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„Wir werden beobachtet.“

Kreativsprecher starten PR-Offensive

Bemüht, Optimismus zu verbreiten: Jörg Roscher, Carola Kupfer und Andreas Eckl. Foto: as

Bemüht, Optimismus zu verbreiten: Jörg Roscher, Carola Kupfer und Andreas Eckl. Foto: as

„Spannend.“ Es ist ein Wort, das am Montagabend sehr häufig fällt. Neben „vernetzen“, „Projekt“ und – natürlich – „kreativ“. Es sind nämlich die drei Sprecher des Kreativforums, die heute zur Pressekonferenz geladen haben.

Am 8. Dezember ging dieser „lose und unabhängige Zusammenschluss von Regensburger Kreativen und Kulturschaffenden“ (Kreativforum über Kreativforum) auf Anregung von Oberbürgermeister Joachim Wolbergs aus den Reihen des „Creative Monday“ hervor, der sich wiederum als „Treffpunkt für Kreative in und um Regensburg“ definiert.

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Je ein Sprecher plus Stellvertreter wurde für die einzelnen Branchen gewählt, in die sich die „Kultur- und Kreativwirtschaft“ gemäß einer Definition des Bundeswirtschaftsministeriums aufgliedert: „Musikwirtschaft“, „Buchmarkt“, „Kunstmarkt“, „Filmwirtschaft“, „Rundfunkwirtschaft“, „Markt für darstellende Künste“, „Designwirtschaft“, „Architekturmarkt“, „Pressemarkt“, „Werbemarkt“, „Software und Gamesindustrie“ und „Sonstiges“.

„Vielseitige Ziele“

Und kürzlich hat sich dieses Kreativforum wiederum drei Sprecher gewählt: Carola Kupfer (Buchmarkt), Andreas Eckl (Architekturmarkt) und Jörg Roscher (Werbemarkt). Am Montag versucht das Trio zum ersten Mal die Aufgaben und die Ziele des Kreativforums zu erläutern.

„Vielseitig“ seien diese, sagt Carola Kupfer. Regensburgs Rang als „Standort für Kreativwirtschaft“ wolle man stärken, dessen Potentiale „dokumentieren und sichtbar machen“. Die Arbeitsbedingungen der meist als Kleinstunternehmer und zu prekären Bedingungen tätigen Kreativwirtschaftler – durchschnittliches Jahresbrutto: 17.500 Euro – wolle man verbessern und: „die Nachwuchs- und Mitarbeitergewinnung stärken“.

Oberbürgermeister Joachim Wolbergs wünscht sich von dem, was sich jetzt als Kreativforum formiert hat, ausdrücklich eine Art Beratergremium, das – über den kürzlich ins Amt gehobenen – „Clustermanager Kultur- und Kreativwirtschaft“ Sebastian Knopp, dem Amt für Wirtschaftsförderung zu- bzw. mit diesem zusammenarbeiten soll. In einer Erklärung, die am Montag verteilt wird, betonen auch die Sprecher des Kreativforums zunächst die wirtschaftliche Ausrichtung ihres Gremiums. Das Kreativforum richte sich „vor allem an erwerbswirtschaftlich tätige Menschen aus der Kunst- und Kreativwirtschaft (KuKW) – und solche, die gern von ihrer kreativen Tätigkeit leben möchten“, heißt es darin.

Bitte keine Polbildung

Auf Nachfrage allerdings wird allfällig betont, dass man „für alle“ offen sei, dass es da auf keinen Fall eine Konkurrenzsituation zu bestehenden kulturellen oder nichtkommerziellen Kunst- und Kulturinitiativen gebe, ja, dass es sogar für dezidiert nichtkommerzielle Künstler wie Jakob Friedl einen Platz gebe.

„Wir haben da auch Leute, die nur für ihre Leidenschaft leben, die nie einen Pfennig damit verdient haben und trotzdem dabei sind“, sagt etwa Carola Kupfer. Auch für diese Leute wolle man Möglichkeiten schaffen. „Natürlich hat uns das Amt für Wirtschaftsförderung den Ball zugeworfen, aber letztendlich macht es die Mischung.“ Mit KOMPLEX – einer allenfalls am Rande kommerziell ausgerichteten Initiative auf der Suche nach „Möglichkeitsräumen“ – gebe es sogar eine „starke Schnittmenge“, ergänzt Andreas Eckl. Insofern bringe es nichts, die Gefahr einer „Polbildung“ oder gegenseitigen Verdrängung heraufzubeschwören, wenn sich etwa die städtischen Pläne für ein „Kreativquartier“ verdichten sollten. Alles solle da seinen Platz haben.

