Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Nach BMW-Entscheidung gegen Regensburg

Wolbergs sauer: Fürstlicher Deal ist „hinfällig“!

Der stellenweise entwürdigende Ansiedlungspoker hat ein Ende: BMW baut sein Logistikzentrum nicht in Obertraubling. Joachim Wolbergs macht andere „Beteiligte“ für das Scheitern verantwortlich. Die CSU meldet sich mit einer ätzenden Pressemitteilung zu Wort.

Aus seinem Ärger über Fürstin Gloria macht der Oberbürgermeister kaum einen Hehl: „Die Verhandlungspunkte, die im Letter of Intent mit Thurn und Taxis festgelegt wurden, standen im Zusammenhang mit der BMW-Betriebsansiedlung. Da diese nun nicht zustande kommt, sind auch die getroffenen Verabredungen hinfällig.“ Foto: Archiv/ Staudinger

Aus seinem Ärger über Fürstin Gloria macht der Oberbürgermeister kaum einen Hehl: „Die Verhandlungspunkte, die im Letter of Intent mit Thurn und Taxis festgelegt wurden, standen im Zusammenhang mit der BMW-Betriebsansiedlung. Da diese nun nicht zustande kommt, sind auch die getroffenen Verabredungen hinfällig.“ Foto: Archiv/ Staudinger

„Wir bedauern sehr, dass das BMW-Logistikzentrum nicht nach Obertraubling kommt“, sagt Joachim Wolbergs. „Leider waren nicht alle Beteiligten flexibel und schnell genug, um die Entscheidung letztendlich doch noch ins Positive zu wenden. Es wurde von manchen einfach zu hoch gepokert, aber nicht von Seiten der Stadt. Es gab Beteiligte, denen das Thema ‘Arbeitsplätze’ für die Region offensichtlich nicht wichtig genug war.“

WERBUNG

Wolbergs: Die Verantwortung tragen andere!

Auch Landrätin Tanja Schweiger weist eine persönliche Verantwortung von sich. Foto: pm

Auch Landrätin Tanja Schweiger weist eine persönliche Verantwortung von sich. Foto: pm

Der Oberbürgermeister lässt offen, gegen welche „Beteiligten“ er einen Groll hegt: Meint Wolbergs den Saatgutbauern, der im Zuge der BMW-Ansiedlung nicht einfach das dafür vorgesehene, von ihm gepachtete Areal verlassen und sich damit seine Existenz vernichten lassen wollte? Zumindest in mancher Berichterstattung war dieser – als vermeintlich schwächster Part – anfänglich schnell zum Sündenbock gestempelt worden.

Spielt Wolbergs auf Handwerkskammerpräsident Dr. Georg Haber an? Der hatte es bei einem Termin im Regensburger Presseclub gewagt, aus dem Kreis derjenigen auszuscheren, die um die Gunst des Autokonzerns buhlten. Haber stellte die Frage, ob Regensburg die behaupteten 2.000 Arbeitsplätze überhaupt brauche und musste sich dafür von Wolbergs öffentlich abwatschen lassen.

Oder richtet sich Wolbergs Ärger gegen das Fürstenhaus, dem man erst einen Millionendeal mit jeder Menge Zugeständnissen vorlegen musste, damit es diesem Saatgutbauern ein brauchbares Ersatzgrundstück anbot? Das deutet nicht nur die Stellungnahme von Landrätin Tanja Schweiger an, die den Grund für die Standortentscheidung „im privatrechtlichen Bereich zwischen Eigentümer und Investor und somit außerhalb unserer Einwirkungsmöglichkeiten“ verortet.

Für diese Lesart spricht auch die deutliche Aussage von Wolbergs zum geplanten Deal mit dem Fürstenhaus: „Die Verhandlungspunkte, die im Letter of Intent mit Thurn und Taxis festgelegt wurden, standen im Zusammenhang mit der BMW-Betriebsansiedlung. Da diese nun nicht zustande kommt, sind auch die getroffenen Verabredungen hinfällig.“

Entwürdigendes Buhlen

Am Ende hatte das Werben um die Ansiedlung fast schon entwürdigende Züge angenommen. Nachdem am Donnerstag bereits durchgesickert war, dass sich BMW für den Standort Wallersdorf bei Dingolfing entschieden hatte und während dem dortigen Landrat von diversen Stellen gratuliert wurde, ließ das Unternehmen dies sogar noch dementieren und behauptete, es werde noch verhandelt. Heute Mittag kam nun die Pressemitteilung, in der die Ansiedlung in Wallersdorf auch offiziell verkündet wird – zu Regensburg fällt kein Wort.

