Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino

Beiträge mit Tag ‘Missbrauchsskandal’

Kardinal Müller feiert Beförderung

Heuchler, Lügner, Kinderprügler

Beim Dankgottesdienst, den Kardinal Gerhard Müller zu seinen eigenen Ehren inszenierte, wurden die Gläubigen mit Freibier und Billig-Bratwurst gelockt. Kritiker wurden von der Polizei entfernt.

Bier trinken. Bratwurst essen. Dankbar sein. Die katholische Prominenz macht Party.

Bier trinken. Bratwurst essen. Dankbar sein. Die katholische Prominenz macht Party.

„Das ist eine Veranstaltung der Diözese Regensburg und Sie verlassen jetzt diesen Platz.“ Im hohen Dom St. Peter predigt Kardinal Gerhard Ludwig Müller eben über die Liebe, das Brückenbauen und von Communio, der Gemeinschaft. Am Vorplatz, wohin die Gläubigen heute mit Freibier und Bratwurst-Semmeln zu einem Euro pro Stück gelockt werden, knöpft sich Polizeidirektor Wolfgang M. gerade den 77jährigen Alfred Heuberger vor.

Zensur im Namen des Herrn

Weil der ein Flugblatt des Arbeitskreises kritischer Laien verteilt, auf dem sich Auszüge aus Müller-kritischen Zeitungsartikeln finden, soll er gehen, befindet M.. Und als Heuberger sich wehrt und nicht einschüchtern lässt, dauert es ein Weilchen, bis der Polizeidirektor und ein Kollege endlich einen Fehler im Impressum des Flugblatts entdecken, um irgendeine rechtliche Grundlage für diese Zensur im Namen des Herrn zu haben.

Schließlich soll sie nichts stören – die Eminenzen, Exzellenzen und hochwürdigen Herren, die hier gerade ihren Dankgottesdienst mit anschließendem Bischofshof-Bratwurst-Event zu Ehren von Müllers Beförderung zum Kardinal feiern.

„Das ist eine Veranstaltung der Diözese Regensburg und Sie verlassen jetzt diesen Platz.“ Polizeiliche Zensur im Namen des Herrn (Müller).

Polizeikontrolle für Herrn Heuberger.

Der, Müller, sei ob seiner Körpergröße, der „richtige Großinquisitor“ lässt Philipp Graf von und zu Lerchenfeld die bierselige Menge in seinem anschließenden Grußwort wissen. Bereits im Dom durfte der als CSU-Abgeordneter allenfalls in eigener Sache auffällige Graf aus der Apostelgeschichte vorlesen. Und auch hier, am Domplatz, lässt es der Vorsitzende des Diözesankomitees, zu dem ihn Müller, damals noch Bischof von Regensburg, im Zuge der von ihm vorgenommenen Entdemokratisierung der Laiengremien gemacht hat, an wohlgesetzten Worten nicht fehlen, die vor allem mit Dankbarkeit zu tun haben.

Dankbarkeit aller Orten

Denn das sind sie alle, die sich heute in die vorderen Reihen des Regensburger Doms gedrängelt haben. Fürchterlich dankbar.

Da sitzt mit gefalteten Händen der Putzunternehmer „Dr.“ Karlheinz Götz, der einen Gutteil seines geschäftlichen Erfolgs, den weder staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen Sozialbetrugs noch Beschimpfungen von Betriebsräten als  „Parasiten“ trüben konnten, seiner guten Vernetzung innerhalb der katholischen Kirche zu verdanken hat. Was katholisch ist im Bistum Regensburg putzt Götz. Deo Gratias.

VIP-Loge für Müller (vorne rechts) und seine Gäste. Von Demut keine Spur.

VIP-Loge für Müller (vorne rechts) und seine Gäste. Von Demut keine Spur.

Dazwischen sitzt Albert Schmid, Vorsitzender des Zentralkomitees der bayerischen Katholiken, alter Spezl von Müller, der schon mal eigens aus Rom einfliegt, um Schmids Töchterchen zu trauen. Gleich daneben nimmt Staatsministerin Emilia Müller Platz, die – in Vertretung von Ministerpräsident Horst Seehofer – vom Blatt abliest, wie sehr es sie freue, dass der Vatikan, Müller sei Dank, „ein Stück bayerischer“ geworden sei. Auch Polizeipräsident Rudolf Kraus, dessen Beamte draußen dafür sorgen, dass Herrn Müller die Laune nicht verdorben wird, betet fröhlich mit.

Bier, Bratwurst, Beten: Durchlaucht Gloria, Graf Lerchenfeld, Staatsministerin Müller, Walter Mixa.

