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Erfinder ging leer aus

Gemein! Händlmaier klaut Koch-Idee

Eine feine Idee war das, mit der Senffabrikant Händlmaier vor zwei Jahren eine Social Media-Kampagne gestartet hatte: „HeadCam Cooking mit Erich dem Koch“. Doch das war alles nur geklaut. Für den Erfinder des Formats hätte Händlmaier nicht einmal ein Glas Senf übrig.
"Ich habb geschimpft wie ein Kampfdackel." HeadCam-Koch Thomas Sixt. Foto: pm

“Ich hab geschimpft wie ein Kampfdackel.” HeadCam-Koch Thomas Sixt. Foto: pm

„Ich träumte nachts von Leberkäs und Händlmaier-Senf.“ Willy Astor, Bayern is überoi
„Ich hab diesen Senf einfach gemocht. Das war so ein Gefühl von Heimat und Jugend.“ Wenn Thomas Sixt so voller Wiener Schmäh ins Telefon plaudert, dann kann man sich kaum vorstellen, dass er eigentlich aus Bayern stammt. Genauer gesagt aus Plattling, kaum 80 Kilometer von Regensburg entfernt. Und hier, in Regensburg, wird er gemacht, der Händlmaier-Senf, den Sixt so gemocht und der ihn immer an seine Heimat erinnert hat. „Mittlerweile lebe ich seit 15 Jahren in Wien und selbst hier, umgeben von Kremser Senf und Estragon-Senf, habe ich als bayerischer Missionar Händlmaier-Senf am Wiener Westbahnhof in meinem Lieblings-Leberkäsestand eingeführt.“

Sixt: In Wien ein kleine Berühmtheit

Und der gelernte Koch – seine Ausbildung absolvierte Sixt bei Alfons Schuhbeck – hat ihn auch als Zutat für mehrere Folgen seines Babys verwendet: HeadCam Cooking. Mit seinen Videos es der „verrückte Koch mit der Kamera auf dem Kopf“ zwischenzeitlich nicht nur ins Wiener Regionalfernsehen, sondern auch auf den Internet-Auftritt der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ geschafft. Doch auch Sixt hat mal klein angefangen. Als kleines „Blogger und New Media-Würschtl“, wie er sagt, experimentierte der 38jährige länger mit der Kamera, dem idealen Küchenaufbau und der Anordnung der Zutaten, ehe er seine ersten Ergebnisse vor drei Jahren auf Youtube veröffentlichte. Immer wieder als Zutat mit dabei: der heiß geliebte Händlmaier-Senf – seinem kleinem, aber stetig wachsendem Publikum präsentierte Sixt vom Salatdressing mit Händlmaier, über „das perfekte Wiener Schnitzel“ bis zum glasierten Gröstl mit Händlmaier allerhand bayerische und internationale Rezepte mit dem Senf.

„Ein echter Weißbier-Volltreffer“

Irgendwann kam Sixt der Gedanke, die Firma Händlmaier einfach mal zu fragen ob sie seine Sendung sponsern wollen. „Ich war begeistert, den Marketing Manager Tilmann Müller über das Telefon kennen lernen zu dürfen.“ Der Herr Müller habe sich seine Idee gleich angehört und „mich auch ganz genau gefragt, wie ich das so mache und hat natürlich nach einem Angebot und nach Links zu Youtube gefragt“. Social Media wolle Händlmaier nämlich auch machen. Da brauche er auch gleich ein Angebot.
Kein Senf für Sixt: Händlmaier klaute die Idee des Wahl-Wieners.

Kein Senf für Sixt: Händlmaier klaute die Idee des Wahl-Wieners.

„Ein echter Weißbier-Volltreffer“, dachte sich Sixt, der sich schon mit Händlmaier und Co. in Regensburg beim Weißwurst-Frühstück sitzen sah. Er verschickte sein Angebot samt Details und Kochbeispielen. Dann hörte er erst einmal nichts mehr.

Die Bitte um ein paar Gläser Senf wird nicht erhört

„Nach einigen Wochen habe ich nochmal angerufen. Da hat mir Herr Müller erklärt, das Social Media-Angebot komme für ihn nicht in Frage. Das Headcam Cooking sei ihm viel zu wackelig und außerdem gefalle ihm das alles jetzt doch überhaupt nicht mehr.“ Schade, dachte sich Sixt, „aber man kann eben nicht immer gewinnen“. Und so bat er, als kleine Anerkennung, ihm doch zumindest ein paar Gläser seines heißgeliebten Senfs zu schicken. „Bekommen habe ich natürlich nichts, gehört habe ich auch nichts mehr von denen.“ Einige Monate vergehen.

