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Pionierkaserne

Städtischer Schnäppchen-Kauf steht seit Jahren leer

Vor drei Jahren hat sich die Stadt Regensburg vom Bund ein Hochhaus gekauft. Zum Vorzugspreis und mit großen Plänen. Die Pläne sind vom Tisch, der Preisnachlass ist zurückgezahlt. Was aus dem siebenstöckigen Leerstand werden soll, bleibt bislang unklar.

2020 kaufte die Stadt Regensburg das Hochhaus in der Daimlerstraße vom Bund. Foto: as

Als Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) vor drei Jahren knapp 5.000 Quadratmeter auf der früheren Pionierkaserne loswerden wollte, nebst siebenstöckigem Hochhaus, zögerte man bei der Stadt Regensburg nicht lange. Man machte von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch und griff zu.

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Im früheren Stabsgebäude der Division Spezielle Operationen in der Daimlerstraße – Nutzfläche knapp 3.000 Quadratmeter, direkt neben der Prinz-Leopold-Kaserne, die man sich ebenfalls gesichert hatte – sollte ein zusätzliches Verwaltungsgebäude entstehen. Daneben noch ein Anbau. Ein kleines Verwaltungszentrum im aufstrebenden Stadtosten sozusagen.

350.000 Euro Nachlass freiwillig zurückgezahlt

Doch nicht nur Lage und ausreichend Platz für Erweiterungen sprachen für diese Pläne, sondern augenscheinlich auch der Preis – denn der Erwerb von Immobilie und Grundstück erfolgte im Rahmen der sogenannten Verbilligungsrichtlinie. Vom (nicht öffentlich bekannten) Kaufpreis gewährte die BImA der Stadt den maximal möglichen Abschlag von 350.000 Euro.

Voraussetzung: Binnen fünf Jahren, also bis 2025, müsse das Gebäude dem Nutzungszweck „hoheitliche Aufgaben/ kommunaler Gemeinbedarf“ zugeführt und entsprechend hergerichtet werden – zum Beispiel eben zu einem Verwaltungszentrum. Doch diese Voraussetzung kann man nach Einschätzung der Stadtverwaltung nun doch nicht erfüllen.

Bereits vergangenen August legte die Kämmerei den Stadträten, bezeichnenderweise in einer Sitzung des Ferienausschusses, eine Reihe an Mittelgenehmigungen vor. Darunter auch: die Rückzahlung besagter 350.000 Euro nebst Zinsen – knapp 400.000 Euro.

Es sei absehbar, dass die Frist bis 2025 nicht eingehalten werden könne, so die öffentlich zugängliche Beschlussvorlage. Die Pläne für einen Verwaltungsstandort an der Daimlerstraße würden „nicht weiterverfolgt“, heißt es. Deshalb zahle man jetzt zurück, um sich noch mehr Zinsen zu sparen.

Sanierung wäre viel zu teuer

Warum genau die Pläne verworfen wurden, erfährt man aus der Verwaltungsvorlage nicht – doch dem Vernehmen nach ist das Hochhaus an der Daimlerstraße 2 ein Sanierungsfall. Unter anderem soll das Dach undicht sein, Heizung, Strom- und Wasseranschlüsse müssten komplett neu gemacht werden und auch in Sachen Brandschutz wäre wohl einiges zu tun.

Innerhalb der Stadtverwaltung wird nach unbestätigten Informationen unserer Redaktion davon ausgegangen, dass ein hoher einstelliger bis niedriger zweistelliger Millionenbetrag notwendig wäre, um das Gebäude auf Vordermann zu bringen.

Zu viel für ein neues Verwaltungszentrum – auch unter dem Eindruck von Corona und eines schmaleren städtischen Budgets. Frühere Pläne für einen kompletten Neubau an derselben Stelle hat man wohl auch unter diesem Aspekt ebenfalls verworfen.

Geeignet für Obdachlosen-Wohnprojekt?

Zu den Optionen, die von der Stadt derzeit geprüft werden und die von gewerblicher Nutzung bis hin zu Vergabe in Erbpacht reichen, hat sich nun die Vision von einem „Flexi-Haus“ nach Münchner Vorbild gesellt, eine Unterkunft für „Menschen in besonderen Notlagen“, so die städtische Pressestelle.