So heilig, dass es weh tut: Durchlaucht Gloria, Graf Lerchenfeld, Staatsministerin Müller, Walter Mixa.

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, allfällig begrüßte „Durchlaucht“, ist wie immer mit von der Partie, wenn es um Katholisches geht. Mehreren Bischöfen fällt die Begründerin der Marianischen Frauencongregation förmlich um den Hals, als es draußen auf den VIP-Plätzen ans Biertrinken und Bratwurst-Essen geht. Mit ihren Ansichten zu Verhütung, Abtreibung und schnackselnden Negern hat Durchlaucht schon manchen von ihnen rechts überholt. Legendär sind auch ihre Promi-Versteigerungen zugunsten fragwürdiger „Lebensschützer“-Organisationen. Am Sonntag verteilen solche Lebensschützer übrigens Flugblätter, auf denen Abtreibung mit dem Holocaust verglichen wird. Deren Verteilung unterbindet die Polizei allerdings nicht. Vermutlich sind sie nicht Müller-kritisch genug.

Wohlwollend begrüßte Bischöfe emeritus: Wilhelm Schraml und Walter Mixa.

Wohlwollend begrüßte Bischöfe emeritus: Wilhelm Schraml und Walter Mixa.

Mit solchen Vergleichen, Holocaust und Abtreibung, hat Walter Mixa weidliche Erfahrung. Er zog sie früher gerne selbst, ehe er aus dem Amt als Bischof von Augsburg scheiden musste, weil Prügel- und Veruntreuungsvorwürfe öffentlich wurden, an die er sich – das Alter eben – leider nicht erinnern kann. Heute wird er mehrfach namentlich begrüßt. Man muss schließlich auch vergeben können.

Gefeiert wird der Verharmloser von Vergewaltigung und Missbrauch

Wie sollte man auch anders handeln, wenn Gerhard Müller, also der, für dessen Beförderung man heute dankt, zur Spitze der Verharmloser sexuellen Missbrauchs in der Kirche gehört? Der lieber zu Nazi-Vergleichen und – vermittels seines Sprechers Clemens Neck – Klagedrohungen gegen Vergewaltigungsopfer griff, anstatt eine tatsächliche Aufklärung voranzutreiben.

Generalvikar Michael Fuchs verantwortet die Serienbriefe, die einen Mann ins Krankenhaus brachten.

Generalvikar Michael Fuchs verantwortet die Serienbriefe, die einen Mann ins Krankenhaus brachten.

An dieser Haltung hat sich in der so dankbaren Diözese Regensburg bis heute nichts geändert. Am Sonntag gibt ein selig lächelnder Generalvikar Michael Fuchs den Zeremonienmeister. Jener Fuchs, der die Serienbriefe unterzeichnete, mit denen Missbrauchsopfer en Gros abgefertigt und der Lüge bezichtigt wurden.

Bischof Rudolf Voderholzer, der Gastgeber der Dankesfeier, hat das Versprechen, diese Fälle erneut zu prüfen, seit bald einem Jahr nicht eingelöst. Heute sitzt er fröhlich feixend unter den Ehrengästen und tauscht seinen Krug Mineralwasser kurz gegen Bier aus, als Bischofshof-Direktor Hermann Goß ihn um ein Werbefoto für die Kirchenbrauerei bittet.

Posieren fürs Werbefoto: Bischof Voderholzer und Brauereidirektor Goß.

Posieren fürs Werbefoto: Bischof Voderholzer und Brauereidirektor Goß.

„Alle Regensburgerinnen und Regensburger freuen sich sehr“, lässt der „frischgebackene Oberbürgermeister“ (Fuchs) Joachim Wolbergs die Anwesenden – vor allem Kardinal Müller – in seinem Grußwort wissen.

Nicht nur der wegzensierte Alfred Heuberger dürfte da etwas anderer Meinung sein.

Kurzfilm zum Missbrauchsskandal

Filmtipp: Der Weltverdruss

Missbrauchsskandal? War da was? Die Diözese Regensburg lässt die Stelle der im Mai verstorbenen Missbrauchsbeauftragten seit Monaten unbesetzt. Von anfänglichen Versprechungen des neuen Bischofs spüren Betroffene nichts. Doch wenn sich schon die Diözese nicht mehr mit den Missbrauchsfällen und deren Vertuschung beschäftigen will, so tut dies zumindest ein Kurzfilm aus Regensburg.

