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14 Tage ist es her, dennoch dürfte es für viele Regensburger eine ziemliche Neuigkeit sein. Knapp die Hälfte der Redaktion bei der Mittelbayerischen Zeitung legte am 14. April die Arbeit nieder und beteiligte sich an den Protesten von insgesamt 13 Tageszeitungen in Nürnberg. Rund 350 Redakteurinnen und Redakteure nahmen nach Gewerkschaftsangaben an der dortigen Kundgebung Teil. Bayernweit traten demnach rund 500 Tageszeitungsjournalisten in den Streik, die Ansage für die Schlagzeile: „Journalismus ist mehr wert“ Doch Streik hin, Protest her: Die MZ-Ausgabe vom 15. April erschien – Volontären, befristet Angestellten und Ressortleitern sei Dank – ungeachtet dessen im gewohnten Umfang. Eine Berichterstattung über die Proteste blieb aus. Eine Meldung der Nachrichtenagentur dapd fand in Regensburg bei keinem Medium irgendeinen Niederschlag. Am Rande: Auch bei den anderen Tageszeitungen, deren Redakteure sich an den Protesten beteiligten, fiel das Echo eher bescheiden aus. Lediglich bei den Nürnberger Nachrichten und in der Nürnberger Zeitung gab es eine etwas üppigere Berichterstattung.

Die erste Pflicht der Presse – ein Gewerbe sein?

Dabei gäbe es einiges zu berichten, was auch für die Konsumenten journalistischer Produkte von Interesse wäre. Seit mittlerweile acht Monaten laufen die Tarifverhandlungen und geht es nach den Verlegern, lautet die Devise für bei ihnen angestellte Journalisten in Zukunft: Mehr arbeiten, weniger verdienen. Die offenkundige Ausbeutung, der schon die freien Journalisten ausgesetzt sind, wird damit zunehmend auch auf festangestellte Redakteurinnen und Redakteure ausgedehnt, eine sinkende Qualität sehenden Auges in Kauf genommen.
Knapp die Hälfte der MZ-Redaktion beteiligte sich an der Kundgebung in Nürnberg.
„Tarifwerk 2“ nennt sich der Wunschzettel, den der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) präsentiert hat. Die „tarifbasierten Kosten“ müssten gesenkt werden, sagt dessen Verhandlungsführer Werner Hundhausen. Anders könne der Flächentarifvertrag nicht erhalten werden, lautet die unverhohlene Drohung. Sieht man sich das verlegerische Wunschkonzert an, darf man sich ernsthaft fragen, wo er eigentlich herkommen soll, der vielbeschworene Qualitätsjournalismus.

Vierte Gewalt zum Dumpingpreis

Die wesentlichen Schlaglichter: Das Einstiegsgehalt für Volontäre soll von 1.800 auf 1.550 Euro gesenkt werden. Urlaubsgeld für alle neu abgeschlossenen Arbeitsverträge soll wegfallen, das Lohnniveau bei Neueinstellungen um knapp 30 Prozent gesenkt werden. Konkret würde das für einen „Normalredakteur“ mindestens 600 Euro weniger im Monat bedeuten. Die Arbeitgeberbeiträge zur Altersversorgung sollen halbiert, der Urlaub bei 30 Tagen gekappt und die Arbeitszeit auf 40 Stunden verlängert werden – ohne Lohnausgleich. Beim immer beliebteren „Outsourcing“, Auslagerung von Redaktionen aus den Verlagshäusern in eigene GmbHs würden all diese Regelungen nicht nur Neueinstellungen und Berufsanfänger, sondern auch Altredakteure treffen. Vor dem Hintergrund dieser Ansage klingt die Forderung der – in seltener Einigkeit auftretenden – Berufsverbände verdi und DJV nach bescheidenen vier Prozent mehr Lohn fast schon größenwahnsinnig.

