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Glosse

„Keine Grünfläche im klassischen Sinn“

Ein Marina-Quartier braucht keine Marina, auch kleine Bäume werden einmal groß, und Khaki ist das neue Grün.

Die zentrale Freiraumachse im “Marina-Quartier”.

Sie bietet eine „hohe Aufenthaltsqualität“, ist “großzügig mit Bäumen bepflanzt“, flankiert von „großen Wasserflächen“ und außerdem ist sie wunderschön frühlingsgrün. Die Rede ist von der „zentralen Freiraumachse“ im sogenannten „Marina-Quartier“. Wer einen Blick in den 2014 beschlossenen Bebauungsplan wirft, sieht eine durchgängig grüne Fläche, gesprenkelt mit Kreisen in einem etwas helleren Grünton (Bäume) und etwa in der Mitte findet man das Wort „Grünanlage“.

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Doch nur des Bebauungsplanlesens Unkundige würden nun meinen, dass man aus solchen Hinweisen Rückschlüsse auf die Realität ziehen könnte. Tatsächlich ist die „zentrale Freiraumachse“ in elegant-schmutzigem Khaki gehalten. Auf der asphaltierten Fläche, von der der motorisierte Individualverkehr durch Poller ferngehalten wird, kämen locker zwei Kleinbusse aneinander vorbei. Gesäumt wird dieses breite Straßenbauwerk von einer sogenannten „wassergebundenen Oberfläche“ im gleichen Farbton. In diesem Schotterstreifen finden sich dann tatsächlich die meisten Bäume, ein paar Spielgeräte und Bänke mit Blick zum Schlachthofgebäude und auf die charmant betonierten Wasserbecken.

Experten der Regensburger Stadtverwaltung haben dies übrigens von Anfang an so geplant. Der im Bebauungsplan grün eingezeichnete Streifen sei „von Anfang an nicht als ‘Grünfläche’ im klassischen Sinn geplant worden“, heißt es auf Nachfrage. Die „zentrale Freiraumachse“ müsse „sehr viele Bewegungsbedarfe erfüllen“, konkret geht es um Radfahrer und Fußgänger, und sei deshalb „einem sehr hohen Nutzungsdruck“ ausgesetzt.

Die zentrale Freiraumachse im Bebauungsplan.

Deshalb habe man den Vorschlag des Freiflächenplaners aufgegriffen, „eine städtisch anmutende Fläche zu gestalten“. Diese habe „durch die zahlreichen großen Bäume“ und „die großen Wasserflächen“ trotzdem „eine angenehme klimatische Wirkung“. Freilich, das räumt die Stadt Regensburg durchaus ein, sind die „zahlreichen großen Bäume“ bislang noch nicht groß, sondern „frisch gepflanzt“, also klein, so dass „dieses Ziel erst nach und nach erreicht“ wird.

 

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Kommentare (26)

  • Johannes Urban

    |

    Wunderbar trostlos auch die privaten (!) Spielplätze. Das Viertel wirkt für mich wie ein Gefängnis. Mein Mitleid mit allen, die dort ein Eigenheim erworben haben.
    https://imgur.com/mp7Al9k

  • Lutherer

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    Ach in dem Boden dort wächst sowieso nix – zumindest sollte man sicher kein Gemüse anpflanzen…

  • Jonas Wihr

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    So weit, so trostlos! Die Auslastung des Marinaforums ist ja wohl sensationell! Jeden Tag Konzerte, Tagungen, Kongresse… Ein Fall für den Bundesrechnungshof.

  • Checker

    |

    Das kommt dabei raus, wenn die Politik und die Bauträger Hand in Hand zusammenarbeiten. :)

    Keine Grünflächen im eigentlichen Sinn. Zumindest muss dann der Hausmeister keine Schilder aufstellen: Rasen betreten verboten. :)

    Das mit den großen Bäumen die derzeit noch klein sind ist ja auch köstlich geschrieben.

    Ich fürchte nur diese Bäume werden nie allzu groß, da sie ja gar keinen Platz zum wachsen haben weil das Pflaster fast bis zum jetzt noch kleinen Stamm reicht.

    Na ja kleine Bäume wenig Blätter. Alles hat seine Vorteile für den einen oder anderen.

    Es ist immer eine Frage der Perspektive.

    Eigentlich müßte es heissen möglichst viel Wohnraum auf möglichst wenig Fläche. Bäume zählen nicht zum Wohnraum.

