil damals die Provision für Buchungen, die über die RTG zustande kamen, ohne Rück- oder Absprache erhöht werden sollten. Joachim Wolbergs, seinerzeit noch OB, versuchte die Wogen zu glätten.

Wen interessiert schon der Tourismus-Beirat…

Der Tourismus-Beirat, besetzt mit Vertretern aus der Tourismusbranche, sollte auf neue Beine gestellt und stärker beteiligt werden. Hier solle es, so steht es im Tourismuskonzept der Stadt Regensburg, „regelmäßigen Austausch und die lösungsorientierte Kommunikation zwischen allen am Tourismus beteiligten Akteuren“ geben. Der Beirat diene als „Bindeglied“ zwischen RTG und der Tourismusbranche und bringe als solches „Anregungen, Wünsche und Empfehlungen“ in die RTG ein.

Doch im Grunde hat dieses Gremium nichts zu melden.

Im Fall der nun verkündeten Schließung der Tourist-Info, die von Branchenvertretern, mit denen wir gesprochen haben, durchweg als katastrophale Entscheidung bezeichnet wird, wurde besagter Beirat nicht eingebunden oder gar um Empfehlungen gebeten, sondern von der RTG-Chefin schlicht vor vollendete Tatsachen gestellt, „informiert“, um es sachgerecht auszudrücken.

Und die Behauptung in der „Frühstückspost“, dass es dabei um die Einsparung von Energiekosten gehe, zeigt, dass Sabine Thiele offenbar kein wirkliches Interesse daran zu haben scheint, offen und ehrlich mit den Beteiligten jener Branche zu kommunizieren, deretwegen sie alljährlich mit einem Spitzengehalt von 155.000 Euro (Stand 2020) entlohnt wird.

Deutlicher Personalabbau im letzten Jahr

Denn tatsächlich fehlt der dauerdefizitären RTG schlicht das Personal, um die Öffnung der Tourist-Info am Sonntag und Montag zu gewährleisten. Das räumt eine Sprecherin der Stadt Regensburg ein, die uns auf Nachfrage schreibt:

„Um die Tourist Information am Rathausplatz und am Schwanenplatz am Sonntag und Montag offen zu halten (inkl. freier Wochenenden für alle Mitarbeitenden laut Arbeitsrecht), müsste man zwei neue Stellen schaffen.“

Dieser Umstand ist umso erstaunlicher vor dem Hintergrund, dass die RTG zwischen 2020 und 2021 erheblich Personal abgebaut hat. Folgt man dem Geschäftsbericht für das Jahr 2021, dann ging die Zahl der Mitarbeiter zum Stichtag 31. Dezember von 48 Ende 2020 auf 35 Ende 2021 zurück. Weg fielen zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitstellen, acht Aushilfen und eine Auszubildendenstelle. Es ist der niedrigste Personalstand seit mindestens zehn Jahren.

Der bekundete Sparzwang scheint seine Spuren also vor allem bei den Beschäftigten zu hinterlassen.

„marinaforum“: das Schlechteste aus beiden Welten

Weniger sparen lässt sich hingegen beim „marinaforum“, jenem schwer auffindbarem Veranstaltungszentrum, das auf dem Gelände des früheren Alten Schlachthofs („Marina Quartier“) sein Dasein fristet. Eingepfercht zwischen Gebäuden, in denen sich mit die teuersten Wohnungen von ganz Regensburg befinden und deretwegen dort Veranstaltungen ab 22 Uhr allenfalls in Zimmerlautstärke stattfinden können. Über 40 Prozent der 154 Buchungen im vergangenem Jahr stammten laut offiziellen Angaben ohnehin von der Stadt Regensburg.

Im Rahmen eines Vertragskonstrukts mit dem vorbestraften Baulöwen Thomas Dietlmeier (Immobilien Zentrum Regensburg), verantwortet vom früheren Oberbürgermeister Hans Schaidinger, hat die Stadt Regensburg die sanierte Schlachthofhalle auf 25 Jahre über die RTG gepachtet und sich dabei das Schlechteste aus beiden Welten – Sale-Lease-Back und Private Public Partnership – gesichert – bezahlt aus Steuergeldern.

