Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
„Damit wollen wir nichts zu tun haben“

Rechtsaußen-Demo will in Regensburg marschieren und klagt – Mittelstands-Demo mit „Hauptredner“ Aiwanger distanziert sich

Der Sprecher einer für Samstag geplanten Demonstration von Handwerkern, Landwirten und Mittelständlern distanziert sich von einer Kundgebung, die am selben Tag stattfindet und sich vorgeblich für Ähnliches einsetzt.

Marcel Dold (rote Kapuze), Organisator der Anti-Ampel-Kundgebung am Donaumarkt, bei einer von Rechtsextremen und Reichsbürgern durchsetzten Demonstration in Ramstein im Februar letztes Jahr. Foto: Witzgall

Die Anmelder einer Anti-Ampel-Kundgebung wollen nicht klein beigeben. Nachdem die Stadt Regensburg einen für Samstag geplanten Demozug durch die Altstadt wegen Sicherheitsbedenken untersagt und lediglich eine stationäre Veranstaltung auf dem Donaumarkt erlaubt hat, haben sie am Donnerstagmorgen Klage und Eilantrag beim Verwaltungsgericht Regensburg eingereicht.

WERBUNG

Vorgeblich geht es bei besagter Kundgebung um Rentner, Familien, den Mittelstand, Handwerker, Bauern und Lkw-Fahrer – so die Auflistung auf einer Ankündigung, mit der man sich offensichtlich an die aktuellen Bauernproteste hängen will. Doch tatsächlich organisiert wird die Veranstaltung von einer Gruppe aus dem Umfeld von Nadine Alt und von Marcel Dold.

Frühere Neonazi-Aktivistin und Querdenker von Rechtsaußen

Letzterer verantwortet, obwohl er mit 23 Jahren schon aus dem Gröbsten raus sein dürfte, „Kinder stehen auf“, eine Münchner Querdenken-Gruppe, die Verschwörungstheorien verbreitet. Er hat keinerlei Berührungsängste mit der AfD und demonstrierte in der Vergangenheit Seit an Seit mit Reichsbürgern und einschlägig bekannten Rechtsextremisten.

 Alt war in den 2010er Jahren regelmäßig bei Aktionen der neonazistischen Kleinstpartei „III. Weg“ dabei, trug deren Schilder und Transparente. Heute gibt sich Nadine Alt vordergründig „bürgerlich“ und „unpolitisch“. Doch bei von ihr zuletzt mitverantworteten Kundgebungen in Regensburg waren unter anderem Vertreter der AfD und der Neonazi-Gruppierung „Freie Sachsen“ mit von der Partie. Im Oktober wetterte sie bei einer Rede:

„Seien wir doch mal ehrlich: Was haben wir mit Israel zu tun? NICHTS! Aber auch gar nichts (…) Vor kurzem haben wir alle den Scholz gesehen mit einer Kippa auf dem Kopf – aber wo war unsere Deutschlandfahne?“ Eine Regensburger Co-Rednerin verbreitete anschließend diverse antisemitische Stereotype über vermeintlich finanzkräftige Strippenzieher im Hintergrund.

Ein Rechtsanwalt mit spezieller Agenda

Bei ihrer Klage vor dem Verwaltungsgericht Regensburg werden die Demo-Anmelder vertreten von dem Ulmer Rechtsanwalt Markus Haintz. Der erlangte vor allem durch sein juristisches Engagement für Vertreter der Querdenken-Szene eine gewisse Bekanntheit. Unter anderem war Haintz für den in die Verschwörerszene abgedrifteten Schlagerstar Michael Wendler aktiv.

Auf seinem Youtube-Kamal glänzte er durch ein anbiederndes Interview mit dem brasilianischen Rechtsextremisten Jair Bolsonaro. Die Grenzen zwischen Rechtsanwalt und Aktivist in derselben Sache scheinen bei Haintz zumindest fließend.

Laut einem von Haintz verbreitetem Statement sieht er die von der Stadt angemeldeten Sicherheitsbedenken – etwa, dass angesichts des Demonstrationsgeschehens zu wenig Polizisten zur Verfügung stünden, um Blockaden zu verhindern und die Sicherheit von Passanten zu gewährleisten – als „nicht belegt“ an.

