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Klimaprotest

Uni-Besetzer haben den Präsidenten auf ihrer Seite

Unter der Überschrift „End Fossil“ wollen Klimaaktivisten ihrem Anliegen mehr Aufmerksamkeit verschaffen und besetzten seit Mittwoch den zweitgrößten Hörsaal an der Uni Regensburg – mit Zustimmung von Präsident Udo Hebel. Kritik kommt vom RCDS.

Zeigt Verständnis für die Besetzung: Uni-Präsident Udo Hebel will den jungen Leuten den H2 vorübergehend als Plattform überlassen. Foto: mb

„Sie tragen Anliegen vor, die im Interesse unser aller Zukunft sind. Diese Themen sind es mehr als wert, dass man sich dafür engagiert und sich mit ihnen identifiziert.“ Es sind wohlwollende Worte, mit denen sich Universitätspräsident Dr. Udo Hebel Mittwochnachmittag an die rund 60 Menschen vor ihm wendet. In einem etwas abgenutzten Sessel versunken sitzt Hebel im H2, dem zweitgrößten Hörsaal der Uni Regensburg. Man sei sich der „gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst“ und habe „Verständnis für das Engagement“, sagt er.

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Aktion wurde bereits letzte Woche angekündigt

Bereits Anfang letzter Woche hatte eine Handvoll junger Menschen bei einer kleinen Kundgebung am Busbahnhof der Uni deren baldige Besetzung angekündigt. Das Motto: „End Fossil: Occupy“. Ein Label, unter dem sich weltweit Klimaaktivisten zusammengeschlossen haben und einen raschen Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung fordern.

„Drei Jahre lang haben wir jetzt Schulen und Unis bestreikt“, verweist einer der Studenten auf die Proteste von Fridays for Future und Co. „Passiert ist nichts außer leeren Versprechen und Greenwashing.“ Deshalb wolle man nun in die Schulen und Unis gehen, an die Orte der Wissenschaft, „die schon seit Jahrzehnten vor der Klimakatastrophe warnt“. Der Ankündigung ließ der Regensburger Ableger von End Fossil diesen Mittwoch nun Taten folgen.

Höfliche Besetzung nach der Morgen-Vorlesung

Am Morgen findet die Politikwissenschaftsvorlesung von Dr. Alexander Strassner statt. Es geht unter anderem um das Humboldtsche Bildungsideal. Unter den etwa 100 Menschen im Saal gehören nicht alle zur Stammbelegschaft. Einige kennt man bereits von den Klimademos. Strassner bringt seine Vorlesung wie gewohnt zu Ende.

Seine Schlussworte sind dann aber gleichzeitig das Signal. Es habe nichts mit ihm persönlich zu tun, entschuldigen sich die Aktivisten noch beim Dozenten, während erste Transparente entrollt werden. Zwei verschränkte Fäuste, daneben in schwarz „End Fossil“ ist auf einem groß zu sehen. „People not Profit“ auf einem anderen.

Die erste Vorlesung Mittwochmorgen verlief noch wie gewohnt. Dann entrollten Aktivisten Banner und erklärten den H2 für besetzt. Foto: mb

Strassner, der zuletzt mit deutlichen Worten zu den Aktionen der „Letzten Generation“ Stellung bezogen und vor einer Radikalisierung gewarnt hat, nimmt es gelassen, zeigt sich gegenüber den jungen Leuten sogar eher wohlwollend. Während er zusammenpackt werden Sofas und Sessel herein getragen. Auch ein altes Bettgestell samt Matratze steht vor dem H2 schon bereit.

