Ob die Knochen, die heute im Kölner Dom als Reliquie verehrt werden, tatsächlich dem heiligen Agilolf gehören, liegt im Dunkeln. Der, Agilolf, war vor über 1.200 Jahren Bischof von Köln und gehörte zum Geschlecht der Agilolfinger, Namensstifter der Agilolfia, dem Tattergreis unter den Regensburger Studentenverbindungen.
Zum 100jährigen Stiftungsfest der Agilolfen kamen am vergangenen Wochenende hochkarätige Bundesbrüder nach Regensburg. Etwa Prof. Egon Greipl (Generalkonservator), Wilhelm Schraml, Bischof von Passau – dort wegen seines Demokratieverständnisses ungefähr so beliebt wie Gerhard Ludwig Müller in Regensburg – und Thomas Goppel, CSU, bayerischer Wissenschaftsminister, dem es vorbehalten war, am Sonntag im Historischen Reichssaal des Alten Rathauses die Festansprache auf die Agilolfia zu halten. Ein katholischer Männerbund, dessen drei Grundwerte „religio“ – (katholische) Religion -, „scientia“ – Wissenschaft – und „amicitia“ – Freundschaft – Sozialbürgermeister Joachim Wolbergs zuvor als „zeitlos und damit zeitgemäß“ bezeichnet hat. Ein Leben lang hält der auf diesen „zeitlosen Grundwerten“ fußende Bund der Agilolfen, man hilft und unterstützt sich, wo man kann. Dagegen, dass manche dies als „Karriere-Seilschaft“, als das Prinzip „Kennen statt Können“ bezeichnen, verwahren sich die Männerbündler aufs Schärfste. Es sind schlicht die gemeinsamen Positionen, die verbinden.
Einer, der „klar erkennbar“ in seinen Positionen ist, heißt Thomas Goppel. Von der Studierendenvertretung der Universität Regensburg wird der Minister mit dem Satz zitiert: „Demokratie ist ineffizient und hinderlich für den Wettbewerb.“ Wohl mit ein Grund dafür, dass mit der bayerischen Hochschulreform nicht nur Studiengebühren eingeführt, sondern auch das – ohnehin nur rudimentär vorhandene – Mitspracherecht von Studenten in den Hochschulgremien weiter eingeschränkt wurde. Bei Diskussionsterminen an der Uni Regensburg zu eben diesem Thema hat der Minister in der Vergangenheit gern mal gekniffen. Am Sonntag nicht. Der Termin bei der katholischen Studentenverbindung ist eine Heimspiel. Auch Andreas Goppel ist Agilolfe und lauscht in feinstem Wichs den Ausführungen des älteren Bruders.
Und so warnt Goppel vor der „Gleichmacherei“ (die niemand fordert) und plädiert für „Gerechtigkeit, nicht Gleichheit“. Denn, das sei schon vom Karten spielen her bekannt, „wir brauchen nicht nur Siebener, sondern auch ein paar Joker“. Eliten. „Ein Wort, von dem man ja eine Weile gar nicht mehr wusste, wie es geschrieben wird.“ Ein Glück, so Goppels Einschätzung, dass das heute anders ist. Denn nur durch Elitenbildung sei es möglich, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Und „wer was leistet und was kann“, der werde auch entsprechend gefördert. Und wer was hat, der kann sich auch die Studiengebühren leisten. Dass die abschreckend wirken für die, die weniger haben, mag Goppel so nicht glauben. Es gebe dafür zinsgünstige Kredite und: „Wer nach dem Studium Taxi fahren muss und sich die Rückzahlung nicht leisten kann, dem wird der Kredit gestundet und schließlich sogar erlassen.“
Freilich gilt auch für Goppel der Begriff der Solidarität. Dass mancher darunter die Verpflichtung versteht, „dass diejenigen, die etwas mehr haben und können, denen helfen, die etwas weniger haben und können“, ist für Goppel aber „zu kurz gegriffen“. Solidarität im Goppel’schen Sinne ist „die Bereitschaft und Gewissheit, dass niemand auf den Rat des anderen verzichten muss, wenn er sich auf dem Holzweg befindet. Eine Vernetzung gegenseitiger Leistungsbereitschaften.“ Dass Bayern den Sprung vom Agrar- zum High-Tech-Land geschafft hat, weil die anderen Bundesländer eine etwas andere Definition von Solidarität haben, etwas mehr hatten und das – im Zuge des Länderfinanzausgleichs – Bayern gaben, übersieht Goppel, als er später das Hohelied auf die weiß-blaue Spitzenposition singt. Er ist halt mit seinen 61 Jahren „einer der Jüngeren“. Die „Solidarität“, ihm zu sagen, dass er sich mit der einen oder anderen Position, „auf dem Holzweg“ befinden könnte, hat am Sonntag keiner aufgebracht.
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