Die Auseinandersetzung mit der Rolle des Wehrmachtsmajors Robert Bürger beim Regensburger Kriegsende 1945 ist auch 70 Jahre danach voll im Gange. Obwohl Peter Eiser und Günter Schießl in ihrem Buch „Kriegsende in Regensburg“ (2012) die Erzählungen Bürgers einer Revision unterzogen und grundsätzlich erschüttert haben, wird sie von ehemaligen Bundeswehrangehörigen und Stadtheimatpfleger Dr. Werner Chrobak stur verteidigt. Auf einer Veranstaltung in der Regensburger Stadtbücherei zum 70. Jahrestag des Kriegsendes kam es zu heftigen Wortwechseln. Durch neuerliche Recherchen von Regensburg-Digital im Nachlass von Nazi-Bürgermeister Otto Schottenheims können nun weitere Details von Robert Bürgers manipulativen Vorgehen aufgezeigt werden.
Hohes Interesse am Kriegsende: Weit über 100 Zuhörer kamen in die Stadtbücherei. Foto: wr
Über ein mangelndes Interesse am Regensburger Kriegsende können sich die Veranstalter nicht beschweren. Weit über 100 Zuhörer sind der Einladung der Stadt und der VHS gefolgt, um sich nach der Begrüßung durch Karin Martin die Rechercheergebnisse von Peter Eiser und Günter Schießl anzuhören. In einer völlig überfüllten Stadtbücherei berichteten die beiden Regensburger Autoren vergangene Woche von ihrem Buch „Kriegsende in Regensburg – Die Revision einer Legende“, das bereits im April 2012 im Pustet-Verlag erschienenen ist. Es handelt von der Legende des 1992 verstorbenen Bundeswehr-Obersts a. D. Robert Bürger. Die Revision von Eiser und Schießl stießen jedoch nicht nur auf wohlwollendes Interesse, sondern auch auf heftige Widerreden seitens ehemaliger Bundeswehrangehöriger und des Stadtheimatpflegers Dr. Werner Chrobak.
250.000 Euro lässt sich die Stadt Regensburg ein Forschungsprojekt zum Kriegsende kosten. Vergangene Woche wurde es im Rahmen einer Fotoausstellung vorgestellt – zumindest ein bisschen.
Mit seinem Buch „Braune Flecken auf dem Priesterrock“ hat sich Robert Werner an drei Regensburger Persönlichkeiten gewagt, über deren braune Vergangenheit man in Regensburg nur ungern spricht: Robert Engert, Bischof Rudolf Graber und Domkapellmeister Theobald Schrems. Schon im Vorfeld des Erscheinens haben Werners Recherchen Reaktionen ausgelöst.
Das Kolpinghaus ist als Abriss-Kandidat im Gespräch. Zeit um an die Entstehung des Gebäudes zu erinnern, das viele Regensburger die Existenz kostete. Eine treibende Kraft: Der damalige Oberbürgermeister Hans Herrmann.
Die gute Nachricht: Die Hans-Herrmann-Schulen werden umbenannt. Die ärgerliche: Für ihre tendenziöse Stellungnahme zu dem NS-Bürgermeister erhalten die beiden Verfasser auch noch Geld.
Die Stellungnahme zu Nazi-Bürgermeister Hans Herrmann soll nach dem Wunsch von Oberbürgermeister Wolbergs Basis für „eine unvoreingenommene, offene Diskussion“ sein. Ein Faktencheck der Ausführungen von Stadtheimatpfleger Werner Chrobak und Professor Bernhard Löffler offenbart krasse Fehlstellen und eklatante Beschönigungen.
Der Holocaust-Überlebende Ernst Grube ist über die aktuelle Stellungnahme zu NS-Bürgermeister Hans Herrmann entsetzt. Tatsächlich gehen dessen Verfasser Werner Chrobak und Bernhard Löffler mit den Fakten sehr selektiv um. Allzu Belastendes wird einfach weggelassen oder beschönigt.
Ist der BVP-NSDAP-Politiker Hans Herrmann ein geeigneter Namenspatron für eine Schule? Zwei Historiker, die im Auftrag der Stadt eine Stellungnahme abgegeben haben, beantworten diese Frage nicht. Das sei ein „politisches, kein geschichtswissenschaftliches Unterfangen“.
Der römisch-katholische Priester und ehemalige Rektor der Philosophisch-theologische Hochschule (PTH) Josef Engert gilt als Vater der Regensburger Universität. Ein Preis der Stadt Regensburg ist nach ihm benannt. Tatsächlich war Engert ein völkisch-katholischer Unterstützer und Propagandist des NS-Regimes. Im vierten und letzten Teil unserer Serie befasst sich Robert Werner mit der Gründung und Selbstdarstellung der Regensburger Universität und problematisiert die Gedenkpolitik um Engert.
Josef Engert gilt als Vater der Regensburger Universität. Nachdem im ersten Teil seine Haltung als demokratiefeindlicher Monarchist dargestellt und im zweiten seine Entwicklung zum völkisch-katholischen Unterstützer und Akteur des NS-Regimes skizziert wurde, soll im dritten Teil Engerts Rolle bei der Wiedereröffnung der Philosophisch-theologischen Hochschule 1945 skizziert werden.
Der Theologe und Philosophieprofessor der Philosophisch-theologische Hochschule (PTH) Josef Engert gilt als Vater der Universität in Regensburg. Ein städtischer Preis trägt seinen Namen. Tatsächlich war Engert ein Antidemokrat und Antisemit. Nachdem im ersten Teil unserer vierteiligen Serie die Zeit vor 1933 behandelt wurde, wird nun versucht, anhand von ausgewählten Briefen und Schriften Engerts anwachsendes völkisch-christliches Engagement für den Nationalsozialismus nachzuzeichnen.
Ein Preis der Stadt Regensburg trägt seinen Namen, er gilt als Vater der Universität: Josef Engert. Doch der vor 50 Jahren verstorbene Theologe war ein Antidemokrat und Antisemit. Eine Recherche von Robert Werner.
Regensburg und Bamberg: Beide Städte schmücken sich mit dem Titel „Weltkulturerbe“, in beiden gibt es eine über tausendjährige Geschichte jüdischer Gemeinden, die von den Nazis vernichtet wurden. Damit hören die Gemeinsamkeiten auf. Während Bamberg sein jüdisches Erbe sichtbar macht und jüdisches Leben im Stadtbild wieder präsent ist, verharrt Regensburg in seiner Erinnerungskultur bei den Römern.
Demnächst verschwindet am Donaumarkt das letzte Gebäude, das noch an einen einst belebten Platz erinnert. Dort entsteht bis 2018 das Museum der bayerischen Geschichte.
Dass der „Volkskörper“ von „Ballastmenschen“ befreit werden sollte, war keine Erfindung der Nazis. Sie griffen nur Thesen auf, die schon lange zuvor in der Ärzteschaft kursierten. Und diese machten nach der Machtübernahme bereitwillig mit. Ein Vortrag am Regensburger Uni-Klinikum.