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Archiv für 30. Oktober 2009

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„Schreiten Sie ein! Schreiten Sie ein!” Maximilian Mittermaier wirkt panisch, als er die Polizeibeamten anherrscht. Gerade hat der persönliche Referent von Oberbürgermeister Hans Schaidinger hilflos mitansehen müssen, wie Dutzende Schülerinnen und Schüler ins Rathaus eindrangen, um seinem obersten Dienstherrn ordentlich die Meinung zu geigen. Die Ankündigung des Oberbürgermeisters, den versprochenen Neubau eines Schulgebäudes für BOS und FOS auf die Streichliste zu setzen, hat Kollegium, Schüler, Eltern und auch Studenten auf die Straße getrieben. Über 700 Menschen sind von der Landshuter Straße vors Alte Rathaus gezogen, um ihrer Forderung nach dem Neubau Nachdruck zu verleihen.

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Im September beschloss der Stadtrat, im nächsten Jahr mit dem Bau eines Gebäudes zu beginnen, in dem langfristig die komplette Schule untergebracht werden kann („Einhäusigkeit”). Diese Zusage hat Schaidinger Anfang der Woche zur Disposition gestellt. Begründung: Das Grundstück der Stadtbau GmbH, eine Gesellschaft, die zu 100 Prozent ohnehin der Stadt gehört, sei zu teuer. Schaidinger schlägt vor, einen Teil der Schule in hergerichteten Altbau-Räumen des Von-Müller-Gymnasiums unterzubringen. Diese plötzlich aus dem Hut gezauberte Lösung würde die Zweihäusigkeit auf Dauer zementieren, Schüler und Lehrer der BOS auseinanderreißen und die schon jetzt bestehenden Organisations- und Verwaltungsprobleme verschärfen, heißt es in einem offenen Brief des Kollegiums an die Regensburger Stadträte.

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„Wir werden einfach verarscht”, sagt ein Lehrer unumwunden am Freitag. Seit 40 Jahren ist die Schule, die alljährlich mehr Abiturienten verabschiedet als alle Regensburger Gymnasien zusammen, auf mehrere Gebäude aufgeteilt. Derzeit in einem Gebäude am Ziegelweg, dessen Wände größtenteils aus Asbest bestehen und einem Bau an der Landshuter Straße, wo der Platz hinten und vorne fehlt. Die Personalratsvorsitzende Evelyn Mittenzwei beschreibt die Zustände für Schüler und Lehrer als „Kafighuhnhaltung”. Immer wieder wurde Abhilfe versprochen, immer wieder wurden die Zusagen nicht eingehalten. Die Schüler bringen es auf Transparenten und in Sprechchören deutlich auf den Punkt: „Auf leere Wahlversprechen können wir scheißen”, ist zu lesen. „Schaidinger raus” wird minutenlang vor dem Alten Rathaus gerufen. Es gibt gellende Pfiffe für den Rathauschef. Zahlreiche Transparente beschäftigen sich mit der Rolle von Hans Schaidinger, der als Hauptverantwortlicher für die stiefmütterliche Behandlung ausgemacht wird. Von „beschaidenen Verhältnissen” ist die Rede, „OB wechseln” heißt es an anderer Stelle.

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Der OB hat sich am Freitag in seine Gemächer zurückgezogen und ist nicht zu sprechen. Lediglich Sozialbürgermeister Joachim Wolbergs empfängt die Demonstration auf dem Vorplatz, den er aber kurz nach Beginn der Kundgebung wieder verlässt. „Laut Schaidinger wurde im Vorfeld der Demonstration nicht angefragt, ob die Möglichkeit zu einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister bestehen würde”, heißt es in einer Pressemitteilung, die von der Stadt am späten Nachmittag verschickt wird. Mehrere Schüler suchen das Gespräch dennoch. Sie strömen ins Rathaus und – so beschreibt es der Polizeibericht – „klopften lautstark gegen die Tür zum Vorzimmer des Oberbürgermeisters”. Die Resonanz bleibt aus. Von Joachim Wolbergs werden sie des Rathauses verwiesen. Er ist sauer, nennt das Ganze „bodenlos”. „So geht es nicht, so geht man nicht miteinander um“, ist ein Statement, das der Oberbürgermeister verschicken lässt. Es sind wohl vor allem schlechter Erinnerungen, die Hans Schaidinger so auf die Palme bringen. DSC05233

Vor zehn Jahren wurde das Alte Rathaus mehrere Stunden von Schülerinnen und Schülern der BOS besetzt. Damals, weil das Gebäude an der Landshuter Straße – kurz gesagt – eine verschimmelte Dauerbaustelle war. Erst nachdem ein Gesprächstermin zugesagt wurde, gaben die Schüler das Rathaus frei. Beim anschließenden Termin versprach Schaidinger, das Problem zu lösen, nur um vor der Presse etwas ganz anderes zu behaupten. Dumm nur: Das Gespräch war aufgezeichnet worden, lief wenig später auszugsweise im Radio und dokumentierte beeindruckend wie der Oberbürgermeister mit dieser Schule umgeht. Da wundert es kaum mehr, dass Schaidinger heute vor einer Diskussion mit den Betroffenen zurückschreckt.

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Ob der Neubau gestrichen wird, ist bislang noch nicht entschieden. Die CSU wird sich damit bei ihrer Klausur Anfang November beschäftigen. Wie sich die SPD zu dem Thema stellen wird, ist ebenfalls noch offen.

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