Anlass: Weltklimakonferenz in Ägypten

Eine Frau erklärt den teils irritierten Studenten, die nichts von der Aktion wissen, was da gerade passiert. „Warum ist der H2 besetzt? Wir setzen hier ein Zeichen gegen die Ausbeutung der Erde und deren Bewohnerinnen durch klimaschädliche fossile Energieträger“, verliest sie aus einem Flyer, der dann auch vor dem Saal verteilt wird. „Weltweit werden hunderte Bildungsorte besetzt, und auch Regensburg ist mit dabei.“

Die bisherigen Proteste mit zeitweise über eineinhalb Millionen Menschen auf der Straße hätten zwar auf die Klimakatastrophe aufmerksam gemacht und so gesellschaftliche Debatten angestoßen. „Unser Protest hat aber nicht tiefgreifend genug gewirkt.“

Die Besetzer fordern unter anderem einen raschen Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Foto: mb

Die bundesweite Besetzung von Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen findet nicht zufällig rund um die Weltklimakonferenz in Ägypten statt. Wieder einmal kommen Politik und Wissenschaft zusammen und debattieren, wie der Klimakrise begegnet werden kann. Die neuesten Prognosen lassen wenig Optimismus aufkommen. Das 1,5 Grad-Ziel sei kaum noch zu halten, greifen die Aktivisten die Warnungen der Forschung auf.

„Größte und existentiellste Krise der Menschheit“

Schon seit Jahrzehnten werde vor dem Klimawandel als „größte und existentiellste Krise der Menschheit“ gewarnt, sagt die junge Frau im H2. Die Uni habe man nun gewählt, weil man dort „unübersehbar“ sei – und weil man sich von der Unileitung Unterstützung erhoffe.

Im Saal leeren sich die Reihen allmählich. „Mir persönlich wäre das zu extrem“, sagt eine Studentin. Den Aktivisten zollt sie aber Respekt für deren Mut. „Solche Aktionen bringen halt die nötige Aufmerksamkeit.“ Ob sie sich im weiteren Verlauf daran beteiligen werden, wollen sie und ihre drei Kommilitonen am Vormittag noch nicht sicher sagen. Man werde aber sicher nochmal vorbeikommen.

Großdemo am Freitag in München

Bis Freitagvormittag soll die Besetzung laufen. Geplant sind mehrere Vorträge wie von einer Vertreterin der Scientists for Future darüber, welche Anstrengungen unternommen werden müssen, um das Ruder doch noch mal herumzureißen. Eine Filmvorführung soll es geben. Freitag geht es dann gemeinsam zum Zentralstreik von FFF nach München

Dort soll es um das neue Bayerische Klimaschutzgesetz gehen. Aus Sicht der Klimabewegung ist das „ziemlicher Quatsch“. „Darin werden Ziele benannt, aber nicht die Maßnahmen, die dorthin führen sollen“, erklärte kürzlich der OTH-Professor Michael Sterner, ebenfalls Teil von Scientists For Future. Wieder einmal gebe die Politik viele Lippenbekenntnisse ab, lasse aber die gebotene Konsequenz vermissen, wird die bayrische Staatsregierung kritisiert.

Präsident sieht es als seine Aufgabe, Stellung zu beziehen

Im H2 kommt dann der Präsident. Der hatte sich am Morgen schon ankündigen lassen. Natürlich habe die Uni grundsätzlich ein Neutralitätsgebot, stimmt er einem Studenten zu, der kurz mit ein paar weiteren dem Gespräch beiwohnt. Doch in gesellschaftlichen Debatten, noch dazu in solchen wie zur Bewältigung der Klimakrise müsse auch Stellung bezogen werden.

Sofas, Matratzen und Plfanzen. Die Aktivisten richten sich vorübbergehend häuslich ein. Foto: mb

Die „Wichtigkeit beim Klimaschutz“ trete immer deutlicher zu Tage. Die Universität Regensburg sei ein Raum der „Beschäftigung mit den wichtigen zukunftsrelevanten Fragen“. Bis Freitag stellt die Uni den Hörsaal deshalb den Klimaaktivisten zur Verfügung, als „Plattform auf dem Campus“, um ihre Anliegen in die Öffentlichkeit tragen zu können.

Ob Hebel auch, wie gefordert, einen Offenen Brief nach Berlin schreiben und die Forderungen der Besetzer darin mit unterstützen wird, könne er noch nicht sagen. Er wolle sich erst einmal ein genaues Bild machen, was da im Einzelnen auf den Plakaten an der Wand steht.