Sprecher von Mittelstands-Demo distanziert sich von Rechtsaußen-Demo

Eine Entscheidung über den Eilantrag soll laut einer Sprecherin des Verwaltungsgerichts spätestens am Samstagvormittag vorliegen. So oder so ruft „Initiative gegen Rechts“ ab 13 Uhr auf dem Georgenplatz ebenfalls zu einer Demonstration auf, um sich in unmittelbarer Nähe gegen die Rechtsaußen-Veranstaltung um Alt und Dold zu wenden.

Die Demo links will mit der von Rechtsaußen organisierten Demo rechts nichts zu tun haben.

Die Organisatoren einer anderen Kundgebung, die ebenfalls am Samstag stattfindet und bei der augenscheinlich tatsächlich die Anliegen von Handwerk, Landwirten und Mittelstand thematisiert werden sollen, distanzieren sich gegenüber unserer Redaktion deutlich von der Anti-Ampel-Veranstaltung am Donaumarkt. „Damit wollen wir nichts zu tun haben“, betont zumindest Luitpold Gerl, ein Sprecher der ARGE HLM („Handwerk Landwirte Mittelstand“).

Die ARGE hat für Samstagvormittag um zehn Uhr eine „ideologiefreie“ Demonstration vom Dult- zum Domplatz angemeldet. Diese wurde auch ohne größere Auflagen erlaubt. Obwohl Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger als „Hauptredner“ angekündigt wird, will Gerl diese Kundgebung, zu der unter anderem die Metzgerei Eschenwecker, Michael Scharff, streitbarer Wirt der Hubertushöhe und ehemals CSU-Stadtratskandidat, aber auch ein Pflegedienst und Landwirte aufrufen, nicht parteipolitisch oder als Ampel-Bashing verstanden wissen.

Grußworte vom Freie Wähler-Paar Aiwanger und Schweiger

„Wir wollen keinen Krawall und keine Blockaden. Es sollen vor allem Handwerker, Landwirte und Mittelständler zu Wort kommen, um ihre Anliegen zu formulieren.“ Und wenn der bayerische Wirtschaftsminister anfrage, ob er reden dürfe, dann könne er gerne „ein kurzes Grußwort“ sprechen, so Gerl. Ein solches hat übrigens auch Landrätin Tanja Schweiger, ebenfalls Freie Wähler und Lebensgefährtin Aiwangers angekündigt.

Als Hauptredner bei der Mittelstands-Demo angekündigt: Hubert Aiwanger. Foto: Archiv/Staudinger

Als Hauptredner bei der Mittelstands-Demo angekündigt: Hubert Aiwanger. Foto: Archiv/Staudinger

„Die Frau Landrätin wurde von den Herren Habenschaden und Gerl gebeten, an der Veranstaltung zum Thema Zukunft der Landwirtschaft am 3. Februar teilzunehmen und dort ein Grußwort zu sprechen“, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion bei Schweiger von der Pressestelle des Landratsamtes. „Dieser Bitte kommt sie gerne nach.“

 

Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (38)

  • spdler4ever

    |

    Irgendwie wirkt es so als gäbe es nur noch Kontaktschuldartikel. Ich dachte eigentlich dieses Konzept sei verpöhnt. In der gelesenen Wahrheit sind wir nur noch von Nazis umgeben und in meiner Realität kenne ich nur einen von der AfD und der war selber Flüchtling und deren Frontfrau ist lesbisch mit afrikanischen Adoptivkindern.
    Ich weigere mich meine Mitmenschen unter Generalverdacht zu stellen oder mich gegen die aufhetzen zu lassen. Die Klimakleber haben Demonstrationsrechte und diese Leute auch, wer oder was auch immer sie sein mögen.
    Die meisten Gruppierungen in dem Land haben an der Basis ohnehin alle unglaubliche Schnittmengen, aber lassen sich gegeneinander aufhetzen.
    Sowas sollte man nicht vorantreiben.

