Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino

Wegen Protesten: Saudi-Prinz sagt Regensburg-Besuch ab

Vergebliches Warten auf Prince Charming: Etwa 20 Menschen beteiligten sich am Protest gegen den Besuch des saudischen Prinzen. Foto: as
Um kurz vor 13 Uhr erreichte die Stadt Regensburg die traurige Nachricht: Der saudische Prinz Badr Bin Saud bin Saad Al Saud hat seinen für Freitagnachmittag geplanten Besuch bei Oberbürgermeister Hans Schaidinger „ohne Angabe von Gründen“ abgesagt, so ein Sprecher der Stadt Regensburg, der Wert darauf legt, dass diese Absage kein April-Scherz sei. Der geplante Besuch hatte im Vorfeld einige Wellen geschlagen. Mehrere Medienvertreter hatten zunächst vermutet, dass es sich bei der Terminankündigung um einen geschickt eingefädelten Aprilscherz der Stadt Regensburg handelt. Aber von wegen: Tatsächlich befindet sich der Enkel des saudischen Königs Abdullah derzeit mit seiner New Yorker Privat-Professorin auf Bildungsreise durch Süddeutschland und hat im Zuge dessen bereits Blaubeuern, Stuttgart und dem Altmühltal Besuche abgestattet.

„Verhalten der Stadt ein Skandal“

Für seine heute geplante Stippvisite in Regensburg hatte sich der 21jährige „Fragen zum saudischen Königshaus und zur politischen Lage“ ausdrücklich verbeten. Die Stadt Regensburg hatte diesen „Wunsch“ unkommentiert an die Medien weiter gereicht. Der SprecherInnenrat der Universität Regensburg hatte deshalb kurzfristig eine Demonstration „gegen Monarchien und Diktaturen“ vor dem Alten Rathaus angemeldet – unmittelbar vor dem Besuch des Prinzen. Dessen Besuch wurde heute morgen zunächst um eine halbe Stunde nach hinten verschoben und gegen Mittag schließlich abgesagt.

Demo findet trotzdem statt

Die angekündigte Demonstration findet trotzdem statt. „Eines der Kernziele war der offensichtlichen Versuch der Regensburg Stadtspitze, die mediale Berichterstattung zu zensieren. Dieser Skandal ist unabhängig vom Besuch des Saudischen Prinzen und muss Konsequenzen haben“, heißt es in einer aktuell verschickten Pressemitteilung der Anmelder.

„ Feigheit und Verlogenheit der Despoten in Arabien“

Man wolle die Demonstration nutzen, „um auf die untragbare Menschenrechtssituation aufmerksam zu machen“. Die Absage des Prinzen werten die Organisatoren der Demo als „Ausdruck der Feigheit und Verlogenheit der Despoten in Arabien“. Update: An der Demonstration vor dem Alten Rathaus beteiligten sich am späten Nachmittag etwa 20 Personen.
Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (19)

  • Alexander Gruber

    |

    Da haben wir es Herr Aigner, Sie und der SprecherInnenrat der sog. Universität sind schuld! Der kommt jetzt wahrscheinlich nie mehr!

  • hännzl

    |

    Eine Frage die bleibt:
    Kommen die Prügel-Saudis trotzdem oder fahren die nun auch an Regensburg vorbei?

    Ich hoffe, dass der Besuch tatsächlich wegen der Demo abgesagt wurde und dass dies der Stadtregierung auch so übermittelt wurde. Wenn sich die Politik schon nicht für Demokratie und Menschenrechte einsetzt, dann soll sie sich auch nicht mit irgendwelchen Prinzen schmücken.

    Das tragische darin ist auf jeden Fall, dass wir selbst nach den neuesten Umwälzungen in der arabischen Welt anscheinend immer noch nichts dazugelernt haben:
    Die Despoten werden hofiert,
    die Flüchtlinge in Lager gesperrt und
    sollen dann in Krisengebiete abgeschoben werden (siehe aktuell in Landshut ) und
    schuld an den unmenschlichen Zuständen in manchen Ländern sind immer die anderen.

    Und wenn dann der öffentliche Druck zu groß wird, dann fliegen wir hin und bombardieren ein bisschen (Kollateralschäden eingeschlossen) und erklären den hinterwäldlerischen DrittweltlerInnen, dass die westlichen Werte echt was wunderbares sind.

    Da wird mir echt schlecht…

  • Bernd Henneberg

    |

    Und das ist gut so!