Neun-Euro-Ticket, höhere Löhne, Wintergeld…

Das Neun-Euro-Ticket wird zurück gefordert, höhere Löhne, ein Wintergeld von 1.000 Euro – „damit der Wocheneinkauf nicht ausfällt“. Mit Energie dürfe nicht länger Gewinn erzielt werden. Die Politik müsse Geld in Hand nehmen für soziale Gerechtigkeit – und zwar weltweit. „Wir leben auf Kosten des globalen Südens“, sagt ein junger Mann. Deutschland müsse global Verantwortung übernehmen. Und so schnell wie möglich das Ende der fossilen Energieträger einleiten, statt weiterhin Milliarden für deren Förderung bereitzustellen.

Die Klimaschützer haben zahlreiche Forderungen an die Politik. Foto: mb

Bei ihren Aussagen verweisen die Aktivisten auf renommierte Wissenschaftler. 2019 etwa hatte der renommierte Klimaforscher und Alumnus der Regensburger Universität, Dr. Hans Joachim Schellnhuber, nur wenige Meter weiter im Audimax über die „Herausforderung Klimawandel“ referiert und vor drastischen Folgen gewarnt.

Aktionen der „Letzten Generation“ sind umstritten

Solche Stimmen wurden zuletzt immer lauter. Dass sich dennoch kaum etwas zu bewegen scheint, brachte dann unter anderen auch die Protestbewegung „Letzte Generation“ hervor, die mit ihren Aktionen zuletzt für kontroverse und hitzige Debatten gesorgt hat. Ob sich dadurch wirklich etwas zum Besseren bewegt, darüber ist man sich am Mittwoch im H2 nicht ganz einig.

Simon Lachner, Regensburger Aktivist der Letzten Generation, fordert wieder einmal dazu auf, sich anzuschließen – Gewahrsam und Strafverfolgung eingeschlossen. Ob dadurch Menschen wirklich für die Sache gewonnen werden können, wagen einige im Saal zu bezweifeln. Klimaprotest müsse anders gehen, hört man immer wieder.

Auch unter der Studierendenschaft, die hin und wieder im H2 vorbeischaut – manche eigentlich auf der Suche nach ihrem Kurs, der hier normalerweise stattfinden würde – will niemand so recht mit der Letzten Generation sympathisieren. Die Besetzung hingegen findet viel Zustimmung.

RCDS will Heizung runterdrehen

Abgesehen vom RCDS. Die CSU-nahe Hochschulgruppe fordert am Abend, im H2 die Heizung herunterzudrehen. „Dass einige wenige ‘Besetzer’ (…) einen ganzen, vollbeheizten Hörsaal für sich in Anspruch nehmen, scheint gerade angesichts der aktuellen Situation sowie der Forderungen der Aktivisten nicht ganz zu passen“, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Ob dieser Forderung nachgekommen wird, ist nicht bekannt.

Zwischen verschiedenen Vorträgen gibt es Kuchen und Diskussionen auf der Couch. Andere schaukeln durch den Hörsaal. Foto: bm

Mittwoch Nachmittag herrscht im H2 Zufriedenheit vor. „Wir hätten nicht gedacht, dass zwischendurch doch immer wieder so viele Leute hier sind“, sagt ein Sprecher von End Fossil. Dass der Präsident persönlich da war, sei ein erstes positives Signal gewesen. Dann schaukelt er durch den Saal. Zwei lange Seile wurden vorsichtig an Deckenelementen befestigt und um ein Holzbrett gebunden. Vor der Tafel sitzen andere auf den Sitzmöbeln und essen Kuchen.

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Kommentare (18)

  • Madame

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    Ja die herren studiosus würden alles bestreiken. Die sollten lieber ihre studien und ihren abschluss tätigen. Es ist zwar nicht verkehrt für eine saubere sache zu demonstrieren , und auch das arbeitende Volk mit einzubinden. Wenn nur ein Teil des Klientel streikt ist das zu wenig.