  • Hedwig

    |

    Von wem wollen sie sich distanzieren, wenn Schweiger dabei ist? Und, und Aiwanger …

  • Christian

    |

    @ Native
    Sie verwechseln Mittelschicht und Mittelstand. Mittelstand ist ein Begriff aus der Volkswirtschaftslehre und beschreibt Unternehmen mit einer mittleren Beschäftigenzahl. Mittelschicht und das denke ich meinen sie ist diejenige Bevölkerungsschicht die durchschnittliche Einkommen und Vermögensverhältnisse hat.
    Wenn sie also den Reichtum von Frau von TT anführen hat das nichts mit Mittelstand zu tun wie sie es in Verbindung setzen. Ich weiß nicht wieviele Mitarbeiter die Firmen von Frau TT hat. Frau von TT ist sicher nicht der Mittelschicht zuzuordnen. Die Firmen von Frau TT möglicherweise schon.

  • Christian

    |

    Ich meinte dass die Firmen von Frau TT möglicherweise dem Mittelstand zuzuordnen wären. Da hab ich mich falsch ausgedrückt am Ende.

  • Native

    |

    @Christian 21:47
    Wer lesen kann ist im Vorteil

  • Alfred Strohmeier

    |

    Wenn sich die ARGE HLM („Handwerk Landwirte Mittelstand“) mit dem im rechten Lager fischendem Hubert Aiwanger einlässt, brauchen sich die Mitglieder nicht wundern in die rechte Ecke gestellt zu werden.
    Seine verbalen Hetzreden sprechen Bände.

  • Günther Herzig

    |

    @spdler4ever
    1. Februar 2024 um 18:10 |
    Ich gebe ihnen Recht. Soeben habe ich neue Umfrageergebnisse im Frühstücksfernsehen erfahren. Überraschend ist, dass wieder mehr Mitbürger in die AfD und die Partei der Grünen eintreten. Einige, die dazu befragt wurden, machen weder den Eindruck sie wollten Teil einer rechtsradikalen noch einer ideologiegesteuerten grünen Partei sein.
    Ich halte es für sehr problematisch nicht zu unterscheiden zwischen einer rechten und einer rechtsradikalen Posiionierung. Wer alles neben den Linken und Grünen als rechtsaußen bezeichnet, sorgt dann dadurch auch für eine Radikalisierung. Und wer das trotzdem tut, versucht den Unionsanhängern, auch den Freien, ein Etikett zu verpassen, das nicht zutrifft.

  • Christian Gruber

    |

    Kommentar gelöscht. Bitte sachlich.

  • Mr. T.

    |

    PARTEILOS – VERBANDSUNABHÄNGIG – IDEOLOGIEFREI so steht’s auf dem Sharepic der ARGE HLM. Und dann spricht als Hauptredner Hubsi Aiwanger. Comedy-Gold!
    Der Chef-Ideologe, der ewig zu kurz gekommenen, immer falsch verstandenen und von der Drehung der Welt überforderten. Der Führer einer Ein-Mann-Partei, tief im Rektum des Bauernverbands.

  • Native

    |

    Der Ton macht die Musik!
    Wut, Hetze und dumper Populismus ist ein schlechter Ratgeber für konstruktive politische Problembewältigung. Wer hier den Arsch offen hat, man weiß es nicht?

  • demotourist

    |

    also als Demotourist, der ich nun mal bin, muss ich sagen, alle Achtung – da wird inzw. einiges geboten. das wird ein volles Wochenendprogramm. überleg nur, wo ich den besten Blick auf alle 3 Demos erhalten könnte und dabei noch im warmen Popcorn futtern kann.. hmm. liest hier zufällig wer von der Klinger Donauschifffahrts GmbH mit ? das wär doch ne Idee ! einmal hufeisenförmig um unser Miniatur-Prenzlberg herum tuckern und dabei die unterschiedlichen Demos abklappern unterm Heizpilz und in Fleecedecken..