Bedarf hierfür gibt es definitiv. Zwar hat das Referat von Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein bei der Suche nach Ersatzlösungen für die zentrale Notwohnanlage in der Aussiger Straße erst kürzlich nachgelegt. Anfang März wurde im Sozialausschuss das sogenannte „Chancen-Haus“ für Familien in der Augsburger Straße sowie ein Komplex am Eisbuckel unter dem Schlagwort „Neustart Wohnen“ mit etwas mehr als 20 Einheiten auf den Weg gebracht.

Doch dass man nach wie vor auf der Suche nach Liegenschaften und Immobilien ist, um das dezentrale Konzept der Sozialbürgermeisterin weiter voranzubringen, ist kein Geheimnis. Wesentlicher Dreh- und Angelpunkt bei alledem sind allerdings insbesondere die Kosten – die neue Komplettlösung für Wohnungs- und Obdachlose soll nach den bisherigen Plänen der Koalition maximal 25 Millionen Euro kosten dürfen.

Es wird geprüft – und das dauert noch

Ist damit das Hochhaus in der Daimlerstraße bereits wieder als „Flexi-Haus“ vom Tisch? Die Stadt lässt sich dazu nicht in die Karten schauen.

Unbeantwortet lässt man bislang zum einen die Frage, ob im Falle einer solchen Nutzung möglicherweise doch die Verbilligungsrichtlinie zum Tragen käme – und der Nachlass von 350.000 Euro doch noch realistisch wäre. Zum anderen könne man auch ansonsten kaum etwas Konkretes sagen.

Das „Flexi-Haus“ sei nur eine von mehreren Optionen, die geprüft würden, so die Pressestelle. Auch eine gewerbliche Nutzung sei nach wie vor im Rennen. „Wann das Prüfergebnis (auch zu den Kosten) vorliegt, kann aktuell noch nicht gesagt werden.“

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Kommentare (11)

  • Schnäppchensammler

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    Noch ein Schnäppchen.
    Mit der Galeria Kaufhof steht bald wieder eine leerstehendes Gebäude mit greislicher Fassade an. Jede Krise birgt auch eine Chance.
    Es können sicherlich die luxuriösen teuersten ETWs in Regensburg werden? Oder ein überdachter Maxiübungsraum für RollerBlader, IndoorSkater , IndoorBiker oder auch für IndoorWalker.

    Schließlich gibt es das Gebäude einschließlich Schadstoffgarantie. Leer stehen lassen kann man dann das immer noch. Rewaggebäude, Maxstraße 26 , Ev.Krankenhaus oder Bosch-Markt, Stadtbauwohnungen sind beste Beispiele.

    https://www.regensburg-digital.de/lieber-leerstand-statt-zwischennutzung/30062020/

    https://www.regensburg-digital.de/staedtischer-millionenkauf-langfristige-ueberlegungen/18082017/

    https://www.regensburg-digital.de/vom-gifthaus-zur-keimzelle/26052021/

    https://www.regensburg-digital.de/verschwiegene-rewag-altlasten-holen-die-stadt-ein/09122022/

    https://www.regensburg-digital.de/hier-wirft-die-stadt-das-geld-zum-schaufenster-raus/03032023/

  • Wuzzi

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    Allmählich wirds gruselig Alles was diese Stadt anpackt ist irgendwie planlos. Egal ob das die Umsetzung des Radwegplans, das Mobilitätszentrum am Wöhrd, verlorene Rechtstreitigkeiten, Grundstückskäufe, Bebaungspläne, Bahnhofsvorplatzgestaltung, Verkehrsberuhigung der Altstadt oder die neue Straßenbahn ist, usw. usw, usw.

  • Spinn I denn?