„Über 40 Vorschläge“ fürs Deggingerhaus

Wann und wohin dieses Kreativquartier kommen wird, ist bislang noch unklar – es wird wohl irgendwo bei den Kasernen im Stadtosten sein. Was es allerdings bald geben wird, sind die Räume im Erdgeschoss des Deggingerhauses – ehemals KARE – in der Regensburger Altstadt. Die Eröffnung ist für spätestens August angepeilt. Hier sei das Kreativforum nur eine Gruppierung, die von der Stadt eingeladen wurde, um diese Fläche zu bespielen, sagt Eckl. Weil man aber an dem Thema schon länger dran sei, habe man auch gewisse Vorstellungen, was dort passieren solle. In jedem Fall sei diese Fläche bestens dafür geeignet, das „Sichtbarmachen“ des Kreativstandorts zu realisieren.

Eine Fülle von Ideen gebe es bereits, „über 40 Vorschläge“ habe man gesammelt: von einer Buchmesse, einem Platz für die Bundesstiftung Baukultur bis hin zu „Creative Camps“ habe man da Einiges vor. „Ganz interessante Synergien“ hätten sich da schon ergeben. Langfristig strebe man auch über die Stadt verteilte „Satelliten“ an, die genutzt werden könnten, und auch hier seien Befürchtungen, dass nur kommerziell orientierte Kreative zum Zug kämen, völlig unbegründet.

Lokales Kreativ-XING?

Ein weiteres Projekt, an dem das Kreativforum arbeiten will ist ein „Webportal“. „Eine Onlineplattform, wo sich jeder Akteur darstellen kann, ist die Grundidee“, sagt Jörg Roscher, der in einer eigenen Arbeitsgruppe an diesem Projekt arbeitet. Wie es am Ende aussehen soll? Ein bisschen wie XING, heißt es auf Nachfrage, „auch wenn das mehr kann“. Es solle aber „etwas attraktiver werden, mit mehr Bildmaterial und Videos fürs Portfolio“. Es klingt alles noch etwas schwammig am Montag.

Man sei dafür aber mit „Bayern Kreativ“ in Kontakt, sagt Roscher. Dieses in Nürnberg angesiedelte „Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft“ wurde vom Bayerischen Wirtschaftsministerium mit fünf Millionen Euro ausgestattet, um, so Roscher, „den Kultur- und Kreativstandort Bayern nach vorne zu bringen“. Auch bei „Bayern kreativ“ gebe es Bestrebungen, ein solches Webportal bayernweit auszurollen und es sei „richtig spannend“, da jetzt im Gespräch zu sein. Regensburg könnte nämlich gut zuarbeiten.

„Wir werden von außen beobachtet.“

Schließlich habe man hier „bayernweit seltene Konditionen“: Es gebe einen Kreativmanager, es gebe ein Szene, die sich von unten heraus bereits formiert habe und es gebe ein aktives Interesse der Stadt. „Wir werden von außen beobachtet“, glaubt Roscher. „Die in Nürnberg und München schauen ziemlich genau, was wir hier machen.“ Eine „Vorreiterrolle“ könne man deshalb einnehmen. Man könne hier vergleichsweise leicht eruieren, was sich die Kreativen von seiner solchen Plattform wünschen. Zum anderen könne man später – nachdem das Ganze programmiert sei – die Regionalisierung übernehmen und daraus wiederum könne sich ein Modell entwickeln, das auf weitere Regionen übertragbar sei. „Es wäre doch schön, wenn wir in Regensburg das als Beispielregion voranbringen könnten.“