Aus „Thomas Sixt Headcam Cooking“ wird „Händlmaier HeadCam Cooking“

Dann stößt Sixt bei seinen Streifzügen durch Youtube auf ein bemerkenswertes Video: Das „Händlmaier Headcam Cooking“: Gleicher Küchenaufbau, gleiches Konzept und ähnliche Rezepte wie beim „Thomas Sixt Headcam Cooking“. Nur der Koch war ein anderer – dafür hat Händlmaier „Erich, den Koch“ von der Kinderband Donnikl engagiert. „Ich habe Herrn Müller dann erneut kontaktiert und habe natürlich wie ein bayerischer Kampfdackel am Telefon geschimpft.“ Und der Herr Müller habe dann auch zugegeben, dass er die Idee doch einfach so toll fand, dass er beschlossen hat, das selbst zu machen. Vermutlich billiger, als Sixt das angeboten hätte. Sparfuchs-Qualitäten hat der Senffabrikant in der Vergangenheit auch bei seinem Personal unter Beweis gestellt (hier, hier und hier). Doch das nur am Rande. „Ich hab versucht, mich nicht darüber aufzuregen“, sagt Sixt. „Aber mittlerweile, seit meine Sendung hier im Fernsehen läuft, werde ich darauf angesprochen, ob ich nicht die Idee von Händlmaier geklaut hätte.“

Die Liebe zu Händlmaier ist erkaltet

Rechtlich vorgehen will Sixt nicht gegen den dreisten Ideen-Klau des Senffabrikanten. „Da hätte ich wohl wenig Chancen.“ Seine Liebe zu dem Senf aber hat ist mit der Sache gestorben. Der ist aus seinem Kühlschrank und der Sendung geflogen. „Zum Glück machen auch die Wiener guten Senf.“
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Kommentare (14)

  • hobbykoechin

    |

    Lieber Herr Aigner, ich lese sehr oft auf Ihrer Webseite und finde die Themen die Sie bringen höchst spannend. Die Sache mit dem Händlmaier Senf ist ja schon unglaublich und der Herr Sixt hat ein gutes daran getan, dass klar zu stellen. Daumen hoch, ich schaue mir lieber das Original an und koche heute Abend schon das erste Gericht nach. Liebe grüsse…

  • Gondrino

    |

    Tja, wieder ein Unternehmer, der seiner sozialen Verantwortung nicht gerecht wird und noch dreist fremde Ideen abgreift. Na dann kaufe ich halt keinen Händlmaier-Senf mehr und werds auch meinen Bekannten empfehlen. Nur wenn der Umsatz zurückgeht, spüren diese Leute, was es bedeutet, eine miese Unternehmensethik zu besitzen.

  • underground

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    Stimme Giordino zu – aber aufpassen der Kim Senf beim Aldi ist auch möglichweise auch vom Händlmeier oder kennt jemand eine weitere Senffabrik in Zeitlarn ;-)

  • Sempft

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    Dann gehts halt back to the roots. Bratwurstsemmeln kann man auch mit mittelscharfem Senf essen (wie es fast alle außerhalb Regensburgs tun). Gleiches gilt für die Knackersemmel.

    Die Weißwurst schreit nach süßem Senf; aber vielleicht ist das jetzt ein guter Anlass, mal ein Vergleichsessen zu machen. Nach 30 Jahren Monopolsenf hat man den Blick auf andere Produkte verloren. Es könnte ja sein, dass da noch andere gute Sorten in den Regalen schlummern.

  • Münchner

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    Man soll sich doch fragen warum macht Händlmaier
    so etwas. Ruht sich da ein Marketingmanager auf seiner Ideenlosigkeit aus?