  • Native

    |

    Mit der Erdinger Rede 10.06.2023 hat sich Herr Aiwanger sicher dauerhaft die Einladung als Ehrengast bei der Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis, der Schlossfestspiele Regensburg gesichert. Sie hat sich selbst als „klassischer Mittelstand“ verortet. Die öffentlichen Einlassungen im Presseclub Regensburg und der Erdinger Rede, ähneln sich in frappierender Weise.
    Gut gebrüllt Löwe! Jetzt wissen wir wo der Bartel den Most oder den „Opfesoft“ holt.
    Rhetorische „Highlights“ wie: „Wir werden diese Berliner Chaoten vor uns hertreiben.“ (O-Ton Aiwanger), ähneln schon sehr der AfD Rhetorik: „Wir werden sie jagen.“ (O-Ton Gauland)
    Sorry, bei aller feuriger Rhetorik, gestaltende Politik ist keine Treibjagd und dieses „Haberfeldtreiben“ ist einer Demokratie unwürdig.

  • Auch a Regensburger

    |

    Vor Allem lohnt es sich ja garnicht den Aiwanger einzuladen. Der kann ja nicht mal die Probleme richtig benennen. Lösungsideen gleich null. Die da oben müssen weg, alles beim Alten und gut ist es. So einfach schaut’s in der von uralten Sterotypen geprägten Welt des Hubert Aiwangers aus.
    Viele der 13.000 in Regensburg nicht nur gegen Rechts sondern v.a. gegen diesen Populismus protestiert, der das Land spaltet und die Leute für dumm verkauft.
    Wenn nur noch Ideologisch und nicht faktisch diskutiert wird, dann wird’s schwierig mit der Politik die uns voranbringen soll. Hubert Aiwanger einzuladen und von einer Ideologiefreien Veranstaltung zu sprechen, ist ja witzig.

  • KW

    |

    Wer es als selbstständiger Handwerker nicht schafft, volle Auftragsbücher zu haben und sehr gutes Geld zu verdienen, macht was falsch.
    Wer sich als Landwirtin, deren Einkommen zu ca. 50% (vollberuflich) bzw. 95% (nebenerwerbsmässig) aus Brüssel und Berlin bezahlt wird, beschwert, dass dafür nun mal einiges an Bürokratie zu erledigen ist, mit der habe ich kein Mitleid.
    Und was soll eigentlich genau Mittelstand bedeuten? Die beiden oben genannten Gruppen gehören da eh schon dazu, es soll wahrscheinlich irgendwie seriös klingen oder so, also ginge es hier um die breite Mitte.
    Anstelle von Handwerksbetrieben und anderen Mittelständlern würde ich mich schämen, einen Krakeler wie Aiwanger vorne hinzustellen.

  • Christian

    |

    @ Auch a Regensburger
    Wer wenn nicht Aiwanger sollte die Probleme benennen können?
    Der Mann hat eine große Sauenzucht ist auf dem Bauernhof geboren und aufgewachsen. Sieht die Verschlechterung für diese Branche hautnah seit Jahrzehnten. Wahrscheinlich ist er schon als 3 jähriger auf dem Fendt gesessen. Der kennt Mistgabel und Melkmaschine. Der weiß dass ein Bauer um 5 Uhr im Stall sein muss um die Kühe zu melken. Und er weiß dass wenn er es nicht tut eine Katastrophe passiert.

  • Dominik Müller

    |

    Auch a Regensburger,
    “Viele der 13.000 in Regensburg nicht nur gegen Rechts sondern v.a. gegen diesen Populismus protestiert, der das Land spaltet und die Leute für dumm verkauft.”
    Seltsam, dass Sie diesen Populismus nicht ebenso bei den Ampelparteien anhand der Begriffe aus dem Koalitionsvertrag, z.B. “Rückführungsoffensive” kritisieren.
    Schade, dass die selbsternannten Demokraten und Brandmauern nicht in der Lage sind, in diesem einen Punkt “gegen die AfD” auch Anhänger anderer Parteien zu akzeptieren, sondern lieber versuchen, sie ebenfalls in die rechtsextreme Ecke zu stellen. Dass linke Parteien bisher so wenig erreicht haben, liegt meines Erachtens vor allem daran, dass um den orthodoxen Weg gestritten wird, und keines falls mit Ähnlichgesinnten zusammen gekämpft wird. wie ja auch im Leben des Brian thematisiert. https://www.youtube.com/watch?v=6pwmffpugRo

  • Native

    |

    Der Fisch stinkt vom Kopf
    Mit der Redewendung wird die Führungskompetenz einer oder mehrerer Personen hinterfragt. „Wie der Herr, so s Gescherr“. Wer weis was du seit der Jugendzeit im Schulranzen hängengeblieben ist.

