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Protest

100 Menschen demonstrierten gegen die „Festung Europa“

Etwa 100 Menschen folgten dem Aufruf des Vereins Seebrücke Regensburg und demonstrierten am Sonntag gegen die europäische Flüchtlingspolitik. Anlass sind die nach wie vor katastrophalen Zustände im Grenzgebiet zu Belarus. Dort harren seit Monaten Menschen in den Wäldern zu Polen aus.

Die Abschottungspolitik der „Festung Europa“ ist menschenverachtend – davon ist man am Sonntag überzeugt. Foto: bm

Es ist eine humanitäre Katastrophe, die sich nun schon seit mehreren Monaten im polnisch-belarussischen Grenzgebiet abspielt. Seit vergangenen August halten sich in den dortigen Wäldern Geflüchtete auf. Zeitweise mehrere tausend Menschen, die vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko als Druckmittel gegenüber der EU verwendet wurden. Wie viele aktuell noch vor Ort sind, ist nicht bekannt. Auch nicht, wie es mit ihnen weitergehen soll. Die polnische Regierung hat nun mit dem Bau einer 186 Kilometer langen und über fünf Meter hohen Mauer aus Stahl und Stacheldraht begonnen – für geschätzt 366 Millionen Euro.

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„Schachfiguren politischer Machtspiele“

Die Geflüchteten seien gefangen zwischen bewaffneten Soldaten auf beiden Seiten der Grenze, die sie weder in die eine noch in die andere Richtung lassen würden, so eine Rednerin der Seebrücke am Sonntag. Sie seien „Schachfiguren politischer Machtspiele“. Schon im Dezember hatte die Gruppierung versucht, in Regensburg auf die Zustände im Osten Europas aufmerksam zu machen. Da sich weiterhin kaum etwas geändert habe, steht man nun um 14 Uhr wieder auf dem Bismarkplatz.

„Veränderung kann schnell gehen“, beginnt die Rednerin, Vroni, ihre Rede. „Wenn von einem Moment auf den nächsten dein Zuhause von Bomben zerstört wird.“ Wenn plötzlich Familien auseinandergerissen würden. Die junge Frau steht auf den Stufen des Brunnens am Bismarkplatz. Während hinter ihr viele Leute das frühlingshafte Wetter genießen, mahnt sie, das Schicksal tausender Leute an der Grenze zu Polen nicht zu vergessen. „Veränderung kann schnell gehen, wenn an der Grenze von einem Tag auf den anderen eine Grenzschutzanlage gebaut wird“ und eine zuvor imaginäre Grenze sehr real werde, wie es in Polen der Fall sei.

In der „kalten, berechnenden Maschinerie“ der EU sei „kein Platz für Veränderung“, so Vroni.

Mehr Solidarität gefordert

10.000 Soldaten und weitere Grenzbeamte sind dort aktuell im Einsatz. Presse wird der Zugang kaum gewährt. Dennoch gibt es immer wieder Berichte darüber, dass Menschen festgenommen wurden, die es bereits nach Polen geschafft haben. Sie werden zurück an die Grenze gebracht und irren weiter in dem dünn besiedelten Gebiet umher. Mehrfach kam es schon zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten und Grenzsoldaten.

Für die Seebrücke und die rund 100 Teilnehmer der Demonstration ist klar: Auch die EU und die Bundesregierung tragen für den Ist-Zustand eine Mitverantwortung. „Wir fordern internationale Solidarität mit den Schutzsuchenden“, heißt es. Und die fordert man grundsätzlich für alle Menschen weltweit.

Homosexualität: In 60 Staaten unter Strafe

Denn Veränderung könne schnell gehen – durch Krieg, Flucht und durch den Verlust von Angehörigen. Der Klimawandel nehme eine immer größere Rolle für die weltweiten Migrationsbewegungen ein, hält Alexander Irmisch, Vorstand des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) in Bayern, fest. Aber auch die sexuelle Selbstbestimmung des Menschen dürfe als Fluchtursache nicht außer Acht gelassen werden. „In mehr als 60 Staaten steht Homosexualität immer noch unter Strafe, in neun Staaten droht sogar der Tod.“

Der LSVD beschäftigt sich schon länger mit der Fluchtthematik und den laut Irmisch „oft traumatisierenden Erfahrungen im Kampf um Anerkennung des Asylstatus“. Gerade queeren Menschen falle es auf der Flucht schwer, über ihre Verfolgung und ihre sexuelle Identität zu sprechen, auch aus Angst vor Repressalien. „Teilen sie es den deutschen Behörden nicht gleich mit, sondern erst im späteren Verlauf des Asylverfahrens, wird genau das gegen sie verwendet“, erklärt Irmisch. Der Europäische Gerichtshof habe inzwischen in mehreren Bereichen die Rechte von Betroffnen gestärkt und etwa geltende Antragsfristen wie sie die Bundesagentur für Migration und Flucht (BAMF) bei Asylfolgeverfahren anwendet als unzulässig erklärt (eine genauere Erkärung des EuGH-Beschlusses vom November 2021 findet sich hier).

Asylgrund oder „asyltaktisches“ Verhalten?

Dennoch komme es weiterhin zu Fällen, in denen das BAMF vorgebrachte Asylgründe gar nicht erst prüft, wie laut Irmisch ein Fall vor kurzem gezeigt habe. Die Bundesagentur habe hier „asyltaktisches“ Verhalten unterstellt. Das zuständige Verwaltungsgericht habe die Klage des Geflüchteten abgewiesen. „Das Gericht erwartete, dass er bei seiner Rückkehr in sein Herkunftsland ein Doppelleben führt“ – seine sexuelle Identität also verberge.

„Die Europäische Union, anfangs eine Idee von Brücken und Solidarität, ist längst zu einem Projekt von Mauern und Egoismus verkommen“, meint Johannes Rückerl von der Seebrücke Regensburg. Längst sei bekannt, „dass Mauern und Gewalt Flucht nicht beenden“, dass Menschen, „die alles hinter sich lassen und in ihrer Verzweiflung den Tod in Kauf nehmen“, sich nicht durch „mehr Stahl und Stacheldraht“ oder durch „Menschenrechtsverletzungen europäischer Grenzsoldaten“ aufhalten lassen würden.

Die EU, eine „kalte, berechnende Maschinerie“?

