20 Mai2010

Ablenken und einschüchtern
„Ein Fall fürs königlich-bayerische Amtsgericht“, kommentiert Werner das beispiellose Vorgehen des Regensburger Kulturreferenten. Die Unterlassungserklärung will er nicht unterzeichnen. „Ich betrachte die Forderung von Herrn Unger als haltlos.“ Werner sieht darin ein Manöver, „das vom eigentlichen Gegenstand der Beschwerde ablenken und mich anscheinend einschüchtern soll“. Die Einschüchterung, so sie denn beabsichtigt wäre, zeitigt jedenfalls keinen Erfolg. Der Inhalt der Beschwerde ist für Unger ebenso peinlich wie von öffentlichem Interesse: Tatsächlich steht die Napoleon-Inschrift bereits seit über einem Jahr in der Kritik und ist nach übereinstimmender Meinung von Historikern unpassend und falsch. Das Buch „Regensburger Hochfinanz“, herausgegeben vom Amt für Archiv und Denkmalpflege, dessen oberster Chef Unger ist, wurde Anfang des Jahres eingestampft – eine Entscheidung des Verlags, nicht der Stadt oder gar des Kulturreferats. Warum nun diese scharfe Reaktion auf die Dienstaufsichtsbeschwerde eines Bürgers?
Napoleon-Inschrift in Stadtamhof: In Stein gemeißelte Geschichtsklitterung. Foto: Archiv
„Franzosenhass“, „Geschichtsklitterung“
Am Rande: Der Historiker Marcus Junkelmann hatte in Zusammenhang mit der Inschrift von „selbstherrlicher Geschichtsklitterung“ und „manischem Franzosenhass“ gesprochen. „Das, was jetzt da steht, ist falsch“, sagt der bayerische Generalkonservator Professor Egon Greipl gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Während Junkelmann und Greipl derlei ungestraft öffentlich äußern durften, scheint Unger bei Robert Werner andere Saiten aufziehen zu wollen. Anwaltsschreiben, Kostendrohung – und öffentliche Falschbehauptungen? Er habe mit der Inschrift den „Willen des historischen Vereins erfüllt“, zitiert das Wochenblatt Klemens Unger. Das hat mit den Tatsachen nun so gar nichts zu tun. „Da muss es sich um eine Verwechslung handeln“, sagt der Vorsitzende des Historischen Vereins, Dr. Martin Dallmeier, etwas überrascht. „Wir haben eine klare Haltung: Diese Inschrift ist inakzeptabel und für uns nicht tragbar.“ Auch beim Heimatverein Stattamhof, den Unger in der Vergangenheit als Ideengeber heran gezogen hat, will man sich den Schuh, für Inschrift verantwortlich zu sein, nicht wirklich anziehen. Gegenüber dem Bayerischen Fernsehen hatte der Vorsitzende Alfred „Jet“ Hofmaier eine Verantwortung für den Inhalt der Inschrift jedenfalls zurückgewiesen.Petitionsrecht wird mit Füßen getreten
„Sollte sich Herr Unger durch den möglicherweise emotionalen Tonfall meiner insgesamt sachlich gehaltenen Beschwerde in seiner Ehre verletzt fühlen, bedauere ich dies zwar“, sagt Werner. „Wenn aber bei jeder Beschwerde im Gegenzug mit einer strafbewehrten Unterlassungserklärung und finanziellen Forderungen vorgegangen wird, wie das Herr Unger tut und der zuständige Dienstherr bleibt untätig, wie Herr OB Schaidinger dies bislang tut, wird das im Grundgesetz verankerte Petitionsrecht mit Füßen getreten.“ Immerhin: Eine Antwort auf seine Dienstaufsichtsbeschwerde dürfte Werner in den nächsten Tagen erhalten. Die lange Dauer entschuldigt eine Sprecherin mit den verschiedenen Stellen, die für die Bearbeitung zuständig waren. „Mittlerweile ist die Antwort praktisch fertig.“ Dass Klemens Unger auf die Beschwerde bereits mit juristischen Mitteln reagiere, liege nicht in der Verantwortung der Stadt, so die Sprecherin weiter. Interessant bei der Antwort dürfte sich die Frage zur Verantwortung für das Buch „Regensburger Hochfinanz“ ausnehmen. Klemens Unger scheint sich von diesem „Werk“ zwischenzeitlich distanzieren zu wollen.Archivleiter Wanderwitz im Kreuzfeuer?