MZ-Redakteure „erstaunt über Dreistigkeit“

Der Betriebsratsvorsitzender der Mittelbayerischen Zeitung, Gustav Norgall, zeigte sich ob der Forderungen des Verlegerverbands gegenüber der Zeitschrift BJV-Report verärgert. „Während wir in der Zeitung über die verbesserte Wirtschaftslage und die Erhöhung von Gehältern, ja über Sonderzahlungen an die Mitarbeiter in anderen Branchen berichten, drohen den Redakteuren massive Einschnitte“, so Norgall gegenüber der Zeitschrift BJV-Report. „Viele Kolleginnen und Kollegen sind einfach erstaunt über die Dreistigkeit der Verlegerforderungen.“ Etwas drastischer drückt es der Kajo Döhring vom Deutschen Journalisten-Verband in Nürnberg aus. Die Renditevorstellungen der Verleger seien „absurd“, so Döhring. Sie müssten sich daran gewöhnen, dass die Gewinne eben nicht mehr bei bis zu 20 Prozent, sondern zwischen sechs und acht Prozent lägen. Statt mit Lastwägen könne man das Geld eben nun nur noch mit Schubkarren abtransportieren. Mit ihren Forderungen gäben die Verleger den Kampf um die besten Köpfe auf.

MZ-Verleger will „strukturelle Anpassungen“

Seit 2003 wurden in den Redaktionen von Tageszeitungen massiv Personal abgebaut. Die Zahl der festangestellten Redakteurinnen und Redakteure sank um rund zehn Prozent auf bundesweit 14.000, zeitgleich wurde neben dem Print- das Online-Geschäft ausgebaut. Eine Entwicklung, die auch vor der Mittelbayerischen Zeitung nicht halt gemacht hat, die heute verlagsweit – inklusive aller Volontäre – noch etwa 100 Journalisten beschäftigt.

"Bonsai-Berlusconi": MZ-Herausgeber Peter Esser. Karikatur: Jo Weller

Vor dem Hintergrund der derzeit laufenden Tarifverhandlungen hat Herausgeber Peter Esser gegenüber den Redaktionen bislang lediglich verlauten lassen, dass „strukturelle Anpassungen“ notwendig seien. Das hört sich wenig konkret, aber sehr bedrohlich an.

Ab Mai darf die ganze Belegschaft streiken

Angesichts der hohen Streikbereitschaft in den Redaktionen – die Mittelbayerische Zeitung etwa war in Nürnberg mit knapp 50 Teilnehmern vertreten – dürften die weiteren Tarifverhandlungen spannend werden. Am 4. Mai steht die nächste Verhandlungsrunde an. Drei Tage zuvor läuft bei den ebenfalls derzeit laufenden Tarifverhandlungen der Drucker und Verlagsangestellten die Friedenspflicht aus. Ein gemeinsamer Streik dürfte – Pressemeldung hin, Pressemeldung her – etwas auffälliger auffallen.

Hochschule: Der ewige Kampf ums Geld

Die Zuschüsse für den Ausbauz sind genehmigt, den doppelten Abiturjahrgang kann man „relativ leicht“ schultern und am Montag kommt Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch vorbei, um das neue Hörsaalgebäude einzuweihen: An der Hochschule Regensburg läuft alles bestens. Doch im Hintergrund ist das Hauen und Stechen um die nächsten Zuschüsse schon wieder in vollem Gange.

Von Kommunisten, Senf-Fabrikanten und Schwammerlforschern

Heuer zum 40. Mal: Das “offizielle” Regensburg fehlt beim Gedenkweg für die Opfer des Faschismus. Für die CSU fehlt es an der rechten Ideologie: Es könnten Kommunisten teil nehmen, so die Befürchtung. Das ist nur ein Detail aus dem reichen Fundus an Regensburger Gedenk-Peinlich- und Ungeheuerlichkeiten. Dass diese nicht totgeschwiegen, sondern angesprochen werden, zeichnet den ideologisch bedenklichen Gedenkweg am Samstag aus.

Aus für den Guerilla-Gärtner: Bauträger droht mit Zwangsräumung!