Hinter der nach außen „warmen, schönen, humanen Fassade“ der EU stecke nichts anderes als eine „kalte, berechnende Maschinerie“, sagt Vroni. Anders sei es kaum nachzuvollziehen, weshalb die Grenzschutzbehörde Frontex zuletzt mit einem Budget von 5,6 Milliarden Euro ausgestattet und auf 10.000 Beamte aufgestockt wurde. Eben jene Behörde steht seit Jahren wegen illegaler Push-Backs in der Kritik und muss sich derzeit in mehreren Klagen wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen vor dem Europäischen Gerichtshof verantworten. In dieser Maschinerie sei „kein Platz für Veränderung“, so Vroni weiter.

Auch mit der neuen Bundesregierung habe sich daran auch nichts geändert. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) könne „im gleichen Satz sagen, dass Deutschland für ein offenes, menschliches Europa steht und gleichzeitig hinter einer guten Arbeit seitens Frontex“. Die deutsche und europäische Politik steht laut der Vertreterin der Seebrücke für geschlossene Grenzen und damit „für den vermeidbaren Tod tausender Menschen“. Und eben nicht für einen „rechtmäßigen Zugang zu Asylverfahren“.

Es ist die bereits altbekannte Forderung der Proteste der Seebrücke: Die Menschen an der EU-Außengrenze müssten umgehend aufgenommen werden.

Demonstranten fordern Aufnahme der Menschen aus Belarus

„Um Europa keine Mauer“, skandieren die rund 100 Demonstranten dann, als sie vom Bismarkplatz an der Donau entlang laufen. „Bleiberecht für alle“, fordern sie und die sofortige Aufnahme von Schutzsuchenden. „Grünes Licht für Aufnahme“, steht auf einem Transparent. Genau das müsse die EU nun tun – den Menschen, die seit Wochen bei Eiseskälte an der Grenze zu Polen ausharren und nicht so recht wissen, was als nächstes mit ihnen geschehen wird, eine Perspektive geben. Wirklich eine Hoffnung auf Veränderung scheint man am Sonntag allerdings nicht zu haben.

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Kommentare (54)

  • SchadeSchade

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    Ich wäre im Prinzip gerne dort mitgegangen, aber da einige der wahrscheinlich Anwesenden mich schon mehrmals indirekt übel beschimpft haben als ich gegen die mMn sehr schädlichen Maßnahmen demonstriert habe und ich seit dem Angriff auf den jungen Herren der im Krankenhaus habe das auch mehr ernst nehme, kann ich an solch einer Demo leider nicht teilnehmen.

    Schade.

  • auch_ein_regensburger

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    Was genau darf man sich unter einer „indirekten üblen Beschinpfung“ vorstellen?

  • Gscheidhaferl

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    Ich fürchte die Demonstrierenden und ihre Wortfüher*Innen überschätzen die Offiziellen. Hinter der ‘Flüchtlingspolitik’ (die ihren Namen nicht verdient) steckt wahrscheinlich weder ein Plan noch ein raffiniertes Kalkül. Die Zutaten dürften weitgehend schlicht Ignoranz / Bequemlichkeit sowie Mut- und Ratlosigkeit sein. Frontex ist vermutlich schlicht der größtmögliche Konsens zwischen der europäischen Nationen. Mehr ist wohl derzeit einfach nicht drin. Es gibt augenscheinlich keine gesamteuropäische Bereitschaft, für echte Chancengleichheit in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen und eine gerechtere Ressourcenverteilung einzutreten. Das wäre aber wohl mit die wichtigste Voraussetzung, um Fluchtursachen (statt mit Frontex lediglich die Flüchtlinge, d.h. die ‘Symptome’ internationaler Ungleichheit) wirksam zu bekämpfen. Die EU ist immer noch primär eine nicht sehr weitsichtig agierende ‘Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)’, allem Geschwafel ihrer Funktionäre von der ‘Wertegemeinschaft’ zum Trotz. Vor allem wenn dabei an humanistische, rechststaatlich-demokratische Werte gedacht wird, liegt einfach noch ein sehr weiter Weg vor uns. Und da müssen wir jetzt nicht groß auf Ungarn oder Polen zeigen. Schauen wir uns hier in Regensburg doch einfach mal die Causa Rieger an, was dort augenschleinlich unter christlich-sozialen Werten verstanden wird. Oder den Fall Wolbergs, um sich die tatsächliche Belastbarkeit des Wertefundaments der SPD zu vergegenwärtigen…

  • Stefan Aigner

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    Eine weiter Diskussion über Corona-Maßnahmen und Co unter diesem Thread wird kommentarlos gelöscht.

  • Jakob Friedl

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    “Von hier nach da”
    Komm und zeichne mit! Beginn Sa 19.09. um 10 Uhr.
    Offenes Erzähl- und Zeichen-Projekt zum Thema Flucht und Ankommen
    im Nachbarschaftsraum „Kaufladen für Erwachsene“ in der Guerickestraße 71 a
    mit anschließender Ausstellung in der „Guericke Gallery“.
    Veranstalter Fvfu-uüiUf.e.V.-Kunstverein in Kooperation mit Space Eye anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus. https://ribisl.org/von-hier-nach-da-guericke-gallery/

  • Horst

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    Auf der einen Seite wird für mehr Migration, vorwiegend, nicht ausschließlich Wirtschaftsmigration, demonstriert.
    Und nächste Woche dann wieder für niedrigere Mieten. Wie stellt man sich das vor? Unter den Demonstranten gibt es sicher große Überschneidungen.
    Für die kommt der Strom auch aus der Steckdose und nicht aus dem Kraftwerk. Bzw solche Leute könne auch im Winter mit PV Strom erzeugen.
    Da kommt noch was auf uns zu in diesem Land.

  • Mr. T.

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    Horst, es wird nicht für “mehr Migration” demonstriert, sondern für den Schutz von Menschen, die akut in großer Gefahr sind.
    Und die nehmen uns sicher keine Wohnungen weg. Denn das ist es ja wohl, auf das sie hinaus wollen, um verschiedene Gruppen notleidender Menschen gegeneinander aufzuhetzen.

    Ansonsten finde ich es gut, dass mal bewiesen wurde, dass es doch möglich ist, auch mit Masken, Abstand und Anstand zu demonstrieren.

  • Gscheidhaferl

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    @Horst
    Ja, manche glauben, dass Strom aus der Steckdose kommt. Und andere, dass Flüchtlinge nur aus Jux und Tollerei über Land ziehen. Die Kurzsichtigkeit, die Sie im einen Zusammenhang kritisieren, sollten Sie nicht im anderen selbst praktizieren. Nix für ungut.