  • Christa

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    „Diese Stadt ist eine steinerne!“

  • Ronald McDonald

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    Was soll das Gemosere?
    Wer eine Bunte Koalition gewählt hat – zumindest die parteilichen Voraussetzungen dafür – der erhält diese alibibaumgrün garnierte Buntigkeit im Wohnungsbau geliefert.
    Immerhin ist der Himmel weiß-blau, das hat die jetzige Oppositionspartei, als sie noch was mitzuplanen hatte, durchgesetzt.
    Überhaupt gilt in unserem bunt-beschubsten Land mit seinem Verständnis für buntes Schubsen im öffentlichen Raum:
    “… wer Natur und Erholung in der Stadt will, soll in den Park gehen. Wer ein kleines Idyll abseits vom Stadttrubel sucht, soll aufs Land ziehen. Wer frisches Obst und Gemüse will, soll zum Biosupermarkt gehen …”.
    Hier gehts zur bunt-beschubsten Aktion “Grün raus aus Großstädten”: https://taz.de/Fehlender-Wohnraum-in-Grossstaedten/!5609116/?fbclid=IwAR3_D5tYX-rYKFIoMNvvBbz7hv8cz9hFq4ZfyR5Hpbbh-H2UNV8SiCf_SWE

  • joey

    |

    Die Bäume wachsen ja tatsächlich. Wartet mal 10 Jahre, dann sieht das schon anders aus.
    Im Bebauungsplan sehe ich gestrichelte Verkehrsspuren. Das könnten Rettungswege (Feuerwehr) sein. Ich glaube, die brauchen den Platz. Diese “Grünanlage” hätte dann Rasengitter haben müssen.
    Tröstet Euch: viel Natur wäre das nie geworden, keine merkliche klimatische Wirkung…

    Marina wird das insgesamt keine mehr, sondern eine Wasserbeckenreihe für Papierschiffchen. So lange keiner klagt, geht der Betrug weiter.

  • R.G.

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    ; )
    Jetzt fehlt nur ein Kommentar eines unbekannten Architekten, der zu den mich an Opas Streifenpyjama farblich heranreichenden Klinkersteinen(?) meint, er habe sie sich ein wenig lilaner mit rot in der Farbe vorgestellt, und ein Gartenarchitekt mit der lapidaren Bemerkung, nach seiner Meinung wäre der Asphalt der Grünachse chlorophylltonig gedacht gewesen.

    Eines möchte ich als Laie uneingeschränkt lobend hervorheben , das müsste man glatt dem TÃœV zur Normsetzung aufschwatzen, so ein riesenriesengroßer Spielplatz mit großen harten Betonquadern als Begrenzung wäre überall prima, um die Dickschädligkeit der Deutschen schon im Kindesalter messen zu können, nach dem Motto: “Wer ist stärker, Betonkante oder ich?”

    Naja, Kinder kann man sich immer wieder neue machen, sollten die alten mal abgenutzt sein….

    ; ) ; (

  • Piedro

    |

    @Checker
    “Ich fürchte nur diese Bäume werden nie allzu groß, da sie ja gar keinen Platz zum wachsen haben weil das Pflaster fast bis zum jetzt noch kleinen Stamm reicht.”
    Das ist mir auch aufgefallen. Fast bis an den Stamm alles versiegelt. Nicht mal eine “Baumscheibe”, die für eine verträgliche Temperatur über den Wurzeln sorgt. Wird sich zeigen, ob diese Bäumchen eine Lebenserwartung über ein paar Jahre hinaus haben.

  • R.G.

    |

    Ein weiteres Plus der Grünzone.
    Der Ziehbrunnen rechts im Bild ist aber schon sehr romantisch.
    Einnert an die sattgrüne Puszta, nicht wahr?

  • Mr. T.

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    Wer hier (vorschnell) die Gestaltung dieser (und ähnlicher) Wohnanlage(n) kritisiert, sollte bedenken, um was es hier eigentlich geht. Hier muss der Bauträger keinen Eigenheimbesitzer in spe für die zukünftige Unterkunft der jungen Famile überzeugen. Hier handelt es sich um Anlageobjekte für solvente Investoren, die in Niedrigzinszeiten ihr (schwarzes) Geld möglichst gewinnbringend investieren möchten. Während des Anlagezeitraums werden die Objekte an Wohnungsuchende temporär vermietet. Der Bauträger plant nicht im Hinblick auf Wohnqualität, sondern auf Gewinnmaximierung, und verkauft die Objekte noch in der Planungs- und Bauphase. Eine klassische Win-Win-Situation, wenn man die Mieter und Bevölkerung Regensburgs nicht mit betrachtet.