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    Unglaublich, was hier wieder fabriziert wurde und wird! Das sog. Neue Rathaus ist eine Dauersanierungsbaustelle und ein Fass ohne Boden. Große Teile der Stadtverwaltung sind völlig verstreut im ganzen Stadtgebiet zu tlws. horrenden Mieten untergebracht und gleichzeitig stehen angekaufte Gebäude leer. Dann werden viele Gutachten in Auftrag gegeben um die Kosten in die Höhe zu rechnen. Die genannten Sanierungsansätze sind sicher ein Bruchteil der Mietkosten für angemietete Liegenschaften. Warum wird in dem Gebäude nicht wieder mal ein “eigenes Haus” genutzt? Wer kann das erklären? Oder will man den Vermietern etwas Gutes tun? Unverantwortlich!

  • Gscheidhaferl

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    Das dürfte unter die Regensburger Art fallen, wie die Immo-/Baubranche schon öfter gefördert wurde: Die Stadt kauft wenigstens zu Marktpreisen, garniert das Ganze zunächst mit hochfliegenden Plänen, bläst diese dann schnell wieder ab und gibt die Immobilie zum Schnäppchenpreis an einen der hießigen Investoren ab. Hochstens mit Auflagen verbunden, deren Einhaltung dann nicht eingefordert wird. Ein Hoch auf das Bau- und Planungsreferat! Der Dank von Frau M.-S. für die ‘hervorragende Arbeit’ ist ihm wieder gewiss.

  • Senger Udo

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    Danke für nichts.
    Wir benötigen dringend sozialen Wohnraum und nichts passiert. Nun vor der Wahl Versprechungen machen und dann nach der Wahl nichts mehr davon wissen,das kennt man ja. Ich finde es eine Frechheit, solche Gebäude leer stehen zu lassen um sie dann abzureißen. Es gibt genug ältere und behinderte Menschen, die eine bezahlbare und barrierefreie Wohnung brauchen, die sozial gefördert ist, da ja private Vermieter sehr ungern bis gar nicht an Behinderte oder Rentner oder auch soziale Schwache vermieten.
    Denkt Mal darüber nach!!

  • Gscheidhaferl

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    …ach ja, vorsorglich noch ein Hinweis an Frau Freudenstein: Dezentrale Unterbringung meint etwas anderes als die Notunterkünfte in der Aussiger Straße (schöne Wohnlage) aufzulösen und dann in das alte Kasernengebäude (weniger schöne Lage) zu verlegen. Wobei das aus christsozialer Sicht bestimmt überzeugend wäre, die Notunterkünfte gleich in Nachbarschaft des Ankerzentrums anzsiedeln. Aber Sie werden Herrn Keller bestimmt nicht mit so einem schäbigen Manöver vor den Kopf stoßen wollen, der Ihnen seinerzeit fachlich mit seinem Ansehen zur Seite gestanden ist, als es um eine echte dezentrale Unterbringung ging, oder?

  • Gscheidhaferl

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    …Entschuldigung! Gemeint war natürlich Herr Kellner!

  • Bose-Waluyo

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    Es ist eine Farce,daran zu glauben, dass Regensburg eine Ausnahme in Bayern ist,was den sozialen Wohnungsbau angeht,oder Aufbereitung von üppigen Leerstand.Auch die Städte sind auf Rendite gebürstet.Eine traurige Gewissheit.Nehme man das seit einer gefühlten Ewigkeit leer stehende Gebäude an der Clermont-Ferrand-Allee/Ecke Boessner-Str.Das Gebäude ist noch garnicht so alt.Eine Schande!Frau Freudenstein hat wohl so einiges nicht auf dem Schirm!

  • Horst

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    @Gscheidhaferl
    ich glaube für die Wähler von Frau Freudenstein bedeutet es genau das, in der Form von “keine Obdachlosen in meiner Nachbarschaft” ehrlich, die hätte ich auch ungern in meiner Gegend, Ukrainer gerne, die anderen Flüchtlinge auch auf keinen Fall.

    Wir sind verpflichtet diese Leute, die in einem normalen Wohngebiet sehr viel Probleme machen, sicher, warm und trocken unterzubringen. Aber muss das immer in Lagen sein, die zu Konflikten mit den Einheimischen führen? Schadet das nicht mehr als es nutzt? Was spricht dagegen, wenn die in Industriegebieten wohnen, wo sie viel weniger Leute stören?