„…einfach mitnehmen.“

Auf Befürchtungen, die Förderung der Kreativwirtschaft könne – ähnlich wie in anderen Städten – zu einer Verschärfung der Gentrifizierung in Regensburg beitragen, reagieren die Sprecher empfindlich. Der Begriff Gentrifizierung sei ihm „in dem Zusammenhang zu pauschal“, sagt Andreas Eckl. Zwar habe es das andernorts sicher gegeben, aber in Regensburg habe man definitiv noch nicht den Fall, „dass die Kreativwirtschaft überhaupt in Gefahr kommt, so etwas auszulösen“. Man werde da außerdem „sehr wachsam sein“, ergänzt Carola Kupfer. Und generell mache es der Ansatz, mit solchen Befürchtungen an eine Sache heranzugehen schwierig, sich dafür zu engagieren. Natürlich könne es mal sein, dass man Niederlagen oder Enttäuschungen erlebe. „Aber die Welle der Begeisterung, die im Moment eigentlich da ist, sollten wir jetzt einfach mitnehmen.“

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Kommentare (13)

  • Weggezogener

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    Traurig, dass sich unter einer neuen Stadtführung weiterhin alles nur um die Monetarisierung aller Lebens-, hier Kulturbereichen, zu drehen scheint. Man hätte doch angenommen, dass die Protagonisten in blau-weißer Vorzeit selbst genug gelitten hätten. Aber offenbar stirbt der Geist der Musen und Freiheit in Jedem dem man lange genug die Luft abschnürt und mit einem Geldbündel vor der Nase rumwedelt.

    Die Art und Weise wie dieses Kreativforum aufgezogen wird ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich nach der Wahl ein lebensraumförderliches Umdenken in der Stadtpolitik gewünscht haben.

    Fraglich sind die Gründe. Hat die bestehende Koalition Angst davor, wirtschaftlich nicht kompetent zu wirken und will dem politischen Gegner möglichst wenig Angriffsfläche bieten oder wird das innerhalb der jetzigen Stadtregierung tatsächlich als Veränderung wahrgenommen?

    In Sachen Kulturförderung (und auch subkultureller Duldung), bezahlbarer Lebensraum oder Sozialprojekten sieht man weitaus weniger Mut zur Initiative. Schade, dass sich das düstere Mittelalter im bunten Gewand fortzusetzen scheint.

    Ich wünsche mir mehr Mut, mehr gefühlte Freiheit und einen regeren Diskurs. Kritik und Bedenken sollte man sich stellen (gerade wenn sie von gutmeinender Seite kommen) und nicht schon bevor überhaupt irgend etwas handfestes umgesetzt wurde empfindlich Reagieren

  • hf

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    UUUHH… die böse Gentrifizierung… jetzt will man also die Kreativberufe abwürgen, weil DIE schuld sind! Aber was ist dann mit der Uni oder den großen 5, welchen Anteil haben denn die und deren Jobs an der Gentrifizierung? Oder die Steinerne Brücke? Oder Urlaubsfotos davon? Vielleicht sollte man unerlaubtes Lob unter Strafe stellen, zu überwachen von Jakob Friedl in der Rolle eines zweiten Herrn Mux.
    Und wer ist dann eigentlich noch unverdächtig? Darf man überhaupt noch zuziehen, oder macht RD demnächst auch dagegen front? Regensburg den Regensburgern! Das wird man doch noch sagen dürfen.
    Gentrifizierung, Gentrifizierung, Gentrifizierung! Dreimal schwarzer Kater! Wir basteln uns eine Paranoia. Bloß keinen Coworking Space in der Altstadt, bloß keine Gründungsberatung für Selbständige, bloß keine Auftragsnetzwerke, alles Teufelszeug! Pfuipfuipfui.
    Einzig ein Lohnzettel von der Supermarktkasse oder der Tankstelle beweist, dass ein “Kulturschaffender” etwas taugt! Ein wahrhaft seliger Prolet ist man deshalb zwar noch nicht, aber man ist nur noch ganz wenig abgehoben in seiner Selbstherrlichkeit.

    und was sich “weggezogener” unter “subkultureller duldung” vorstellt, würde mich interessieren. klingt gar nicht schwammig. hat das was damit zu tun, dass man auch dulden muss, wenn irgendwer sich weigert die realität wahrzunehmen, dass etwa als aller erstes wieder tariflöhne für städtische reinigungs- und pflegekräfte eingeführt worden sind. das ist auch ein sozialprojekt, das hunderte familien direkt unterstützt. aber das ist bestimmt nicht mutig genug. sind ja nur frauen, mütter. keine coolen typen zum abhängen, mit toleranz und so.

  • Sir Sonderling

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    Man raunt: Portal, Kreativ-Kaserne, Portal, Plattform, Vernetzen, Geld, Quartier, 5 mio in Nürnberg, wir werden beobachtet, Portal..
    …und für was das alles? Damit am Ende die Kasse “Xingeling” macht!