  • Borkenkäfer

    |

    Die Kommentare können offensichtlich nur von Leuten kommen, die in ihrem Villen von lauter Grün umgeben sind. Die Stadt braucht Platz für Wohnungen da stört das Gemosere um das geplante Baumgrün.

  • Empörer007

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    Auf den ersten Blick, erscheint das Ambiente doch (immerhin) “barrierefrei”, ideal für Bewohner (Senioren!), die ihren Rolli schieben können, auch für Mütter mit Kinderwagen…,
    was will man mehr…, erinnert mich an Sun-City in den USA, trostlose Schlafstätten…, Utopia läßt mit Segen v. OB a.D. Sch. u. W. bestens grüßen…

  • Jürgen

    |

    @ Mr. T.: Ich muss Ihnen schon wieder vollumfänglich Recht geben! Das wird mir langsam unheimlich.

    In meiner Kindheit gab es in den Städten noch die “Rasen betreten verboten” Schilder. Zum Glück war ich ein Landkind.
    Aber in Zeiten wo ich in der Stadt (auf Besuch) war, fand ich die Asphaltierten Höfe und Straßen immer sehr angenehm zum Bolzen. Ich hoffe der “Grünstreifen” bleibt frei von parkenden Autos und die Mieter und Investoren haben nichts gegen laute bolzende Kinder. Schließlich braucht der Deutsche Fußball Nachwuchs! ;-)

  • Lothgaßler

    |

    “…Deshalb habe man den Vorschlag des Freiflächenplaners aufgegriffen, „eine städtisch anmutende Fläche zu gestalten…”
    Und die Goldene Himbeere für Freiraumplanung geht nach Regensburg, herzlichen Glückwunsch!
    Sogar die Parkplätze bei Aldi oder Lidl zeigen sich grüner. Wobei die Wasserbecken schon ein echter Kracher sind, für eine Marina. Ob ein Tretboot reinpasst?
    Blöd nur, dass Laubbäume Laub abwerfen, welches sich dann vermutlich auch in den Wasserbecken wiederfindet. Das darf natürlich nicht sein, weil sich dann jemand für Geld darum kümmern müsste, und so wird wohl eines von beiden Freiraumelementen wieder verschwinden.

  • dünnster Künstler

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    Hey, aber neben der grauen Grünachse gibt es in dem verschenkten, von der Stadt für 8Mio € ausgebauten und auf 20 Jahre von IZ Dietelmeier zurückgepachteten Schlachthof “Marinaforum” ein super Raumangebot für Bürgerversammlungen bei denen die Stadtverwaltung, das Stadtmarketing, die Tourismus Gmbh, die Bayernhafen GmbH & Co. KG oder die IZ Eigentümer über weitere Projekte informieren…. vollcornform-RundFlug: https://youtu.be/YL-YznoRBwA

  • Sabine F.

    |

    Es gibt dazu ja schon Aussagen aus berufenem Munde: “Das ganze „Marina-Quartier-Schlachthof Areal“ sieht mit diesen gefliesten Wänden aus wie ein riesiger Ausblutraum.” Da würde “Aufenthaltsqualität” im im wahrsten Sinne des Wortes kontraproduktiv sein.

  • Namtug

    |

    Man kann da jetzt schnell ein Drama drauß machen und alles was sonst in der Welt schief läuft an ein par qm fehlende Wiese festmachen, muss man aber eigentlich nicht.
    Ein Blick um die Ecke genügt und man sieht Grasflächen. (Das sind übrigens im Bebauungsplan die Grasgrün schraffierten Flächen)
    Ich persönlich finde es ein wenig nachvollziehbar, warum man hier auf weitere Grasflächen verzichtet hat und kann mir auch gut vorstellen das evtl. der Brandschutz (Feuerwehrzufahrt) auch eine entscheidende Rolle gespielt hat.
    Die (gefühlt künstliche) Aufregung kann ich irgendwie nicht nachvollziehen.