  • Auch a Regensburger

    |

    Christian: Als Minister sollte er noch einiges mehr wissen.
    Als Fachmann für Landwirtschaft sollte er konkrete Vorschläge machen können um die Situation zu verbessern. Macht er aber nicht. Die da oben und die grüne Ideologie. Das ist Alles.
    Generell würde es sich für Ihn als Minister eher schicken bei den Bauerprotesten fern zu bleiben. Da er ja als Großbauer befangen ist und für seinen eigenen Geldbeutel kämpft.

  • Auch a Regensburger

    |

    Dominik Müller,

    mir scheint als hätten die FW und CxU die vielen Schüsse vor den Bug immer noch nicht bemerkt. Zum einen distanzieren Sie sich von der AFD. Zum anderen im selben Atemzug wird den Leuten die zur AFD gehen Recht gegeben. Da ja 2 Jahre Ampel an Allem Schuld ist. Der “Feind” sind aber diejenigen die die Demokratie und Grundgesetze mit Füßen treten würden. Und die lachen sich schlapp, derer prominenter Unterstützung.

  • Bernhard Babic

    |

    Eigentlich kann es nur einen Grund geben, Aiwanger zu einer Mittelstandsdemo einzuladen: Um ihm seine Arbeitsverweigerung und entsprechend verheerende Bilanz als bayerischer Wirtschaftsminister um die Ohren zu hauen. Wieso jemand, der praktisch nichts für die Wirtschaft im Allgemeinen sowie die klein- und mittelständischen Betriebe im Besonderen tut, auf dieser Demo ein Grußwort halten darf, ist mir schleierhaft. Der Mittelstand hat sehr berechtigte und sehr dringende Anliegen, die seit Jahren nicht beachtet werden. Auch bzw. besonders von Herrn Aiwanger nicht. Stellvertretend sei hier nur der Fachkräftemangel genannt, der sich schon vor Jahren abzeichnete. Ihn vor diesem Hintergrund zu einem Redner der Veranstaltung zu machen, wirft nur ein unnötig fragwürdiges Licht auf die Sache. Die Veranstalter verbauen sich hier von vornherein eher die Möglichkeit zu einem wirklich konstruktiven Dialog, den wir aber eigentlich dringender bräuchten als Vieles andere. Herr Aiwanger gehört leider zu den vielen polarisierenden Zynikern im Land, die gar offenkundig kein echtes Interesse an Lösungen haben (sonst würde er längst an Lösung arbeiten).. Hier hofft nur jemand durch Krawall und Provokation (in dem er z.B. die “Gegen-Rechts”-Demos pauschal als linksextremistisch verunglimpft) Stimmen- und Bauernfängerei zu betreiben. Und das hilft definitiv nicht weiter.

  • Wolfgang Theine

    |

    Es wäre vielleicht nicht schlecht, die “Mittelstands”-Demo in Massen zu “kapern” um Herrn Aiwanger zu zeigen, was viele Demokraten von ihm halten. Aber im Ernst: weiterhin auf die Strasse zu gehen, wie auch immer, um gegen Rechts Flagge zu zeigen, ist nach wie vor wichtig und offensichtlich auch erfolgreich. Also sollten wir da nicht nachlassen!
    Also bis morgen!

  • RegensburgerIn

    |

    Initiative gegen Rechts – wer ist da alles dabei? Auf deren Website steht, Bündnis von 22 Organisationen, aber es steht nicht wer da alles dabei ist. Ich habe es nirgendwo im Netz gefunden.
    Das würde mich sehr interessieren.