  • Gscheidhaferl

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    @Günther Herzig
    Na ja, da würde ich schon ein wenig differenzieren wollen. Es sind schon einige wichtige Themen zuletzt sehr aus dem Blickfeld geraten. Flucht / erzwungene Migration ist dabei sicher eins der Wichtigsten (und ist ja auch auf’s Engste mit Klimawandel und sozialer Ungleichheit verknüpft). Zumal da (unnötig) Leute sterben. Oder Lebenswege/-chancen irreparabel beschädigt werden (was sich dann früher oder später wieder an anderer Stelle rächt). Und für Juristen doch wahrscheinlich auch ‘unbefriiedigend’: Im Mittelmeer vollzieht sich das Sterben nicht zuletzt, weil sich die europäischen Anrainerstaaten schlicht weigern, die von Ihnen selbst ins Leben gerufenen internationalen Verpflichtungen einzuhalten. Stattdessen kriminalisieren sie zivilgesellschaftliche Organisationen, die aus humanitären Gründen an ihre Stelle treten und (zwangsläufig nur unzureichend) für die unerfüllten staatlichen Garantien einstehen. Abgesehen von der ungeheuerlichen Tatsache, dass das eben Menschenleben kostet: Das stellt uns schon auch als Rechtsstaat massiv in Frage. Das besonders vor diesem Hintergrund zynisch wirkende Unwort von der Wertegemeinschaft will ich hier gar nicht erst bemühen.

    Ein humanerer Umgang mit den Flüchtlingen an der polnischen Grenze (um den es den Demonstrierenden wohl primär ging), ist dabei freilich nur ein kleines Puzzle-Stück. Aber es gehört halt auch zum Gesamtbild dazu.

    Dessen ungeachtet fände ich es aber grundsätzlich auch schön, den Waschbären mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Also wenn wir dann mal einen brauchbaren Plan haben, wie wir die großen Herausforderungen bewältigen wollen ;-)

  • joey

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    @Günther Herzig
    eine Erkenntnis wurde gewonnen: es sind nur 100 Menschen, die da demonstrieren.
    Ansonsten muß das aber möglich sein – und ich zolle meinen Respekt denen, die für etwas (diesmal aussichtsloses) einstehen. Nein, bekanntlich nicht meine Meinung.

    Sie wollten neulich noch einen Beleg zu Wasserstoff. Hier keine offTopic, nur der Hinweis: Expertenanhörung bayr. Landtag 18.3.21

  • Kamm

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    an Günther Herzig, Danke!!!
    und an Mr.T: Anderer Meinung zu sein = Hetze!!? Sie müssen noch sehr jung sein und hatten vermutlich keinen tiefgründigeren Geschichtsunterricht in der Schule, diese Intoleranz und Respektlosigkeit hat uns viel Leid gebracht. Sie sind vermutlich noch jung und mit wenig Lebenserfahrung ausgestattet. Versuchen Sie doch einzig argumentativ mit überzeugenden Worten Ihre Sicht der Dinge darzustellen ….manches Mal zur kritischen Prüfung der eigenen Einstellung, bereichern deren Weltbild oder Sie bringen manche Menschen auch zu Umdenken. Aber so nicht -auch das ist eine Form der Bevormundung und damit Nötigung. Eine derartige Gesellschaftsform wollen wir, meist schweigende Mehrheit nicht!

  • Gscheidhaferl

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    @Kamm
    Bitte lesen, was Mr. T. wirklich geschrieben hat. Und nicht nur herauslesen, was Sie darin erkennen wollen. Nix für ungut.

  • Piedro

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    Moin Herr Herzig,
    ja, es gibt Türen. Vielleicht sogar viele. Manche verirren sich bei der Suche danach auf den Meeresgrund, viele verrecken in Wüsten, obwohl es da gar keine solche Türen gibt, oder erfrieren im Wald, weil man die Tür eingezäunt hat. Ihre Aussage erinnert mich an den großartigen Douglas Adams, wo Arthur Dent erklärt, er hätte das Büro für die Beeinspruchung im Keller, mit der Aufschrift vorsicht Tiger (oder so) gefunden.

  • Gscheidhaferl

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    @Günther Herzig
    Ich denke, das ist tatsächlich ein Teil des Problems: Es gibt zuviele Dinge, die gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit erfordern würden. Ich verstehe (und teile bis zu einem gewissen Grad) auch den Überdruss gegenüber der aktuellen Vielzahl an Betroffenheitsgesten. Aber das Thema Flucht ist m.E. dennoch nicht auf der selben Ebene wie die ‘Waschbärenproblematik’ zu verhandeln. Zudem: Ab und an daran erinnert zu werden, dass es außer Corona schon noch ein paar andere Sachen zu regeln gilt, ist ja auch nicht ganz verkehrt.

    Und mit Ihrer Sorge wegen der Situation in der Ukraine sind Sie doch auch gar nicht so weit weg davon. Oder was glauben Sie wird passieren, wenn es zu einer bewaffneten Auseinadersetzung kommt? Oder dem Land bzw. seiner Bevölkerung politisch/diplomatisch attraktive Entwicklungsperspektiven vorenthalten werden? Natürlich werden zahlreiche Ukrainer zu den Türen der Festung Europa drängen. Nochmal extra Zusperren oder Aufmachen wird dann durchaus die Frage sein.

    Und wer sollte Ihnen hier erntshaft ‘Verkommenheit’ vorwerfen? Dafür kennen wir uns alle doch schon etwas zu lange hier ;-)

  • Piedro

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    Nun denn, servus Herr Herzig,

    moin bedeutet schlicht “guten”. Grüß Gott bedeutet ja auch nicht, man solle Gott grüßen, sondern, dass dieser einen segnen möge.

    Dass Ihnen die schlimme Situation an den europäischen Grenzen wurscht sei würde mir nie einfallen. Aber der Verweis auf Türen, die vorhanden wären, erscheint mir angesichts der Realität zynisch, da diese Türen für die meisten Menschen schlicht nicht erreichbar sind, und auch nicht sein sollen. Die EU hat sich als Wertegemeinschaft an den Außengrenzen restlos disqualifiziert. Dass dieses Thema nur wenige Menschen auf die Straße bringt schmälert die Tatsache so wenig wie die Schande, die wir auf uns laden (lassen), das wird Historiker noch beschäftigen, wenn es in ein paar Jahrzehnten so was noch gibt. Die Verweis auf die Nutzlosigkeit, naja, so ist das halt. Die Demos in Brockdorf, Kalkar, Wackersburg waren auch nicht in dem Sinne “erfolgreich”, und doch waren sie wichtig und richtig. Hätte man auf die Demonstranten gehört wäre dem Land viel erspart geblieben, nicht zuletzt eine Unmenge Geld, dass vom Bürger auf die Konzerne übergegangen ist, die uns dafür für Millionen Jahre ihre Altlasten überlassen.

