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Knackpunkt Baustellenverkehr

Bürgerbeteiligung Teil I: Neubau der Schule am Sallerner Berg

Ab sofort stehen bis einschließlich 19. März die Bebauungspläne für den Neubau der Schule am Sallerner Berg und das geplante Wohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne online zur Einsicht. Im Fall des Sallerner Bergs sorgt die Baustellenerschließung weiter für Unmut.

Weil das alte Grundschulgebäude durch einen modernen Holzbauu ersetzt werden soll, plant die Stadt eine temporäre Baustraße. Foto: Bothner

Gemäß § 3 Abs. 1 Baugesetzbuch (BauGB) ist die Öffentlichkeit „möglichst frühzeitig über die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung, sich wesentlich unterscheidende Lösungen, die für die Neugestaltung oder Entwicklung eines Gebiets in Betracht kommen, und die voraussichtlichen Auswirkungen der Planung öffentlich zu unterrichten; ihr ist Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung zu geben.“ Um dieser rechtlichen Vorgabe zu entsprechen, sind auf der städtischen Internetpräsenz ab sofort die Bebauungspläne für zwei Vorhaben einsehbar. Die Bürgerinnen und Bürger sind dazu aufgerufen, Anregungen und Meinungen hierzu an die Stadtverwaltung zu richten. Dabei geht es unter Nr. 29 I/VI um den geplanten Neubau eines Schulzentrums am Sallerner Berg.

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Wie bereits hier berichtet, soll der bestehende Schulkomplex abgerissen und durch ein modernes Schulzentrum ersetzt werden, bestehend aus Grundschule, dem Sonderpädagogischen Förderzentrum Jakob-Muth und einer Dreifachturnhalle. Das Vorhaben sorgt bei Anwohnern und Eltern der Schüler allerdings auch für tiefe Sorgenfalten, die bisher von der Verwaltung nicht ausgeräumt werden konnten.

Stadt sieht keine größeren Bedenken

Die Bedenken drehen sich dabei im Wesentlichen um die Erschließung der Baustelle und die Abwickelung des Schulalttags während der Bauzeit. Mit einem Fragenkatalog hat sich zuletzt einer der Anwohner an die Verwaltung gewandt. Eine zenterale Frage: Ist der Untergrund am Sallerner Berg für dieses Bauborhaben überhaupt geeignet? Denn der Sallerner Berg besteht an vielen Stellen vorwiegend aus porösem Untergrund, weswegen es in der Vergangenheit bereits zu Bodenabsenkungen und damit zu Gebäudeschäden kam.

Wie dem Antwortschreiben der Verwaltung, das unserer Redaktion vorliegt, zu entnehmen ist, sieht man bei der Stadt bei keiner der Fragen größere Bedenken. So habe bereits 2019 ein Realisierungswettbewerb aufgezeigt, dass das neue Schulzentrum am Standort „städtebaulich verträglich und funktional möglich ist“. Deshalb wolle man mit dem bis zum 19. März einsehbaren Bebauungsplan nun das „notwendige Baurecht in einem öffentlich-rechtlichen Verfahren“ schaffen.

Schulwegbeauftragter gibt sein Ok

Das Bauvorhaben ist in zwei Abschnitte unterteilt. Im kommenden Jahr soll zunächst mit dem Abbruch der bestehenden Turnhallen begonnen werden. Dort soll dann der Holzbau der neuen Grundschule entstehen, während der Schulbetrieb im alten Grundschulgebäude weitergehen wird. Nach den Plänen der Stadt würde die Grundschule Ende 2024 in den Neubau ziehen und der Altbau abgerissen werden. Da die Abbrucharbeiten am Sallerner Berg überwiegend in den Ferien durchgeführt werden sollen, könne man die Beeinträchtigungen dabei „auf ein Minimum“ reduzieren.

Die Fertigstellung der Förderschule ist für 2027 angesetzt. Bis dahin sollen die Schülerinnen und Schüler der Jakob-Muth-Schule in den Altbau des Von-Müller-Gymnasiums ausweichen. Dazu wird die Stadt einen Fahrdienst anbieten, der die Kinder von zu Hause abholt und zurück bringt. Der Schulweg der Grundschüler soll weiterhin über die Hunsrückstraße führen, während der Baustellenverkehr über den Sallerner Berg Nord erschlossen laufen soll und damit vom Schulweg abgetrennt werden würde.

Ausschuss beschließt temporäre Baustraße

Im vergangenen Sommer war zunächst noch eine Erschließung über Hunsrückstraße, Erzgebirgstraße und die Straße Im Reichen Winkel favorisiert worden. Die Hunsrückstraße – am Ende der Sackgasse liegt die derzeitige Grundschule – ist aufgrund geologischer Gegebenheiten auf fünf Tonnen Gesamtlast beschränkt. Laut einem aktuellen Gutachten könne die Gewichtsbeschränkung zwar auf zehn Tonnen angehoben werden. Aber auch dann wäre eine Nutzung durch den Schwerlastverkehr nicht möglich. Auch die Harzstraße, über die der Neubau der Jakob-Muth-Schule größtenteils erfolgen müsste, ist dem Gutachten nach voraussichtlich wenig geeignet. Die Errichtung einer eigenen Baustraße, über die beide Bauabschnitte abgewickelt werden können, sei daher zu empfehlen.