  • erdbeere1

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    ja, ja ..logo hat er geklaut… aus ideenlosigkeit oder einfach nur weil es rechtlich problemlos möglich war ???
    ist es richtig sich wegen so einem debakel auf den senf zu verzichten???
    wenn trift es den ??? den chef sicher nicht.
    ich geh jetzt händelmaier senf kaufen, damit KEINER der mitarbeiter seinen job verliert, auch wenn es nicht gutbezahlte arbeitsplätze sind so leben doch viele fam. von und mit händelmaier.
    was da abgelaufen ist, ist wirklich nicht schön, ich denke es wird eine einigung geben können. mir ist leider noch nicht klar an welche summe herr sixt da denkt ( würde mich aber sehr interessieren)

    also ich bin einkaufen…

    und ja es ist so nicht recht …aber wenn mitarbeiter darunter leiden ist keinem geholfen

  • Kuno Küfer

    |

    @ Münchner

    Warum macht Händlmeier das?
    Positionen, die in Unternehmen dazu dienen, das eigene Produkt erfolgreicher zu “machen”, ziehen häufig und magisch Charaktere an, deren Erfüllung es dann ist, dieses Ziel für den Unternhemer so günstig wie möglich zu erreichen. Sonnst sucht sich das Unternehmen doch einen, der dieses Ziel noch effizienter verfolgt. Die zentrale Aufgabe besteht dann darin, dem anderen (zunächst den “Mitbewerbern”) nicht das Scharze unter den Fingernägeln zu gönnen. Da fallen dann so schöne Begriffe, wie “Marktanteile gewinnen”. Erschließen muss so einer im konkreten Fall hier ja nix mehr. Die Marke ist ja “etabliert”.
    Und das Paradies für den Unternehmer ist ja stets das Monopol (gell, Herr Datko).

    Warum sollte sich so ein Marketingler gegenüber einem Herrn Sixt entgegen seiner Konditionierung plötzlich anders verhalten? Ethik? Moral? Kennt der nicht! Und die eigene Rechtsabteilung im Haus wird ihm so etwas “Unfassbares” auch nicht verständlich machen können[!].

    Von etwas (noch) mehr zu bekommen, als all die “anderen”, bei minimalem Einsatz des eigenen Aufwands, das ist doch das Kernprinzip dieser Strategen. Und wenn die Strategie dann “erfolgreich” war, dann laufen solche Gestalten erhobenen Hauptes durch die Gegend, und behaupten stets von sich, dieser Erfolg gäbe ihnen Recht. “Mei, bin i guat!”.

    Was dieser Experte aber, abgesehen vom innersten Zirkel seiner Kollegen niemanden auf die Nase binden wird: Schau her, so ausgeruht zum Erfolg bin ich schon lange nicht mehr gekommen. Das musst du mir mal nachmachen! Der Depp hat zwar die Idee gehabt, aber ich hab draus den Nutzen gezogen. “Mei, bin i guat!”. Und viele seiner Kollegen aus der Branche werdem ihm dafür Beifall zollen. Oft auch nur heimlich. Da kann man ja vom Erfolg “lernen”. Obwohl sie wissen, dass das Konzept gestohlen ist.

    Andere gnadenlos über den Tisch ziehen ist doch wesentlicher Bestandteil unserer “Leistungsgesellschaft”. Und damit das nicht straflos Diebstahl genannt werden darf, darum kümmern sich die Lobbyisten mit maßgefertigten Gesetzen. Straflos stehlen ist ihre “Kompetenz”. Wichtig ist dabei, die Eintrittshürde für die Bestohlenen so hoch zu legen, dass viele davon den Rechtsweg erst gar nicht gehen werden. Und wenn es nicht juristisch geklärt werden “muss” (weil die Bestohlenen z.B. den Aufwand scheuen oder ihn nicht erbringen können), dann wähnen sich die Diebe auf der sicheren Seite und faseln was von “Rechtssicherheit”.

    Diese Methode schreit nach “Verfeinerung”. Denn jeden Tag könnt’ einer aufstehen, den noch weniger Skrupel plagen.

    Den “Ehrbaren” und “Unschuldigen” im Geschäft wird meine Meinung dazu natürlich viel zu pauschal sein.

  • Veronika

    |

    Traurig für Herrn Sixt, aber:

    LEUTE, LERNT IHR ES WIRKLICH NICHT MEHR????

    Heutzutage kann jede Idee, jeder noch so dumme Spruch Millionen Euro wert sein. Die Kath. Kirche dürfte es doch gezeigt haben, mit derem Urheberrecht für die Bibeltexte.
    Ich hoffe, dass Herr Sixt wenigstens irgendeinen Nachweis für die Übersendung seiner Konzeption an Händlmeier hat?
    Dann nämlich würde ich mir einen der “bösesten” Rechtsanwälte suchen, die für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen. Es gibt (fast) immer eine Möglichkeit, hier zumindest für so viel Furore zu sorgen, dass ein dennoch Kleinunternehmen wie Händlmeier zu seiner Verpflichtung steht!