Pacht verursacht ein Siebtel des Defizits

Der anfängliche jährliche Pachtzins wurde von 371.000 (Stand 2018) laut dem letzten Geschäftsbericht der RTG auf aktuell rund 418.000 Euro „angepasst“. Das sind fast 15 Prozent der Kapitaleinlage von 2,9 Millionen, welche die Stadt Regensburg 2021 leisten musste, um das Defizit ihrer Tourismus-Tochter auszugleichen, der nun das Geld fehlt, um sonntags ihre Tourist-Info zu öffnen.

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Kommentare (21)

  • Native

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    Wenigstes bleibt dauerhaft das “Luxus-Touristenjuwel” auf dem Schwanenplatz (900.000 €) Man gönnt sich ja sonst. Wie sagt man in solchen Fällen in Wien, als Synonym für “Geh weg!” – “Geh scheißen!”

  • Krösus

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    Ist doch mega – wo soll sonst gespart werden, als am Personal (Ironie).
    Diese Dame hat sich irgendwie in den letzten Jahren insgesamt als Geldverschwendungssüchtig erwiesen.
    Wieviel Miete wurde eigentlich für die ehemalige Residenz in der Wahlenstrasse fällig, obwohl der ganze Tross bereits im Osten hockte? Weit weg von den Touristen, die sie ja „anlocken“.
    Wenn also jetzt plötzlich ans Sparen gedacht wird, ist das ja fast schon Hohn. Da würde sich eine tiefere Recherche lohnen.

  • Mr. T.

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    Kann jemand die monatliche Pacht von 35.000 Euro für die Halle einordnen? Ist das massiv zu viel oder liegt das irgendwo in einem realistischen Bereich?

  • Tröster

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    Man fragt sich schon, wieso jemand, der Verantwortung für ganze 35 Mitarbeitende trägt in etwa genausoviel Verdient wie die Oberbürgermeisterin, die letztlich für die gesamte Stadtverwaltung nebst städtischer Tochterunternehmen zuständig ist.
    Da sind doch die Maßstäbe inzwischen völlig verrutscht.
    (Gleiches gilt für Stadtwerke-Chefs, Sparkassenvorsitzende, AOK-Vorsitzende usw., die noch deutlich darüber liegen.)

  • Jonas Wiehr

    |

    “Liebes Christkind, ich wünsche mir einen Ferrari.”

    “Das ist zu gewaltiger Wunsch. Den kann ich dir nicht erfüllen.”

    “Schade! Dann wünsche ich mir anständige und ehrliche Politiker!”

    “Okay, welche Farbe soll der Ferrari haben?”

  • KW

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    @Jakob Friedl
    Danke für den link zu Ihrem Fragenkatalog. Demnach wurde nichts schriftlich beantwortet sondern von der OBin nur auf ein persönliches Gespräch mit Frau Thiele verwiesen.
    Haben Sie in einem solchen Gespräch Antworten auf Ihre Fragen erhalten?

  • Julian86

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    Im verlinkten Schreiben des Herrn Stadtdrats Friedl an die OB steht Wesentliches zur Wirtschaftssituation der städtischen GmbH unter der Ziffer 2.

    Im Unterpunkt 2.2 wird der sog. “Risikobericht” angesprochen und um Einsicht nachgesucht.

    Sollte sich nicht aus der Mitte des Stadtrats parteiübergreifend eine Initiation finden, welche wirkmächtig die Kontrolle der Verwaltung im Hinblick auf das Gebot der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit bei der städtischen Tochter in die Wege leitet?

  • Mr. B.