  • Twix Raider

    |

    Jetzt hab ich erst registriert, dass gerade mal 20 Anti-Hansel gegen den Prinzen, seine Super-Nanny, seine Bodyguards und die lokalen Söldner angetreten sind… eine reichlich spartanische Demo:

    http://www.youtube.com/watch?v=C9r8JV5mtiM

    Wenn er mit seinem Opa (der jetzt wahrscheinlich gerade Westerwelle am Telefon zusammenscheisst!) wiederkommt, erwartet ihn am Kuhgässl…

  • Ptolemaios

    |

    Also, wenn es zwanzig Studenten einer biederen Uni schaffen, einen Prinzen des Hauses Saud vom Betreten der ehrwürdigen Castra Regina abzuhalten. Wann raffen sie sich dann endlich auf, das korrupte Saudi-Regime zu stürzen? In Bahrain lassen wir sie die Opposition niederprügeln, aber in Libyen sind sie als Partner beim Sturz Gaddhafis gern gesehen. Wie verlogen ist das doch alles! Für Muslime muß es widerlich sein, daß sich ein solches Pack zu den Schützern der Heiligen Stätten von Mekka und Medina aufgeschwungen hat! Frauen haben in Saudi-Arabien weniger Rechte als im Iran. Aber das Haus Saud ist mit den USA verbündet, also haben sie Narrenfreiheit. Widerlich, ekelhaft.

  • Noch heute speisen wir in der Wurstkuchl! |

    |

    […] Maul haben verbieten lassen. Den Anfang des Epos findet ihr hier, das vorläufige Ende hier. Eine diplomatische Note könnte jetzt folgendermaßen […]

  • Twix Raider

    |

    Tja, das ist die Diplomatie der faulen Kompromisse. Wenn der Wind ungünstig weht, dann holt man das Fänchen eben ganz ein, Westerwelle wollte die nützlichen Feudalherrscher in der Region nicht mit einem Einsatz in Libyen vor das gekrönte Haupt stossen. Das hätte deren Völker ja “Wir sind für euch da!” signalisieren können. Und den treuen Handelspartnern “Benehmt euch, sonst geht es euch wie Gaddafi!”. Und natürlich hat man auch Skrupel, ggf. auf die eigenen Waffensysteme zu ballern, die ja laut Prospekt unbesiegbar sind. Am Ende wird das noch ein Garantiefall und die Käufer wollen ihr Geld zurück. So ein Dilemma aber auch…
    Ach ja, ich habe den 20 vom Rathausplatz ein historisches Wallpaper in meinem Satireblog gewidmet, das Verlinken spar ich mir jetzt, Betreten auf eigene Gefahr.

  • Jochen Schweizer

    |

    Interessant wie die Stadt Regensburg die Medienvertreter gängeln wollt. Es wäre doch interessant gewesen, wenn CSU-Mitgliederinnen und Vertreterinnen der Frauen Union sich bei dem Angehörigen des Saudi Arabischen Königshauses erkundigt hätten, warum in Saudi Arbaien die Frauen keine Kraftfahrzuege führen dürften. Wo doch diese Damen nicht aufhören einen größeren Frauenanteil in allen möglichen Gremien einzufordern, hier wäre ein großes Betätigungsfeld gewesen!

  • Twix Raider

    |

    Drehen wir den Spiess doch mal um und schicken wir Stephanie zu Guttenberg nach Sandland. Dort klappert sie sinnloserweise diverse Provinzkäffer ab und lässt vorher ausrichten, dass bei den Audienzen Fragen zu ihren Fahrgewohnheiten (Saudi-Frauen dürfen den Lappen machen, aber nicht alleine bzw. ohne Mann neben dem Steuer fahren) nicht erwünscht sind. Da hätten die lokalen Scheichs wohl schnell diplomatische Ausreden wie “Keine Zeit, muss Sandkörner zählen!” parat…

  • Ptolemaios

    |

    Also TwixRaiders Position ist mir trotz seiner wortreichen Kommentare noch immer unklar. Eines aber ist klar: Das Haus Saud stellt sowohl für den Westen wie den Orient eine Gefahr und eine Schande dar. Wann lernen die USA es endlich, daß die Saudis mit amerikanischem Geld sunnitische Extremisten finanzieren? Ohne Abkommen zwischen den USA und Riad gäbe es keine Al Qaida. Zu Hause in Riad ist alles brav und bieder und in Bahrain lassen sie im Bordell die Sau raus. Wann lassen Qaradawi und as-Sistani endlich eine Fatwa gegen das Haus Saud raus gehen!

  • Schokoriegel

    |

    Du musst auf den Blog von Twixraider gehen. (dann bist du noch verwirrter) :D

  • Ptolemaios

    |

    Da hab ich doch glatt mal vorbeigeschaut. Stimmt. Seltsame Form von Humor. Man weiß nicht, worauf er rauswill.

