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Faszinierendes 24-Stunden-Rennen Kelheim: Radsport ohne Doping

Startschuss am Samstag: Die Fahrer gehen in die erste Runde der 17 Kilometer langen Strecke.Zum zwölften Mal veranstaltete der RSC Kelheim am Samstag sein 24-Stunden-Radrennen. 176 Mannschaften mit jeweils fünf Sportlern und 48 Einzelfahrer gingen in Kelheim an den Start. Nach dem Startschuss um 14 Uhr hatten die Athleten 24 Stunden Zeit, mit dem Fahrrad möglichst oft eine 17,2 Kilometer lange Strecke zu absolvieren. Dieser Kurs hat es in sich: Insgesamt 180 Höhenmeter warten auf die Radathleten. Gleich nach dem Start geht es steil den Michelsberg hinauf. Dort oben steht die Befreiungshalle. Wer diese Serpentinenstrecke hinter sich gebracht hat, kann nur kurz durchatmen. Nun muss der Stausacker Berg mit dem Fahrrad erklommen werden. In rasanter Abfahrt geht es hinab nach Altessing. Von dort zurück nach Kelheim. Hier wird an einen bereits wartenden Teamkollegen übergeben. Für die Einzelstarter des 24-Stunden-Rennens geht es hier in eine neue, weitere Runde. Tag und Nacht stehen besonders an den steilen Anstiegen die Zuschauer und feuern die Sportler an. Besonders nachts ist es ein unvergessliches Bild, wenn sich die Fahrradfahrer wie eine Glühwürmchenkarawane den Berg hinauf kämpfen.

Die unvermeidliche Stimme Ostbayerns: Armin Wolf.Auch im Zielbereich findet eine lange Party statt. Neben DJs und Livebands gibt es beim Frühschoppen traditionelle bayerische Blechmusik. Moderiert wird das 24-Stunden-Rennen seit vielen Jahren von der unvermeidlichen Stimme Ostbayerns: Armin Wolf. Er interviewt die Teilnehmer, gibt die aktuellen Zwischenstände bekannt und fiebert mit. Eine ebenfalls beachtliche Marathonleistung, egal ob man den Moderator mag oder nicht.

Das Kelheimer Publikum zeichnen zwei Dinge besonders aus: Fairness und Ausdauer. Nicht nur die eigenen Favoriten erhalten Unterstützung, sondern auch andere Teams. Wer über viele Stunden dieses Rennen verfolgt, immer wieder die Radfahrer anfeuert, beweist eine hohe Ausdauerleistung. Warum das Publikum bei jedem Wetter und bei jeder Uhrzeit an der Strecke steht? Weil sauberer Sport – im Gegensatz zur Tour de France – geboten wird und das Rahmenprogramm stimmt.

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Typen, Edelbikes und Campingplatz

Fahrerbesprechung vor dem Start.Am Ludwigskanal befindet sich das Fahrerlager. Die einen nächtigen im Wohnwagen, andere in Zelten. Als es in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli von Mitternacht bis um sechs Uhr morgens regnet, schlafen viele Athleten in ihren Autos. Hier waren sie wenigstens für einige Stunden im Trockenen. Das Fahrerlager verströmt eine Atmosphäre wie auf einem Campingplatz. Was hier sofort auffällt: Vor den mobilen Unterkünften stehen Rennräder. Besonders Herren ab 40 greifen gerne zum Edelbike: Carbonrahmen, an denen Komponenten nach Kundenwünschen aufgebaut wurden. Wo sich in der Idylle unter den Obstbäumen am Ludwigskanal die Gelegenheit bietet, werden durchgeschwitzte Trikots und Fahrradhosen zum Trocknen aufgehängt.

Hier im Fahrerlager finden die Teilnehmer Ruhe bis sie ihre Teamkollegen wieder ablösen müssen. 24 Stunden lang. So gut es geht regenerieren sich die Fahrer in der kurzen Zeit bis sie wieder auf die Strecke geschickt werden. Fallen einer oder gleich mehrere Mannschaftsmitglieder aus, werden die Erholungspausen schmerzlich kürzer.