  • Bernhard Babic

    |

    Eine Anmerkung zur Mittelstandsdemo: Dem auf youtube abrufbaren Mitschnitt zufolge handelte es sich dabei um eine Veranstaltung, die zum Glück den zahlreichen ihr gegenüber geäußerten Bedenken weitgehend nicht entsprach. Zumindest soweit es die überwiegende Mehrheit der lokalen Geschäftsleue betrifft, die dort zu Wort gekommen sind. Kein billiges Ampel-Bashing, sondern tatsächlich ernstzunehmende, ohne die üblich Worthülsen vorgetragenen Anliegen von kleinständischen familiengeführten Unternehmen, denen in der Tat das Leben schwer gemacht wird und die mit haarsträubenden Beispielen bürokratischen Irrsinns aufwarten konnten. Insofern dürften die Redener:innen wohl auch den Teil des Publikums enttäuscht haben, der sich wohl deutlich mehr Stimmungsmache gegen Berlin gewünscht hätte.

    Der kamen erst auf seine Kosten, als Hubert Aiwanger ans Mikrofon trat. In inzwischen gewohnter Manier brachte er zunächst großes Verständnis für die vorgebrachte Kritik auf, um dann umgehend die bis dahin recht unaufgeregte Stimmung mit seinem ‘Wir-hier-unten-gegen die da oben’-Theater deutlich anzuheizen. Leider sprangen wieder viele darauf an und übersahen dabei großzügig, dass da eigentlich gar kein ‘revolutionärer Bauernführer’ sprach, sondern der bayerische Wirtschafstminister und stellvertretende Ministerpräsident, der für viele der angesprochenen Probleme wenigstens mitverantwortlich ist. Selbstredend verwies Aiwanger dabei auf die üblichen naheliegdenden und in die Irre führenden Lösungen/Ursachen: Alles nur eine Folge überzogener Grünen-Ideologie und davon, dass zuviel Geld ins Ausland gezahlt wird.

    Letztlich ist es unerheblich, ob er diesen Schmarrn wirklich selber glaubt oder nur die Leute für dumm verkauft. In beiden Fällen hat er damit aufmerksamen Zuhörer:innen nur ein weiteres mal verdeutlicht, was für eine katastrophale Fehlbesetzung er in der Staatsregierung ist.

    Den eigentlich mehr als berechtigten Anliegen seiner Vorredner:innen hat er damit jedenfalls keinen Gefallen getan. Wortgewaltig hat er die Veranstaltung an sich gerissen und die eigentlichen Anliegen damit in den Hintergrund gedrängt. Und außer Beschimpfungen gegen seine Kritiker und der Zusicherung, auch weiterhin “raus zur Wirtschaft” gehen zu wollen, hatte er letztlich nichts dabei. Er wird sich also wohl auch weiterhin unbeirrt auf jedem ‘Tanzboden’ sehen lassen, sich dort wie gewohnt in Szene setzen, als Volkstribun feiern lassen, aber keinen substanziellen Beitrag zur Verbesserung der aktuellen Herausforderungen leisten.

    Bayern hätte Besseres verdient.

  • Mr. T.

    |

    Laut SZ (https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-demonstrationen-gegen-rechts-nuernberg-augsburg-regensburg-1.6343483) hat sich Aiwanger mittlerweile sogar in Verschwörungsidiotien verstiegen, die in ihrer Absurdität vielleicht noch mit QAnon konkurrieren können. Hierzulande sind sie wohl konkurrenzlos dumm.
    Er behauptet ernsthaft, das Wirtshaussterben sei gewollt, um den politischen Austausch an dem Stammtischen zu verhindern.
    Bin gespannt, was regensburg-digital noch zu seiner Büttenrede schreiben wird.

  • Bernhard Babic

    |

    @Mr. T.
    Ja, der Spruch, dass es vielleicht gewollt sein könnte, dass es keine Stammtische mehr gibt, ist tatsächlich gefallen. Ein unglaublicher Blödsinn, zu dem er sich da verstiegen hat. Aber das war schon in der Abschiedsrage. Er hat die Rede frei gehalten (und schier kein Ende gefunden). An sich würde ich diese dümmliche Aussage nicht zu hoch hängen wollen. Aber in Zeiten wie diesen, können so fahrlässige Äußerungen natürlich verheerende Wirkungen haben.

