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Attacke auf Jugendkultur

JUZ Burglengenfeld: CSU, Freie Wähler und AfD wollen Gebäude verkaufen

Erst hieß es, man müsse sanieren. Dann hieß es, man brauche Sozialwohnungen. Und nun will der Landkreis Schwandorf das Gebäude, in dem seit 50 Jahren das JUZ Burglengenfeld untergebracht ist, verkaufen. Die Betroffenen bezeichnen das Vorgehen von Ideengeber Landrat Ebeling als „verlogen und unsolidarisch“.

Sanierung? Sozialwohnungen? Verkauf? Die Begründungen, die Landrat Thomas Ebeling und die CSU ins Feld führen, um das JUZ Burglengenfeld loszuwerden, sind mannigfaltig. Fotos: Barbara Stopfer/JUZ Burglengenfeld

Beim Open Air in Wacken ließ sich der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling noch für ein PR-Foto ablichten – mit Slayer-Shirt und abgespreizten Fingern, der „Pommesgabel“, mit der man zeigt, dass man zur „Szene“ gehört, ein Metal-Fan und irgendwie cool ist. Und irgendwie cool, im Sinne von abgebrüht, ist es ja schon, mit welchen Mitteln der CSU-Politiker dem JUZ Burglengenfeld, das heuer 50jähriges Jubiläum feiert, und den „Bluesfriends“, ein überregional bekannter Verein mit rund 60 Mitgliedern, den Garaus zu machen sucht.

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Das JUZ ist der CSU schon lange ein Dorn im Auge

Zunächst hatte der „rockende Landrat (Ebeling über Ebeling), wie berichtet, in einer nichtöffentlichen Sitzung des Bauausschusses von „dringendem Sanierungsbedarf“ der landkreiseigenen Immobilie gesprochen. Deshalb müsse man den Pachtvertrag mit dem JUZ-Verein kündigen, um das Gebäude herrichten zu können.

Im Nachgang könnten dann zusätzliche Sozialwohnungen in der ehemaligen Landwirtschaftsschule unterbringen, für die ja im Städtedreieck dringender Bedarf bestehe – und vielleicht gebe es dann auch noch irgendwelche Jugendräume. Allerdings nicht mehr selbstverwaltet, ließ der Landrat Vertreter des JUZ im Nachgang wissen. So etwas sei überholt und das brauche es nicht.

Der CSU ist das JUZ, eine der Keimzellen des Widerstands gegen die WAA in den 80ern, schon lange ein Dorn im Auge. Zu links, zu kritisch, zu wenig kontrollierbar. Immer wieder gab es Bestrebungen, das Jugendzentrum zu schließen.

Sanierungsbedarf, Sozialwohnungen – alles nur Vorwände?

In der Vergangenheit auch ganz offen politisch motiviert, aktuell nun unter dem Label Sanierungsbedarf, den der Landrat auf Nachfrage ebenso wenig belegen konnte wie den Bedarf an Sozialwohnungen. Dass es sich um einen Vorwand handeln könnte, um das unliebsame Zentrum nun endlich loswerden zu können, scheint offenkundig.

Nach Protesten, einer Petition, vielen Unmutsbekundungen und offenen Fragen, die der Landrat entweder nicht beantworten wollte oder konnte, gab es dann Mitte September einen Vor-Ort-Termin im JUZ, bei dem sich auch Thomas Ebeling die Ehre gab.

Die Kreisräte sollten sich selbst ein Bild von der Immobilie und den Pächtern machen, ehe man in der nächsten Ausschusssitzung am 10. Oktober einen Grundsatzbeschluss fassen wollte, wie nun weiter zu verfahren sei. Der Trägerverein des JUZ kündigte dabei an, ein eigenes Nutzungskonzept vorlegen zu wollen und zeigte sich im Anschluss durchaus optimistisch.

CSU, Freie Wähler und AfD für den Verkauf

Landrat Ebeling, so heißt es in einer entsprechenden Mitteilung des JUZ, habe versichert, dass keinerlei Eile bestünde. Die Mitglieder der beiden Vereine könnten sich bis mindestens Ende des Jahres Zeit für die Erstellung eines eigenen Nutzungskonzeptes nehmen, wird er zitiert.

Doch nun ist von Sanierung oder zusätzlichen Sozialwohnungen keine Rede mehr. Auf Antrag von Ebelings CSU beschloss der Bauausschuss am 10. Oktober in nichtöffentlicher Sitzung, dass der Landkreis das denkmalgeschützte Gebäude verkaufen wird – mit den Stimmen von Freien Wählern und AfD, gegen Grüne und SPD.

Die Bluesfriends und der JUZ-Trägerverein bezeichnen Ebelings Vorgehen denn auch als „in höchstem Maße verlogen und unsolidarisch“. Der Beschluss bedeute nicht nur eine „faktische Schließung“ der Vereinsräume, es sei auch völlig unklar, was dadurch nun mit den bereits existierenden acht Sozialwohnungen in der Immobilie passiere.

