„Kultur ist Chefsache“, lautet ein Mantra des Oberbürgermeisters. „Ein verbaler Flop“ sei das, sagt dazu Klaus Caspers vom Kunst- und Gewerbeverein. Den Vorschlag, am Alten Schlachthof eine „Kunsthalle“ einzurichten, habe der OB ein Jahr versanden lassen. Jetzt soll dort ein Tagungszentrum entstehen. Caspers ist resigniert. Schaidingers Motto sei: „Hauptsache Wirtschaft. Bloß keine Kunst. Bloß kein Freiraum.“
„Kultur ist Chefsache“? Nichts als ein „verbaler Flop“ des Oberbürgermeisters, sagt Klaus Caspers. Foto: Archiv
Und wieder einmal war es plötzlich sehr eilig: Am Freitag lud Oberbürgermeister Hans Schaidinger kurzfristig zur Pressekonferenz, um seinen Plan eines „Veranstaltungs- und Tagungszentrums“ am Alten Schlachthof vorzustellen (hier geht’s zur offiziellen Pressemitteilung).
Tags zuvor waren die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat informiert worden und
In der nächsten Sitzung soll schon mal ein Grundsatzbeschluss gefasst werden, um dieses Vorhaben weiter voran zu treiben. Genaue Kosten sind noch nicht bekannt. Schaidingers Angaben zufolge liegen sie wohl jährlich zwischen 750.000 und 1,5 Millionen Euro.
Eilbeschlüsse werden Standard
Ein bekanntes Vorgehen, diese Eile: Beim Haus der Musik wurde mit dem Argument „Zeitdruck“ Beschluss um Beschluss gefasst, bis ein Zurück nicht mehr möglich war. Die zunächst überhaupt nicht bekannten Kosten beginnen seitdem nach und nach zu steigen. Derzeit liegt man bei rund 14 Millionen. Es dürfte noch mehr werden. Der durchaus erwünschte Nebeneffekt eines solchen Vorgehens: Ehe eine ernsthafte öffentliche Diskussion entstehen könnte, ist alles bereits unter Dach und Fach.
Ähnlich läuft es nun auch mit der Zollingerhalle am Alten Schlachthof. Dort soll das neue Veranstaltungszentrum für bis zu 800 Personen entstehen, gebaut nach den Plänen der Stadt, die es dann vom Immobilienzentrum Regensburg, dem die Schlachthof-Hallen gehören, mieten wird.
Wie das Tagungszentrum aussehen soll? Das Immobilienzentrum Regensburg hat dazu bereits seine bekannte bunten Bilder erstellt. Grafik: Immobilienzentrum Regensburg
Zur Begründung, warum diese Pläne sinnvoll sind, hat sich Schaidinger am Freitag Schützenhilfe von Wirtschaftsreferent Dieter Daminger und Sabine Thiele von der Tourismus GmbH geholt. Gemeinsam erklärt das Trio in wohlgesetzten Worten, dass man auch in Regensburg endlich ins Tagungsgeschäft einsteigen müsse – „Da sind wir nur dritte Liga“, sagt Daminger – dass man da jede Woche bis zu drei Absagen an potentielle Veranstalter geben müsse – Schaidinger berichtet von der tragisch anmutenden Historie diverser Anfragen für eine ADAC-Hauptversammlung – und dass das jede Menge Synergieffekte usw. bringe.
„Zwei Seiten, das ist kein Konzept“
Den Vorschlag einer Kunsthalle, der vor gut einem Jahr gemacht wurde, bügelt Schaidinger en passant ab. Der Kunst- und Gewerbeverein, der Neue Kunstverein, das GRAZ und der Berufsverband Bildender Künstler hatten sich damit an die Stadt gewandt und: Ja, ja, sagt der Oberbürgermeister, da habe es schon ein Gespräch gegeben. Er hätte so etwas auch gern unterstützt, aber, erzählt Schaidinger weiter und zieht eine dünne Klarsichthülle zwischen seinen Unterlagen hervor: „Zwei Seiten, das ist kein Konzept“. Außerdem: Wer solle sich da bei der Stadt darum kümmern? Kulturreferent Klemens Unger habe ihm bereits mitgeteilt, dass er viel zu beschäftigt sei – Haus der Musik, Museum für Bayerische Geschichte, Historisches Museum – da bleibe einfach keine Zeit, sich um eine Kunsthalle zu kümmern, bei der die Ideengeber auch noch wollten, „dass sich die Stadt darum kümmert“.