  • Spartacus

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    Udo Hebel, Ehrenmann!
    An die Genoss*innen von End Fossil großen Respekt und langes Durchhaltevermögen, dass sind Aktionen die sinnvoll sind, deutlich sinnvoller als Arbeiter*innen ihre wertvolle Zeit zu stehlen indem man sich undifferenziert auf eine Autobahn klebt, weiter so!

  • joey

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    “Keine Profite mit Energie”.
    Der Präsident muß den ordentlichen Lehrbetrieb sicherstellen. Er hat nicht “neutral” zu sein, er hat eine Aufgabe, für die er nicht wenig Geld kriegt. So könnte man fordern: “keine Profite mit Bildung”, gleiche Bezahlung aller Mitarbeiter! Da wäre der Präsident sicher gleich nicht mehr “neutral”, wenn er auch nur sein Riesenbüro mit anderen Arbeitenden teilen müßte… Linkspopulismus durch reiche Edelbeamte ist lächerlich.

    Die Forderung nach dem Paradies war schon öfters da, endete entweder auf einer schläfrigen Kirchenbank oder im Gulag. Vielleicht sollte im H2 dazu eine Ausstellung stattfinden. Ansonsten lassen wir es besser bei Demokratie und Rechtsstaat. Jeder darf seine Meinung sagen, ohne auf andere auch nur einen kleinen Druck auszuüben. Wehret den Anfängen.

  • Jonas Wiehr

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    Alle reden über die Besetzung des Hörsaals, keiner übers Klima. Dr. Hebel wird mir immer unsympathischer. Peinlich, diese Anbiederung.

  • Lell Rita

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    Es ist unglaublich, dass sich Menschen an den Protesten abarbeiten und an den Haaren herbei gezogene Kommentare abgeben, anstatt sich der Probleme der Menschheit bewusst zu werden. Es ist vorbei mit dem Zerreden von Katastrophen. Es wäre besser, wenn sich diese Schwurbler irgendwo ankleben, um wenigstens einen sinnvollen Beitrag zu leisten.

  • Auch a Regensburger

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    @Lell Rita: Absolut Richtig. Klimaerwärmung seit Jahrzehnten bekannt. Ursachen klar. Klimawandel findet schon statt. Die vergangenen Prognosen der Auswirkungen zeigen sich zunehmend als zu defensiv. Heute Planen die Gas/Öl Firmen einen weiteren Ausbau der Förderungen für das nächste Jahrzehnt. Regenerative Energien sind wesentlich günstiger. Tja, was aber 30ig Jahre in die Köpfe eingebleut wird, lässt sich halt so schnell nicht wieder entfernen.

  • Mr. B.

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    Wenn das alles so einfach ist, könnte man dort über den Winter auch Obdachlose einquartieren!
    Das wäre m. E. sinnvoller.

  • Hindemit

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    Zustimmung Frau Lell. Das Demokratieverständnis mancher Kommentierender lässt tief blicken. Gut dass Hebel sich zumindest etwas solidarisch zeigt.

  • Roche-Dirac

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    Auch von meiner Seite ein Daumenhoch für den Kommentar von Rita Lell.

    Am meisten erschüttert mich, dass Leute die selbst Kinder, Enkel oder gar schon Urenkel haben, den menschengemachten Klimawandel gedanklich bei Seite schieben oder gleich gar leugnen und dann auch noch auf die mahnenden Stimmen verbal einschlagen. Können sie ihrer persönlichen Nachkommenschaft ihr Verhalten später mal erklären? Bei solchen Gesprächen würde ich gerne mal Mäuschen spielen …

    Es ist halt, immer noch, wie im antiken Griechenland; die Boten schlechter Nachrichten werden als erstes bestraft.

  • Horst

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    Eins muss klar sein. Mit CO2 armer/freier Energie muss man gut Geld verdienen können. Sonst wird da nie was draus werden. CO2 arme/frei Energie muss bezahlbar bleiben. Auch für die Großverbraucher in der Industrie. Fragen sie mal den Herrn Hebel wieviele MWh (oder GWh?) elektrischen Strom er bräuchte, würde er die Uni über den Winter mit Strom und Wärmepumpen heizen. Wenn wir uns tatsächlich decarbonisieren wollen, dann wird sich der deutsche Stromverbrauch grob ver drei bis vierfachen!

