Allgemeinplätze vor halbleeren Rängen
„Die brisanteste Umfrage des Jahres“, ein Politbarometer, mit dem die Mittelbayerische Zeitung eine Woche ihr Blatt gefüllt hatte, fand am Montag im Regensburger Presseclub ihren Abschluss. Die „Elefantenrunde“ potentieller OB-Kandidaten hielt das, was die Umfrage versprach…

Der „Top-Favorit“ mit Staffage: MZ-Redakteur Josef Pöllmann, Franz Rieger, Jürgen Mistol, Ludwig Artinger, Joachim Wolbergs und Christian Schlegl und MZ-Redakteur Ernst Waller (v. l.). Foto: as
„Für jede Menge Diskussionsstoff“ soll sie gesorgt haben. Eine „repräsentative Umfrage“, die „brisanteste Umfrage des Jahres“ gar, mit der die Mittelbayerische Zeitung in der zurückliegenden Woche ihr Blatt gefüllt hat. Dabei sind dann irgendwelche Ergebnisse herausgekommen und die waren derart diskussionswürdig, dass es im Blatt selbst dazu bislang praktisch keine Leserbriefe gab. Auch die Facebook-Seite der MZ konnte kaum Kommentare verbuchen. Am Montag sollte das Ganze nun mit einer tagtäglich beworbenen („Es sind noch Plätze frei.“) „Elefantenrunde“ möglicher OB-Kandidaten im Presseclub abgeschlossen werden. Ein Viertel der Stühle blieb leer, den „Otto-Normal-Bürger“ konnte man im Presseclub nicht ausmachen und was dort gesagt und live ins Internet gestreamt wurde, war ähnlich belanglos wie das gesamte Umfragen-Bohei.
Top-Thema: Wolli und die schwarzen Männer
Eine geschlagene Stunde lang drehte sich die Diskussion bei wechselnden Fragestellungen um ausschließlich zwei Dinge: „Den Favoriten, ja Top-Favoriten“ (MZ-Redakteur Ernst Waller) für das Oberbürgermeisteramt: Joachim Wolbergs (SPD). Und um die zerstrittene CSU, die in Person von Christian Schlegl und Franz Rieger auf dem Podium vertreten war. Immerhin waren die in der MZ veröffentlichten Beliebtheitsrankings von Politikern und Parteien wesentlicher Kern ihrer „Politbarometer-Themenwoche“.
Und hier gab es eben die erstaunlichen Ergebnisse, dass einerseits die seit fünf Jahren zerstrittene CSU den 400 Befragten – so sie denn eine Meinung hatten – auf den Keks geht. Und dass der einzige städtische Amtsträger in der Runde, bislang einzig gesetzte OB-Kandidat, und wohl am häufigsten in der Mittelbayerischen Zeitung abgebildete Kommunalpolitiker auch der beliebteste ist: Joachim Wolbergs eben, „Favorit“, „Top-Favorit“, „Everybody’s Darling“.
Der musste sich dann so kritische Fragen gefallen lassen wie: „Herr Wolbergs, ist Ihre Wahl nur noch Formsache?“ (Natürlich nicht.) oder „Herr Wolbergs, sind stabile Mehrheiten denn nicht wichtig?“ (Natürlich schon.)
Schlegl und Rieger durften dagegen was zum Streit in der CSU zum Besten geben. Und ja, ja, dass man sich irgendwie versöhnen muss, meint dann jeder von ihnen. Dass sie irgendwie noch auf Einigkeit hoffen – von oben verordnet oder von innen heraus. Und dass ihnen das keiner glaubt, wissen sie wohl auch. Zum Glück werden sie nach so etwas nicht gefragt.
Jürgen Mistol (Grüne) und Ludwig Artinger (Freie Wähler) gaben dazu eine ganz nette Staffage ab und durften auch ab und an etwas sagen.
Eine Woche Umfrage, drei Sachthemen
Die letzten 25 Minuten ging es dann tatsächlich noch ein bisschen um die drei (!) „Sachthemen“, die bei der Umfrage abgearbeitet wurden: Stadthalle, Nahverkehrsbrücken und Ersatztrasse. Erkenntnisgewinn und Überraschungen blieben auch hier aus. Aber man darf natürlich fünf Politiker am Podium wortreich erklären lassen, weshalb es sie nicht zum Umdenken bewegt, dass „ein Drittel der Regensburger“ die vom Regensburger Stadtrat abgelehnten Nahverkehrsbrücken nach Sinzing und Kneiting wichtig findet. Wissen sie doch dann – im Umkehrschluss – „zwei Drittel der Regensburger“ auf ihrer Seite.
Übrigens: Ebenso wie bei den Politiker- und Parteien-Beliebtheits-Skalen antwortete auch bei den drei brisanten Sachthemen meist ein Drittel, manchmal mehr als die Hälfte der behaupteten 400 Befragten mit „Weiß nicht“ oder „Gehe nicht zur Wahl“.