Nach Biotop-Desaster: Stadt Regensburg legt neuen Bebauungsplan für den Hollerweg vor
325 statt 400 Bewohner, dreigeschossige Gebäude und viel Grün: Binnen drei Monaten hat das Planungsamt einen neuen Bebauungsplan für den Hollerweg vorgelegt. Das sorgt für Erleichterung im Stadtrat, doch es gibt noch ein Problem.

Blick auf die 2022 angekaufte Fläche am Hollerweg. Kolportierter Preis: sechs Millionen Euro. Foto: as
Das Planungsamt der Stadt Regensburg hält Wort. Für November war ein neuer Bebauungsplan zum Hollerweg in Keilberg angekündigt, und am Dienstag lag der entsprechende Aufstellungsbeschluss den Stadträtinnen und Stadträten vor.
Die erneute Überarbeitung nach 2021 und 2023 wurde nötig wegen des Fehlkaufs durch das Liegenschaftsamt, den regensburg-digital im Juli publik gemacht hatte. Wie mehrfach berichtet, kaufte die Stadt für einen kolportierten Preis von sechs Millionen Euro 2,3 Hektar vermeintliches Bauland, das sich als nicht bebaubares Biotop erwies. Das Umweltamt prüfte die Fläche vor dem Kauf nicht.
„Nicht unbedingt vom Glück verfolgt“
Mit Vergangenheitsbewältigung hält sich der Planungsausschuss am Dienstag dennoch nicht auf. CSU-Chef Michael Lehner spricht nur an einer Stelle von einem „Desaster“. SPD-Stadtrat Klaus Rappert merkt an, man sei am Hollerweg „nicht unbedingt vom Glück verfolgt“ gewesen.
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Ansonsten herrscht nahezu einhellige Erleichterung: Es gibt nun einen Bebauungsplan, der sich aller Voraussicht nach auch umsetzen lässt. Laut Schätzung des Planungsamts bieten die geplanten Wohnungen Platz für 325 neue Bewohnerinnen – statt der ursprünglich vorgesehenen 400.
Zwei Drittel Grünfläche, teils nicht betretbar
Eines ist schon jetzt sicher: Das neue Wohngebiet wird angesichts des großflächigen Biotops ungewöhnlich viel Grün aufweisen – zwei Drittel der Gesamtfläche von 7,3 Hektar. Die 2023 angekauften und bereits zuvor bekannte Biotopflächen.
Ein offener Punkt beschäftigt das Planungsamt weiter: Der Sandmagerrasen soll möglichst nicht betreten werden. „Brandgefährlich“ sei das für das Biotop, warnt Planungsamtschefin Tanja Flemmig. „Da darf keiner drüber laufen.“

Der neue Bebauungsplan für den Hollerweg. Grafik: Stadt Regensburg
Wie verhindert werden soll, dass Alt- und Neu-Keilberger dort eigene Trampelpfade anlegen, ist bislang unklar. Das müsse man noch „vernünftig sortieren“, so Flemmig. Im Bebauungsplan sind die Biotope derzeit als private Grünflächen ausgewiesen. Wege sind an den Rändern vorgesehen.
Dreigeschossige Wohngebäude „gut vertretbar“
Einen Teil des Wohnraumverlusts gleicht die neue Planung mit nun dreigeschossigen Gebäuden aus. Das sei aus fachlicher Sicht ein „verträgliches Maß und gut vertretbar“. In ihrem Amt habe es anfänglich auch Entwürfe mit drei Hochhäusern gegeben.
Die Sitzung zum Nachhören auf der Seite der Stadt Regensburg
Der Forderung von BSW-Stadträtin Irmgard Freihoffer, noch ein Stockwerk draufzulegen, widerspricht insbesondere Michael Lehner. „Das ist der Keilberg und nicht Königswiesen Süd.“
Abgelehnt wurde der neue Bebauungsplan nur von Benedikt Suttner (ÖDP). Seine Partei hatte sich von Beginn an gegen die Ausweisung eines Baugebiets auf dieser Fläche ausgesprochen. Doch auch Suttner räumt ein, der nun vorgelegte Aufstellungsbeschluss sei eine Verbesserung gegenüber früher.
Schaden? Das Eingeständnis fehlt
Obwohl die Stadtverwaltung Besserung gelobt hat, was künftige Prüfungen von Ankaufsflächen betrifft, bemüht man sich weiterhin, den entstandenen Schaden kleinzureden. Beziffern könne man ihn erst, wenn klar sei, wie stark sich die verbleibende Fläche verdichten lasse, erklärte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer Ende Juli.
Fest steht so oder so: Für 2,3 Hektar Biotop wäre allenfalls ein Kaufpreis von 230.000 Euro angemessen gewesen – nicht sechs Millionen.



