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Eine Zeitung für alle

Homophoben Rotz liest man nicht nur bei kreuz.net. Die neusten Leiden des Martin O..

Liest und leidet: Martin Oswald.

Liest und leidet: Martin Oswald.

„Homosexuelle sind widernatürlich!“ Wo liest man denn so etwas? Klar, die völlig durchgeknallte katholische Plattform kreuz.net war einst voll damit, der Steinzeitsektenmob um Bischof Williamson führt das neben Frauenverachtung und Holocaustleugnung als Hauptlehrmeinung und eine kürzlich durch alle Medien tingelnde und überaus stark unterstützte Petition in Baden-Württemberg scheint im Kern das Gleiche zu meinen, formuliert es aber ein bisschen höflicher. Allerlei Internetforen und Kommentarthreads sind ebenfalls randvoll mit solchen und ähnlichen Aussagen und um diese lesen zu können, ist es übrigens gar nicht nötig kyrillisch zu lernen.

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Manchmal reicht es; das Wochenblatt Regensburg (vom 22.01.14) aufzuschlagen. Das obige Zitat stammt freilich nicht aus dem redaktionellen Teil, sondern ist einem Leserbrief entnommen, in dem z.B. auch das hier steht:

„Die innigste Liebe ist nur möglich unter Mann und Frau. Sie ergänzen sich und sind fähig für die Liebe, denn Liebe heißt das Glück des anderen wollen! Und diese innigste Verbindung dient nach der göttlichen Vorgabe zum Erhalt des menschlichen Lebens hier auf Erden.“

Und weiter:

„Das Traurige dabei ist, dass diese entartete Lebensweise schon als die natürlichste angepriesen, und sie im Sexualkundeunterricht mancher Bundesländer schon den Kindern empfohlen wird.“

Nebenbei wird auch noch eine Verschwörungstheorie bezüglich HIV und AIDS aufgetischt. Soviel dazu. Und nun zur eigentlich Frage: Was zur Hölle bringt das Wochenblatt dazu so einen Leserbrief abzudrucken?

Es ist ein Rätsel, zumal man sich offenbar nicht einmal genötigt sieht, ihn seitens der Redaktion zu kommentieren oder sich überhaupt dazu zu positionieren. Eine Woche darauf überlässt man genau dies den Leser_innen und veröffentlicht Gegen-Leserbriefe. Immerhin, möchte man meinen, aber warum gibt sich die Redaktion hier so passiv? Warum glaubt man überhaupt so etwas veröffentlichen zu müssen? Glaubt man etwa auf diesem argumentativen Niveau eine interessante Diskussion entfachen zu können?

Vielleicht zieht man sich auf die Vorgabe zurück wonach Leserbriefe nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wiedergeben müssen. Das stimmt zwar, allerdings heißt das noch lange nicht, dass es keine Qualitätsansprüche an Beiträge von Leser_innen geben müsse. Meinungsfreiheit und so. Es gibt jedoch weder eine Verpflichtung noch irgendeinen Anlass einen derartig verqueren und religiös-ultrarechten Rotz zu veröffentlichen. Es gäbe aber allerlei Gründe dieses Schriftstück sogleich in die Tonne zu treten. Denn es ist ein großes Missverständnis menschenverachtenden Verschwörungsmüll als adäquaten Leserbeitrag mit einer Veröffentlichung zu würdigen und solch bekloppten Gedanken eine Plattform zu geben. Und wenn schon, dann bitte mit einem ordentlichen Verriss.

So bleibt die selbsternannte „Zeitung für alle“ eben leider auch eine Zeitung für homophobe Hetzer, die dort ihr Geschmiere präsentieren können. Herzlichen Glückwunsch, liebes Wochenblatt!

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Kommentare (14)

  • erik

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    Apropos kreuz.net, kürzlich war in einem online-magazin zu lesen, vor mehr als 200 Jahren wurden die christlichen Kirchen vom Staat enteignet. Dafür erhalten sie noch heute eine Kompensation – zuletzt bis zu 480 Millionen Euro pro Jahr. Die Länder haben seit 1949 rund 15.000.000.000 Euro als “Tilgung” gezahlt
    Diese Enteignungen sind die Folge der Entflechtung von Staat und Kirche und vor allem Ergebnis des „Reichsdeputationshauptschlusses“ von 1803. Mit Reformation und Säkularisierung ging Kircheneigentum an den Staat über. Hätte es diese Aufklärung, Entflechtungen und Enteignungen nicht gegeben würden wir heute in einer Art rückständigen unzivilisierten Gottesstaat leben (siehe Hexenverbrennung, Ablaßhandel, Magdeburgisierung ganzer Landstriche usw.) welcher z.B. dem Iran im Islam entspricht (was einige in diesem Land auch wieder gerne hätten), also das was von der westlichen zivilisierten Welt selbst kritisiert wird und wurde.

