Ungeachtet dessen besuchten die ICOMOS-Experten am 31. Oktober und 1. November Regensburg, um vor Ort die Umbaupläne unter die Lupe zu nehmen. Dr. Mechthild Rössler vom Welterbe-Zentrum in Paris hatte noch am 23. Oktober gegenüber regensburg-digital erklärt, das Thema Schlosshotel sei für die UNESCO „abgehakt“. Das deutsche Nationalkomitee von ICOMOS sah das offenbar etwas anders. Professor Dr. Achim Hubel, Mitglied der Monitoring-Gruppe und Berichterstatter für Regensburg: „Die Stadt ist zwar der Meinung, dass es da nichts mehr zu diskutieren gibt, allerdings war bislang kein offizieller Gutachter von ICOMOS in Regensburg.“ Das wurde nun nachgeholt. Unter anderem deshalb, weil die Baugenehmigung nach wie vor Gültigkeit habe. Die Stadt Regensburg hatte die Umbaupläne bereits vor gut einem Jahr genehmigt – ohne Beteiligung der UNESCO.
Nach der Erklärung des Fürstenhauses glaubt allerdings auch Hubel nicht mehr, dass die Hotelpläne Wiederauferstehung feiern könnten. „Ich persönlich hätte erhebliche Bedenken gegen eine solche Nutzung gehabt.“ Angesichts dieser aktuellen Lage werden die Hotelpläne im Schloss St. Emmeram also eher eine untergeordnete Rolle in dem Bericht spielen, den die Denkmalschützer – voraussichtlich noch in diesem Jahr – zu Regensburg vorlegen werden. Anders verhält es sich mit den Planungen für eine Ersatztrasse anstelle der Steinernen Brücke.
Von der bayerischen Denkmalpflege gab und gibt es immer wieder Einwände gegen die Westtrasse. Generalkonservator Professor Egon Johannes Greipl hatte erst kürzlich „erheblichen Widerstand“ gegen eine solche Ersatzlösung angekündigt. Oberbürgermeister Hans Schaidinger hingegen hatte – nach einem Besuch im Welterbezentrum in Paris – mehrfach die UNESCO als Kronzeugen dafür angeführt, dass eine Westtrasse durchaus machbar sei. Die Regensburger Pläne kämen bei den Welterbeschützern gut an, so Schaidinger Anfang September gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
Tatsächlich? „Man kann nach Paris fahren und dort Gespräche führen, aber das ist kein Gutachten“, sagt dazu Professor Hubel. Selbstverständlich könne es erst ein abschließendes Urteil geben, wenn Entwürfe vorlägen. Dem Bericht der ICOMOS-Gruppe wolle er auch nicht vorgreifen. Aber: „Ich persönlich habe größte Bedenken gegen eine solche Brücke.“ Es sei völlig unklar, wie dieses Bauwerk an die Altstadt angebunden werden solle, welche Rampen und Straßen dafür nötig sein werden. Darüber hinaus befürchtet Hubel eine Beeinträchtigung der Donaulandschaft durch ein solches Bauwerk. Es bleibt abzuwarten, welches Urteil nun die Monitoring-Gruppe in Sachen Westtrasse fällen wird.
Die Osttrasse über den Grieser Spitz wurde von den ICOMOS-Experten übrigens nur am Rande diskutiert. Hubel: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand ernsthaft eine solche Brücke in Erwägung zieht.“ Da kennt er die Regierenden in Regensburg schlecht …
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