Vor allem Joachim Wolbergs ist es, der den Donauanliegern stinkt. Während die CSU nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dass der Grieser Spitz als potentielle Ersatzbrücken-Trasse in Frage kommt, hatte Wolbergs noch kurz vor der Stichwahl erklärt: „Eine Grieser Brücke gibt es mit der SPD unter keinen Umständen, auch kein Provisorium, denn nichts hält so lange wie ein Provisorium.“ Auch das Wahlprogramm der SPD enthält dementsprechende Aussagen. Für Walter Cerull vom Forum Regensburg ist das mit ein Grund, warum Wolbergs bei der Stichwahl in Stadtamhof an die 70 Prozent einfahren konnte. Um Hans Schaidinger zu überrunden, reichte selbst das nicht.
Und so gibt es statt eines Oberbürgermeisters Wolbergs einen Bürgermeister und statt einer klaren Linie zur möglichen Grieser Brücke eine Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CSU, die alle Möglichkeiten offen lässt. „In einer Koalition ist es eben nicht immer möglich, die reine Lehre umzusetzen“, hat der neue Sozialbürgermeister dazu vor geraumer Zeit gegenüber regensburg-digital.de geäußert. „Wählertäuschung“ nennt Cerull dieses Vorgehen in einem Flugblatt.
Bereits während des Wahlkampfs haben Anlieger – allen voran der Schlosser Siggi Heindl – immer wieder auf die Brückenplanungen aufmerksam gemacht; am ersten Sonntag im August findet bereits das dritte Spielfest am Grieser Spitz statt, bei dem auch zu den Planungen informiert wird. Am vergangenen Dienstag lud nun Walter Cerull anlässlich des Besuchs der Preisrichter des Pflanzwettbewerbs “Entente Florale” in Regensburg auf den Spitz, um die Befürchtungen der Donauanlieger an die Öffentlichkeit zu bringen. Immerhin würden, sollte eine Brücke über den Gries gebaut werden, rund 60 Bäume fallen und das Naherholungsgebiet samt Kinderspielplatz weitgehend zerstört werden.

Mehrfach hatte Hans Schaidinger die Ergebnisse einer Nahverkehrsuntersuchung der Regierung der Oberpfalz angekündigt. „Wenn die ergibt, dass wir keine Ersatzbrücke brauchen, mache ich einen Luftsprung“, hatte der Oberbürgermeister 2007 geulkt und oben erwähnte Ergebnisse für Herbst desselben Jahres angekündigt. Entsprechendes ist bereits in einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2006 zu lesen. Ergebnisse und Luftsprung lassen bislang noch auf sich warten. „Wir warten seit fast einem Jahr“, sagt Cerull und moniert, dass die Vorschläge der Donauanlieger für eine „Bürgertrasse“ bislang von der Stadt ignoriert worden seien. Eine Bürgertrasse: Intelligente Umleitungen der Linien über bestehende Trassen und veränderte Routen anstelle einer Brücke. Das würde so gut wie keinen Zeitverlust geschweige denn Mehrkosten bedeuten, so der Standpunkt der Donauanlieger (Mehr dazu hier). „Eine Ersatzbrücke ist nicht notwendig“, bringt Cerull seine Haltung auf den Punkt.
Im Frühjahr 2010 muss die Steinerne Brücke im Zuge der anstehenden Sanierung voraussichtlich gesperrt werden. Bis dahin muss eine Lösung gefunden und auch entsprechend kommuniziert werden. „Der Stadtrat wird sich im Oktober oder November mit diesem Thema beschäftigen“, versichert Frau Knott. Dann wollen die Donauanlieger – und nicht nur die – wissen, woran man ist, denn, so sagt Cerull: „Die Wut wächst.“ Der Spott übrigens auch. Die Postkarte eines ominösen „Kulturreverats“ lobt Joachim Wolbergs für sein „eindeutiges Wahlversprechen zur Rettung des Gries“ als „Brückenheiligen“, „Vorbild für Bürger“ und „Politiker mit Rückgrat“. Und der Umkehrschluss daraus – der stinkt nicht nur den Donauanliegern.