    Wer das verneint, der muss zum Klimaschutz gleich die Demokratie abschaffen. Wenn Klimaschutz gleichzeitig Armut, Arbeitslosigkeit und Mangelwirtschaft bedeutet, dann wird Klimaschutz früher oder später immer abgewählt.

    Es entsetzt mich, dass gebildete Junge Menschen nicht in der lage sind diese Einfachen zusammenhänge zu durchschauen. Es wird schnell klar, dass jede Form von CO2 armer Stromproduktion (und Speicher) genutzt werden muss. Dazu zählen sicher auch Pumpspeicher in Ökologisch sensiblen Regionen oder Naherholungsgebieten.
    Dazu muss sicher auch ein Massiver Wiedereinstieg in die Kernkraft zählen. Als Fernwärme, Prozesswärme für die Industrie und für die Stromproduktion.

    Wer sagt “Atomkraft, nicht vor meiner Haustüre!” der muss auch laut und deutlich dazu stehen “Mit meiner Form von Klimaschutz, werdet Ihr alle arm und arbeitslos!”

  • joey

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    Auf dem Bild zähle ich etwa 25 Personen. Wie viele sind im Semester? Was sagt uns das demokratisch?
    Rüttelt die Welt auf – aber macht das mit einer ordentlichen Demo. Recht gilt für alle (gleich) aber dann macht der RDCS oder RCDS oder wie auch immer diese Splittergruppe heißt ebenso eine Besetzung zum Thema “Söder for ever” oder der buddhistische Bund der Bundesgenossen setzt sich für die Erleuchtung ein.

    Macht lieber eine Geschichts Vorlesung im H2. Hört über Endzeitbewegungen, Ketzerverbrennungen, technischen Fortschritt und Dinosaurier. Der Blick zurück erlaubt eine tiefere Sichtweise auf unser Erkenntnisniveau, die (wechselnde) Rolle von Wissenschaft. Mal war Atom die Lösung, dann der Tod. Nun ist es lt. Greta die Erlösung, lt. Habeck aber der Tod. Eine schreckliche Meinungsvielfalt, die uns nur zur (Selbst-) Reflexion bringen kann.

  • Native

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    Die Message „End fossil“ und die zwingend notwendige Dekarbonisierung ist mittlerweile weltweit angekommen. Dafür bedarf es nicht der trotzigen infantilen Forderungen durch die „letzte Generation“ mit ihren strafrechtlich bewährten Blockaden (Straßen, Flughäfen, Museen) in einem demokratischen Rechtsstaat. Neuerdings werden sogar Bildungsstätten „okkupiert“ (Universität Regensburg H2) und bei Kaffee und Kuchen im Lehrsaal geschaukelt. Wer glaubt durch Straßenblockaden die Sympathie der Bevölkerung für ihre Ideen, zu steigern überschätzt sich. Glaubt jemand ernsthaft, dass vom Stau betroffene spontan aus ihren Fahrzeugen aussteigen und sich dazusetzen Im Gegenteil, es führt nur zu deren Verärgerung, gefährdet die öffentliche Sicherheit und behindert die arbeitende Bevölkerung, als falsche Zielgruppe. Viele bringen sich jetzt schon aktiv beim Umsteuern der Energiewende ein (Heizungsfirmen, Solarfirmen, Gebäudedämmfirmen, Fensterbauer, usw.) und werden zusätzlich dadurch auch noch behindert. Jetzt haben die Klimaaktivisten die Bildungsstätten (Uni) als Aktionsraum entdeckt. Das Verständnis des Universitätspräsidenten Dr. Udo Hebel mit verbalem Austausch, sollte für mahnende Aufforderungen für seine Studenten genutzt werden. Sie sollten sich mit Sekundenkleber auf den Stühlen des Hörsaales fixieren um zum effektiven Abschluss ihrer Ausbildung beizutragen. Als intellektueller Beitrag zur aktiven Zukunftsgestaltung (Forschung an neuen alternativen Techniken, Speichermedien, Vernetzung, Recycling und Einsparpotenzialen) Auf geht’s! Apropo Sparen, ihre sinnfreien Blockadeaktionen können sie sich sparen. Außer kurzfristiger, temporärer Aufmerksamkeit, bleibt nichts. Viel Lärm um nichts. Besser wäre es aktiv mit Schutzausrüstung und bewaffnet mit Inbusschlüssel auf unseren Dächern „herumzuturnen“ und Solarmodule zu montieren. Ich für meinen Teil war schon vor 18 Jahren mit optimistischer Mission auf dem Dach unterwegs und brauche deshalb keine moralischen Belehrungen. Die bedrohlichen Folgen für die Zukunft unseres Planeten wurden bereits in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts vom CLUB OF ROME beschrieben:
    Vom Wissen und Denken zum Handeln – Alles hängt zusammen.