CSU: „Wolbergs fehlen Erfahrung und Abgeklärtheit.“

Unmittelbar nach dieser offiziellen Verkündung hat sich bereits die CSU mit einer gemeinsamen Presseerklärung der Fraktionen in Stadtrat und Kreistag zu Wort gemeldet. Die Botschaft von Schweiger und Wolbergs, derzufolge andere, aber nicht Oberbürgermeister oder Landrätin für das Scheitern der Ansiedlung verantwortlich seien, drehen die Fraktionschefs Hermann Vanino und Peter Aumer sowie die Landtagsabgeordneten Franz Rieger und Sylvia Stierstorfer fast schon genüsslich um.

Genüssliches Kritisieren: Vanino und Rieger. Foto: Archiv/ Staudinger

Genüssliches Kritisieren: Vanino und Rieger. Foto: Archiv/ Staudinger

„Wir verkennen nicht, dass sich Oberbürgermeister Wolbergs um die BMW-Ansiedlung bemüht hat. Aber es hat sich gezeigt, dass ihm für die Komplexität solcher Verhandlungen wohl noch die notwendige Erfahrung und die erforderliche Abgeklärtheit fehlen“, ätzt etwa Vanino. Es sei „außerordentlich bedauerlich, dass „eine solch wichtige Entscheidung in den Reifeprozess des OB fällt“. Da wird der nächste Groll des Oberbürgermeisters nicht lange auf sich warten lassen.

Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (31)

  • Kernel

    |

    Gott sei Dank – wenigstens der Kelch ist an uns vorbeigegangen und es kommt nicht noch mehr Verkehr. Die Arbeitsplätze mit vielen Leih- und Werkverträgen sind auch nicht sonderlich lukrativ.

  • Tobias Schneider

    |

    Wolbergs ist ‘angezählt’. Mit dem BMW-TuT-LGS-Deal vorpreschen wurde alles Pulver verschossen. Arbeitsplätze, Geld, Leuchturmprojekt und Wolle-machts-Image alles futsch.

  • schwafi

    |

    Und was wird aus dem fürstinlichen Porträt vom OB. Ist dieser Deal mitgeplatzt. Ich hoffe nicht. Werden zur Strafe für ihr Geätze jetzt auch die CSUler gemalt. Ich hoffe nicht. Ist dies der Abgesang auf alle Win-Win-Letters of intent. Ich hoffe schon.

  • blauäugig

    |

    Ich hoffe, dass damit nicht nur der Letter of intent beerdigt ist, sondern auch der Burgunderring. Und bitte in Zukunft keine neuen kreativen Wortschöpfungen für Kuhhandel.

  • Jürgen R.

    |

    Da ist jetzt die Konsequenz, die Fürstin zu zwangsenteignen um dann im Schloss Asylanten beherbergen zu können. Die sollte eine neue Win-Win Option für beide Seiten sein – vor allem für die “heilige” Fürstin, die doch für ihr Öffentlichkeitsimage den kirchlichen Würdenträgern in den Allerwertesten kriecht. Wie steht schon in der Bibel: “Geben ist seliger denn nehmen!”

  • joey

    |

    laut einer rechtspopulistischen Zeitung mit Globus Logo waren es die Phantasien im T&T Vertragsvorschlag, die BMW so nicht akzeptieren konnte. Um es klar auszudrücken. Klar, das Gelände gibts auch morgen noch und wird sicher irgendwann mit irgendwas bebaut.

  • Lothgaßler

    |

    Danke BMW!
    Schämt euch CSU! Ausgerechnet Aumer, Vanino und Rieger versuchen zu stänkern, und zeigen damit ungeschminkt wie wenig sie drauf haben.
    Gratulieren SPD und Grüne! Das ist nochmal haarscharf an euch vorbei gegangen. Lasst so etwas zukünftig bleiben!
    T&T braucht weder Dank noch Spott, die kriegen das was sie wollen schon noch. Der Poker ums Pürklgut geht weiter. Am Ende wird der Bau auch in städtisches Eigentum übergehen, weil es einige Leute so wollen.

  • Veronika

    |

    Wer kennt den 80er Jahre-Song noch: “Es macht immer wieder TuT, TuT …”
    Diesmal scheinbar nicht. Ich hisse heute bei mir eine amerikanische Fahne! ;-) Wird schon noch klarer werden, was da den Ausschlag gab.