    Glauben Sie mir, da draußen gibt es viele, die würden diesen Weg begrüßen. Wenn sie aber nur vor die Wahl gestellt werden: Flüchtlingen/Obdachlosen nicht helfen, oder in meiner Nachbaschaft helfen, dann werden sie sich gegen die Hilfe entscheiden.

  • Gscheidhaferl

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    @Horst
    Es ist in unserem eigenen Interesse, Leute, die von außen kommen (egal ob es sich dabei um willkommene oder unwillkommene Migranten handelt) gute Integrationsmöglichkeiten zu geben. Unsere Gesellschaft ist schon dysfunktional genug. Alle, die aus Sicht der bräsigen Mehrheit nicht dazu gehören, auf einem Haufen zusammenzuschieben (zentrale Unterbringung) schafft häufig stigmatisierende ‘Problemberge’, die für alle Beteiligten nur mehr schwer zu bewältigen sind.

    Den ‘Problemberg’ (von der Aussiger in die Daimlerstraße) ins Abseits zu schieben, macht es nicht besser. Häufig wird es dadurch sogar noch schlimmer, weil die Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes ‘abgeschoben’ werden. Fragen Sie nicht, wie das unter die Haut gehen kann und kontraproduktiv die Perspektive auf eine Gesellschaft prägen kann.

    Insofern ist eine ‘dezentrale Unterbringung’ nur zu richtig und wünschenswert. Betriebswirtschaftlich bzw. kurzsichtig betrachtet, ist es aber effizienter zentral unterzubringen, weil es dann vordergründig unaufwendiger ist, die ausgegrenzte Personengruppe zu versorgen. Blöderweise müssen sie dann aber auch oft länger (oder dauerhaft) versorgt werden, weil sie eben auf/in ihrem Problemberg vom Rest der Gesellschaft isoliert sind und so schlechter selbst ins Tun kommen.

    ‘Dezentral’ unterzubringen würde heißen, die Leute nicht in einer Einrichtung bzw. in einem Ghetto zu stapeln, sondern im Idealfall vereinzelt in ‘normalen’ Nachbarschaften. Dort ist es schwieriger, sich in irgendwelchen Parallelwelten vor der Mehrheitsgesellschaft zu verstecken. Und umgekehrt entstehen dann in der Mehrheitsgesellschaft weniger Ängste vor den Problembergen. Dezentral unterzubringen erfordert im Vorfeld aber mehr und sehr sorgfältige Vorbereitung (dafür hat es die Chance, mittel- /langfristig zum Selbstläufer zu werden). Und die ist – soweit ich das sehen kann – nicht erfolgt. Stattdessen wurde abervorab in der Öffentlichkeit das Ende der Notunterkünfte verkündet. Bemerkenswerterweise sekundiert von sozial-renommierten Herrn Kellner.

    Ihr primäres Ziel dürfte Frau Freudenstein damit erreicht haben: Ihrem Klientel signalisieren, “ich schaff Euch die vom Hals”. Dass Sie den aktuellen (und künftigen) Bewohnern der Notunterkünfte offenbar keine (bessere/dezentrale) Alternative bieten kann: Geschenkt. Sind ja keine CSU-Wähler. So zumindest meine von großer Skepsis geprägte Sicht der Dinge.

    Das Viele diesen zynischen Weg begrüßen würden, macht es nicht besser. Es zeigt nur, wie unfähig/unwillig wir sind, mit an sich noch relativ überschaubaren Problemen umzugehen. Aus Bequemlichkeit/Ignorenz werden letztlich unnötig ‘Problemberge’ geschaffen, die abzutragen immer schwieriger wird, je mehr sie sich verfestigen. Als ob wir nicht auch so schon genug Herausforderungen zu bewältigen hätten.

  • Gscheidhaferl

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    @Bose-Waluyo
    Wäre die Stadt wirklich auf Rendite gebürstet, würden die Objekte nicht als totes Kapital so lange leer stehen. Hier werden vielemehr fahrlässig Werte und Steuermittel vernichtet. Da speziell die Steuermittel an anderer Stelle fehlen, wird die Zukunftsfähigkeit der Stadt unter Umständen sogar doppelt geschädigt.

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drin