Vor sechs Jahren hat Amaro Ameise im Stadtgraben am Peterstor einen kleinen Garten angelegt und den einstigen Schandfleck in einen Blickfang verwandelt. Das soll nach dem Willen des neuen Eigentümers eine Ende haben. Bis Ende Mai soll Amaro das Gelände verlassen, ansonsten droht die Zwangsräumung. Der rührige Gärtner hat eine Großdemonstration angekündigt.

In eigener Sache: Mit Rechtsschutz in die Berufung

Im Rechtsstreit zwischen regensburg-digital und der Diözese Regensburg hat unser Rechtsanwalt Nils Pütz am Montag Berufung beim Oberlandesgericht Hamburg eingelegt. Die gute Nachricht vorneweg: Die Gewerkschaft verdi hat dem freien Journalisten und regensburg-digital-Herausgeber Stefan Aigner dafür vergangene Woche Rechtsschutz zugesagt. Wie berichtet hat das Landgericht Hamburg der Diözese Regensburg am 11. März recht gegeben.

Draußen sternklar, drinnen leichte Brise

„Der Sturm“ ist sicherlich nicht leicht zu inszenieren. In seinem vermutet letzten Stück lässt Shakespeare ambivalente Charaktere auflaufen, die auf mehreren Ebenen demonstrieren, wie Macht korrumpiert und Menschlichkeit dabei auf der Strecke bleibt. Dass „Der Sturm“ traditionell zum Intendantenwechsel gespielt wird, wie Friederike Bernau, die Chefdramaturgin am Theater Regensburg erklärt, verwundert denn auch nicht. Hier […]

„PRO Bayern“: Rechtspopulisten-Treffen in Rechberg

Die meisten Plätze blieben leer. Die Bürgerbewegung „PRO Bayern“ hatte am 2. April in den Veranstaltungssaal des Rechberger Hofs (Rechberg, Landkreis Regensburg) zur „Großveranstaltung“ geladen. Mehr als 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden erwartet. Eingefunden haben sich gut 50 Personen, überwiegend männlich und jenseits der 60. Das sogenannte „1. Politischen Frühjahrestreffen“ war eine gemeinsame Veranstaltung von […]

Fünf Bilder und ein Pedobear

Wir machen eine kurze berichterstatterische Pause. Unsere komplette Redaktion befindet sich ab Dienstag auf einer einwöchigen Dienstreise in Berlin, um dort bei der re:publica ihren Beitrag zu leisten, um Regensburg einem breiterem Publikum bekannt zu machen. Nicht, dass Regensburg das unbedingt nötig hätte. Weil Hoheiten kompliziert sind… Erst vergangenen Mittwoch schaffte es die Domstadt wieder […]

Brauerei Bischofshof: „Erpressung“ und „Effizienzen“

Mit harten Bandagen gegen Streikende: Brauereidirektor Hermann Goß (im Bild mit seinem Dienstherrn Gerhard Müller). Foto: Archiv Bei der Kirchen-Brauerei Bischofshof wird der Ton zunehmend rauer. Die Geschäftsführung hat am Donnerstag mit Kündigungen und der externen Vergabe von Dienstleistungen gedroht, sollte erneut gestreikt werden. Mehrere Angestellte sprechen gegenüber unserer Redaktion von „Erpressung“. Wie berichtet wurde […]

Schüler üben „Let’s make Money!“

Eine gute Rendite fest im Blick: Das Kern-Team des Ginkgo-Platten-Labels. Foto: pm Weshalb gründen Schüler ein fiktives Unternehmen, wählen einen Vorstandsvorsitzenden und schicken schließlich ihren Pressebeauftragten los, um ihre AG gezielt in regionalen und überregionalen Medien zu platzieren? Die Antwort lautet Junior: „Junge Unternehmer initiieren, organisieren, realisieren“. Seit 1994 gibt es dieses Projekt nebst mehrstufigem […]