    Aber im Ernst: für was zum Henker bracht es NOCH ein Geister-Portal mehr?

    Unglaublich, diese Kreativen…was ihnen in Ihrer Kreativität so einfällt…..

  • Dieter

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    Lieber macht man eben was für ominöse Kreative mit BWL-Hintergrund als für die Kultur der Stadt, denn das ist wohl eher ein Draufzahlergeschäft und interessiert überregional wohl nur wenige.
    Geld und Prestige sind wie immer im Vordergrund – das ist leider keine Überraschung.

    Das ewige Gentrifizierungsgejammer geht mir zwar auf die Nerven, bei ‘spannend’ und ‘netzwerken’ als hohle, nachgeplapperte Phrasen kann man sich nur an den Kopf fassen. Fehlt nur noch das Synergiegefasel.
    Kreativwirtschaftsstandpunkt Regensburg wird wohl nur eine planlose Luftnummer bleiben. Gut so.

  • Lothgaßler

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    Nun gibts also eine neue gewinnorientierte Initiative, wie schön! Oder ist es nur eine neue Form des Lobbyismus, städtisch gefördert? Bleibt es harmlos, oder werden die Interessen der Platzhirsche nur schamhaft verdeckt an die Stadt (OB wünscht sich Beratergremium) durchgestochen (Werbung, Rundfunk, Presse, Architekten)?
    Nix dagegen, dass”Kreative” von ihrer Arbeit gut leben möchten. Viel Hoffnung auf XING bzw. ein eigenes Webportal würde ich da aber nicht setzen. Dies könnte aber bereits der erste Auftrag für einen aus der Software- bzw. Werbebranche sein ;-))) Die Buchbranche geht hier leider leer aus;-( Aber vielleicht gibts noch ein Handbuch für die Kreativsprecher und ein paar Flyer.
    Auch Kreative haben das gleiche Problem wie alle anderen Freiberufler: Die Kunden haben große Auswahl und müssen erst mal zu dir finden, und nicht jedes Angebot wird angenommen. Irgendwie muss man sich einen Namen machen, erst dann wird man “gefunden”.
    Es besteht schon die Gefahr, dass nun diese Initiative bevorzugt behandelt wird, zu Ungunsten aller nicht primär gewinnorientierten Kreativen. Alles Ehrenamtliche, alle Semiprofessionals, alles aus “Liebe an der Freud” und alle Provokateure und Quertreiber fallen aus dem Raster. Wehe, wenn die nun als unliebsame Konkurrenten schlechter behandelt werden.
    Mich wundert, dass keine “Event”-Branche exisitiert. Andererseits, die wurden ja schon vom OB bedient (Triathlon).

  • Weggezogener

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    Lieber hf,

    man kann vielleicht mit jemandem der so hitzig schreibt wie Du gar keine Diskussion führen aber möglicherweise bist du ja doch für ein paar Dinge zugänglich:

    Stimmt, das mit den Tariflöhnen für städtische Reinigungs- und Pflegekräfte habe ich vergessen, das ist eine super Sache! Ich habe mich da auch nicht auf coole Typen zum abhängen bezogen (woher nimmst Du das?) sondern beispielsweise darauf dass Menschen in Notquartieren erfrieren oder auch darauf dass die Innenstadt zunehmend einseitig bewohnt wird (Bruttojahreseinkommen als Maßstab).

    Zum Thema Gentrifizierung kann ich natürlich nur für mich selbst sprechen und gebe dir recht es gibt bedeutend schlimmere Wirtschaftszweige als Kreativberufe wenns um Verdrängung und Aufwertung geht und natürlich sind Sachen wie ein Coworking Space (von dem übrigens in dem Artikel nicht die Rede ist) per se keine schlechte Sache. Gründungsberatung für Selbständige finde ich auch gut (man kann da ja viele Fehler machen) und ein Auftragsnetzwerk kann auch für Auftraggeber und -nehmer sinnvoll sein. Sagt auch keiner was dagegen. Nicht im Artikel und nicht im Kommentarbereich. Da kann man also ganz sachlich bleiben denn dagegen hat glaube ich niemand was (Artikelschreiber und Kommentatoren). Was eher problematisch ist, ist dass die Aussendarstellung des Kreativnetzwerks 1. schwammig ist und 2. so rüberkommen möchte (scheint zumindest so) als wäre das was für alle. Wenn man aber genauer hinsieht ist es eben doch nur ein Auftragsnetzwerk und kein kulturelles Förderprogramm.