\„Du musst immer wieder ein Zeitfahren hinter dich bringen. 17,2 Kilometer volle Pulle“, erklärt ein Teilnehmer. Besonders nachts wird das Rennen zu einer psychischen Belastung. Dann ist der menschliche Körper eher auf Ruhe programmiert und nicht auf eine selektive Fahrradrunde um Kelheim. Die teilnehmenden Mannschaften sind Firmensportgruppen, Radsportvereine, Radlcliquen oder zusammengestellte Teams. Durch engagierte Lizenzfahrer oder Halbprofis entstand innerhalb des Klassements leider ein Ober- und ein Unterhaus. Im letzteren sind die ambitionierten Hobbyfahrer platziert.

Einzelfahrer: Disziplin pur

Am Ziel ...Was für Typen sind das, die 24 Stunden alleine im Fahrradsattel verbringen? Ganz normale Leute. Auf den ersten Blick zumindest. Dieses Jahr war mit Bernhard Steinberger der amtierende Ultramarathon-Weltmeister in Kelheim am Start. Rein vom Äußerlichen her käme niemand auf die Idee, diesen sympathischen Sportler derart unglaubliche körperliche Leistung zuzutrauen. Einzelfahrer sein bedeutet mit der Einsamkeit fertig zu werden. Im Ziel wartet kein Teamkollege, der einen ablöst. Viele Einzelfahrer bauen sich daran auf, dass Angehörige oder Betreuer auf sie warten. Immer wieder müssen diese Athleten Pausen einlegen. Lassen sich massieren, essen eine warme Mahlzeit oder wechseln die Kleidung bzw. das Rad. Die Velos der Einzelkämpfer sind bestes Material. Kohlefasern dominieren, was Einzelfahrer bei einem 24-Stunden-Rennen unter dem Sattel haben: Carbonrahmen, Carbonsättel und Carbonfelgen. Um 24 Stunden lang ein Fahrrad über den Rennkurs zu bringen, muss dieses möglichst leicht und aerodynamisch sein. Carbon ist nicht nur bei diesen Fahrern nach wie vor der Stoff aus dem die Träume sind.

Extremer Ausdauersport und Benefiz

Pro Mannschaft beträgt die Startgebühr 300 Euro und für Einzelfahrer 100 Euro. Viel Geld, doch es wird für soziale Zwecke verwendet. Seit 1997 das erste 24-Stunden-Rennen in Kelheim gestartet wurde, konnten so 75.500 Euro an Spendengeldern gesammelt werden. Unterstützt werden karitative Einrichtungen und Schulen aus der Region. Auch für Feuerwehren konnten so die benötigten Schnellrettungsfahrzeuge angeschafft werden. Transparent wird im darauf folgenden Jahr mit Infoständen und Plakatwänden im Zielbereich gezeigt, wie die Startgebühr sinnvoll verwendet wurde. Manche renommierte Hilfsorganisation kann da vom RSC Kelheim lernen.

Radsport der frei von Doping ist? In Kelheim funktioniert es. Seit 1997. Trotzdem bekommen die Zuschauer einen spannenden Rennverlauf geboten. Wer sich die Augen rieb, weil Biathleten aus dem Nationalkader an ihm vorbei radelten, sah richtig: Regelmäßig sind diese Wintersportler bei dem 24-Stunden-Rennen am Start. Auch das spricht für die Arbeit des RSC Kelheim.

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Kommentare (7)

  • Fischer Rainer

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    Ganz schön blauäugig ist, wer glaubt, im Amateursport werde nicht gedopt. Etwa weil es
    keine Kontrollen gibt ?

  • Uli Wittmann

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    Doping ist mittlerweile, leider, auch im Amateurbereich ein Thema. Doch beim 24 Stunden Rennen in Kelheim geht es um keine Punkte oder Prämien, sondern um die Ehre (so antiquiert es sich auch anhören mag).