  • Volksvertreter

    |

    Von Hass erfüllt und ohne jegliche Grenzen!
    Es waren ca. 50 friedliche Menschen die auf dem Donaumarkt ihre Sorgen und Nöte bekannt gaben. Niemand wurde beleidigt oder denunziert. Dies ist deutsches Recht.
    Ebenso steht es einer Gruppierung gegen Rechts zu, eine Gegendemo zu machen. Was aber keinesfalls geht ist, dass aus dieser Demo gegen Rechts OFFENE MORDDROHUNGEN gerufen werden. Dies ist mit Video festgehalten! Dieser “Mob” brüllte dermaßen haserfüllt, dass man sich nur noch fragen kann, wo sind wir gelandet!
    Jeder der sich diesen Demos gegen Rechts anschließt, muss sich zu diesen “hasserfüllten Chaoten” zählen lassen! Die Frage ist nur, ob dies in seinem Sinn ist. “Du bist dabei, also bist Du einer davon”

  • Stefan Aigner

    |

    Ich habe die komplette Kundgebung begleitet. Die „auf Video festgehaltenen offenen Morddrohungen“ Würden mich interessieren. Bislang war mein Stand, dass bzgl. dieses Vorwurfs gegenüber der Polizei keinerlei konkrete Angaben gemacht wurden. Bislang halte ich den Vorwurf für vorgeschoben oder ein Missverständnis (das mir bei so einigem zugrunde zu liegen scheint, was bei dieser seltsam wirren Demonstration gesagt wurde).

  • Manfred Martin Drescher

    |

    Es ist Bürgerpflicht, gegen alles von Rechts aufzustehen. Ob es jetzt di rechtsextreme AfD oder andere gefährliche Gruppen sind.
    Leider muss man auch die abartigen Hetzereien von den Demos um Herrn Aiwanger mit dazu zählen.

  • Native

    |

    Überraschung
    Die friedlichen Protestveranstaltungen in vielen deutschen Städten und Gemeinden haben sich erfreulicherweise, dauerhaft etabliert. Besonders viel Mut erfordern die Proteste in den Hochburgen und vielen kleinen Orten, des offen gezeigten Rechtsextremismus im Osten unseres Landes. Dickes Lob für die gezeigte Haltung für die Demokratie und die Grundrechte. Holzauge sei wachsam!
    https://www.youtube.com/watch?v=r158Y5xQuXg

  • Wolfgang Theine

    |

    Ich war am Samstag natürlich auf der Demo gegen rechts und freute mich, wie viele sich dort am Georgenplatz eingefunden hatten. Meine Freude wurde allerdings merklich getrübt, als ich einige der Redner/ Rednerinnen anhören durfte/musste. Ich war gekommen, um gemeinsam mit vielen gegen rechts und damit auch gegen die rechte Demo zu protestieren. Ich war aber nicht gekommen, um mir einen ellenlangen Sermon über sexualisierte Gewalt gegen Frauen anzuhören, wobei die Rednerin das zweifellos bei vielen Migranten vorhandene problematische Frauenbild relativierte und die Probleme vorrangig bei den “weissen Männern” verortete. Nun, ich bin auch ein “weisser Mann”, habe alles Verständnis für das Problem der Gewalt gegen Frauen, war aber eigentlich zu einer Demo gegen rechts und nicht zu einem feministischen Seminar gekommen. Auch den Aufruf gegen “Polizeigewalt” fand ich im Kontext unserer Demo nicht besonders hilfreich. Natürlich gibt es diese, unbestritten. Aber ich geriet zum Schluss der großen Demo auf dem Haidplatz am 21.Januar auf dem Heimweg in der Maxstraße in die Auseinandersetzung zwischen Polizei und Demonstranten und kann diese daher beurteilen. Wenn eine, den Schlachtruf der extremen linken Antifa brüllende Phalanx gegen eine Polizeikette anläuft, dann ist das ebenfalls Gewalt, und ich möchte nicht an Stelle der Polizisten in dieser Kette stehen müssen. Es ist auch wenig hilfreich, die Polizei brüllend pauschal als Faschisten zu beschimpfen. Sie haben nun einmal die Arschkarte gezogen und müssen das grundgesetzlich garantierte Recht auch der ” Anderen” auf Demonstration durchsetzen, auch wenn diese “Anderen” rechte Spinner und überwiegend wohl verachtungswürdige Neonazis sind. Das nennt man Demokratie.
    Ich habe Sorge, dass die beginnende Bürgerbewegung aus der wirklichen Mitte der Gesellschaft und ihre notwendigen und wirkungsvollen Demos von Partikularinteressen gekapert wird und im Laufe kurzer Zeit versandet. Wir sollten uns gemeinsam auf das eine, allem übergeordnete Ziel konzentrieren: Den Rechten immer und überall entgegen zu treten.