Hans Schaidinger und sein Kulturreferent: Klemens Unger sei zu beschäftigt für ein Projekrt a la Kunsthalle, sagt der Oberbürgermeister. Foto: Archiv
Wirklich gekümmert scheint Schaidinger der Vorschlag aber ohnehin nicht zu haben. Zumindest, wenn man Klaus Caspers zuhört. Der Vorstand des Kunst- und Gewerbevereins hatte zusammen mit Vertretern der anderen Vereine das Kurzkonzept beim OB vorgelegt. Als Diskussionsgrundlage. Es gab tatsächlich ein gemeinsames Gespräch. Im August 2011. „Dass uns der Oberbürgermeister jetzt ein Jahr später über die Medien antwortet, was er davon hält, beglückt uns wirklich“, so Caspers sarkastisch.
„Bloß keine Kunst! Bloß kein Freiraum!“
„Wir haben vorher x-mal wegen einer Antwort nachgefragt. Aber da herrschte nur Totenstille. Der Oberbürgermeister hat uns behandelt wie Deppen.“ Eine Ausstellungsfläche, Ateliers und dergleichen wären den Vereinen vorgeschwebt, die sich als „Intendanz“ um die Organisation von Ausstellungen und Auswahl von Künstlern gekümmert hätten. Für den betrieblichen Ablauf hätte sich die Stadt sorgen sollen. „Mit der Million monatlich, die jetzt das Tagungszentrum kosten soll, hätte man so Einiges machen können“, sagt Caspers. Aber das sei anscheinend nicht erwünscht.
Auf den Bildern, die Zeugnis davon ablegen wie sehr sich die Stadt bereits um das Tagungszentrum gekümmert hat, sehe man ja schon, was von dem Tagungszentrum zu erwarten sei. „Besucher in Nadelstreifen und Kostümchen. Es muss eben alles wirtschaftlich laufen. Bloß keine Kunst, bloß kein Freiraum, bloß keine Räumlichkeiten, in denen sich etwas entwickeln kann.“ Die Ansage Schaidingers „Kultur ist Chefsache“ sei ein einziger „verbaler Flop“. „Er hat es wieder einmal hervorragend verstanden, Leute, die sich engagieren, vor den Kopf zu stoßen.“
Der Porno-Pranger liegt auf Eis. Am Freitag hat das Amtsgericht Regensburg eine weitere Einstweilige Verfügung gegen die Abmahn-Kanzlei U+C erlassen. Die Bayerische Landesaufsicht für Datenschutz hat die Veröffentlichung vorläufig untersagt.
„Chaos-Partei“ schlagzeilte der Spiegel über die Regensburger Piraten. Vorstandsmitglied Tomislav Dujmovic hatte sich in einer (selektiv versandten) Pressemitteilung für den Porno-Pranger der Abmahnkanzlei Urmann und Collegen ausgesprochen. Zwischenzeitlich ist der komplette Vorstand zurückgetreten, um Neuwahlen zu ermöglichen. Der bisherige Vorsitzenden der Regensburger Piraten, Jürgen Cieslik, wurde davon ein wenig überrascht. Er ist erst am Montag aus dem Urlaub zurückgekommen. Ein kurzes Interview.
Kommt eine Abmahnwelle auf die Profi-Abmahner zu? Gegen den „Porno-Pranger“ der Kanzlei U+C wurde am Donnerstag eine Einstweilige Verfügung erlassen. Sie darf den Namen einer Abgemahnten nicht veröffentlichen. Die Entscheidung dürfte Vorbildcharakter haben.
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Für Titanic war es ein echter Coup:Vom Papst persönlich wurde das Magazin verklagt. Nun ist der Vatikan – nur einen Tag vor der Gerichtsverhandlung in Hamburg – zurückgerudert.
Jetzt ist es amtlich: Die Geheimniskrämerei der Stadtverwaltung bei Nazi-Aufmärschen ist rechtlich nicht zu begründen. Das schreibt der bayerische Innenminister. Ob sich an der Regensburger Praxis nun etwas ändert, hängt wohl vor allem vom Oberbürgermeister ab.
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Was hat der Spitalgarten in Regensburg mit der Überfischung der Meere zu tun? Das wissen auch die Aktivisten von PETA nicht so genau. Sie haben dazu aber trotzdem eine Pressemitteilung geschrieben.
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