    Ich bin selber schon ein paar mal bei dem Kelheimer 24 Stunden Rennen mitgefahren. Für die dort am Start gehenden Radsportler lege ich beide Hände ins Feuer.

    Egal ob beim Arber Radmarathon, der Wendelsteinrundfahrt oder sonst einer Radveranstaltung für Hobbyfahrer: Den Startern tut man Unrecht, sie mit den mafiösen Machenschaften der Profis gleichzusetzen. Einen Pauschalverdacht auch über Freizeitsportler zu verhängen, ist wenig hilfreich.

  • SV Lupburg-Alois

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    Der Einzelfahrer des SV Lupburg, Erich Blank, wurde im letzten Jahr 3. Sieger bei den Einzelfahrern. Heuer schaffte er 45 Runden und landete mit 774 Kilometern nur knapp hinter dem 1. Sieger. Er ist mit 48 Jahren doppelt so alt, hat keinen Weltmeistertitel inne und wird sowohl hier als auch in der Mittelbayerischen Zeitung total ignoriert. Das kann doch wohl nicht wahr sein?
    Alois Stiegler, SV Lupburg

  • ulli lennartz

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    Lieber Alois, dann laß Dir mal schnell beide Hände verbinden……

    Wo es mit Ehrgeiz um Platzierungen und Titel geht gibt es auch “Doper”….Das fängt auch bei der Wendelstein Rundfahrt mit Aspirin an und hört bei den 24 Std. in Kehlheim bei Koffein
    NICHT auf….geh mal auf der -inoffiziellen- Seniorenmeisterschaften nach St. Johann…die Insider Informationen dort werden dich vom “Glauben”abbringen…

  • Gerhard Bichl

    |

    Lieber Ulli L,

    was wäre die Konsequenz wenn die Zustände so sind,wie Du sie schilderst? Wie in Frankreich oder Italien müsste der Besitz von Dopingmitteln den selben Straftatbestand erfüllen, wie der von Drogen. Doch um dies nachzuweisen, sind erhebliche Kontrollen notwendig. Die wiederum sind kostspielig und alles was Geld kostet ist für den Vater Staat nichts.

    Fazit: Weiter wie bisher und wer meint im Amateuerbereich auf unlautere Mittel zurück zu greifen, schadet vor allem seiner eigenen Gesundheit.

    So und jetzt setze ich mich auf mein Rennradl!

    Es grüßt Euch

    Gerhard

  • ulli lennartz

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    Hallo Gerhard, ohne jetzt eine große Diskussion anzetteln zu wollen, aber : Die Zustände sind
    objektiver Tatbestand….Was und Wer daraus jetzt Konsequenzen zieht, lassen wir mal….

    Hast Recht, setzen wir uns auf Rennrad und fahren ne Runde……

  • Jürgen Lippel

    |

    Hallo,
    hab in 2008 in St Johann die Senioren WM mitgefahren,und werd in 2009 wieder mitfahren!
    Wer dopen will — kein Problem.. er muß das mit seinem Körper vereinbaren und letztendlich dafür Tribut zollen…..mit seiner eigenen Gesundheit….das verursacht Arztkosten….und in St Johann gibt es kein Preisgeld das sowas gerechtfertigt…. und wer meint er müsse…dem kann man nicht helfen….aber wenn man als alter Sack noch richtig Gas gibt …weil man nicht raucht + kein Sprit schluckt…sich ordentlich ernährt…Müsli usw. und den jungen Rotznasen davonfährt…da glauben so manche der dopt!Heinz Schramm isch 75 Jahre alt Zwischenzeit beim Zeitfahren 10km locker unter 14 Minuten…..der hat noch nie gedopt…und ich glaub Ihm das uneingeschränkt….der brauch sich mit 75 Jahren nichts mehr zu beweisen….so jetzt kommt der Winter…Trainingstime…nix Mallorca oder was….2000km auch im Winter/Monat ..außer bei Glatteis…in diesem Sinne mit sportlichen Gruß Jürgen

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