Die konservativen Anhänger von Meves sind zahlreich. Und so füllt sich das Pfarrheim bis auf den letzten Platz. Insgesamt kommen über 120 Menschen, um ihr zu lauschen. Doch zuvor signiert die 88jährigen noch persönlich ihre Bücher: Werke mit Titeln wie „Verführt. Manipuliert. Pervertiert: Die Gesellschaft in der Falle modischer Irrlehre“ und „Mütter heute: entwertet, beraubt, vergessen“ kommen beim geneigten Publikum an. In der Kasse landen mehrere hundert Euro Gewinn. Denn für die „Wahrheit“, sagt eine Frau mit fünf neuen Büchern, zahle man gerne mal mehr…
Einkaufstrubel am Büchertisch. Foto: Roth
Wahrheit – auch Christa Meves spart nicht mit diesem Begriff. Immer wieder betont sie in ihrem knapp einstündigen Vortrag, dass die Wahrheit auf der Seite der „Schere liegt, die für die Familie ist“. Die andere Seite dieser Schere sei jene gegen die Familie: Die Ideologen. Diejenigen, die „vom bösen Geist erfasst sind, der nicht will, das die Bevölkerung aufwacht“.
Schwule: „Unnatürliche Konstrukte“
Doch wer ist das eigentlich – dieser „böse Geist“? Es sind, wie während des Vortrags und bei der anschließenden Diskussion zu erfahren ist, beispielsweise „die selbstbewussten Frauen, vor denen die jungen Männer Angst haben sie zu heiraten“. Es ist „das Gefühl von Autonomie bei den verselbstständigten Frauen, das sich negativ auf den ehelichen Zusammenhalt auswirkt und den Scheidungsboom heraufbeschworen hat“, beklagt Meves. „Pro Jahr werden in Deutschland jeweils 150.000 Kinder zu Scheidungswaisen.“
Filmte und fotografierte Anwesende: Thomas Albertin. Foto: Roth
Und Meves weiß genau, woher dieser Trend in Deutschland kommt: Mit der 68er-Generation habe eine Ära begonnen, mit der das „Volk mit relativen gesunden Familien und ohne Rauschgift – denn vor 1969 gab es noch kein Rauschgift in unserem Land“ – bewusst von „Ideologen kaputt gemacht wurde“. So stamme aus dieser Zeit die Emanzipation der Frauen, das Gender-Mainstreaming, von dem Meves weiß, dass es die „feste geschlechtliche Identität des Menschen abschaffen will“ und die Schwulen, als „unnatürliche Konstrukte“, die die „gesunde Familie“ zerstören wollen.
Herr Albertin filmt und fotografiert
Dass nicht alle Zuhörerinnen und Zuhörer unkritisch an dieser „Wahrheit“ interessiert sind, bemerkt der Geschäftsführer der „Katholische Erwachsenenbildung“ recht früh. Bereits vor der Veranstaltung filmt und fotografiert Thomas Albertin gezielt vermeintliche „Störer“. Beraten lässt er sich dabei von einem Neonazi aus dem Dunstkreis der NPD. Wahrscheinlich nichtsahnend.
Gegen drei junge Erwachsene, die am Anfang des Vortrags ein Transparent mit der Aufschrift „we hate homophobia“ entrollen, wird Albertin handgreiflich und bugsiert sie aus dem Pfarramt. Vorsorglich ruft er die Polizei, die ab diesem Zeitpunkt vor dem Pfarramt patrouilliert.
Tumultartige Szenen: Aktivistinnen entrollen ein Transparent im Pfarrheim. Albertin geht dazwischen. Foto: Roth
Spätestens nach dem zweiten Rauswurf eines jungen Mannes – er verneint Albertins Frage danach, ob ihm der Vortrag gefalle und fliegt daraufhin aus dem Saal – wird klar, dass hier nicht zimperlich mit Kritikern umgegangen wird.