  • Veronika

    |

    TIPP: Richtig böse ;-) Anwaltskanzleien, die man meiner Meinung nach ruhig am Prozessgewinn beteiligen kann, findet man in der Regel einfacher in nördlichen Bundesländern, dort wo sich regelmässig auch die Kath. Kirche deutscher Provenienz gegen Journalisten verteidigen lässt.

  • Thomas Sixt

    |

    Vielen Dank, hier einige Antworten:

    @Hobbykoechin: Danke für Ihren Kommentar das freut mich und ich hoffe Sie finden aus den 150 Videos das für Sie passende.

    @Gondrino: Ich teile Deine Meinung, Boykott und weiter sagen ist scheinbar die einzige Möglichkeit. Danke!

    @Underground: Das ist ein weiterer Aspekt, merci für den Kommentar.

    @Sempft: Mir bleibt hier in Österreich Kremser Senf und Estragon Senf sowie der andere aus München. Danke!

    @Münchner: Nicht nur ausruhen, auch Schockstarre, es gäbe viele Möglichkeiten so etwas zu klären. Vielen Dank!

    @Erdbeere1: Der 100 kg Sack Reis interessiert Sie auch erst, wenn er direkt auf Sie drauf fällt, ABER DANKE für den Kommentar und Ihre Zeit, immerhin fanden Sie es Wert etwas zu schreiben.

    @Kuno Küfer: Danke für die ausführliche Darstellung, bringt es so ziemlich auf den Punkt.

    @Veronika: Sie sind eine Anwältin oder kennen eine? Bitte um Kontaktaufnahme, Danke!

  • Veronika

    |

    @Thomas Sixt: Danke für das Lob! Nee, eine Anwältin bin ich nicht. Ein(e) Anwaltin/ Anwalt dürfte aber soweit ich jetzt informiert bin, noch nicht einmal auf diese Weise Rat erteilen oder infolge ein Mandat übernehmen! ;-)
    ———————————————–
    Nutzen Sie doch einfach den Suchdienst der Dt. Anwaltskammer, bzw. schreiben Sie eine email dortin, wie Sie eine geeignete Kanzlei (Ich denke mal dass hier eine Spezialisierung auf Wettbewerbsrecht, Medienrecht nicht schaden könnte!) finden können: http://www.brak.de/
    ————————————————
    Noch einfacher: Suchen Sie unter Regensburger Anwaltskanzleien eine “passende” Vertretung. Wie ich bei Abfassung meines vorherigen Kommentars gar nicht gewusst habe, gibt es ja auch in Regensburg u. U. einige markante Kanzleien. Sie dürften meiner Meinung nach jedenfalls jemand benötigen, der – ich hoffe Sie deuten diese Worte richtig – so wenig wie möglich “mit den breiteren Gesellschaftsschichten Ihres Streitgegners sozialisiert” ist.

  • Kuno Küfer

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    Gemein? Kuno Küfer klaut Gondrinos Idee – fast!

    Da stand ich grad im Supermarkt vor dem Regal für die feinste Kost und hatte in just dem Augenblick, in dem meine Hand – wie von einer dunklen Macht gesteuert – vor dem kleinen Gläschen mit der weißen Paste und dem roten Etikett zurückzuckte, an Gondrino denken müssen:

    “Na dann kaufe ich halt keinen Händlmaier-Senf mehr und werds auch meinen Bekannten empfehlen.”

    Und grad jetzt, wieder daheim, schwuppdiwupp – da seh’ ich nun so ein Gläschen vom feinen Tafel-Meerrettich mit dem grünen Etikett von SCHALEM auf dem Tisch stehen. Den gibt’s morgen nach dem Grabgang zum kalten Braten dazu…

    Vielleicht kennt aber hier auch jemand ein gutes Rezept für einen scharfen bayrischen Meerrettich vom Kren-Mann (Gräh-maa)?
    (Bitte nix mit Wasabi oder so anbieten!)

  • Toby

    |

    Die kostenneutrale Variante ist wohl aktuell die strafrechtliche Würdigung, dabei muss man in Regensburg sicherlich auch einmal den Weg des Klageerzwingungsverfahrens beschreiten, jedoch hat man dadurch eine fundierte Bewertung, die spätere zivilrechtliche Ansprüche untermauert.

    http://dejure.org/gesetze/UrhG/106.html

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drin