    “Das ist doch ihr Ziel! ”
    Ah geh, was ist mit Ihnen? Schlechte Laune? Dann reagieren Sie sich ruhig an mir ab, das halte ich aus.

  • joey

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    @piedro
    die Demos gegen “Atom” waren sehr erfolgreich. Merkels müdes Deutschland ist ausgestiegen und hat den Aktivisten damit Recht gegeben, die CDU inhaltlich kapituliert. Die “Kinder” der alten Propheten wurden nun in Regierungsgröße gewählt.

  • Tobias

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    Die Bezeichnung “Flucht” ist deshalb schon irrelevant, wenn man gezielt quasi durch die halbe Welt reist. Dass das nachvollziehbar ist, steht außer Frage, und dass man diesen Disclaimer immer wieder bringen muss, ist ermüdend.

    Wir brauchen keine Flüchtlinge mehr. Denn es sind keine. Alleine heute in der Regensburger Zeitung hat sich zum Thema Flucht diese internationale MIGRATIONS(!)-NGO gemeldet. Auch das brauchen wir nicht. Es wird etwas von Flächenfraß geschwafelt, gleichzeitig brauchen wir jährlich Großstädte für die sogenannten Flüchtlinge (eher Wirtschaftsflüchtlinge mit geringer Bildung). Es ist wirklich mal gut. Jeder der 100 Leute kann – und das wird auch immer wiederholt, finde es aber für richtig – für diese “Flüchtlinge” eine Bürgschaft unterschreiben. Uns werde nichts weggenommen – klar, zehntausende neue Nehmer in der bayerischen AOK, diese Millionen kommen von tatsächlich arbeitenden Leuten. Von mir und meinem Arbeitgeber etwa. Wir sind kein Lala-Land mit unendlichen Mitteln, und die “Flüchtlinge” – nicht zu verwechseln mit echten Flüchtlingen – kosten halt.

    Da reicht es für die Rente nicht aus, aber gleichzeitig 18.000.000.000€ p.a. (Stand 2018) für falsche Migration und Pseudo-Flucht ausgeben. Sorry, kein Land der Welt sagt: “Geht bis 70 arbeiten, damit zugereiste in das Sozialsystem mit gratis Healthcare einwandern”. Dafür noch zu demonstrieren ist irgendwie unverschämt. Oder schiebt die 60%+ abgelehnten Asylanten ab. Herrje, vergessen, das geht nicht, da das ja schon Migranten sind. Oder so.

  • Aus Zucker

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    @ Herzog
    Wie kommen Sie darauf, dass es unsere Festung ist?
    Sie sind glücklicherweise im reichen Teil der Welt geboren, wem was gehört, ist doch eine ganz andere Frage. Nicht zuletzt, da sich der Reichtum über Jahrhunderte auf Unrecht und Ausbeutung aufbaute. Eher haben wir aufgrund der unverdienten Privilegien eine Verantwortung den Schwächeren gegenüber. Das andere ist Wohlstandschauvinismus.
    @Tobias: Nicht mehr als unverblühmte menschenverachtende Hetze, was Sie hier aus sich rauslaufen lassen. Mit Rechtsextremen diskutiert man nicht.

  • Uwe

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    Es gibt Menschen denen geht es unverschuldet schlecht und es gibt Menschen denen geht es unverschuldet viel zu gut. An diesem Zustand wollen die Demonstranten etwas ändern. Wer sich dadurch ernsthaft bedroht fühlt, weiß wohl auf welch wackeligen Beinen sein eigenes Privileg eigentlich steht. Um leichter vom hohen Ross herunter zu finden empfehle ich bei Gelegenheit den Ritt in eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete.

  • Piedro

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    @joey
    “die Demos gegen “Atom” waren sehr erfolgreich.”
    Nein, waren sie nicht. Sie wurden ignoriert, die Demonstranten wurden gedroschen. Kalkar wurde fertig gebaut, der Brüter ging nicht ans Netz, aber nicht wegen der Demonstranten, sondern wegen des Haftungsrisikos. Auch im Wendland wurden die Argumente der Demonstranten bis zuletzt ignoriert. Alles, was den Standort als Endlager disqualifiziert, war seit Jahrzehnten bekannt. Brokdorf wurde nicht abgeschaltet, weil es der dokumentierten und vermuteten Störfälle genug war, sondern weil es eine Katastrophe in Japan gab.

    Wenn heute für besseres Wetter demonstriert wird, und im Sommer wird es dann schön warm, läge das auch nicht an den Demos.

  • Piedro

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    @Tobias
    Schön, dass es Sie ermüdet die immer gleichen Pseudoargumente aus der Mottenkiste der NPD anzuführen, wenn es um Menschenrechte geht. Immerhin etwas.

  • joey

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    @Piedro
    Sie müssen langfristiger denken, in Generationen.
    Nun führe ich zurück zum Artikelthema: es ist den Grünen damals gelungen, die Atomtechnik als Bedrohung zu prägen. Migration aber wird schon immer als Bedrohung für die “kleinen Leute” empfunden, Artverhalten der Primaten. Da hilft keine Propaganda.

    Wenn dann einer auch noch Moin sagt, setzt er dazu eine Sprachbarriere, das paßt eher in “Hamburg Digital”.-).

    Bedrohungspsych: Deswegen hier nur 100, die so relevant sind wie ein Martinszug. Es muß auch sowas geben dürfen und es ist halt (hier linke) Tradition. Politische Mehrheiten sind mit dem Thema aussichtslos, deswegen hat Nancy Faeser ihre Rundreise schnell abgebrochen. Irgendwann lernt es auch die letzte Blase.

  • joey

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    @Aus Zucker
    mit Ihnen diskutiert nun wohl auch keiner.-)

  • KW

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    Leute die meinen die Grußform “Moin” überhaupt kommentieren zu müssen, sind entweder noch nie aus ihrem Oberpfälzer Kaff raus gekommen oder empfinden schon jemanden, der einen anderen Dialekt spricht als Zugereisten, Preissn oder sonstigen Eindringling.
    Da braucht man sich dann auch nicht über Vergleiche mit Waschbärenpopulationen oder ähnliches wundern wenn es um das Flüchtlingsthema geht.

  • Aus Zucker

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    @ joey:
    Wenn das bedeutet, dass keine menschenverachtende Positionen bezogen werden, ist doch alles gut. Nech?