    Die aktuellen Forderungen der „letzten Generation“ sind berechtigt aber leider nicht neu und haben schon einen Bart. Leider wurden die Forderungen jahrzehntelang immer wieder ignoriert. Entscheidend bei ihrem Engagement für die Zukunft unseres Planeten ist die richtige Wahl der Mittel und aktive Gestaltung. Sonst geht der Schuß nach hinten los. Nicht alle Mittel heiligen den Zweck!

  • Realzynisch

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    Verkriechen sich die Klimabewegten jetzt wieder dort, wo sie herkamen? In ihrer eigenen Bildungsblase? Es scheint mir nichts sinnfreieres zu geben, als sich dort zu verstecken, wo die Problemlagen am bekanntesten und für Veränderungen sowieso recht offene Menschen sind. Vielleicht ist es ja für Proteste vor BMW oder vor’m Media Markt (oder vor sonstigen wachstums- und profitwütigen Unternehmen) schon zu kalt. Oder ist den FFF-Resten bewusst, dass ihre Sprachwahl bei der breiten Bevölkerung wenig bewirkt? Dann doch lieber mit sich selbst beschäftigen.

  • aucheinpapa

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    Horst – Das Problem ist, dass ein grosser Teil der selbsternannten Klimaretter gleichzeitig simplifizierteste Antikapitalismuspositionen wiederkäut. Da wird das mit der Erkenntnis, dass Klimaschutz wirtschaftlich interessant sein muss, ebenso wenig etwas wie mit der Einsicht, dass Klimaschutz, erneuerbare Energien und geringer CO2 Ausstoß nie höher auf der gesellschaftlichen, politischen und auch wirtschaftlichen Agenda standen als heute. Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, über das Thema Klimaschutz würde niemand reden und deshalb bräuchte es z.T. gesetzeswidrige Protestaktionen, ist der Treppenwitz von “Letzte Generation” und Co., über den ich nur nicht so richtig lachen kann.

  • Tobias

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    @Horst:

    Da haben Sie recht, aber zu Ende denken können viele Leute – auch in den Kommentarspalten von RD – nicht mehr. Da wird eine autofreie Innenstadt gefordert, ohne Rücksicht auf Gewerbe, Handwerk, Bewohner. Vermutlich möchte man sich bei Kaffee (Import auf stinkenden Frachtern) per Smartphone (Importiert auf stinkenden Frachtern und gefördert unter menschenunwürdigen und katastrophalen umweltschädigenden Bedingungen) ein tolles Selfie für seine Filterblase machen. Die Supermarktregale sind dann leer, denn Bananen, Mangos, Ingwer und Soja haben eine extrem schlechte Umweltbilanz. Doof, ne? Auf die Frage, wie die chicen Cafés und Hipster-Locations wie der Katzentempel dann ihre Lieferung erhalten sollen, heißt es dann “Ausnahmen”. Wenn Handwerker eine Wohnung renovieren sollen – Ausnahmen. Wenn Familien ihre Einkauf in ihre Altstadt-Wohnung tragen sollen – Ausnahmen. Wenn das Kind krank ist, dann schnallt man es auf’s Lastenfahrrad? Ach nee, stimmt: Ausnahmen.

