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Der Sockel steht bereits, die Brauerei Bischofshof macht fleißig Werbung für das Umzugsspektakel und Kulturreferent Klemens Unger harrt der Wiedergutmachung einer „Schande”: Am 9. Mai wird das Reiterstandbild von König Ludwig I. auf den Regensburger Domplatz zurück kehren – die Nazis hatten es 1936, mehr aus verkehrlichen, denn ideologischen Gründen in die Carl-Anselm-Allee verpflanzt. Dafür ernten die Verantwortlichen jetzt geharnischte Kritik von den Stadtrats-Grünen.

Als „unangemessen, wenn nicht sogar unsinnig” bezeichnen Fraktionschef Jürgen Mistol und der kulturpolitische Sprecher Jürgen Huber die Aktion. „Diese Maßnahme, aktuell und maßgeblich vorangetrieben vom Stadtratskollegen Dr. Eberhard Dünninger (ÖPD) sowie der CSU-Fraktion und in den 1990er Jahren schon einmal beantragt von einem Stadtrat der rechtsradikalen Republikaner, ist gewissermaßen die Fortsetzung der Restaurationspolitik von König Ludwig I.”

Die Stadt Regensburg hat 100.000 Euro für ein Gutachten zur Neugestaltung des Domplatzes ausgegeben. Wesentlicher Bestandteil war dabei die Wanderung des Blaublüters. Den Rest der Kosten haben Kulturreferent Klemens Unger und Bischofshof-Brauereidirektor Hermann Goß, mittels des von ihnen gegründeten Vereins „Die Förderer e.V.” eingeworben, unter anderem mit einer Bischofshof-Verkaufsaktion, bei der 20 Cent pro Kiste Bier fürs Denkmal gegeben wurden. Den Rest der Kosten steuerten neben der Brauerei selbst zwei weitere Unternehmen bei. Kulturreferent Klemens Unger lobt die von ihm federführend organisierte Versetzung als Ergebnis „bürgerschaftlichen Engagements”.

„Ludwig der Erste war ein Monarch, der sich zuerst liberal gab, im Laufe seiner Herrschaft aber zunehmend reaktionäre Tendenzen zeigte, unter anderem die Zensur wieder einführte und die Pressefreiheit abschaffte”, erinnern dagegen die Grünen. Generalkonservator Egon Greipl hatte erst kürzlich die von König Ludwig betriebene Geschichtsklitterung erläutert, seine Umdeutung der bayerischen Geschichte hin zum Franzosenhass. „Als Vorbild für unsere demokratische Gesellschaft taugt er ganz und gar nicht”, so Huber und Mistol.

Auch das vielfach vorgetragene Argument mit der Versetzung des Reiterstandbilds sei wenigstens ein erster Schritt zu der seit langem geforderten Verkehrsberuhigung des Domplatzes getan, vermag sie nicht zu überzeugen. „Sinnvoll wäre es gewesen, für den Domplatz zuerst ein Gesamtkonzept in Bezug auf Gestaltung und Verkehr zu erarbeiten mit dem Ziel, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.” Stattdessen werde ein rückwärtsgewandtes Reiterstandbild aufgestellt, „wohl in erster Linie, um Touristen zu beeindrucken, und zweitens sicherlich auch, um Symbole alter autoritärer Strukturen des Königtums in das Zentrum der Stadt zurück zu holen.” Der Platz bleibe in erster Linie eine Fläche für den Autoverkehr, der mit dem Denkmal „einer eher fragwürdigen Person der Zeitgeschichte” verziert werde.

Die – ebenfalls von Klemens Unger zu verantwortende – historisch falsche Napoleon-Inschrift am Pylonentor in Stadtamhof bekomme durch die Rückholung des Königs ins Herz der Altstadt einen zusätzlichen und doppelt schlechten Beigeschmack. „Das kann einen Demokraten, dem seine Stadt am Herzen liegt, schon empören.”

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„Mit Wertschätzung nichts zu tun!” Zoff um Erzieherinnen-Gehälter

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