Polizei: Mehr Alk, mehr Prügel

Der polizeiliche Sicherheitsbericht für die Oberpfalz fürs Jahr 2010 (hier als PDF abrufbar) liest sich nicht nur gut. Er liest sich hervorragend. Zehn-Jahres-Tief bei der Gesamtzahl der Straftaten (48.381), eine der niedrigsten Pro-Kopf-Fallzahlen in ganz Bayern, eine Aufklärungsquote von 67,3 Prozent, damit über dem bayerischen Durchschnitt konnte Polizeipräsident Rudolf Kraus am vergangenen Dienstag verkünden. Dasselbe […]

Sauerer Gockel: Watschn für die FDP

Die Einigkeit ist groß: Das Bürgerheim in Kumpfmühl, der „Saure Gockel“, wird abgerissen. Ein neues Seniorenheim soll dort in zwei Bauabschnitten entstehen, das von der städtischen Tochter „Regensburg SeniorenStift“ betrieben werden soll, einer gemeinnützigen GmbH. Am Dienstag gab der städtische Planungsausschuss dem 18-Millionen-Euro-Projekt seinen Segen – bei zwei Gegenstimmen. Da ist zum einen Irmgard Freihoffer, […]

Malteser: Eine gerettete Kastanie und eine kleine Sensation

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CSU: Retourkutsche für “Krawallos”

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Schlachthof: Ein Investor ohne Angst vor Kultur?

Einstimmig ist die Entscheidung im Stadtrat gefallen. Nach einer „qualitätsvollen Diskussion“, wie Oberbürgermeister Hans Schaidinger erwähnt. Am Donnerstag wurde in nichtöffentlicher Sitzung der Verkauf des knapp sieben Hektar großen Schlachthof-Areals beschlossen. Am Freitag lud die Stadt Regensburg zur öffentlichen Pressekonferenz mit der neuen Eigentümerin, der Vivico Real Estate. Das Unternehmen hat bei dem europaweiten Vergabeverfahren […]

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Die Geschäftsführung der Kirchenbrauerei verweigert Verhandlungen über einen Haustarif. Jetzt droht die Gewerkschaft mit Streik. Foto: Archiv Die Brauerei Bischofshof liegt weiter im Clinch mit ihrer Belegschaft. Mit dem heutigen 1. April wurde rund ein Drittel der Beschäftigten des kirchlichen Unternehmens in eine neue Gesellschaft ausgegliedert. Diese „Bischofshof Logistik GmbH“ ist kein Mitglied des Arbeitgeberverbandes, […]

Wegen Protesten: Saudi-Prinz sagt Regensburg-Besuch ab

Vergebliches Warten auf Prince Charming: Etwa 20 Menschen beteiligten sich am Protest gegen den Besuch des saudischen Prinzen. Foto: as Um kurz vor 13 Uhr erreichte die Stadt Regensburg die traurige Nachricht: Der saudische Prinz Badr Bin Saud bin Saad Al Saud hat seinen für Freitagnachmittag geplanten Besuch bei Oberbürgermeister Hans Schaidinger „ohne Angabe von […]

Kein April-Scherz: Demo gegen Prinzen-Besuch!

König Hansi vom Kasperltheater Larifari. Vor dem Besuch des saudischen Prinzen neigt nun auch der reale Oberbürgermeister zu royalen Allüren. „Während auch in Saudi-Arabien Menschen täglich unterdrückt werden und dort, sowie in den Nachbarländern, Menschen im Kampf für die Freiheit sterben, sollen die Medienvertreter in Regensburg zu einer heuchlerischen Schönwetter-Berichterstattung gezwungen werden.“ Der Besuch eines […]

Steinerne Brücke: Millionen-Zuschüsse eingefroren!

Das Landesamt für Denkmalpflege und die Stadt Regensburg haben kein gutes Verhältnis zueinander. Diese Tatsache ist nicht nur angesichts der gegensätzlichen Haltungen zu einer Ersatztrasse für die Steinerne Brücke hinlänglich bekannt. Doch nun geht es nicht mehr nur um Befindlichkeiten, sondern um einen Haufen Geld. Und das scheint die Stadt, so sieht es zumindest das […]

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