    “Einzig ein Lohnzettel von der Supermarktkasse oder der Tankstelle beweist, dass ein “Kulturschaffender” etwas taugt! Ein wahrhaft seliger Prolet ist man deshalb zwar noch nicht, aber man ist nur noch ganz wenig abgehoben in seiner Selbstherrlichkeit.” – großartig! Gebe ich vollkommen recht. Aber wir sehen ja hoffe ich beide den Unterschied zwischen Kulturschaffendem und Kreativnetzwerker.

    Übrigens ist Gentrifizierung keine rein ideologische Angelegenheit sondern lässt sich anhand des Mietspiegels gut quantifizieren. Und der Mietspiegel hat mit Paranoia wenig zu tun da stimmstt Du mir sicher zu.

    Was ich unter subkultureller Duldung verstehe ist folgendes: Regensburg hat in den letzten Jahren einen Hang zur Regulierung, Reglementierung, Bestrafung und Kontrolle entwickelt. Das ist nun natürlich eine subjektive Wahrnehmung aber die kann man mir ja lassen. Hat womöglich etwas damit zu tun, dass sich die generell in Regensburg lebende Klientel ein anderes Stadtbild wünscht als die die mal da waren (bzw. die paar von dem Schlag die da noch leben) Für dein Verständnis, was ich meine ist zum Beispiel: diverse private und öffentliche Sicherheitsdienste patroullieren in der Stadt, Sperrzeiten, Wegfall sogenannter alternativer Kultur- (Lederer) und Trinkstätten (Plan9, Banane, Filmbühne). Natürlich bin ich – wie jeder halbwegs denkende Mensch – auch nicht für pöbelnde Asoziale die die Innenstadt am Wochenende in eine Müllkippe verwandeln aber ich bin durchaus dafür dass es eine Möglichkeit zur Vielfalt und zum (wie man ausgerechnet in Bayern ja so gerne sagt) “Leben und leben lassen” gibt. Je mehr man da reguliert desto weniger wird das. Wie oben schon gesagt würde ich mir von der Stadtregierung den Mut wünschen mitdenkende Menschen mit Liebe zu ihrer Umgebung einfach mal machen zu lassen. Das heißt dass man auch nach zwei Uhr nachts mal was erleben kann. Und dass es einfach passieren kann. Nicht so ein genehmigungspflichtiges ausgebranntes Autowrack das dann Seitens der Politik gleich mal genutzt wird um zu zeigen wie supertoll man Alternativkultur findet sondern das Vertrauen in die Bürgerschaft dass die Stadt von selbst leben und atmen kann auch ohne dass gleich der OB mitsamt MZ-Fotograf auftaucht und mit Thumbs-up in die Kamera lächelt. Nicht dass ich dagegen etwas habe aber es gibt für mich eben wieder den schalen Beigeschmack des Regulierens und Duldens. Wie gesagt, sehr subjektive Wahrnehmung, aber anstatt die runterzumachen könnte man ja auch mal überlegen ob man das Stadtbild nicht auch ohne Paranoia so wahrnehmen kann und ob es demjenigen nicht eine Herzensangelegenheit ist mit der man sich mal konstruktiv auseinandersetzt wenn er hier schon einen halben Roman verfasst. Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme ist natürlich nicht jedem gegeben.

    Dazu ein schönes Zitat: “Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null – und das nennen sie ihren Standpunkt.”

  • Fürsterl

    |

    Ganz toll sind die alternativen Kreativnetzwerker mit dem Ziel, sich ein Auftragsnetzwerk (aus öffentlichen Kassen finanziert?) zu schaffen. Wenn andere so was machen, heißt es schlicht Filz und wird verdammt. Man stelle sich nur vor, die CSU, Caritas, und ein paar einschlägige Immobilien-/Reinigungsunternehmen treten gemeinsam auf, um sich gegenseitig Aufträge zu sichern…

  • Stefan Aigner

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    @Fürsterl

    Alle im Kreativforum, auch die Sprecher, machen das bislang ehrenamtlich. Man kann sicher über Sinn und Ziele des KF streiten, aber mit weitergehenden Unterstellungen wäre ich erst einmal vorsichtig.

