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„Warum sollte die Stadt auf ein Instrument verzichten, von dem sie selbst entscheiden kann, wann sie es einsetzen will oder nicht?“ Diese Frage von Stadträtin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) wussten am Dienstag weder ihr Fraktionsvorsitzender Norbert Hartl, noch sein CSU-Pendant Christian Schlegl, noch Oberbürgermeister Hans Schaidinger zu beantworten.
Verzichtet wird trotzdem, auf ein Instrument, das etwa die Stadt München seit langem von der bayerischen Staatsregierung fordert, um der Verdrängung sozialer Gruppen aus dem Kernbereich der Stadt – Gentrifizierung – aktiv entgegenwirken zu können: Es geht um ein Vetorecht der Kommune bei geplanten Umwandlungen von Miet- in teure Eigentumswohnungen, korrekter ausgedrückt: ein Genehmigungsvorbehalt, den sich die Stadt im Rahmen sogenannter „Erhaltungssatzungen“ für bestimmte Gebiete einräumen könnte.
Ein Antrag der Grünen, sich der Stadt München anzuschließen und bei der Staatsregierung dafür einzusetzen, Kommunen diese Möglichkeit einzuräumen, lehnten die Mitglieder des Planungsausschusses mit breiter Mehrheit ab. Lediglich Irmgard Freihoffer (Linke) stimmte mit den Grünen. Eine schlüssige Begründung für die Ablehnung gab es nicht.
Die bayerische Staatsregierung – federführend die CSU – lehnt das bislang ab, gegen den Widerstand Grünen und der Landtags-SPD.
„Die Kommunen müssen ermächtigt werden, selbst zu entscheiden, ob eine Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen in Erhaltungssatzungsgebieten genehmigungspflichtig sein soll“, sagt etwa der wohnungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Ludwig Wörner. „Nur so kann wirksam verhindert werden, dass die angestammte Bevölkerungsstruktur zur Profitmaximierung einzelner aus ihren Wohngebieten verdrängt wird und seriösen Vermietern und Investoren nicht das Wasser von Wohnungsspekulanten abgegraben wird.“
In Regensburg misst die SPD dieser Möglichkeit keine besondere Bedeutung bei. „Um das entscheiden zu können, brauchen wir erst eine Ausarbeitung der Verwaltung zu den Rechtsfragen und zu den tatsächlichen Umwandlungen“, sagt Fraktionschef Norbert Hartl. Darüber hinaus habe die Koalition weit bessere Mittel in der Schublade, um für günstigen Wohnraum zu sorgen, meint er noch etwas geheimnisvoll. Als seine Stadtratskollegin Maltz-Schwarzfischer nachfragt, weshalb man auf das Instrument des Genehmigungsvorbehalts verzichten solle, man könne ja dann immer noch entscheiden, ob man es nutze oder nicht, verdreht Hartl die Augen.
Auch Ludwig Artinger von den Freien Wählern lehnt es kategorisch ab, Druck auf die Staatsregierung zu machen. Der Genehmigungsvorbehalt sei „ein untaugliches Mittel“ um einer Gentrifizierung entgegen zu wirken und billigen Wohnraum zu erhalten. Gut sei dagegen die Politik der städtischen Tochter Stadtbau. „Es ist besser, sanierungsbedürftigen Altstadtbestand zu verkaufen und mit dem Geld woanders günstigen Wohnraum zu schaffen“, so Artinger.
Genau das, was Artinger da beschreibt, ist just ein Phänomen der Gentrifizierung: Die Verlagerung von billigem Wohnraum weg vom Zentrum, „woanders hin“, etwa an die Plato-Wild-Straße, wo die Stadtbau mit Geld aus Altstadt-Verkäufen rund 300 Sozialwohnungen bauen wird.
Aber den Kampf gegen diese Verdrängung scheint man – zumindest in der Altstadt – schon aufgegeben zu haben.
Warum sonst verzichtet man freiwillig auf ein Instrument, das man – bei Bedarf – dagegen einsetzen könnte oder auch nicht?
Brückenbrand: 17.500 Euro für schweres Trauma
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Polizei sucht Handy – und findet Pullover
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In eigener Sache: Neue Rubrik „Unkommentiert“
Tagtäglich erreicht unsere Redaktion eine Fülle von Pressemitteilungen. Die Stadt Regensburg, Universität und Hochschule, Parteien, Polizei und Staatsanwaltschaft, Vereine und Verbände – alle versorgen uns mit mal mehr, mal weniger informativem Material. Nahezu alle anderen Medien in Regensburg veröffentlichen einen Großteil dieser Mitteilungen unbesehen, meist ohne Hinweis darauf, dass es sich dabei nicht um redaktionelle […]
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Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Stand der Bayernpartei – weißblaue Fahne, Tischdecken mit Rautenmuster und einer der Männer, die da am Wochenende lächelnd auf dem Neupfarrplatz stehen, hat sogar einen Janker an. „Die Freiheit“ geht nun auch in Regensburg auf Mitgliederfang. „Bürgerrechtspartei für mehr Freiheit und Demokratie“ nennt sich die Ende 2010 gegründete Vereinigung, ausgewiesene Rechtspopulisten sind es, die da Freiheit, Demokratie und Bürgerrechte im Mund führen.
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