  • Auch a Regensburger

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    Joey: komische Zeiten sind das. Gehen die Linken auf die Straße um für die christlichen Werte zu skandieren.
    Und Sie haben Recht, Angst vor Fremden steckt in unserer DNA. Doch zeichnet es uns Menschen als Lebewesen nicht aus, dass wir uns eben nicht unseren innersten Trieben permanent hingeben. Um es greifbar zu machen; ich war mein ganzes Leben treu und hatte noch nie Gewalt in irgendeiner Form ausgeübt. Auch wenn meine Triebe schon mal was Anderes von mir wollten.

  • Piedro

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    @joey
    “…es ist den Grünen damals gelungen, die Atomtechnik als Bedrohung zu prägen.”
    Aha. Dass der Protest gegen Atomenergie in D-Land älter ist als die grüne Partei wissen Sie aber schon? Die Bedrohung durch diese Technologie existiert ganz unabhängig irgendwelcher Parteien. Und sie wird noch sehr, sehr lange real bleiben, weil bis heute keiner weiß was mit dem Atommüll passieren soll.

    “Artverhalten der Primaten”
    Aha. Der altbewährte Biologismus. Wirklich putzig. Ist aber nicht schlüssig, sobald das “Fremde” bekannt ist und Furcht als irrational erkannte, greift das nicht mehr. Und dazu braucht es nicht mal “Propaganda”, nur Erfahrung, Hirn und Herz.

    “das paßt eher in “Hamburg Digital”.-).”
    Plattdeutsch wird nicht nur in Hamburg gesprochen, und hat nicht nur da die Sprache geprägt. Bis heute feststellbar am Niederrhein, im Ruhrgebiet, im Münster- und Emsland. Und natürlich noch nördlich von HH.

    “Deswegen hier nur 100, die so relevant sind wie ein Martinszug.”
    Ah, deswegen! Nicht wegen der um sich greifenden Gleichgültigkeit… Warten wir mal ab, welche Grauslichkeiten es noch braucht, bis das Thema mehr Menschen bewegt. Noch zwanzig, dreißig Jahre, höchstens, dann machen sich auch Spanier und Italiener auf den Weg nach Norden. Mal schauen wie das dann mit der Abschottung von den “Fremden” funktioniert.

  • Aus Zucker

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    @ Günther Herzog: Ihr Standpunkt in Bezug auf Ihre Festung, Ihre Privilegien stellt unfreiwillig feudale Bezüge her. Ohne jegliche Eigenleistung sind Sie in einem Land geboren, in dem Sie von verschiedenen Voraussetzungen profitieren: etwa Bildung, Wohlstand, Frieden. Das machen Sie sich folgend gewissermaßen zu eigen. Diese gesellschaftlichen Güter sind jedoch nicht isoliert vom Rest der Welt entstanden, sondern nicht selten auf dem Rücke derer, die ihre Regionen verlassen müssen, da sie Opfer der wohlhabenden Länder wurden (etwa aufgrund Spuren des Kolonisalismus, des Klimawandels oder wirtschaftlicher Ausbeutung). Sie profitieren von Voraussetzungen, die Sie nicht geschaffen haben und erben damit eine Verantwortung gegenüber denjenigen, die ursächlich für Ihre Privilegien sind.
    Jetzt ist es freilich bequem (und rassistisch) von barbarischen Horden zu schwadronieren, da Sie sich dadurch von Werten wie Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Solidarität entbinden können. So sind auf einmal die notleidenden Menschen Barbaren und nicht mehr Sie, der aus niederen Beweggründen, nämlich der Furcht um seine materiellen Privilegien, seine Pfründe sichert.
    Wer sich etwas aneignet und wem es gehört, sind zwei verschiedene Dinge. Ohne Frage stehen Ihnen Rechte wie Teilhabe, Freizügigkeit, Mitbestimmung etc zu. Sie müssen schon ziemlich viel in die Migranten projizieren, um zu begründen, warum Sie sie ausschließen müssen/dürfen. Und dass Sie phantasieren, ich wäre ohne materielle und gesellschaftliche Teilhabe, ist jedenfalls bemerkenswert. Das befreit Sie wahrscheinlich von schmerzhaften Fragen an sich selbst.

  • Gscheidhaferl

    |

    @Günther Herzig
    Nein, Herzog sind Sie keiner. Aber auch gerade alles andere als herzig. Hört sich vielmehr nach dem Entwurf für das Drehbuch eines düsteren Endzeitfilms an. Wenn ich Sie richtig verstehe, empfehlen sie zwischen den Zeilen, sich ins aus ihrer Sicht Unausweichliche zu fügen und auf den aussichtslosen Show-Down (also wohl dann den Untergang der westlichen Welt) zu warten. Ich denke aber nicht, dass das eine wirklich gute Handlunsgempfehlung ist. Die Dinge können und müssen gestaltet werden, um eben nicht den von Ihnen fatalistisch skizzierten Verlauf zu nehmen. Und ein etwas versöhnlicherer Tonfall wäre mitunter auch irgendwie nett, wenn ich mir diese Meta-Anmerkung noch erlauben dürfte.

    Dessen ungeachtet vielleicht als Empfehlung ein seinerzeit kontrovers diskutierter belgischer Spielfilm von 2011, der einige Ihrer Thesen auf sehr provokante Weise aufgreift: L’ Envahisseur/The Invader (https://en.wikipedia.org/wiki/The_Invader_(2011_film))

  • Hthik

    |

    @Günther Herzig 16. Februar 2022 um 11:31

    “zuerst: Ich bin kein Herzog, wäre es aber gern.”

    Bei so wichtigen Dingen leiste ich gerne praktische Hilfe. Jeder kann sich meines Wissen jeden nicht (mehr) existierenden Titel zulegen, solange es keine Verwechslungsgefahr mit echten gibt. Wenn man dann lange genug damit aufgetreten ist, dass man bekannt ist, darf das auch in den Ausweis, Kategorie Ordens und Künstlernamen.

    Hochachtungsvoll, Brof. Di. rär. toll Hthik

  • Hthik

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    @joey 16. Februar 2022 um 10:45

    “Nun führe ich zurück zum Artikelthema: es ist den Grünen damals gelungen, die Atomtechnik als Bedrohung zu prägen.”

    Damals wussten sie noch nicht, dass sie einfach nur hätten sagen müssen, das die Kraftwerksbetreiber doch einfach eine Haftpflicht abschließen sollen. Für 72 Milliarden Euro jährlich können sie dann machen, was sie wollen, denn dann ist ja alles abgedeckt.