Von Ehrlichkeit, Öffentlichkeit und Anstand

„Die wahre Motivation der CSU war zu keinem Zeitpunkt die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, sondern stets nur ein Vorwand, um Soziales und Kulturelles gegeneinander auszuspielen und so den Widerstand gegen dieses Vorhaben zu schwächen“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Vereine, die nun eine öffentliche Debatte über das Thema fordern.

Eine solche Debatte will Landrat Thomas Ebeling nicht. Während er sich in seiner monatlichen Facebook-Sprechstunde nahbar und dialogbereit gibt, lässt er nach verschiedenen Zuschriften zum JUZ, auch in den Kommentaren dort, wissen, „dass die Zukunft im Bauausschuss Thema gewesen“ sei. Mit den Betroffenen diskutiere er das gerne mal bei einem Gespräch. Und ansonsten werde er sich öffentlich nicht äußern. Das sei gesetzlich so vorgeschrieben – und: „Das gebietet auch der Anstand.“ Ganz schön abgebrüht.

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Kommentare (11)

  • Mr. T.

    |

    Gelöscht.
    Wenn ich jetzt alles schreiben würde, was ich mir denke, würde ich Stefan Aigner in schwere Not bringen.

    Man kann nur versuchen, das Thema so weit in die Medien zu bringen, dass er sich damit auseinander setzen muss und das JUZ nicht so heimlich beerdigen kann.

    Oder findet sich wer zum Crowdfunding für den Kauf der Bude?

  • We´re Not Gonna Take it

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  • Mr. T.

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    Head Patch passt hier zwar besser als Twisted Sister, aber das kann man noch durchgehen lassen 😊

  • Sepp

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    Kommentar gelöscht. Für diese Aussage braucht es Belege.

  • Ein Wähler

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    Der attraktive und “rockende” Mantel des Herrn Landrats täuscht eben nur bis zu einem gewissen Grad über den wahren Inhalt der Verpackung hinweg: christlich-konservative Arroganz und Dominanz. Man kann für die Oberpfalz – wie für ganz Bayern – nur hoffen, dass sich diese politische Eintönigkeit durch den demografischen Wandel allmählich erledigt.

  • R.G.

    |

    @Ein Wähler
    ” Man kann für die Oberpfalz – wie für ganz Bayern – nur hoffen, dass sich diese politische Eintönigkeit durch den demografischen Wandel allmählich erledigt.”

    Ich möchte Sie und alle weiteren Anhänger der Idee, Junge wären besser, bitten, dass man mit dem Allgemeinplatz aufhört.

    Herr Friedl ist auch kein Junger mehr, seine persönliche Art ist nicht mein Geschmack, aber er ringt mir wirklich Respekt ab. Sein Fleiß, der Wille, Unwissenden zu erklären was sie nicht selbst erlesen können, übertrifft den geringen Kostenersatz für seinen Einsatz bei weitem.
    Sprechen wir über Haltungen, Redlichkeit und Fleiß, nicht über Jahresringe!

  • Herbert Grabe

    |

    Der Landkreis erlebt ein Rollback. Von ganz rechts, was die geistige wie politische Haltung betrifft. Dass Schwandorf mal das Zentrum eines erfolgreichen gesellschaftlichen Widerstands war, passt den Herrschaften nicht in ihr Geschichtsbild. Büßen muss das JUZ.

  • Mr. T.

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    Dass Ein Wähler nicht unbedingt auf das Alter abzielt, wenn er meint, dass der demografische Wandel Hoffnung verspricht, sollte allen klar sein, die auch mal Berichterstattungen von JU-Verammlungen versorgen. Ewiggestrigkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal von Menschen, die ihren Zenit schon lange überschritten haben.

  • Rudi Ratlos

    |

    > „Das gebietet auch der Anstand.“

    Ich bezeichne das als die Arroganz der Macht!
    Bei sowas hilft ihm auch die Rockgitarre nicht mehr!
    Ich hoffe die Jungwähler im Landkreis SAD zeigen ihm
    beim Nächstenmal bei den Wahlen eindrucksvoll die
    rote Karte.

    Lieber Herr Ebeling, bitte geh nachhause und
    bleib dort die nächsten hundert Jahre! Und Tschüss!

  • R.G.

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    Hier würde ich empfehlen, sich das erfolgreiche Geschäftsmodell des Ankaufs bzw. häufig der Ersteigerung netter Objekte durch “brave Arier”, zu Auge zu führen.
    Unter “Völkische Siedler” “Nachbarn”, findet die Suchmaschine schöne Filmvorschläge.
    Ich harre der erwartbaren Dinge, die da kommen könnten.

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drin