    Ich höre so häufig – bis zum Verdruss – wie schnell, einfach man doch Deutschland umkrempeln kann. Jeder (!) kauft sich ein E-Auto, denn E-Frachtschiffe und E-LKW sind ja schon so weit und alltagstauglich… Moment, nein.

    Das Problem an diesen sogenannten Aktivisten ist einfach, dass man bei Betrachtung DEREN Lebens dort unzählige Umweltverpester finden. Keinen SUV zu fahren reicht nicht, wenn man dann China-Technologie nutzt, schwer abbaubare Syntheticfastern in der Kleidung hat oder die hübsche Goldkette aus eine Mine in Afrika kommt. Ich habe nicht mal einen Führerschein, trinke keinen Kaffee und esse viel hiesiges Gemüse (Äpfel aus D, nicht aus Neuseeland). Da würden ja jetzt schon viele der “Aktivisten” einknicken.

    Man könnte ewig so weitermachen.. Die Saubermänner sind genauso schmutzig, nur zeigen die halt mit den Fingern zuerst. Hält man denen dann den Spiegel vor, ist es “Whataboutism”.

  • Nesrin

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    Gute Güte kommt mal alle runter, die Besetzung ist eh schon wieder rum umd Eck.

  • Julian86

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    Aus einer Reihe von SZ-Leserbriefen ein kurzer Auszug:

    “Die Sicherheitsfanatiker können sich ja mal bei der Verkehrspolizei erkundigen, wer meist die Durchfahrt von Rettungsfahrzeugen behindert, so auch in Berlin. Aber Fakten interessieren Alexander Dobrindt und Co. nicht. Ihnen missfällt das Anliegen der “Letzten Generation”, weil es darauf hinweist, dass die “aktuelle Generation” und deren Vorgänger nichts gemacht haben.”
    https://www.sueddeutsche.de/kolumne/leserbriefe-klimaschuetzer-letzte-generation-1.5694232

    Prantls jüngste Kolumne, SZplus
    Proteste: Bayern bestraft Klimaschützer mit politischer Haft
    11. November 2022

    Hannes Backsen: “Jeder weiß, was zu tun ist, doch niemand tut was. Wir müssen das Klima retten, sonst erledigen sich alle anderen Probleme der Menschheit von selbst.”
    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/landwirte-klage-klimaschutz-gericht-1.5461566

  • Native

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    Es ist schon bemerkenswert, wenn selbsternannte „Klimamärtyrer“ ihre Kreativität bei strafbewährten Protesthappenings gegen die falsche Zielgruppe (Arbeiter, Pendler, Schüler, Handwerksbetriebe, Rettungsdienste, usw.) verschwenden, um maximale mediale Aufmerksamkeit zu erheischen. Der Erziehungswert der Gesellschaft dadurch, ist überschaubar und ist kein sinnvoller Beitrag für die notwendige Gestaltung der Energiewende. Die muss vor allem aktiv und kreativ von der nächsten Generation, durch Forschung, Bildung und Berufswahl gestaltet werden. Stattdessen verschwendet der Klimaaktivist Simon Lachner seinen Forschungs- und Entwicklungsdrang für die Verbesserung der Klebstoffe, um die Blockaderäumung durch die Polizei zu erschweren. Die MZ vom 14.11.2022 berichtete darüber „Klimakleber tragen Windeln“. Man muss schon sehr verpeilt sein oder zu viel Klebstoff geschnüffelt haben, um zu erkennen, dass ihre Aktionen die Falschen adressiert und mehr schaden als nutzen.
    Sie sollten einmal versuchen ihre Protestaktionen in Sharm El Sheik, Katar, Peking, Moskau oder im Iran zu veranstalten. In kürzester Zeit wären sie beendet. Aber dazu hätten sie vermutlich zu wenig „A….“ und zu viel Windeln in der Hose.
    Beendet diesen ineffektiever Irrweg! “Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest – steig ab!”

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