    Wenn ich mich richtig erinnere, wurde vor kurzem auch von den Briten angekündigt, dass sie 2133 Sellafield komplett zurückgebaut haben werden, freilich nur unter der Annahme, dass sie spätestens 2040 ein Endlager haben werden, wo das Zeig hin kann. Aber dass es irgendwann ein Endlager gibt, ist ja eigentlich sicher, nicht wahr? Warum macht man darum so einen Aufstand? Da das Zeug schwerlich vom Planten verschwinden wird, wird es irgendwo sein und das ist dann eben das Endlager. Sicher wie der Endsieg.

  • Gscheidhaferl

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    …ein konstruktiver Vorschlag, um hier vielleicht dann doch wieder dem eigentlichen Thema näher zu kommen: Alle an der Atommüllproblematik Interessierten sei folgender Link empfohlen: https://www.quarks.de/technik/energie/so-koennte-man-atommuell-recyceln-transmutation/

    Und dann geht’s hier vielleicht wieder ein wenig mehr um das Thema Flucht und wie wir dazu bzw. zu den entsprechenden Demonstrationen stehen?

  • Gscheidhaferl

    |

    Was mich z.B. immer wieder erstaunt, ist das Festhalten am diskreditierenden Begriff ‘Wirtschaftsflüchtling’. Dahinter verstecken wir uns gern und unterstellen dabei, dass es den so Bezeichneten eh nicht schlecht geht und es ihnen nur um eine materielle Optimierung geht.

    Selbst wenn ich es nicht aus eigener Anschauung besser wüsste, fände ich diese Annahme schon allein vom Zuhören her wenig überzeugend. Für etwas Optimierung sein Leben auf der Flucht riskieren? Für deutsche Sozialhilfe den Kältetod an der polischen Grenze riskieren? Gut, Konsumidioten wie uns, die sich schon beim Run auf das neue I-Phone fast gegenseitig umbringen, mag das einleuchten. Für denkende Menschen (ja, joey, ich bin so naiv und galube daran, dass es die gibt) aber doch eher eine absurde Vorstellung.

    Und führen Sie sich doch bitte mal diese perverse Regelung vor Augen: Aus der Diskriminierung/Verfolgung z.B. aufgrund einer nicht akzeptierten sexuellen Orientierung heraus ergibt sich (sofern nachgewiesen) ein anerkannter Fluchtgrund, ergo ein gültiger Aufenthaltstitel. Wenn sie hingegen nur einfach vom Hungertod bedroht sind oder für Sie und/oder Ihre Kinder kein würdevolles Leben in der Heimat möglich ist (z.B. weil die Insel, auf der sie leben, demnächst dank steigender Meeresspiegel von der Erdoberfläche verschwinden wird), dann dürfen Sie sich als ‘Wirtschaftsflüchtling’ diffamieren lassen.

    Das, was sich wohl die meisten unter ‘Wirtschaftsflüchtlingen’ vorstellen, wäre wohl meistens mit ‘illegaler Arbeitsmigration’ besser betitelt. Die entsprechenden Personen, auf die das vielleicht zutrifft, kommen dann aber in der Regel aus der EU und/oder deren Anrainerstaaten. Und weil wir immer noch zu doof sind, Immigration vernünftig zu gestalten (obwohl wir sie dringend benötigen), stellen die, die sich nicht einfach unbemerkt einschleichen und dann eine (häufig erbärmliche, mitunter sogar sklavenähnliche) Schwarzarbeiterexistenz führen, einen Asylantrag. Mangels Alternativen. Und wenn uns dann solche quasi von uns selbst erschaffenen ‘Wirtschafstflüchtlinge’ in’s Netz gehen, missbrauchen wir sie gleich noch als Argument und verallgemeinern deren ‘Optimierungsabsichten’ gleich auf alle anderen. Die aber oft aus einer ganz anderen, deutlich schwerwiegenderen Motivation heraus zu uns unterwegs sind.

    Wenn wir wirklich eine Wertegemeinschaft wären, würden wir die Flüchtlinge an der polnischen Grenze jedenfalls dort nicht zu Pingpong-Bällen menschenverachtender Grenzregime verkommen lassen. Wir würden sie dort rausholen und ihnen erstmal was Anständiges zu Essen und zum Anziehen geben. Das ist nicht sehr teuer. Ob sie dann bleiben dürfen, ist wieder eine ganz andere Frage. Aber wir würden sie verdammt nochmal dort nicht zwischen den Zäunen sterben lassen.

  • Piedro

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    @Gescheidhaferl
    “Aber wir würden sie verdammt nochmal dort nicht zwischen den Zäunen sterben lassen.”

    Sehr richtig. Aber es gibt eben auch jene, denen Flüchtlinge auf der anderen Seite des Zauns schon zu nahe sind, und die gerne mit ein paar MG-Salven oder Granaten für die begehrte Abschreckung sorgten. Widerliches Volk. Früher oder später werden die Freunde der “Festung Europa” dergleichen bejubeln dürfen.

  • Gscheidhaferl

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    @Günther Herzig
    … was kommt als Nächstes? Packen sie jetzt gleich noch den klerikalen Antisemitismus aus? Die Juden als Heilandsmörder? Und als Zugabe: Imperial-kolonialer Massen-/Völkermord als missverstandner Versuch die Welt zu verbessern? Gibt es für Sie eigentlich noch irgendwelche Grenzen? Was soll dieses bornierte Provozieren?

  • Piedro

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    1855, deutsche (und andere, europäische) “Wirtschaftsflüchtlinge” machen sich auf den Weg.

    https://www.youtube.com/watch?v=ZEtS38Fk8LY
    Ein stolzes Schiff streicht einsam durch die Wellen
    Und führt uns uns´re deutschen Brüder fort
    Die Fahne weht, die weißen Segel schwellen
    Amerika ist ihr Bestimmungsort
    Seht auf dem Verdeck sie stehen
    Sich noch einmal umzudrehen
    Ins Vaterland, ins heimatliche Grün
    Seht, wie sie über´s große Weltmeer zieh´n

    Sie zieh´n dahin auf blauen Meereswogen
    Warum verlassen sie ihr Heimatland
    Man hat sie um ihr Leben schwer betrogen
    Die Armut trieb sie aus dem eig´nen Land
    Schauet auf, ihr Unterdrücker
    Blicket auf, ihr Volksbetrüger
    Seht eure besten Arbeitskräfte flieh´n
    Seht, wie sie übers große Weltmeer ziehn

    Sie zieh´n dahin, wer wagt sie noch zu fragen
    Warum verlassen sie ihr Heimatland
    O armes Deutschland, wie kannst du es ertragen
    Daß deine Brüder werden so verbannt
    Was sie hofften hier zu gründen
    Suchen sie dort drüben zu finden
    D´rum zieh´n sie fort von deutschem Boden ab
    Und finden in Amerika ihr Grab

  • joey

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    @Gscheidhaferl
    das mit den Naiven hat Hr. Herzig gebracht. Er hat aber Recht.
    Ich selbst wollte darstellen, daß es leicht ist Menschen “gegen Atom” zu bringen, aber schwer “pro Asyl”.
    Ja, richtig, wir sind keine Schimpansen. Es gibt noch Moral und Erbarmen. Ich habe auch nie gefordert, jemanden rauszuwerfen (der nicht kriminell ist). Aber Mathematik gilt ohne unsere Zustimmung, deswegen hat Tobias soweit Recht: die Menschen sind dann in irgendeiner Wohnung in einer deutschen Großstadt.

