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Seit Jahren als Abzocker bekannt

Stellvertretender CSB-Chef in U-Haft

Auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrug lautet unter anderem die Anklage der Staatsanwaltschaft Regensburg gegen den stellvertretenden Vorsitzenden der „Christlich Sozialen Bürger“ (CSB). CSB-Vereinschef, Stadtrat und Koalitionsmitglied Christian Janele gibt sich bestürzt, doch neu sind die Vorwürfe nicht.

Christian Janele (re.) und sein Stellvertreter Thomas Mannstaedt (verpixelt) im Kreis von CSB-Vorstandskollegen. Foto: CSB

Christian Janele hat ein Problem. 2013 wurde der Wohnungsunternehmer nach einigen Parteiwechseln zum OB-Kandidaten der CSB gewählt und übernahm dort auch kurzerhand die Führung. Vom ursprünglichen Verein, einer einstigen CSU-Abspaltung, in der sich Kritiker des vormaligen Oberbürgermeisters Hans Schaidinger sammelten, war so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Und Janele schaffte es darüber, wennauch mit einigem Aufwand, in den Stadtrat und gehört mittlerweile sogar als Zünglein an der Waage der Regierungskoalition an.

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CSB: Belange der Bürger im Fokus

Wenngleich vereinzelt von einer „Janele-One-Man-Show“ die Rede war, hatte er die CSB zuvor auf seinen aufwändig geführten OB-Wahlkampf ausrichten und den Vorstand mit Leuten besetzen können, die er kannte und denen er vertraute. Doch bei der Auswahl dieser Personen bewies der Unternehmer nicht wirklich ein glückliches Händchen.

Als Stellvertreter im CSB-Vorstand stand und steht ihm bis heute ein Mann zur Seite: der Unternehmer Thomas Mannstaedt Der sitzt nun seit über einem Monat in Untersuchungshaft und folgt man der der Regensburger Staatsanwaltschaft, dann war Mannstaedts Geschäftsgebaren so ziemlich das Gegenteil dessen, wofür die „CSB“ zu stehen postuliert. Christian Janele formulierte das im vergangenen Jahr beispielsweise so: „Wir wollen stetig beweisen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die sich für die Belange der Bürger und ihre Heimatstadt stark macht.“

Stellvertretender CSB-Vorsitzender: Mit der Notlage von Bürgern Kasse gemacht?

Doch laut der kürzlich erhobenen Anklage nutzte Thomas Mannstaedt stattdessen die Notlagen von Bürgerinnen und Bürgern aus, um mit seiner DHE GmbH („Die Handwerker Engel“) ordentlich Kasse zu machen. In über 200 Fällen soll er bei der Vermittlung von Handwerkerleistungen über eine Hotline bundesweit Preise jenseits von Gut und Böse verlangt und ungerechtfertigte Stornogebühren in Rechnung gestellt haben.

Wird die Anklage vom Landgericht Regensburg zugelassen, muss sich der 53-Jährige deshalb wegen versuchten und vollendeten gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs sowie Wucher verantworten.

Thomas Mannstaedt: Schon lange als Abzocker verschrieen

Christian Janele gibt sich angesichts der Verhaftung und Anklageerhebung gegen seinen Stellvertreter „bestürzt und erschüttert“. Doch wirklich neu sind die Vorwürfe nicht.

Kritik an dem Geschäftsgebaren der „Handwerker Engel“ im Speziellen und von Thomas Mannstaedt generell gibt es schon seit Jahren. Von Verbraucherschützern, aber auch von der Elektroinnung Regensburg, die sogar via Mittelbayerische Zeitung vor dem Unternehmen warnte. Gerhard Gröschl, Obermeister der Elektroinnung Regensburg, sprach bereits 2017 von „Wucher“ und „dreister Abzocke“.

Bei einer kurzen Recherche im Handelsregister finden sich zahlreiche, teils wieder gelöschte Unternehmen, die Mannstaedt zugeordnet werden können. „Aufsperrengel“ heißt eine 2020 liquidierte Firma, er wird als Inhaber der „Glasnotdienstzentrale für Deutschland“ geführt und als Geschäftsführer der „Schlüsselnotdienstzentrale für Deutschland“.

