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Saufen fürs Welterbe revisited

Das Bruckmandl: Vom Wahrzeichen zum Werbeträger

Das Bruckmandl hat nicht nur seinen Arm verloren, sondern auch noch seine Würde.

Eine Postkarte fürs Bruckmandl: "Nichtalkoholiker und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen." Postkarte: Kulturreverrat Regensburg

Eine Postkarte fürs Bruckmandl: “Nichtalkoholiker und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen.” Postkarte: Kulturreverrat Regensburg

Wer den Schaden hat, der braucht für den Spott nicht zu sorgen, sagt ein altes Sprichwort. Auch das Regensburger Bruckmandl hat einen Schaden erlitten – Ende 2012 war plötzlich sein Arm verschwunden. Untersuchungen verdichten nun laut Aussagen der Stadt Regensburg den Verdacht, dass dies „durch Krafteinwirkung stattgefunden“ habe. Im Klartext: Irgendein Depp hat den Arm einfach abgeschlagen, abgebrochen und er ward nicht mehr gesehen. Doch wo Schatten und Düsternis ist, da wächst auch Rettendes heran. Allerdings in einer Form, die das Bruckmandl, hätte es jemals gelebt und wäre nun verstorben, dazu bewegen würde, sich im Grabe umzudrehen. Das Männlein ist nämlich im Zuge der Rettungsaktionen vom Wahrzeichen zum billigen Werbeträger der Brauerei Bischofshof degeneriert.

„Helft mir“

„Was ist passiert? Wo ist mein Arm? Wer weiß was?“, wird da ebenso zielführend wie scheinheilig von „Wanted-Plakaten“ gefragt, die ein adaptiertes Logo des gleichnamigen Bruckmandl-Biers ziert.

Selbstlos richtete die Brauerei eine eigene Facebook-Seite ein, auf dass das Bruckmandl so nach Hilfe suchen kann. Das funktioniert unter anderem mit Lobpreisungen des Bruckmandl-Biers, von Bruckmandl-Menüs und Gaststätten, in denen man zwar nicht das Bruckmandl persönlich treffen, aber zumindest das entsprechende Bier konsumieren kann.

Und – das ist das Beste – pro Flasche des bischofshöflichen Bruckmandl-Biers wird 1 (in Worten: ein) Cent für die Rettung gestiftet. Mit einem verzweifelten „Helft mir“ bittet das Bruckmandl um trinkfeste Unterstützung.

Da helefen keine Hilferufe: Das Bruckmandl ist mittlerweile zum Werbeträger der Brauerei Bischofshof degeneriert.

Da helfen keine Hilferufe: Das Bruckmandl ist mittlerweile zum Werbeträger der Brauerei Bischofshof degeneriert.

Die Mittelbayerische Zeitung widmete der geschändeten Statue gar eine Glosse, in der dafür plädiert wurde, dem armen Brückenhocker doch auch zu erlauben, mal ein solches Bierchen hinunterzustürzen. Angesichts dieses Erfolgs muss man sich ja fast schon fragen, ob nicht die PR-Abteilung der Brauerei das Bruckmandl seines Arms entledigt hat.

Doch Spaß beiseite.

Die trinkfesten Förderer

Eingefädelt hat diese honorige Aktion der Verein „Welterbe Kulturfonds Regensburg – Die Förderer e. V.“, der sich seit einigen Jahren dem Ziel verschrieben hat, eben dieses Welterbe mit „interessanten Veranstaltungen“ und „verschiedenen Aktionen“ zu fördern.

Unter dem – wie es der Zufall so will – Vorsitz von Kulturreferent Klemens Unger und Bischofshof-Direktor Hermann Goß wurde schon die Aktion „20 Cent pro Kasten Bischofshof fürs Welterbe“ (siehe Video) durchgeführt, die dann in die „interessante Veranstaltung“ Umzug der König-Ludwig-Statue von der Albert-Straße auf den Domplatz mündete. Glücklicherweise fiel dieser Umzug auch noch mit dem „360. Jubiläum“ der Brauerei zusammen, so dass auch König Ludwig einen schönen Werbeträger für Bischofshof abgeben durfte, wenngleich das König-Ludwig-Bier schon eine andere Brauerei im Sortiment hat.

"Das Bier, das uns zu Freunden macht." Brauereidirektor Herrmann Goß und Kulturreferent Unger garantieren für interessante Veranstaltungen mit Bier.

“Das Bier, das uns zu Freunden macht.” Brauereidirektor Hermann Goß und Kulturreferent Unger garantieren für interessante Veranstaltungen mit Bier.

Jetzt also saufen fürs Bruckmandl bzw. dessen Arm – kurz gesagt „Arm saufen“. So auf den Punkt gebracht hat es das „Kulturreverrat Regensburg“ aka Stadtrat Hubert Lankes, der mit einer druckfrischen Postkarte in den Wahlkampf einsteigt. „Bitte helfen auch Sie mit, dass unser geliebtes Bruckmandl seinen Arm wiederfindet und unser Weltkulturwerbe (sic!) nicht gefährdet ist“, lautet der Aufruf an Einheimische und Touristen. Teilnahmemöglichkeiten gebe es „überall dort, wo es Bier gibt“. Bedauerlich:  „Nichtalkoholiker und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen.“

Ach ja – wie von Seiten der Stadt verlautet, ist nach den bisherigen – immerhin schon fast fünf Monate währenden – Untersuchungen davon auszugehen, dass das Bruckmandl nicht komplett ersetzt werden muss, sondern tatsächlich saniert werden kann. Wie genau, darüber wird voraussichtlich noch im Sommer entschieden. Da trifft es sich gut, dass die Saufaktion der bischöflichen Brauerei nur noch bis Juni läuft. Schluck, wie es heißt: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott wahrhaftig nicht zu sorgen.

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