  • Franz

    |

    Da haben die CSU und Herr Vanino wahrscheinlich sogar recht. Dem OB Wolbergs fehlt vermutlich tatsächlich die Erfahrung und Abgeklärtheit, sich von einem Großkonzern und einer stinkreichen adligen Charity-Tussi für eine Handvoll billiger Arbeitsplätze nach Strich und Faden über den Tisch ziehen zu lassen.
    Nicht zu vergessen: Auch die BMW-Group gehört zu fast 50 % der Familie Quandt/Frau Klatten, denen die Milliarden inzwischen bei den Ohren herausquellen und die gar nicht mehr nicht merken, ob sie 100 Millionen mehr oder weniger auf ihrem Konto haben.
    MfG
    Franz

  • Säm.-machs-.nochmal

    |

    Die Einen wollen bis zu 2000 Arbeitsplätze,
    sicherlich auch gute Nahrungsmittel ohne viel Chemie und ohne Gen-Technik.
    Der/die Eine bekommt so der so gutes Geld für ihr “paar Quadratmeter”.
    Einer wollte nur das Grundstoff für gesundes, hochwertiges (Gen-frei) und sicheres Nahrungsmittel züchten.
    Welche Überlegungen sind da die Besten?
    Einer der so Egoistischisch ist und gleichwertige Flächen im Tausch wollte
    oder
    der/die wo Geld dringend brauchen
    oder
    gar die wo Technik vernarrt sind, diese wollen sogar doch Gen-Technik essen?
    Mahlzeit und guten Biss in Bmw, Google, Facebook und Companie.

  • @jo(e)y

    |

    @ kleiner josef: du meinst aber nicht zufällig die bildzeitung für VERmieter (gleiches veragshaus) damit, oder?

  • Peter

    |

    Was kann da auch schon kommen, von einer Fürstin, die mit Regensburg nichts, aber auch gar nichts am Hut hat und nur von 2. und 3. klassigen Politikern hofiert wird.
    -Schein heiliger Raffzahn – (Warum nicht zwecks Nächstenliebe mal 100 Asylanten ins Schloß lassen) nur schön reden davon hat keiner was…..

    Die Verlierer Aumer Vanino und Rieger und noch so ein paar Konsorten verkommen langsam nur noch zu Lachnummern, wer wählt den sowas noch …
    … schlechte Verlierer eben …

  • Holger G.

    |

    Wäre es nicht die Aufabe von Vanino und Co. gewesen, einen “unerfahrenen” OB in dieser Sache gewinnbringend für die Stadt zu beraten?

    Zitat aus dem Beitrag: „Wir verkennen nicht, dass sich Oberbürgermeister Wolbergs um die BMW-Ansiedlung bemüht hat. Aber es hat sich gezeigt, dass ihm für die Komplexität solcher Verhandlungen wohl noch die notwendige Erfahrung und die erforderliche Abgeklärtheit fehlen“, ätzt etwa Vanino.

  • Sarah Rosen

    |

    Die Regensburger Fürsten sind bislang nicht durch nachhaltiges soziales Handeln aufgefallen. Bei 2 Miliarden cash auf dem Konto muss Mann das wohl auch nicht mehr.

  • Hans Sch.

    |

    Bitte nennt mir einen in der Wolbergskoalition, der die Kompetenz zur Wirtschaftspolitik für Regensburg hätte und der auch ernst genommen würde.

  • Veronika

    |

    @ Franz:
    ” für eine Handvoll billiger Arbeitsplätze” – Dies isses, es zählt nur noch die Leute “in Lohn und Brot” zu bringen. Dann kann man auf deren Kosten weltweit Staatskredite aufnehmen.

    Auch die BMW-Group gehört zu fast 50 % der Familie … – Wichtig sind hier aber trotzdem die Wörtchen zu fast. Ansosten mischen da jede Menge anderer Leute mit, die nicht unbedingt auch ein – um es einmal deutlich zu schreiben “konservativ katholisches Regensburg” akzeptieren. dort auch nicht (mehr) in Form von Autokäufen für deren Klientel investieren werden.
    ———–
    Es soll auf dieser Welt sogar noch Leute geben, die nicht katholisch sind, nicht dem Adel angehören, sondern sich daran erinnern wie es deren Vorfahren – der Menschheit in Europa insgesamt – im Mittelalter ergangen war. ;-)

  • victor lustig

    |

    regensburg leidet unter einer enormen zersiedelung, rasend überteuerten mieten, einer immensen verkehrslawine, die lebensqualität in der stadt und im umland ist bei weitem nicht vorbildlich. aus dieser perspektive ist die entscheidung von bmw ein vorteil…

    naja, und über die reaktion der csu kann man eigentlich zu lachen… wenn`s nicht so traurig wäre.

  • CSU hat recht

    |

    Während Wolbergs und Schweiger offenbar alles getan haben, was sie konnten, haben Rieger, Stiersdorfer, Aumer und Lerchenfeld vor allem dadurch geglänzt, dass Sie unsachlich nachtreten. Beschämend!!! Wo blieb deren Einfluss?