Horst
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Ich respektiere die Meinung von jedem, der glaubt Biotope sind unantastbar, und in Stein gegossen. Aber überrascht es Euch, wenn die Stadt/der Staat effektiv sagt: “Biotope sind wichtiger als bezahlbarer Wohnraum für die Bürger!”
Dass dann viele Wähler gehen, und eine Partei wählen die sagt: “Wir machen jetzt Schluss mit dem ganzen Umwelt und Klima Zeug!” Langfristig richtet so ein unflexibler Umgang vermutlich sehr viel mehr Schaden an, als ein extra Biotop nutzt. Klar, die Stadt kann das Biotop nicht alleine streichen, das ist ein Fehler der alle Ebenen unseres Staatsapparats betrifft.
Anwohner
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@Horst: Es geht doch gar nicht darum Biotope als “unantastbar” zu behandeln, sondern darum, dass sich in einem Rechtsstaat auch die Stadt an Regeln halten muss.
Und dass bei dem Kauf der Flächen Fehler passiert sind und diese nicht im Nachhinein durch populistisches “Wohnraum ist wichtiger als Biotope” Geblöke korrigiert werden finde ich vollkommen in Ordnung.
Jakob Friedl
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Ich sitze nicht im Planungsausschuss, doch ich habe bei der Aufstellung des B-Plans 287 von Anfang an u.a. auf den sensationell eindimensionalen ersten Fertig-Hausbau-B-Plan-Beschluss, historische Hintergründe und vor allem bestehende Biotope und die damit zusammenhängende Problematik der Durchführung der B-Plan-Aufstellung im beschleunigten Verfahren aufmerksam gemacht. Letztendlich hat die Stadt aufgrund fehlender Umweltprüfung viel Geld zum Fenster rausgeschmissen – das ist meines Erachtens dem Verwaltungsablauf im beschleunigten Verfahren geschuldet… https://ribisl.org/hollerweg_nr_287/
Zwischenzeitlich hat sich die Stadt auch durch die OTH beraten lassen und versucht aktiv an genossenschaftlichem Bauen und gemeinschaftlichem Wohnen Interessierte einzubeziehen. Erfreulich! Nur mal zur Erinnerung: Mit der Vergabe der Wohngrundstücke in Erbpacht gemäß dem Regensburger Baulandmodell waren CSU und Brücke, hier insbesondere Stadtrat Wolbergs, 2021 gar nicht einverstanden, stimmten aber dem aus oben genannten Gründen aus meiner Sicht unzureichenden Aufstellungsbeschluss aber zu.
Es ist jetzt jedoch erfreulich, dass die Stadt nun nicht mehr komplett über das Wäldchen am Hollerweg baut, dessen Wert 2021 noch ignoriert wurde, sondern es als bestehende Qualität nutzt, z. B. um den Kindergarten am Rand zu platzieren – genau das hatte ich für die Ribisl-Partie verschriftlicht, dokumentiert, veröffentlicht und verschickt, u.a. an den Bund Naturschutz und die OTH. Der Erhalt des Wäldchens ist bereits auf dem Mal-Plakat vom Januar 2022 eingefordert.
Hoffentlich haut das mit dem Mobilitätskonzept und dem verträglichen Trampelpfad durch den Sandmagerrasen noch hin.