  • cF

    |

    Ich rate den hiesigen Herren und den Damen aus den Ämtern zu

    https://www.bmu.de/stadtnatur/ , dort
    “Doppelte Innenentwicklung”:

    Der Schutz der freien Landschaft vor einem weiteren Flächenverbrauch stellt ein hohes umwelt- und naturschutzpolitisches Ziel dar. Dennoch darf die bauliche Nachverdichtung insgesamt nicht zu einer Verschlechterung der Lebensqualität und der Umweltbedingungen durch unzureichende Grünflächen in den Städten führen. Das Vorhaben untersetzt fachlich das Thema “doppelte Innenentwicklung” und bereitet es für die kommunale Praxis auf. Den zuständigen Akteuren der Stadtentwicklung in den Kommunen und Planungseinrichtungen werden Informationen und Empfehlungen an die Hand gegeben, damit das Prinzip und Leitbild der doppelten Innenentwicklung in Stadtentwicklungsstrategien berücksichtigt wird.

    In der SZ findet sich heute zum Thema dieses:
    “Aus den Städten verschwindet das Grün”
    von Prof. Wolfgang W. Weisser
    https://www.sueddeutsche.de/politik/verdichtung-staedte-architektur-1.4548609

    Regensburg als ehemals sog. “Steinerne Stadt” braucht auch insoweit eine “Schubumkehr”:
    Biologische Vielfalt, Grünstrukturen, Kühlung, Versickerung Regenwasser” sind einige Schlagworte aus der SZ. Es lohnt den Gastbeitrag vollends zu lesen, da er auch erklärt, warum er das “städtebauliche Leitbild” des Baugesetzbuches für “grundfalsch” erachtet.

  • joey

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    @Checker:
    die Bäume sind von einer “wassergebundenen Decke” umgeben. Diese ist relativ gut durchlässig für Feuchtigkeit. Wenn die Wurzeln wollen, können sie so eine Decke leicht sprengen.

  • JG

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    Wie einfach das doch ist: Da reicht ein plump ironischer Artikel, um des Regensburgers liebstes Thema “Baukultur” und die Stadtverwaltung gleich mit herabzuwürdigen. So wie der Holzgartensteg journalistisch zur “Monsterbrücke” erklärt wurde, wird auch hier stumpfsinnig Stimmung gemacht. Begrünte Freiflächen und schattenspendende Bäume sind selbstverständlich auch in der Stadt wünschenswert, denn sie laden zum gemütlichen Verweilen ein, sind gut für’s Mikroklima und lassen Regen natürlich versickern. Aber es gibt auch richtig und falsch in der Architektur, denn die ist mehr als nur eine Geschmacksfrage. Streitbar bleibt sie zweifellos immer, falsch ist sie jedenfalls im genannten Beispiel sicherlich nicht – im Gegenteil! Städtische Quartiere mit ebenso urbanen Plätzen verträgt auch Regensburg. Die Umsetzung mit farbigem Asphalt und Wasserbecken macht sich in meinen Augen gut und allemal besser, als beispielsweise nur um der grünen Anmutung wegen verlegte Rasengittersteine, die eines sicher nie dauerhaft sind, nämlich grün. Ãœbrigens: Wer “Grün” und Natur sucht, ist vom Fotostandort nicht einmal 200 m entfernt vom Flanieren entlang der Donau! Deren Ufer zu renaturieren und erlebbarer zu machen wäre es wert zu fordern statt um ein paar mehr Bäume im Quartier zu feilschen. Vor diesem Hintergrund wünsche ich allen ein schönes Wochenende mit weniger verbissenen Gedanken, mehr Offenheit beim Thema Baukultur und den Einsatz für eine wirkliche Verbesserung der öffentlichen Stadt- und Freiräume.

  • Stefan Aigner

    |

    @JG

    Ihre Kritik ist in Ordnung, aber bitte schreiben Sie uns keine Aussagen zu, die wir nicht gemacht haben. Von der Monsterbrücke haben Kritiker gesprochen und deren Position haben wir ebenso dargestellt wie die der Stadtverwaltung.

  • JG

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    @Stefan Aigner

    Sie haben recht, so viel Fairness muss sein! Für die genannten Punkte möchte ich mich hiermit entschuldigen!

  • Sabine F.

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    Scheinbar blind wird jeder Preis bezahlt. Trotz Leerstände und Unvermietbarkeit liegen die Verkaufspreise in diesem gekacheltem Trauerquartier auf höchstem Niveau. Die Verkaufbarkeit von Immobilien zu jedem Preis lässt das Oligopol von drei Bauträgern in Regensburg die Immobilienpreise abwechselnd nach oben treiben. Die Förderer dieses Systems haben mögliche Mitbewerber systematisch bei der Grundstücksvergabe ausgelassen. Jedes Mitglied des Stadtrats, dass dem Verkauf von Grundstücken an die Preistreiber zugestimmt hat, trägt die Verantwortung für die hohen Mieten in Regensburg.

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