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Glosse

Vom Segen der Bank-Einweihung

Öffentliche Sitzgelegenheiten sind gerade für ältere Menschen ein wichtiges Thema. Doch die Pressetermine zur bürgermeisterlichen Einweihung neuer Bänke bringen Nutzen für einen noch weitaus größeren Personenkreis. Eine Beweisführung.

Treffen sich gern zum Einweihen von neuen Sitzbänken (hier am Safferlinger Steg): Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein und Bürgermeister Ludwig Artinger. Das bringt vielen etwas. Foto: Stadt Regensburg/Christian Kaister

Wenn man gut informierten Kreisen Glauben schenken will, dann sind es von Seiten der älteren Bevölkerung, zumindest von jenen Seniorinnen und Senioren, die sich zu Wort melden, vornehmlich drei Themen, die regelmäßig an die Lokalpolitik (nicht nur) in Regensburg herangetragen werden: öffentliche Toiletten, Sitzgelegenheiten und nervige Radler.

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Pressetermine zur Bank-Einweihung: wichtig und nötig

Vor diesem Hintergrund verwundert es also nicht, dass die Debatte um öffentliche Klos vermeintlich wichtigeren Themen zum Trotz seit geraumer Zeit keinen unwesentlichen Teil der politischen Debatte, auch über den Stadtrat hinaus einnimmt, dass fieberhaft nach einem Konsens beim „Masterplan Klo“ gesucht wird und dass für eine solche Toilette auch mal 900.000 Euro in die Hand genommen werden.

Es verwundert auch nicht, dass sich Astrid Freudenstein, ihres Zeichens unter anderem Seniorenbürgermeisterin, zumindest in der Vergangenheit, kritisch zur Freigabe der Fußgängerzone für Fahrradfahrer geäußert hat.

Und es sollte nicht erstaunen, dass es mittlerweile regelmäßig eine Pressemitteilung wert ist, wenn irgendwo in der Stadt Regensburg ein Bankerl aufgestellt wird.

Warum Bürgermeisterin und -meister dabei sein müssen

Los ging es im März 2021. Damals traf sich Bürgermeisterin Freudenstein noch alleine mit einer Delegation um den damaligen Seniorenbeiratsvorsitzenden Josef Mös, um gleich zwei Bänke an der Schleuse in Steinweg feierlich der Öffentlichkeit zu übergeben.

Im Mai 2022, als die zweite Bank-Einweihung, nun in der Hermann-Geib-Straße anstand, durfte dann erstmals auch Bürgermeister Ludwig Artinger mit aufs Foto zu Freudenstein, Mös und Pfarrer Wolfgang Reischl.

Das dürfte nicht nur dem Umstand geschuldet sein, dass so eine Bank sowohl in die Zuständigkeit von Freudenstein – sie kümmert sich um Sitzenden – als auch von Artinger fällt, dessen Mitarbeiter im Gartenamt für das Aufstellen der Sitzgelegenheit zuständig sind.

Politisch geschickter Schachzug

Es war auch ein taktisch geschickter Schachzug der als politisch versiert geltenden Bürgermeisterin, um ihren Amtskollegen gewogen zu stimmen und ein anderes Thema in einem anderen Zuständigkeitsbereich, dem Sport nämlich, voranzutreiben, das Artingers Gartenamt bislang auf eine ganz andere Bank geschoben hatte, die lange nämlich: einen neuen Kunstrasen für die Sportanlage am Weinweg.

Die Mischung aus Fototermin-Zuckerbrot und ein wenig Peitsche – geführt durch den scheidenden Sportamtschef Johann Nuber, der dann im Juli in öffentlicher Sitzung nicht nur auf einen ihm unterstellten Hausmeister am Weinweg einprügelte, sondern auch auf das Gartenamt wegen der seit vier Jahren nicht zustande gekommenen Ausschreibung für einen neuen Kunstrasen – scheint es am Ende nämlich gewesen zu sein, die den Erfolg brachte.

