13 Mai2011

- Einer der der sechs Angeklagten im Neonazi-Prozess. Ein Urteil wird am Mittwoch erwartet. Fotos: as
„Vater?“ „Unbekannt.“
„Beruf?“ „Arbeitslos.“
Was trinken Sie so täglich? „Acht bis zehn Bier, dazu Schnaps.“
Solche oder so ähnliche Antworten sind es, die man von den Angeklagten vor der großen Jugendkammer des Landgerichts Regensburg am Donnerstag zu hören bekommt. Die sechs Angeklagten zwischen 21 und 40 Jahren wirken wie das personifizierte Klischee: Die Neonazis haben Alkoholprobleme, die familiären Verhältnisse scheinen vielfach schwierig zu sein und mit einer geregelten Arbeit sieht es eher schlecht aus. Zwei von ihnen sitzen derzeit im Knast. Vier der Angeklagten sind kahl rasiert, bei den anderen beiden wirkt der Haarwuchs relativ frisch.
Seit Donnerstag müssen sie sich unter anderem wegen des Überfalls auf einen 22jährigen Barkeeper des Lokals „Picasso“ Ende Juni 2010 verantworten, den fünf von ihnen zusammen durchgeführt haben sollen. Der Barkeeper hatte den mutmaßlichen Rädelsführer Daniel S., 25, eine Woche zuvor wegen einer rassistischen Beleidigung zur Rede gestellt. Der Überfall, bei dem der Barkeeper verletzt wurde und sich nur durch Flucht in angrenzendes Lokal retten konnte, sei ein gezielter Racheakt gewesen, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.
Doch dieser Racheakt ist nur einer von zahlreichen Vorwürfen, die sich insbesondere gegen Daniel S. richten. Zwei Monate nach dem Überfall soll S. einem 16jährigen Schüler mit einem Maßkrug ins Gesicht geschlagen und ihn schwer verletzt haben. Erst danach ordnete die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft an.
Oberstaatsanwalt Edgar Zach braucht am Donnerstag gute 20 Minuten zum Verlesen der Anklageschrift.
Zu dem Überfall selbst wollen die sechs Neonazis entweder nichts sagen oder sie berufen sich auf alkoholbedingte Erinnerungslücken.