  • Steven

    |

    Es wäre für Regensburg vorteilhafter gewesen, wenn alle (SPD/CDU) an einem Strang gezogen hätten, zum Wohle der Stadt und dem Landkreis.

  • Musonius

    |

    @Holger G: Komm halt immer darauf an, ob sich jemand beraten lässt. Darum hat Vanino wohl auch weiter geätzt: “Die CSU hätte sich gewünscht, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung
    und guten Vernetzung stärker in die Verhandlungen einbezogen worden
    wäre.”

    Und es kommt halt immer auch darauf an, wie man die Dinge sehen will …

  • Taxifahrer

    |

    Eins ist sicher: Mit Schlegl als OB wäre die Ansiedelung jetzt bei uns im Landkreis. Weil der Chrischtian, der kann’s. Der hat ganz viel Erfahrung als OB und arbeitet bei BMW am Band.

  • Hannes

    |

    Wo hätten die denn alle gewohnt?
    Der Immobilienmarkt ist ja jetzt schon überhitzt!
    Wenn man Arbeit anbietet, dann muss man sich auch darum kümmern, dass man eine Immobilie kaufen oder mieten kann. Ein Haus/ Reihenhaus zu kaufen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Keine Angebote oder zu teuer!

  • Tom

    |

    Es ist ja schon erstaunlich mit welch verklärtem Blick die Wolli-Jünger hier den ganzen Vorgang betrachten.

    Aber es sollte doch auch für die große Wolli-Fanschar möglich sein trotz aller Begeisterung für den OB dessen bisheriges Wirken zu beurteilen.

    Seid doch mal ehrlich, was hat er den bisher geleistet? Wie nimmt man in wahr?

    Nach wie vor eröffnet er gerne, neuerdings in schick gesponserten Trachtenoutfit Volksfeste, drückt dem mittlerweile angestiegenen SSV kräftig die Daumen, hat ein nutzlos sinnfreies Projekt “Kreativwirtschaft” initiiert, hat einen unbeliebten Triathlon für eine treue Wahlkampfhelferin nach Regensburg geholt …………

    Und dann ging es für den Wirtschaftsstandort Regensburg mal um was wirklich(!!!!) Wichtiges, nämlich um 2000 Arbeitsplätze.

    Und was passiert? Der bisher prosperierende Wirtschaftsstandort Regensburg zieht den Kürzeren gegen das niederbayerische Boomtowndorf Wallersdorf (6745 Einwohner)!

    Pech gehabt! Aber das nächste Fass Bier zum medienwirksamen Anzapfen wartet sicher schon, Jodeloutfit inklusive.

  • Mathilde Vietze

    |

    Zu Tom: Mir scheint, daß Sie Nachholbedarf in Sachen Information
    haben. Sie sollten mal a) die Zeitung lesen und sich b) allseits
    informieren über die Arbeit von OB Wolbergs, ehe Sie ins Blaue
    hineinreden.

  • fritz eder

    |

    Kommentar gelöscht. Keine persönlichen Angriffe.

  • Kernel

    |

    @ Tom: 2000 Arbeitsplätze? Einfach mal die SZ zu diesem Thema lesen oder Leute befragen, die bei BMW als Leih- oder Werkverträgler arbeiten. Leider geht es nicht um 2000 gut bezahlte Vollzeitstellen mit BMW Vertrag sondern oftmals einfach nur um Niedriglöhner, die nicht mal von Zuschlägen, geschweige von BMW Profiten profitieren. Solche Arbeitsplätze wünsche ich auch den Niederbayern nicht. Aber BMW kennt die Arbeitsmarktsituation und die spricht bei Niedriglohnarbeitsplätzen natürlich klar für Niederbayern. Obwohl kein Fan von Wolli – aber hier hat er alles richtig gemacht!

  • Franz

    |

    @Tom
    Und täglich grüßen die neoliberalen und konservativen Murmeltiere und Wirtschaftslobbyisten in diesem unserem Lande mit dem Argument der “Arbeitsplätze”.

    Da stellen wir uns mal ganz dumm und sagen so: Auch Autodiebe schaffen Arbeitsplätze. Klingt komisch, ist aber so. Zweifelsohne ist Autodiebstahl schlecht für die Bestohlenen, aber gut für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze, denn die Bestohlenen müssen sich ein neues Auto kaufen. Warum ist Autodiebstahl dann verboten?

    Nicht jedes Argument von Wirtschaftslobbyisten ist ein Argument, von dem alle profitieren.

Kommentare sind deaktiviert

drin