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    Es scheint so, als würden in dieser Stadt viele Unfähige beschäftigt, welche trotzdem sehr gut entlohnt werden?
    Aber das Immozentrum ist noch immer gut im Rennen (warum wohl?)!
    Sollte doch jeder Arbeitnehmer der Stadt bei der nächsten Lohnrunde 15 % fordern?
    Regensburg ist einfach eine sonderbare Stadt!

  • Daniela

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    Ich denke am meisten spart man an Frau Thiele…., Ich weiß ja nicht, aber gebe es nicht ambitioniertere Geschäftsführer für weniger Geld… Dann bliebe ggf noch was über für das restliche Personal und es klappt eventuell besser mit dem Tourismus Beirat.
    Mein Gott, was für eine Fehlbesetzung, ausgerechnet die mit denen die Kommunikation reibungslos laufen sollte, also Tourismus Branche und Beirat, da klemmt es an allen Ecken und Enden. Die Tourismus Branche hat eh die Corona Jahre leiden müssen und nun diese Tatsachenschaffung.
    Da wird die Stadt aber ganz schnell umdenken müssen, mal nicht an den kleinen Arbeitnehmer sparen, sondern an den Verantwortlichen, die diesen Bockmist verzapfen.

  • Native

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    Wieso? In Regensburg ist man korrekt. (Ironie) „Dürfen Müllmänner vor Weihnachten Geldgeschenke annehmen? Nein, sagt die Stadt. Aus dem Jahre 2003 gab es eine Ausnahmegenehmigung, die es ermöglichte, dass Müllmänner in der Vorweihnachtszeit Geschenke und Geld als Dank und Anerkennung für ihren harten Dienst annehmen dürfen. Diese wird noch in diesem Jahr außer Kraft gesetzt. Das erklärt die Stadt Regensburg.“ (MZ 08.12.2017) Und das in Regensburg. Wenns nicht so traurig wäre, wäre es lustig! Das soll Korruption verhindern.
    Frohe Weihnachten und geleerte Tonnen

  • Roche-Dirac

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    @ Mr. T.
    20. Dezember 2022 um 21:30 | #

    Die Grössenordnung, 35000 Euro monatliche Pacht scheint mir, natürlich ohne weitere Infos zu Quadratmeterzahlen etc., halbwegs realistisch.

    Im kommerziell-privatwirtschaftlichen Bereich sind monatliche Mietkosten im klar 5-stelligen Bereich für 500 bis 1000 Quadratmeter, je nach Lage natürlich, absolut üblich.

  • Christine

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    Julian, Sie sprechen zu Recht den Stadtrat an, das höchste Verwaltungsorgan der Stadt Regensburg. Der Stadtrat trägt die Verantwortung dafür, dass die Steuermittel zielgerichtet und wirtschaftlich eingesetzt, verwendet werden. Es scheint ihn aber nicht zu interessieren, andernfalls dürfte vieles in den städtischen Unternehmen nicht geschehen. Es entsteht der Eindruck als wollte dieses Gremium nichts mit den Unternehmen zu tun haben. Unrichtig ist die Aussage des Beteiligungsverwalters, wie sie in der MZ widergegeben wurde, dass Geschäftsführer nicht weisungsgebunden wären. Die Bayerische Gemeindeordnung legt Wert darauf, dass sich Kommunen Weisungsrechte gegenüber kommunaler Gesellschaften vorbehalten. Der Kulturreferent ist nicht weisungsbefugt gegenüber der Geschäftsführerin der RTG, auch nicht der Aufsichtsrat, dessen Mitglieder beraten sollen. Weisungsbefugt ist aber die Gesellschafterin, vertreten durch den Stadtrat und dieser vertreten durch die Oberbürgermeisterin. Dann geht die Verantwortung für die Weisung auf die Gesellschaft über, wovor sich die Stadtratsmitglieder offenbar scheuen. Diese Problematik durchzieht das Beteiligungsmanagement des Stadtrats bei allen städtischen Unternehmen. Im Falle der Stadtbau hat man den Geschäftsführer ausgewechselt, statt ihn auf eine städtische Wohnungspolitik zu verpflichten. Dafür hätte man aber Ziele vorgeben müssen. Gleiches gilt für die RTG und alle anderen Unternehmen. Andere Städte sind da schon wesentlich weiter. Regensburg konnte sich diese Nachlässigkeit leisten, solange es keinen Mangel bei den Einnahmen gab, Diese Zeit scheint aber vorbei zu sein. Herr Friedl war mit seinem Fragenkatalog auf der richtigen Spur. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Beantwortung der Fragen, das hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof durch Urteil bestätigt.