Lang ersehnter Kunstrasen kommt

Wie die Stadt Regensburg auf Nachfrage bestätigt, wurde die Ausschreibung durch das dafür zuständige Gartenamt zwischenzeitlich durchgeführt, im November wurde der Auftrag vergeben und binnen sechs Wochen soll er dann da sein, der neue, lang ersehnte Kunstrasen, um, wenn es trocken genug ist, verlegt zu werden und im Frühjahr einsatzbereit zu sein – zur Freude der Nutzerinnen und Nutzer am Weinweg, zum Ruhme des Sportamts und von Bürgermeisterin Freudenstein.

Und wie es der Zufall so haben will, trafen sich Bürgermeisterin und Bürgermeister nur wenig später, Ende November, erneut zum Fototermin. Dieses Mal nur zu zweit, einträchtig vereint, zur Einweihung von Bänken sonder Zahl entlang des Safferlinger Stegs, zu denen jene Gabionen – mit Steinen gefüllte Drahtkörbe, die dort seit fast zehn Jahren stehen – vom Gartenamt umfunktioniert, um nicht zusagen upgecyclet im besten Sinne des Wortes wurden.

Neue Bänke, neues Glück?

Insofern dürfte es nun nur noch eine Frage der Zeit und von einem, vielleicht zwei Bank-Terminen sein, bis auch die teilweise gesperrten Spielplätze in Angriff genommen werden, deren Nutzer wiederum in die Zuständigkeit von Freudenstein (Bereich Jugend), die Geräte in jene von Artingers Gartenamt fallen.

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Kommentare (9)

  • R.G.

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    Bänke wie diese liebe ich.
    Hinten nichts zum Anlehnen, dafür ziept das Drahtzeug an Strümpfen und Kleidung, immer in der Temperatur, die man gerade nicht spüren möchte.
    Angepieselt die Dinger von Menschen und seltener von Hunden, immer geruchsfrisch.
    Lasst uns eine Senioren-Veräppelumg einweihen!

  • joey

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    Bänke verleiten die Menschen zum Lesen von Büchern.
    Es gab mal eine Zeit, da wurde das verboten. Die Alten unter uns wissen vielleicht noch wie das damals zu Corona Zeiten war.

  • Mathilde Vietze

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    Ich finde es besonders erfreulich, daß hier H o l z b ä n k e aufgestellt sind und
    nicht solche aus Draht.

  • R.G.

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    Kann jemand die Maße von den hölzernen GabionenDeckeln ausmessen beim Gassigang?
    Wie hoch vom Boden bis zur Brettoberkante?
    Wie lang? Wie breit?

    Ich bitte noch die Stadtweisen, Notrufnummern von den Automobil- und Motorradclubs zu Installieren, damit alle in der Wiese festgefahrenen Rollatoren, die nicht ganz so mobile Ältere nun mal zum Aufstehen als Stütze brauchen, wenn man ihnen Seitenlehnen und Rückenlehnen an Sitzbänken nicht gönnt, herausgezogen werden können.
    Andernfalls alle paar Wochen die Mumifizierten von den Bänken klauben.

  • joey

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    @Günther Herzig
    ich bin alt genug, um noch Ingenieur geworden zu sein. Ingenieur ist in wörtlicher Übersetzung einer, der alles kann. Lesen, Schreiben… und auch noch Rechnen!

  • Gizmo

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    @Joey
    Rechtschreiben!

  • Pattirift

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    Mös eröffnet also auch braune Bänke.

  • Mr. B.

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    Ja weil die Regensburger mit nichts mehr rechnen und mittlerweile auch mit Bankerl zufrieden sind!
    Politisch in der heutigen Zeit eine Meisterleistung! Vor langer Zeit waren es mal Hütchen! Wer kann sich noch erinnern?
    Wer wird als nächstes, vielleicht in jedem Park, Maibäumchen pflanzen?

  • Julian86

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    Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? — Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper

Kommentare sind deaktiviert

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