    @hf

    Von einem Cowworkingspace in der Altstadt war von Seiten des Kreativforums bislang nie die Rede.

  • Georg Blaicher

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    Ein wichtige Branche mit zuständigen Sprecher fehlt noch ‘political-correctness-markt’ (pcm).
    Begründung: in Regensburg stehen noch viele Umbenennungen von Schulen, Straßen,Plätzen usw. an.
    Schließlich war bereits in den 50ern in Regensburg unter OB Hans Herrmann ein Trend zur Korrektheit zu erkennen.
    >In der Fremdenverkehrswerbung der Stadt Regensburg soll die mittelalterliche Folterkammer des Alten Rathauses künftig als “Fragstatt” bezeichnet werden, nachdem sich gezeigt hat, daß sie von ausländischen Touristen durchweg für eine nationalsozialistische Einrichtung gehalten wird.<
    HOHLSPIEGEL 28.3.56 Der Spiegel

  • hf

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    @weggezogener: ich bin mit fast allem daccord bis auf zwei sachen:

    erstens: die steigenden mieten basieren zu allererst auf der individuellen gier der privaten vermieter. wolbergs und eigentlich niemand konnte da bisher wirklich gegensteuern. auch nicht der hartl, obwohl der wichtig tut, aber entschieden haben immer die stinkreichen-CSU-unterstützer (= immobilienbesitzer); diese pseudo-mietpreisbremse und der aktuelle mietspiegel sind alles noch schaidingerkinder und der umbau der stadtbau ist erst am anfang. sowas kann man nicht hauruck machen, da müssen auch bestehende verträge bedient werden. das schlimmste wären erfolgreiche klagen gegen die (SPD-)stadt. mich kotzt das ganze genöhle “es geht weiter wie unter schaidinger” gerade deshalb so an, weil es paradoxer weise niemandem nutzt als der CSU!

    zweitens: das kreativnetzwerk könnte es im moment niemandem recht machen. wenn sie konkret werden, wird man widersprechen. wenn sie spielräume lassen, ist es schwammig. das problem an der sache ist doch, dass hier schon wieder mal etwas absichtlich totgeredet wird, bevor es entsteht. wenn ich da nur an einen david liese denke, der geradezu hysterisch den tod aller kultur prophezeit, sobald sie sich marktgesetzen anpasst. als ob echte künstler nicht fast immer auch begnadete unternehmer gewesen wären. voll die fachkenntnis. dass es eigentlich um ein kompetenz- und förderzentrum für angehende freiberufler geht und nicht um verkappte sozialhilfe für verkrachte underdogs … wen interessierts? dass da endlich mal was für graswurzelleute gemacht wird, die nicht die fette kohle ihrer alten in ein beliebiges projekt buttern können und dass man dafür von ihnen verlangt, bestimmte regeln einzuhalten, wozu sollte man das erklären? hier wird einfach pauschal jeder diskriminiert, der sich engagiert. es wird billig stimmung gemacht, scheinbar im auftrag oder im interesse von leuten, die sich immer schon als inhaltlich be(nach)teiligt gerieren, obwohl sie wohl eher grundsätzlich mit der gesellschaft abgeschlossen haben. die könnten genausogut ihre klappe halten, das würde den prozess auch nicht weniger notwendig machen.

    @Stefan: Ich denke, ein Coworkingspace im Kare-Haus ist so selbstverständlich, dass er nicht extra thematisiert wird. Der IT-Speicher hat auch Wlan überall, Kaffeemaschinen, Schreibtische und Sitzecken. Ohne dass man Brimborium drum macht.

  • frage

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    hallo hf!

    eigentlich kommentiere ich im internet nicht mehr, weil selten leute unterwegs sind, mit denen es sich zu diskutieren lohnt. ihr kommentar nötigt mir aber respekt ab!

    chapeau!

  • Fürsterl

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    @Stefan:
    “bislang ehrenamtlich” heißt nicht unentgeltlich…
    Und dass ein Auftragsnetzwerk dazu dient, sich gegenseitig Aufträge zu erteilen/zuzuschanzen oder auszumauscheln soll man hier nicht sagen, weil es ja die “Guten” sind?

  • Reverend Miller

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    Des Kaffs neue Kleider!

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