20 Okt.201316:17
Show zum SPD-Wahlkampfauftakt
Gimmicks und Gaukler

“Er kniet sich rein.” “Große Pläne für Regensburg.” “Wolbergs macht’s.” “Mit voller Kraft und Leidenschaft.” Die momentanen Schlagworte für den SPD-Wahlkampf. Foto: as
Klotzen statt kleckern
Die österreichische Agentur „Platzl Zwei“ hat den nunmehr auch offiziellen Auftakt des SPD-Kommunalwahlkampfs im rot ausgeleuchtetem großen Saal des Kolpinghauses inszeniert wie eine Fernsehshow: ein bisschen Promis, ein bisschen Musik. Zwei Talkrunden und eine Akrobatik-Einlage mit Jonglage. Das Publikum darf sich derweil an Freibier und neckisch angerichteten bayerischen Tappas gütlich tun. Es wird geklotzt, nicht gekleckert. Und kurz bevor der OB-Kandidat das Wort ergreift, werden Daumen-Hoch-Pappschilder im Facebook-Stil unter den Anwesenden verteilt, damit diese nicht nur virtuell den Wolli-Gefällt-Mir-Button drücken können. Auch das passende Musikstück fehlt nicht: Zum Einzug des Kandidaten wird zwar nicht der Defiliermarsch, aber immerhin „Bayern des samma mia“ von Haindling abgespielt.
Musste zwei Stunden auf seinen Auftritt warten: Joachim Wolbergs. Foto: Staudinger
Die Unterstützer werden befragt
Walk plauscht mit Wolbergs’ Ehefrau Anja, die „den Humor“ ihres Mannes als seine liebenswerteste Eigenschaft bezeichnet und sicher ist, dass er die Stadt „mit voller Kraft und Leidenschaft“ führen würde – ein weiterer Slogan, der von „Platzl Zwei“ für diesen Wahlkampf kreiert wurde. Und Walk moderiert die Talkrunden, bei denen sich durchaus prominente Unterstützer hinter den SPD-Kandidaten stellen.
Schätzt den Humor ihres Mannes: Anja Wolbergs. Foto: Staudinger

Der innere Kreis mit Schal: Norbert Hartl, Christa Meier (unbeschalt), Margit Wild und Familie Wolbergs. Foto: Staudinger

“Don’t stop me now.” Markus Engelstädter lieferte den Soundtrack zur Wahlparty. Foto: as

Showeinlage: Jongleur “Mad Hias”. Foto: Staudinger
Geschäftspolitik der Stadtbau: „Damit werde ich Schluss machen.“
Die (landläufig stets der CSU zugeschriebene) Wirtschaftskompetenz nimmt Wolbergs auch für die SPD in Anspruch. Schließlich seien die wesentlichen Entscheidungen dazu in den letzten Jahren stets gemeinsam gefallen. Er wolle sich in Zukunft vor allem um die „Schlüsseltechnologien“ Kreativwirtschaft, Gesundheitswirtschaft und Sozialwirtschaft bemühen. Bemerkenswert und vom wohl lautestem Beifall des Abends begleitet ist Wolbergs’ Ansage in Richtung Stadtbau GmbH. Diese städtische Tochter werde derzeit geführt wie ein Privatunternehmen. „Damit werde ich Schluss machen.“Gutes bleibt gut, alles andere wird besser
Gut hört sich auch der Slogan an, demzufolge Arbeit etwas mit der Würde des Menschen zu tun habe und die Feststellung, dass man sich dank der SPD entschieden habe, in Regensburg Pflegeheime wie den Sauren Gockel in Kumpfmühl in kommunaler Trägerschaft zu halten. Schließlich, so Wolbergs, habe ein Privater andere Interessen („Der will etwas verdienen.“) als eine Kommune und entsprechend müsse man hier als Stadt in die Bresche springen. Dann darf man hoffen, dass die SPD nach der nächsten Kommunalwahl die tarifliche Bezahlung der Mitarbeiter in diesen Heimen nicht mehr auf dem Altar der Koalitionsverhandlungen opfern wird.
Regensburg, so Wolbergs gegen Ende seiner kämpferisch vorgetragene Tour de Force durch alle Themen, die in einer Kommune zum Tragen kommen und ihre Bürger beschäftigen könn(t)en, sei eine „gigantisch tolle Stadt“ und „für mich ist eine Stadt kein Konzern mit einem Vorstand, sondern ein Gemeinwesen“. Anders ausgedrückt: Alles, was gut ist, bleibt so wie es ist, alles andere wird besser, sozialer.
Das Publikum ist begeistert. Die Wolli-Daumen bleiben dabei auf den Sitzen. Zustimmung lässt durch minutenlange Standing Ovations besser ausdrücken als mit irgendwelchen Wahlkampf-Gimmicks. Scheinwerfer werfen SPD-Spots an Decken und Wände. Vor der Tür drücken „unsere freundlichen Damen“ den Gehenden die hellblauen Wolli-Schals in die Hand.