Meves: Lügen und Erinnerungslücken
Auch Pfarrer Renner nutzt seine Moderatorenrolle, um Kritikerinnen mundtot zu machen. Einem Journalisten, der Christa Meves auf ihre Lüge, dass sie nie für Leute in der rechten Szene referiert habe, anspricht, entzieht Renner das Wort. Positiven Stimmen für Meves werden mehrere Minuten Monolog eingeräumt. Kritische Beiträge werden mitten im Satz unterbrochen. Die so gestoppten Diskutanten dürfen sich nicht weiter beteiligen.
Dennoch kommt der eine oder andere zu Wort. „Das was Frau Meves sagt ist für viele im Saal hart an der Grenze des Erträglichen“, so ein älterer Herr. Ein Anderer meint: „Das was hier gesagt wird, kann man als Demokrat nur schwer ertragen.“
Als ein junger Mann bei Meves nachfragt, weshalb ein homosexuelles Pärchen keine „gesunde Familie“ sein könne, schreit eine Frau aus den vorderen Reihen: „Sind hier etwa Schwuchteln anwesend?“. Meves überhört dies und kann sich plötzlich nicht mehr an ihre These von gleichgeschlechtlichen Lebensformen als „unnatürliche“ Konstrukte erinnern. „Wo habe ich denn etwas über Homosexuelle in dem Vortrag gesagt?“. Thomas Albertin fotografiert unterdessen den Fragesteller. Pfarrer Renner unterbindet weitere Nachfragen.
Von diesem Abend nehmen viele etwas mit…
Nach knapp eineinhalb Stunden spricht der Pfarrer das Abschiedswort. Die Dinge seien „komplex“. Es brauche „Hintergrundinfos“. „Darum ist es schwer, auf alle Fälle einzugehen.“ Dennoch sei es, so Renner, „gelungen, auf alle Fragen und Ansichten einzugehen und etwas mitzunehmen“.
Eine Polizeistreife musste vor dem Pfarramt Wache schieben. Foto: Roth
In der Tat werden viele von diesem Abend im Katholischen Pfarramt Donaustauf etwas mitnehmen: Die Anhängerinnen und Anhänger von Christa Meves viele neue Bücher und die „Wahrheit“. Die Polizisten vor der Tür die Frage, weshalb sie ein katholisches Pfarramt überwachen mussten. Die Kritiker von Meves die Einsicht, dass eben nicht jede Kritik erwünscht ist. Und natürlich Frau Meves selber. Sie kann sich über einen gefüllten Geldbeutel freuen sowie über ein reines Gewissen, die „Wahrheit“ gegen „die Schere der Ideologen“ und Universitäten, die Medien und wohl allgemein gegen die Grundpfeiler einer humanistischen Moderne verteidigt zu haben.
Porno-Pranger: Unter diesem Stichwort machte im letzten Sommer Urmann + Collegen, eine berühmt-berüchtigte Regensburger Abmahn-Kanzlei, bundesweit Schlagzeilen. Jetzt ermittelt die Regensburger Staatsanwaltschaft wegen versuchten Betrugs gegen den Rechtsanwalt Thomas Urmann. Gegen die Kanzlei läuft eine Regressklage.
Sexueller Missbrauch von Kindern ist nicht nur im Kontext der Diskussion um kirchliche Würdenträger ein brisantes Thema, bei dem vielen Erwachsenen sprichwörtlich alle Sicherungen durchbrennen. Thomas Vinterbergs neuer Film „Die Jagd“ setzt sich eindrucksvoll mit derartigen Vorwürfen auseinander, die sich schnell als falsch erweisen – und trotzdem für immer haften bleiben.
Eine „unechte“ Urkunde, Schlampereien im Gerichtsurteil und eine unglaubwürdige Belastungszeugin: Auf 152 Seiten begründet die Regensburger Staatsanwaltschaft ihren Wiederaufnahmeantrag im Fall Gustl Mollath. Mittlerweile wurde das Dokument vollständig im Internet veröffentlicht.
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