  • Mr. B.

    |

    Zu Wolfgang Theine
    5. Februar 2024 um 19:42 | #

    Sie haben einen sehr guten Artikel geschrieben.
    Zu Beginn der Demos gegen Rechts habe ich hier geschrieben, daß diese Demos unbestritten sehr wichtig für die Zukunft sind.
    Allerdings habe ich auch geschrieben, daß ich nie teilnehmen werde, wenn die Antifa dort mit geht.
    Viele Familien (auch mit Kleinkindern) kennen die Antifa nicht. Sie haben sie aber schon schön beschrieben.
    Solange die Veranstalter die Antifa mitgehen lassen, missbrauchen sie ihren Versammlungsgedanken und auch das Vertrauen der normalen Bürger.
    Viele werden es noch merken. Der eigentliche Zweck verliert.

  • Mr. T.

    |

    Wenn keine Antifaschisten mehr an den Demonstrationen gegen Rechts teilnehmen, wer soll dann hingehen? Der “gemäßigte” Teil der AfD? Die Werteunion? Die Rechtskonservativen in der Union? Hubsi Aiwanger? Burschenschaften? Die Landvolkbewegung?
    Wer sich schwer tut, sich zum Antifaschismus zu bekennen, steht selbst mit sehr wackligen Füßen auf dem Grundgesetz. Wer nicht Antifa(schist*in) ist, ist Fa(schist*in).
    https://www.volksverpetzer.de/gastkommentar/antifa-gg/

  • Mr. B.

    |

    Zu Mr. T.
    6. Februar 2024 um 00:55 | #

    Kennen Sie die Antifa wirklich nicht? Tun Sie nur so?
    Genau, jeder, der die Gewalt von links nicht fördert. ist ein Faschist. Punkt.
    Ich hingegen bin gegen jegliche Gewalt gegen Menschen.
    Dies sollten Sie mal zur Kenntnis nehmen.
    Sonst wird das vermutlich nichts mehr mit einer weiteren Demokratie in der Zukunft.

  • Wolfgang Theine

    |

    zu Mr. B. vom 05.Februar 21:29
    Wir sind uns wohl einig in der Auffassung, dass die extreme Linke auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Aber für die Konsequenz daraus möchte ich Ihnen widersprechen. Die Initiative gegen rechts aus 22 Organisationen, darunter u. a. auch die Antifa hat nun einmal diese Demos organisiert und dazu aufgerufen, dafür gebührt ihr Dank. Die Antifa dort auszunehmen ist in der Praxis unmöglich. Jeder kann ja, Gott sei Dank , unkontrolliert teilnehmen. So ist es m. E. wichtig, der Antifa nicht das Feld zu überlassen und bei den Demos eine Mehrheit der Bürger der Mitte zu bilden um die Demos nach Möglichkeit in demokratischer Manier statttfinden zu lassen. Es reicht schon, wenn bis jetzt noch eine Minderheit die Demos zur Randale benutzt und ihr wichtiges Anliegen damit desavouiert. Wir sollten daher durch zahlreiche Teilnahme dafür sorgen, dass zukünftige Demonstrationen nicht durch Extremisten gleich welcher Richtung mehrheitlich unterwandert werden.

Kommentare sind deaktiviert

drin