  • rgbg21xxl_cumshotr

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    glaub eh, dass der text gefaked war.

    so nen platten Scheiss ! – dafür sind sogar die hartgesottensten Oberpfälzer Landeier noch zu liberal / bzw. besoffen, als dass es sie interessieren würde..

    ( Antworten bitte nur mit Facepic ;-)

  • hf

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    ohne jetzt den leserbrief gelesen zu haben – immerhin kommt mir das wochenblatt auch gar nicht erst in haus – ist das mit dem homophoben rotz auch schon wieder so eine zweischneidige sache. sicherlich ist homophobie moralisch nicht haltbar, aber rotz im sinne von etwas, das man besser ausschneutzt, weil es einen selbst krank macht, klingt auch schon wieder so – naja – deutsch.

    bei der ganzen debatte um die homoehe, ich setze jetzt einfach mal voraus, dass es darum ursprünglich geht, wird gerne unterschlagen, dass die deutsche standesamtliche ehe etwas anderes ist als die katholische ehe.

    die standesamtliche ehe ist in ihrer ursache ein kulturkämpferisches werkzeug, das im laufe der zeit mit allerlei steuervorteilen noch schmackhafter gemacht werden sollte. homosexuelle paare wollen natürlich heterosexuellen paaren auch in diesem zusammenhang gleichgestellt werden. aber schon bei der heteroehe gibt es eine himmelschreiende diskrepanz zwischen dem schutz der familie als keimzelle der blabla und bloßem doppelverdienergeiz.

    die katholische ehe dagegen soll, ich betone soll, leiblichen eltern ihre gemeinsame elternschaft verdeutlichen. das glück, zusammen kinder zu bekommen, also, sie wirklich selbst zu machen, sie wachsen zu sehen und mit allen gemeinsam (das ist mehr als nur zu zweit!) durch dieses menschliche freud und leid gehen zu dürfen (auch das sollte betont werden: dürfen) dieses glück soll in der ehe einen institutionalisierten ausdruck finden. nicht zuzletzt können kinderlose katholische annuliert werden. scheidung von leiblichen eltern dagegen ist nicht vorgesehen, weil man auch ohne ring um den finger mama und papa bleibt. scheidungskinder können davon ein lied singen.

    was jetzt den ganzen putatorischen nonsens darum herum angeht, dass der eine die kirche nicht mag, die institution ehe aber wieder ganz ok findet, nur weil schwule und lesben konservative lebensentwürfe für sich entdecken, dass ehen nicht wegen kinderliebe sondern aus “romantischer liebe” oder schlichter geldgier geschlossen werden, das ist mir wurscht. sollen sich die wochenblattleser doch auf ihrem niveau begegnen. letztlich gibt es auch ein recht auf dummheit, zumal es keinen rechtsstaatlich durchsetzbaren zwang zu bildung und vernunft gibt und alles andere schon in diversen diktaturen versagt hat. sex sells eben.

    nur wenn man darüber eine glosse macht, muss man sich eben von diesem niveau auch in der eigenen schreibe abheben. ich freue mich in diesem sinne auf die nächste.

  • hf

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    @erik: in was für einem online-magazin stand denn das mit dem iran? von wegen rückständig und unzivilisiert? soll ja angeblich seit der revolution gegen den schah eine stabile demokratie sein, wo frauen ganz normal studieren gehen und inzwischen mehr führungskräfte stellen als hierzulande. kann mich da aber in teilen auch täuschen, schließlich kenne ich keinen iraner persönlich und war selbst nie dort.

  • Mr. T

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    Dummerweise hab ich mir das Schundblatt letzte Woche auch aus dem Treppenhaus mitgenommen. Ich war auch erschüttert, dass so ein bescheurter Leserbrief gedruckt wird. Fast so dumm gehts aber auch woanders:
    http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/4026627-142-aufklaerungen,1,0.html
    Ein genauso dummer Leserbrief zum selben Thema ist anscheinend leider nicht mehr online, nur noch die Replik dazu:
    http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/4013401-142-briefe_an_die_redaktion,1,0.html
    Zum Glück steht der name dieser “Leuchten” drunter – so weiß man wenigstens woran man bei manchen “Menschen” ist.

  • Daniel H.

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    “solche bilder wollen wir nie wieder sehen”

    So toll ich den Inhalt des Artikels finde: Dem Wochenblatt vorzuwerfen homphobe Artikel zu veröffentlichen und dabei ebendiese zu rezitieren, finde ich komisch.