Am 16. Dezember sprach sich der Planungsausschuss für Variante 9b (orange gepunktet) aus. Quelle: Stadt Regensburg

Am 16. Dezember beschloss dann der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen die im Antwortschreiben der Stadt angesprochene Baustellenerschließung aus nördlicher Richtung (im Beschluss als Variante 9b bezeichnet). Der Plan: Mit einer provisorischen Trasse von der Aussiger Straße kommend könne die Hunsrückstraße im Bereich der Grundschule angefahren und im weiteren Verlauf auch der zweite Bauabschnitt abgewickelt werden.

Baustraße führt durch Naherholungsgebiet

Der Lastverkehr wird bei dieser Variante durch das Naherholungsgebiet Aberdeenpark geführt. Konkret heißt es in dem entsprechenden Beschluss:

„Die Varianten 9 a und 9 b führen erst ab der Kreuzung Ostpreußenstraße/Aussiger Straße über den insgesamt kürzesten Verlauf durch den Erholungsraum. Die Varianten 9 a/9 b durchschneiden nur an zwei Stellen das für die Erholungsnutzung relevante Wegesystem. Es wäre nur ein kurzer Wegeabschnitt zu sperren, der jedoch nur eine untergeordnete Bedeutung für die Erholungsnutzung hat. (…) Die öffentlichen Grünflächen des Aberdeenparks würden nur in einem sehr geringen Umfang im unmittelbaren Umfeld der Baustelle in Anspruch genommen.“

Und weiter heißt es:

„Die Trassenführung verläuft durch ackerbaulich und grünlandwirtschaftlich genutzte Flächen, bewirkt jedoch durch die deutliche Steigung in einem weithin einsehbaren Landschaftsabschnitt einen deutlichen Eingriff in das Landschaftsbild. Landschaftlich prägende Strukturen werden kaum beeinträchtigt. Insgesamt ist von einer geringen Beeinträchtigung der Erholungsnutzung auszugehen.“

Ein Regenrückhaltebecken in unmittelbarer Nähe sei, entgegen der Vermutung eines Anwohners, von der Baustraße nicht betroffen und „die Abwicklung des Baustellenverkehrs über die Variante 9 b” aus verkehrlicher Sicht „verträglich“. Einen Eingriff in das Parkgelände hatten zahlreiche Anwohner bereits vergangenen Sommer befürchtet. Die jetzige Beteiligungsphase dürfte sie nun erneut auf den Plan rufen. Für den 10. März ist eine öffentliche Abendveranstaltung geplant. Dann sollen online die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung erörtert sowie Fragen geklärt werden.

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Kommentare (3)

  • XYZ

    |

    Die Beantwortung der zentralen Frage, ob der Untergrund an dieser Stelle für ein solches Bauvorhaben überhaupt geologisch geeignet ist, vermisse ich: kein Bauherr würde auf lockeres Sandgestein bauen – geht vl. technisch auch, dann wird’s aber ziemlich teuer.

  • xxx

    |

    Das fast zur selben Zeit auch die Notunterkünfte in der Aussigerstrasse abgrissen werden sollen und um ein vielfaches vergrößert werden mehr Wohneinheiten als jetzt davon sind nur wenige Leute informiert worden. System? Betrifft auch wieder die Aussiger Strasse .Man verlagert scheinbar alle Probleme in einen Stadtteil der sich unterhalb des Berges abspielt. PS: Wenn die Bungalow aus den 70igern abgerissen, renoviert bzw. neu gebaut werden da halten die maroden Sandstrassen 15 Tonner beladen aus kann es sein das andere mehr Einfluss auf die oberen Stadthäupter haben wie es in ihrem Umfeldt aussehen soll?

  • mamo

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    Muß XXX zustimmen keiner von den Anwohnern weiß bescheid, keiner wurde informiert. Die vom Sandberg waren zwar nicht in der lage den Bau der Schule an dieser stelle zu verhindern, aber sie konnten erfolgreich verhindern daß der Baustellenverkehr mit Dreck und Lärm über fast ein Jahrzehnt nicht an ihren schönen Häusern vorbeigeht. Denen von der Aussigerstraße und allen Nebenstraßen kann man das ruhig zumuten.Die sind eh den Lärm und Dreck der “Baustellen” hier gewohnt: Flaschenkontainer, Notwohnanlage, Obdachlosenunterkunft, Jugendzentrum, Stadtteilprojekt, Sportplatz, Baustelle für Supermarkt. Und die Natur schweigt sowieso und so wird das Naherholungsgebiet Nord für immer zerstört.

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drin