  • Jonas Wiehr

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    Der Clou – vielmehr der Hammer: Das ganze heutige Marina-Quartier befand sich im Besitz der Stadt Regensburg. Es wurde für n Appl und n Ei verhökert und nun, im Falle Marinaforum, von der Stadt angemietet. Warum? Und warum ist Schaidinger und dem Immozentrum niemand aus dem Stadtrat in den Arm gefallen? Wie können unsere Volsvertreter so einen Deal durchgehen lassen? Welche Aufsichtsgremien haben hier versagt (oder Geld oder sonstige Vorteile genommen)?
    Der Umbau des Schlachthof-Gebäudes zum Veranstaltungsaal hätte dilettantischer nicht realisisert werden können. Technik und Infrasturktur wie Maske, Garderoben etc. vom Billigsten, eine Bühne wie ein Nudelbrett. Von Design keine Spur, Lüftungsrohre quer über (unter) die Zollingerdecke, 08/15-Ausstattung.

  • Wuzzi

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    Leider gibt es zuwenig Stadträte wie Jakob Fridel, die auch mal etwas hinterfragen und nicht alles schlucken, was die Stadverwaltung vorlegt. Weiter so.

  • Jakob Friedl

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    @KW: Die Vereinbarung des Gesprächstermins wurde seitens der RTG auf den Herbst verschoben. Seitdem habe ich wegen meiner Arbeit an anderen Projekten leider noch keine Zeit gefunden. Stadtratskollegin Maria Simon sitzt im RTG Aufsichtsrat und hat Interesse bekundet mich zu dem Termin zu begleiten. Ich habe nun schriftlich um einen gemeinsamen Termin im neuen Jahr gebeten. In den Weihnachtsferien kann ich mir Zeit nehmen, um u.a. meine Notitzbücher durchzugehen, in denen sich aus den Debatten im vergangenen Jahr viele interessante Anmerkungen angesammelt haben! Der Informationsbedarf ist nach wie vor hoch, Ideen für Anträge gehen ebenfalls nicht aus…

  • Krösus

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    @Daniela – Genau so sehe ich es auch. Für jemanden, der sich offensichtlich null für touristische Belange interessiert, gibt es im Grunde nur einen Weg – weg.
    Was treibt die eigentlich grundsätzlich so? Hören und sehen tut man von der nie was – außer Bockmist.
    mM nach ziemlich wenig für eine Angestellte GF.

  • Mr. T.

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    Die GFin macht anscheinend keine besonders gute Arbeit. Trotzdem darf man ihr die Eier nicht anlasten, die ihr Schaidinger und Konsorten ins Nest gelegt haben.
    Jonas Wiehr hat das ja schon schön beleuchtet. Schaidinger wird man dafür sicher nocht mehr haftbar machen können. Der hat ja nicht mal sein Schmierg…-, äh Beraterhonorar wieder abdrücken müssen.

  • Native

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    Marina, Marina, Marina
    Dein Chic und dein Charme, der gefällt.
    Marina, Marina, Marina,
    Du bist ja die Schönste der Welt.
    Wunderbares Mädchen, bald sind wir ein Pärchen
    Komm und lass mich nie alleine
    Oh, no no no no no.
    Und wer zahlt´s?

  • Lenzerl

    |

    Bravo, Herr Friedl, danke fürs Dranbleiben!!!

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