  • Twix Raider

    |

    Ich denke immer um mindestens 3 Ecken. Kurzfassung: Ich bin stolz auf die Regensburger. Man könnte ja annehmen, dass sie gegenüber politischer Kapriolen des Adels schon abgestumpft sind und nur noch “Inschallah, Gloria, Neger sind zum Schnackseln da!” in ihren Bart murmeln. Aber nein, 20 haben von ihrer Meinungsfreiheit direkt und ohne Rücksicht auf Verluste (ich denke, die Demo war nicht ganz “legal”) Gebrauch gemacht. Und siehe da, der erfolgsverwöhnte Prinz sieht sich mit etwas Neuem konfrontiert, zivilem Ungehorsam. Jubelperserkönig Xerxes dachte auch, das ihm sein Ruf vorauseilt und ihm den Weg durch das dekadente Griechenland nach Athen ebnet. Mit den sagenhaften 300 hat er nicht gerechnet. Hochmut kommt vor dem Fall, History repeats itself. Jetzt bin ich mal auf das Nachspiel gespannt, hinter verschlosssenen Türen gibt es sicher noch Ärger. Die Saudis sind stolz wie Bolle, das lassen die sich nicht so einfach gefallen. Schon fast schade, dass Diehl nicht in Regensburg sitzt, da würden die jetzt nicht mehr shoppen:

    http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/5562371/

    Ich wünschte, es gäbe einen Stefan Aigner auch bei uns…

  • Ptolemaios

    |

    Ja, jetzt wird das schon heller! Nur gefährlich, in der aktuellen Situation den weiland Perserkönig Xerxes mit dem Araberkönig Abdullah ibn zu sonstwas Saud und seinem verwöhnten Söhnchen zu vergleichen. Denn das Gerät, das Abdullah bei Diehls einkaufen würde, würde sogleich auf Persepolis gerichtet werden. Er fühlt sich ja von Obama sowas von beleidigt, weil dieser seinen Busenfreund Husni in Ägypten hat fallen lassen, daß er jetzt aller Welt beweisen muß, daß er auch noch potent genug ist, eine Invasion zu starten.

  • Roland Hornung

    |

    @ Ptolemaios

    Chairete, Ptolemaios. Kali mera sas, kyrie !

    Was Saudis und Perser angeht, ist es wohl eher umgekehrt. Iran wird – durchaus wohl auch mit deutscher Unterstützung (!) – aufgerüstet und die arabischen Scheikhs fürchten ( zurecht ! ) eine iranische Hegemonie.

    Sonst liest doch jeder wikileaks ! Aber wenn es drauf ankommt, gerade Mittelost, dann überblättert man wohl die Seiten ??? Das größte Problem ist dort – neben den Volksaufständen, die alle Machthaber ( ob “unsere” oder die ” andern ” ) massiv bedrohen und irgendwann stürzen werden – der Versuch einer iranischen Hegemonie durch das Mullah-Regime !

  • Twix Raider

    |

    Es ist ja nicht so, dass die semi-säkulare arabische Liga ihre Finger NICHT nach dem heutigen Persien, Pakistan, Afghanistan, Indien und Indonesien undundund ausstrecken würde, ein Weltreich würde denen schon schmecken, die Islamisten halten dagegen und würden gerne Mekka erobern… das Ganze erinnert mich an Rom und Byzanz. Nur dass Amerika noch nicht entdeckt war und mitpfuschen konnte.

  • Ptolemaios

    |

    @ Roland Hornung

    Khairete kai kali nikhta, kyrie!
    Zweifellos fürchten die Saudis (aber nur die Königsfamilie) eine iranische Hegemonie. Sonst würden sie ja auch nicht so hektisch reagieren. Ob das Mullahregime oder das Saudiregime besser ist, weiß ich allerdings nicht. Bei den Saudis wird gewöhlich alles übersehen, bei den Mullahs wird jeder Furz negativ ausgelegt, oder schlicht falsch übersetzt.

  • Roland Hornung

    |

    @ Ptolemaios

    kalimera, ti kanis ? milis ellenika ?

    Wir sprechen nicht nur Griechisch und Latein, die Sprachen des sogenannten ” Abendlandes “. Wir sprechen auch die Sprachen des ” Morgenlandes “. Die Story, dass laufend ” falsch übersetzt ” wird, ist eine Ente, ein fake und ein Märchen. Es gibt sicher hin und wieder Übersetzungsfehler, aber wenn ein Despot wie Achmadinedschad immer wieder die gleichen Ausfälligkeiten absondert, gibt es da keine
    ” Übersetzungsfehler ” mehr, der halluziniert einfach nur seine Vernichtungs-Phantasien. Der Orient, seine Kultur u n d seine Menschen ( und Sprachen ) sind wunderbar, aber seine Politiker sind ” Sch….”, das gilt für ” unsere ” u n d für die ” andern ” Tyrannen in gleicher Weise :-(

Kommentare sind deaktiviert

drin