Archiv für 6. März 2009

tur1 Satellitenschüsseln sind das Auffälligste an dem Satteldachhaus in Beratzhausen, im Norden des Landkreises Regensburg. „Dort ist das Asylantenheim“, sagt eine Beratzhausenerin. In einer ehemalige Metzgerei mit Schlachthalle, obendrüber wohnte einst die Metzgerfamilie, sind 37 Flüchtlinge untergebracht. Überwiegend Kurden aus der Türkei und dem Nordirak. Es ist 12.30 Uhr. An der Eingangstür weist ein Schild darauf hin, dass das Büro der Flüchtlingsunterkunft im ersten Stock rechts zu finden sei. Weit und breit kein Ansprechpartner. Der Leiter der „Gemeinschaftsunterkunft“– kurz GU-Leiter – ist nicht da. Das sei auch die Regel, erzählen übereinstimmend mehrere Bewohner. Fotos: RedaktionIm Gang.Nächste Station: die Küche. Kaputte E-Herde, verrostete Leitungen, verkalkte Spülen, kaputtes Mauerwerk. In den Fugen der Fliesen sammelt sich der Schimmel. So etwas nennt sich „Gemeinschaftsküche“. Bewohner unterschiedlicher Nationalität und Herkunft sollen hier ihre Speisen zubereiten. Ab 22 Uhr ist die Küche für die Bewohner geschlossen. In den Zimmern türmt sich daher häufig Kochgeschirr und ein seltsamer Geruch macht sich breit. Gegen vier Uhr morgens wird die Küche wieder geöffnet. Flüchtlinge, die zum Hafenarbeitsamt nach Regensburg fahren, um einen Gelegenheitsjob zu ergattern, bereiten sich in aller Eile ihr Frühstück zu. Gemeinschaftsküche.Gemeinschaftsküche.GemeinschaftskücheDie Mehrheit der Bewohner lebt in so genannten „Mehrbettzimmern“. Zwischen sechs und sieben Menschen teilen sich ein solches Zimmer mit Mäuse und Ratten, die nächtens über die Schlafenden krabbeln. Sieben Menschen mit unterschiedlichen Gewohnheiten, Sommerdecken, durchgelegene Matratzen: Kaum ein Flüchtling kann wirklich eine Nacht durchschlafen. Sich auf die Integrationskurse vorzubereiten, die viele freiwillig in Regensburg besuchen, erscheint unter solchen Bedingungen ebenfalls unmöglich. Mehrfach wird der Wunsch nach einem Einzelzimmer geäußert. Die gibt es, aber sie sind rar. Einige Flüchtlinge greifen zu Schlafmitteln und Psychopharmaka. „Alkohol ist zwar kein guter Ratgeber, hilft aber, um den tristen Alltag zu bewältigen“, berichtet der junge Kurde Fatih K. (Name der Redaktion bekannt). Im Alter von 16 Jahren ist er nach Deutschland geflüchtet. Seit mittlerweile sieben Jahren lebt Fatih in der Beratzhausener „Gemeinschaftsunterkunft“. Wie die meisten hier hat er das, was man „Duldungsstatus“ nennt. Die Abschiebung wurde lediglich ausgesetzt. Eine von zwei Toiletten für die 37 Bewohner.Dusche„Ich möchte gerne arbeiten, möchte eine eigene Wohnung, möchte den Führerschein machen und endlich leben“, erzählt er. Eine Freundin will Fatih nicht. Er schämt sich, jemand zu sich einzuladen. „Niemand soll wissen, dass ich so erbärmlich leben muss.“ Nachts nimmt Fatih eine Flasche mit auf sein Zimmer, um zu pinkeln. Auf die Toilette kann und mag er nicht gehen. Er hat Angst vor Krankheiten. Die 37 Bewohner teilen sich zwei Toiletten. Dort stinkt es nach Kot und Urin. Nach 22 Uhr werden die Duschräume abgesperrt, das warme Wasser abgedreht, die Heizung gedrosselt und das bei anhaltenden Minustemperaturen. Es sei oft sehr kalt, erzählt Fatih. Richtige Winterdecken seien Mangelware. Im \" width=Im \" width=Jeden Donnerstag ist Essensausgabe. Um acht Uhr morgens heißt es: antreten. Wer nicht pünktlich erscheint, erhält kein Essenspaket. Gegen 9.30 Uhr ist der GU-Leiter meist schon wieder verschwunden. Zwar gibt es in Beratzhausen ein Bestellsystem, jedoch sind viele der Bewohner mit den Essenspaketen nicht einverstanden. „Wir können doch nicht nur immer Hühnchen essen“, beschweren sich mehrere Bewohner. Seit Jahren gibt es fast ausschließlich Hähnchenfleisch. Einziges Getränk auf der Bestelliste: Orangensaft. Mit den Essenspaketen erhalten die Flüchtlinge regelmäßig 250 Gramm Espresso-Pulver. Die meisten trinken traditionell Chai-Tee. Eine Kaffeemaschine gibt es nicht. Große Löcher im Mauerwerk, kaputte Böden, Schimmelbildung in der Küche und in den Duschräumen, Ratten und Mäuse als zusätzliche Mitbewohner, Toiletten als potentielle Krankheitsherde – wie würde wohl das Gesundheitsamt reagieren, wenn sich ein Senioren- oder Kinderheim in einem solchen Zustand befinden würde? Die Öffentliche Hand würde die Schließung anordnen. Über die Schließung solcher Sammellager wird immer noch diskutiert.schild2

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Niederlage für Franz Wunderlich. Auch das Landesarbeitsgericht München attestierte dem Geschäftsführer des Senffabrikanten Händlmaier einen groben Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz. Damit wurde ein Beschluss des Arbeitsgerichts Regensburg vom vergangenen Sommer weitgehend bestätigt, in dem Wunderlich eine Behinderung der Betriebsratstätigkeit bescheinigt wurde.Auslöser des Rechtsstreits zwischen der Firma Händlmaier und der Gewerkschaft NGG (Nahrung Genuss Gaststätten) war […]

 
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