Missbrauch: Kreativer Umgang mit den Fakten

Bischof Rudolf und sein fragwürdiger Berater

Bei seinem ersten Auftritt im Regensburger Presseclub hinterließ Bischof Rudolf Voderholzer einen weitgehend positiven Eindruck. Beim „Thema“ sexueller Missbrauch indes wirkt er engagiert, allerdings auch schlecht informiert. Sein Pressesprecher hat dabei ein ganz eigenes Verständnis von der Wahrheit.

Die Geheimwaffe des Vatikan im Missbrauchsskandal

Erzbischof Müller: Genau der Richtige

Ausgerechnet Müller? Der ehemalige Bischof von Regensburg ist bekanntermaßen als Chef der Glaubenskongregation gen Rom gezogen. Am Freitagmorgen hat Papst Franziskus Herrn Müller nun seine erste Audienz gewährt und aufgefordert, „mit Entschiedenheit“ gegen sexuellen Missbrauch zu handeln. Damit beauftragt der Papst also Gerhard Ludwig Müller. Eine gute Entscheidung.

Wie die Diözese selbst "Altfälle" verschleiert

Missbrauch bei den „Domspatzen“ unter Theobald Schrems

Es war der 5. März 2010. Damals wandte sich die Diözese Regensburg erstmals an die Öffentlichkeit, um die Medien über sexuellen Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen zu informieren. Bistumssprecher Clemens Neck präsentiere damals nur Jahrzehnte zurückliegende Fälle. Doch selbst diese wurden irreführend und falsch dargestellt. Versuch einer Aufarbeitung.

Ehemalige Domspatzen sagen Unterstützung zu

Kriminologe pfeift auf katholische Klagedrohung

Das geplatzte Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche ist für einige Opfer kein Grund zur Trauer. Beim „Unabhängigen Archiv ehemaliger Regensburger Domspatzen“ hat man vom Anfang an an dessen Sinn gezweifelt. Nun wollen die dort zusammengeschlossenen Missbrauchsopfer dem Kriminologen Dr. Christian Pfeiffer ihre Zahlen zur Verfügung stellen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat unterdessen angekündigt, Pfeiffer zu verklagen. Der sieht einer solchen Auseinandersetzung „mit Freuden“ entgegen.

Forschungsprojekt zu Missbrauch gescheitert

„Ein Vertrag mit der Kirche ist nichts wert“

Das Forschungsprojekt zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist gescheitert. Der von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragte Kriminologe erhebt schwere Vorwürfe. Offenbar wird dabei ein wesentliches Dilemma der Bischofskonferenz: Sie kann solche Forschungsaufträge nicht ernsthaft vergeben. Es steht jedem Bischof frei, sich zu verweigern. Und das Beispiel Regensburg macht deutlich: Hier wurde bislang nicht aufgeklärt, sondern Aufklärung verhindert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne Konsequenzen.

Rechtsstreit um "Schweigegeld"

In eigener Sache: Verfassungsgericht weist Beschwerde der Diözese Regensburg ab

Die Diözese Regensburg hat zu Weihnachten nicht nur einen neuen Bischof, sondern auch Post aus Karlsruhe erhalten. Im Rechtsstreit mit unserer Redaktion hat das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde der Diözese am 3. Dezember 2012 abgewiesen (1 BvR 558/12).

Gegen das Totschweigen

Domspatzen gründen Missbrauchs-Archiv

Die Mauer des Schweigens in der Diözese Regensburg will eine Gruppe ehemaliger Domspatzen nun durchbrechen. Vergangenes Wochenende trafen sie sich im Altmühltal und brachten ein Archiv auf den Weg, in dem sie möglichst viele Fälle sexuellen Missbrauchs dokumentieren und veröffentlichen wollen. Dem eben nach Rom beförderten Gerhard Ludwig Müller bescheinigen sie: „Er hat es nicht mehr verdient, als ‘Seelsorger’ bezeichnet zu werden.“

Spießrutenlauf im Bistum Regensburg

Ins Genick gewichst

Wenn ein erwachsener Mann den Kopf eines Kindes zwischen die Beine nimmt, stöhnend seinen Penis am Genick des Kindes reibt, während er ihm gleichzeitig auf den nackten Hintern schlägt, dann ist das kein sexueller Missbrauch. Das Stöhnen kann nämlich von der Anstrengung beim Verprügeln kommen.

Bischof Ackermann schreibt an Bischof Müller

„Dinge, die nachdenklich stimmen“

Der Umgang des Bistums Regensburg mit Missbrauchsopfern wird zunehmend innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ein Thema. Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann hat seinem Regensburger Amtskollegen nun einen Brief geschrieben. „Es gibt Dinge, die nachdenklich stimmen“, sagt er dazu gegenüber einer Trierer Zeitung.

drin