    Offene Grenzen sind nichts weiter als eine Einladung für die Mafia, davor neue Zahlgrenzen aufzubauen.

    Hunger bekämpft man am besten vor Ort. Hunger ist aber meistens ein Problem von Korruption und fehlender Ordnung bzw. Sicherheit.

  • Gscheidhaferl

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    @joey:
    Sie sind ja ein Freund (pseudo-) naturalistischer/quasi-mathematischer Beweisführungen. Ich versuch’s mal, wohlwissend, dass es kaum Eindruck auf Sie machen wird.

    Also Preisfrage: Wenn die Ressourcen der Welt überwiegend bzw. überproprotional in eine Richtung abfließen (zu uns) und dann dort (bei denen) fehlen, bleiben die Leute dann dort sitzen und warten auf’s Sterben? Die, die schon zu schwach zum Wandern sind , ja. Die anderen werden es aber wohl wenigstens versuchen, den Ressourcen hinterherzukommen. Und wer sollte es ihnen verübeln.

    Ja, es stimmt, Hunger und Perspektivlosigkeit werden am besten vor Ort bekämpft . Das setzt aber einen nenneswerten Ressourcen-Ruckfluss voraus. Oder die ausdrückliche Verringerung der Abflüsse. Und u.a. einen halbwegs belastbaren rechts- und sozialstaatlichen Rahmen, der unter Bedingungen des Ressourcenmangels kaum zu etablieren / aufrecht zu erhalten ist. Sie können jetzt gerne eine nutzlose Henne-Ei-Diskussion darüber führen, ob Hunger/Armut/Perspektivlosigkeit nun eher Ursache oder Wirkung von Korruption und fehlender Ordnung sind. Fakt ist, diese Dinge treten gern gemeinsam auf. Sie müssen im Zweifelsfall also auch gemeinsam bekämpft werden. Und das passiert kaum.

    Ob unsere Grenzen offen oder geschlossen sind, dürfte übrigens weitgehend unerheblich sein. Genauso wie es für die Flüchtlinge unerheblich ist, ob Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer tätig sind oder nicht. Keine Grenze können Sie dauerhaft so schließen, dass Sie der Not der Vielen stand halten wird. Abschottung wird – wenn überhaupt – nur für einen sehr kleinen Teil unserer Gesellschaft eine Option sein, um ihren Lebensstandard wirksam abzusichern. Und auch das nur zu einem immensen Preis. Glauben Sie mir, es ist nicht lustig in einem Land mit extremer Ungleichheit zu leben. Es geht schon irgendwie. Aber es macht definitiv keinen Spaß. Und es ist für alle Beteiligten sehr, sehr gefährlich.

    Eine viel größere Einladung an Flüchtlinge als offene Grenzen, sind z.B. die Steuergeschenke, die hierzulande den Wohlhabenden gemacht werden, statt sie sinnvoll in den Sozialstaat zu investieren. Sie vergrößern andernorts die Not und helfen hierzulande niemanden aus seinen mitunter ebenfalls RELATIV prekären Verhältnissen.

    Ist letztlich wie der Witz von Trump bei der Grillparty. Als Freund der Mathematik müsste er Ihnen gefallen. Trump nimmt sich dabei jedenfalls selbst 9 von 10 Würstchen vom Rost und warnt dann seinen Wähler “Pass auf, der Flüchtling neben Dir will Dir Dein Würstchen klauen!”

    Sie warnen eben davor, dass der Flüchtling den knappen bezahlbaren Wohnraum belegen könnte. Und dabei sind Sie noch nicht mal ein Trump.

  • Aus Zucker

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    @joey: Das wäre natürlich schlimm, wenn eine Wohnung in einer deutschen Stadt von einem nicht-deutschen bewohnt wird. Mit diesem “Das Boot ist voll!” – Szenario möchten Sie die Verpflichtung gegenüber Menschen relativieren, die offensichtlich nichts zu verlieren haben und suggerieren, dass die Vernunft es gebietet, diese abzuhalten. Sie ignorieren komplett, siehe Gscheidhaferl 17:16 Uhr, Fragen der Verteilung des globalen/nationalen Wohlstands und entwerfen eine Konkurrenzsituation zwischen den sozioökomischen Schwachen verschiedener Nationen. Das wird nicht richtiger, wenn Sie sich Tobias anschließen.
    @ Günther 15:03 Uhr: Eine Antwort auf Ihren Beitrag würde Honorar rechtfertigen. Meine Zeit und das Thema sind mir dafür zu wichtig. (Bin eben doch nicht Jesus:).

  • Auch a Regensburger

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    Wir haben zuwenig Wohnraum weil die Anzahl der Arbeitsplätze stärker gestigen ist, als die Erschaffung neuen Wohnraums. Ebenfalls ist dies ja nicht homogen, da in manchen Teilen Deutschlands Wohnraum frei ist.
    Ob der Anteil der Flüchtlingen hier einen übergeordneten Einfluß hat, bezweifle ich.

    In einer Festung zu leben die es vor dem Bösen verteitigt werden muss, emfinde ich als sehr befremdlich.
    Eigentlich ein interessantes Paradoxon. Je besser es den Leuten geht, desto mehr Angst haben Sie. Aber irgendiwe auch logisch. Man muss ja erstmal was haben zum verlieren um Angst davor zu haben etwas zu verlieren. Oder ist es dich andersrum? Wenn man Alles hat, vergisst ma wie es ist nichts zu haben?

    Fußnote zur Atomkraft. Es ist mit großem Abstand die teuerste Energiegewinnung!!!!! Exklusiv Risiken und Endlagerung.

  • joey

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    @Gscheidhaferl
    bezahlbaren Wohnraum belegen: muß er ja.