Berichte in TV, BILD und Focus

Bundesweit ist er mit verschiedenen Internetseiten zum Thema Rohrreinigung, Glasnotdienst, Schlüsseldienst, Rohrreinigung, oder Kammerjäger am Start. Die Ermittler gehen davon aus, dass in dem eigens eingerichteten Call-Center rund 2.000 Anrufer täglich eingegangen sein sollen und daraus bis zu 600 (teils wieder stornierte) Aufträge entstanden.

Berichte über diese „Abzocke“ erschienen unter anderem in der BILD, hier auch mit Erwähnung der CSB, im Focus, im ARD-Magazin plusminus oder bei Kabel Eins. Dort persönlich mit den Vorwürfen konfrontiert, ließ Mannstaedt den Abzocke-Experten Peter Giesel wissen, er „labere Scheiß“.

Christian Janele, den Mannstaedt während des zurückliegenden Wahlkampfs noch als erfolgreichen Unternehmer lobte, „der Ideen hat und den Mut, Entscheidungen umzusetzen“, will von dieser breit gestreuten Kritik am Geschäftsgebaren seines Stellvertreters aber bis zu dessen Verhaftung nichts mitbekommen haben.

Leise Selbstkritik von CSB-Chef Janele

„Ich habe Herrn Mannstaedt über den Elternbeirat unserer Grundschule, dessen Vorsitzender ich war kennengelernt“, so der CSB-Chef in einer Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion. Dabei habe er ihn eigentlich immer als hilfsbereiten und engagierten Menschen wahrgenommen. Auch im Siedlerverein habe er Mannstaedt als „sehr verbindlich” erlebt. „Bei den jeweiligen Arbeitseinsätzen blieb allerdings grundsätzlich wenig Zeit über das Geschäft zu reden”, so Janele, der ebenso wie Mannstaedt seine Firmenzentrale im Regensburger Gewerbepark hat. „Im Prinzip erklärte er, dass halt Arbeitseinsätze an Feiertagen, nachts und außerhalb der üblichen Zeiten teuer wären.“

Und hier übt Janele zumindest leise Selbstkritik: „Vielleicht hätte man doch genauer hinterfragen sollen.“ Aber: „Ich selbst habe ihn aber sogar ein paar Mal beauftragt – und bei diesen Abrechnung waren die Preise ganz normal und fair.“

Menschlich tue ihm Thomas Mannstaedt und vor allem auch seine Frau und seine Kinder sehr leid. Sollte sich all das bestätigen, dann sei er als Mitglied des Vorstands „selbstverständlich nicht mehr tragbar“. Es stünden ohnehin Neuwahlen an und da müsse man sich neu orientieren, zumal davon auszugehen sei, dass Herr Mannstaedt bis zur Klärung der Umstände wohl auch gar nicht erst zur Wahl antreten werde.´

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Kommentare (8)

  • Mr. B.

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    Regensburg, was sonst???

  • Spartacus

    |

    Christlich- sozial halt.

  • R.G.

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    Ich wollte eh schon immer Dinge sprechen hören.
    Zum Beispiel eine Teflonschicht, an der alles abperlt.

  • Meier mit „ei“

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    Jetzt mögen solche Preise noch Abzocke sein!
    Bei dem Handwerkermangel aber aber bald die Normalität!
    Also: Eltern, schickt eure Kinder nicht an die Uni, sondern lasst sie erst einmal ein Handwerk erlernen!
    Rettet den Mittelstand, rettet das Handwerk!

  • Eisspiel

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    Alle Seiten führen dahin und die sind alle noch online, es sind 1000de für die die es immer noch nicht wissen. Zuerst Google Klicks und etz sind es die ersten 3 Seiten bei Google damit voll gepumpt.
    Das Callcenter läuft nach wie vor, aber behauptet wird das es geschlossen wurde.

  • Marvin S.

    |

    Im Sommer durch Regensburgs Gässchen zwischen den mittelalterlichen Bauwerken zu schlendern ist einfach toll. Eine schöne Stadt.

    Es gibt aber auch eine Schattenseite: Nicht selten fallen auf dieser prominenten Vertreter allgemeiner Interessen und bekannte Unternehmer auf. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet erkennt man an Regensburg nicht mehr viel Schönes… Schade!

  • Mr. B.

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    Zu “Stellvertretender CSB-Vorsitzender: Mit der Notlage von Bürgern Kasse gemacht?”

    Warum erinnert mich das ganze an die Maskenpartei?
    Immer schön auf christlich und dann ‘abzocken” -und das in Notlagen!

Kommentare sind deaktiviert

drin