  • pamino

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    1. „Die innigste Liebe ist nur möglich unter Mann und Frau. Sie ergänzen sich […].“ Das ‹nur› ist richtig, aber es ist wie beim Vorführen eines Liedes; Sänger und Pianist müssen es aufführen wollen; sie müssen schon technisch imstande , dies zu tun; und sie müssen es bewußt tun. Zwei Sänger oder zwei Pianisten können auch mit dem besten Willen das Lied nicht erfolgreich aufführen.
    2. „nicht zuzletzt können kinderlose katholische annuliert werden.“ Vielleicht haben erzkatholische Nazis wie Himmler oder Goebbels sowas gewünscht. Wahr ist, daß katholische Ehen so wenig annulliert werden können, wie kinderlose katholische es dürfen. Was möglich ist, ist eine kirchenrechtliche Entscheidung, daß die vermeintlich kirchenrechtlich gültig geschlossene Ehe einen gravierenden Formfehler hatte. Einer dieser Formfehler ist der Vorsatz eines Ehepartners, sich so zu verhalten, daß keine Kinder aus der Ehe hervorgehen.

  • hf

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    @pamino: ich persönlich hab keinen nazi-fetisch, drum lassen wir mal goebbels und hitler aus dem spiel.

    anullierung = http://de.wikipedia.org/wiki/Ehenichtigkeit_(Kirchenrecht)

    da steht zwar, dass unfruchtbarkeit allein kein grund ist, aber es gilt auch wenn “einer der Partner bei der Eheschließung wichtige Vorbehalte gegen die Ehe hatte (bspw. die Zeugung von Kindern von Anfang an und für immer ausschloss oder sich schon bei der Eheschließung vorbehielt, während der Ehe außereheliche Beziehungen zu führen oder sich nach gewisser Zeit scheiden zu lassen”

    wenn beide es also wünschen, ist eine annullierung jederzeit möglich. dass zwei partner zusammen in ehe leben können, nur weil sie es wollen, ohne kinder bekommen zu müssen, ist doch ein netter bonus, der die katholische ehe von der – jetzt komm ich doch wieder drauf zurück – gobbels- und hitler-ideologie abhebt.

  • pamino

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    @ hf:
    1. Dein Wikipedia-Zitat: nota schließlich die Præterita ‹hatte›, ‹ausschloß›, ‹vorbehielt› und merke dir: Als Annullierungsgrund muß der Vorbehalt bzw. der Vorsatz schon VOR der Eheschließung existiert haben.
    2. Nazi-Fetisch: Du umrahmst deinen Beitrag mit Falschzitierungen von mir, die du wohl als Korrekturen verstehst. Ich habe extra Himmler gesagt, weil sein Vaterhaus die Dienstwohnung nicht irgendeines illegitim geborenen k. k. Zollbeamten am Inn, sondern eines vorbildlich katholischen Münchner Gymnasialdirektors war.
    3. Zu deinem dem Zitat vorgestellten ‹anull-› als Verschlimmbesserung deines ursprünglichen ‹annul-›: Das Wort schreibt sich ‹annull-› (d. h. ad nullum, wie bei mir und im Zitat).

  • hf

    |

    @pamino: wohl selber lehrer, nur leider unterbeschäftigt
    was? sie können mich im übrigen mal gerne duzen, was ikea darf,
    dürfen sie schließlich auch. zu himmlers (und nicht hitlers, ja ich
    überfliege vieles einfach nur) herkunft: also der vorbildlich
    katholische vater macht einen schon verdächtig? wie gehts da erst
    den vielen 68ern? abgesehen davon ist niemand illegitim geboren,
    auch wenn die k.u.k. beamten das wohl so notiert haben. ist wie in
    dem klugen post von daniel h.: man kann nur skandalisieren, was man
    selber für einen skandal hält. oder: das wort ist schon die
    botschaft, falls ihnen luhmann (richtig geschrieben?) was sagt.
    ansonsten ist das rumreiten auf schreibfählern in solchen threads
    einfuck nuhr kindakaka

  • pamino

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    auf schreibfählern rumreiten wollend haben herr collega
    mein ‹k. k.› in ‹k. u. k.› korrigiert und somit preisgegeben, daß
    selbige den unterschied noch nicht verstehen.

  • hf

    |

    Kläre er uns auf! Soviel korinthenkackerei tu ich mir jetzt
    doch an.

  • pamino

    |

    nachschlagen ich habe was anders zu tun als dir
    nachholunterricht zu ertheilen

Kommentare sind deaktiviert

drin