    Wir müssen uns hier nicht auf eine Wirtschaftstheorie einigen. Ich bin mir recht sicher, daß die meisten Menschen das ganz genau so sehen wie ich: Wohlstand ist nicht statisch. Deswegen waren das nur 100 Demonstranten.

    @AusZucker
    wir kennen uns offenbar noch nicht. Ich habe “Boot voll” noch nie behauptet. Aber Sie werden wohl nicht im Ernst behaupten, daß Boote unendlich sind?
    Legen sie bitte den ständig mitschwingenden Nazi Vorwurf ab, wenigstens aus Höflichkeit.

  • Hindemit

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    Es scheint so, als ob einzelne hier versuchen die Lücke zu schließen, die durch die überfällige Demission von Datko entstanden ist. Den vermißt hier niemand.
    Verharmlosung kolonialer Völkermorde und sozialdarwinistische Egoismen. Wer nicht in dieser Ecke stehen will, sollte mal über sein Output im Forum nachdenken, statt sich über Gegenrede aufzuregen.

  • Aus Zucker

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    @joey: Natürlich bedienen Sie das Argument des vollen Bootes, wenn Sie […] Migranten und Wohnungen in deutschen Städten gegenüberstellen und im Weiteren noch vom Mangel an Booten sprechen.
    Es gibt eben nicht unendlich viele Menschen/Migranten. Und die teilen sich einen Planeten.

  • Stefan Egeli

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    @ Joey: Sie argumentieren immer wieder damit, dass es irgendwann zu Viele sein könnten, die das Land überschwemmen. Darum geht es jetzt aber nicht. Es geht doch darum, dass man Flüchtlinge irgendwo in Eiseskälte in der Hoffnung, dass sie wieder verschwinden, verrecken lässt. Es ist auch egal, warum sie geflüchtet sind. Ich vergleiche das damit: Sie sitzen im warmen Haus gemütlich vorm Fernseher mit üppigem Essen und wissen genau, das vor Ihrer Haustür eine kleine Familie liegt, die verhungern oder erfrieren würde, wenn Sie diese nicht reinlassen. Lassen Sie die Türe dann auch zu, nur weil Sie Angst davor haben, dass diese Menschen dann bleiben? Oder weil Sie der Meinung sind, der Nachbar könnte sie doch auch reinlassen? Wenn sie tatsächlich diese Fragen mit ja beantworten können, haben Sie ihre Menschlichkeit verloren. Es geht doch aktuell nur darum, dass diese Menschen aktuell dringend Hilfe benötigen und nicht darum, ob Sie uns später Sozialleistungen kosten. Und wenn sie uns das kosten, dann ist das eben so. Wir haben eben das Glück, dass unserem Land nach dem WK wieder auf die Beine geholfen wurde und wir hier im Wohlstand leben. Das ist nicht der Verdienst dieser Generation.

  • Daniela

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    Man könnte aber auch einfach nur denken: ” Ach würde es in unserem Land nur besser bei der Flüchtlingspolitik und der Integration von Flüchtlingen laufen. Dann müssten sich Bürger nicht ständig ängstigen. Aber wir verwahren ja gelegentlich nur.”

  • joey

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    @Aus Zucker
    Flora und Fauna (also wir Menschen) können nachwachsen (unendlich in Relation zur Zeit), Quadratmeter aber nicht. Deswegen sind viele Länder der 3. Welt überbevölkert, was wieder einen eigenen Problemkreis befeuert.
    Lassen Sie die Boote weg, ich habe das Wort nicht eingeführt.

    @Hindemit
    Ecken definieren sich nicht nach Zahl, sondern geografisch. Wenn Sie sich als Mitte des Raums bezeichnen, dann haben Sie recht. Ich aber denke, die Erde ist rund.-)

  • Hthik

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    @joey 16. Februar 2022 um 22:19 | #

    “bezahlbaren Wohnraum belegen: muß er ja.”

    Zunächstmal muss er weg von unzumutbaren Zuständen in die für eine Übergangszeitraum zumutbaren einer Flüchtlingsunterkunft. Die Ressourcen derweil genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen hat die Gesellschaft und hatte ihn seit all den vielen Jahren, seit denen wir das diskutieren.

  • Hindemit

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    Bildhafte Sprache, Metaphern nicht so Ihr Ding, Herr Joey..Wie immer, keine relavanten Antworten auf Argumente. Schwurbeln mit pseudowissenschaftlichen
    Anstrich. Ihnen muss ja ganz schön langweilig sein, wenn das Identitätsstiftend ist.

  • joey

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    @Hindemit
    wir müssen hier auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Es war ein Austausch von Argumenten. Persönliche Angriffe und Mobbingversuche (“Ecke”) disqualifizieren Sie, deswegen endet das hier.

  • Aus Zucker

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    @joey: es war doch schon vorher vorbei (siehe Inhalt 19:45 Uhr). Wohlfeil jetzt gekränkt „abzubrechen“.

  • Hindemit

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    @joey: Glaube nicht, dass ich bislang im RD Forum mit Mobbing Attacken aufgefallen bin. So wie Sie austeilen, sind Sie aber ganz schön dünnhäutig. Mit Gegenrede werden Sie auch in Zukunft rechnen müssen, da bin ich nicht der Einzige. Womit Sie recht haben: Wir werden nicht auf den KGN kommen, bin eh eher ein Fan des GGV. Nix für Ungut!

  • Aus Zucker

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    @joey: Sie argumentieren, wir könnten nicht die ganze Welt aufnehmen (unendlich viele). Darum geht es allerdings nicht. Damit bedienen Sie Untergangsszenarien, um die Grausamkeit gegenüber Personen in großer Not zu rechtfertigen. Richtig ist, dass wir etwas abgeben müssen. Das wurde allerdings bereits differenziert ausgeführt.
    @Daniela: Sie müssen keine Angst haben, treten Sie doch mal beiläufig in Kontakt mit Ihnen Fremden.

  • Hthik

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    @joey 16. Februar 2022 um 16:27

    “Hunger bekämpft man am besten vor Ort. Hunger ist aber meistens ein Problem von Korruption und fehlender Ordnung bzw. Sicherheit.”

    Insbesondere sozialer Sicherheit. Man nennt das moral highgrounding: Eine Lösung in ihrer Heimat wäre für die Menschen am besten, also akzeptiere ich nur diese. Das ist, als würde der Arzt einem Patienten ein ein zur Verfügung stehendes, lebensrettendes Medikament verweigern, weil diesem davon die Zähne ausfallen.

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drin