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Das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg. In Regensburg befand sich eines der zahlreichen Außenlager des KZs. Foto: Archiv

Mehr als 62 Jahre dauerte es, bis in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in einer ersten Ausstellung an das Leid der über 100.000 Häftlinge und der 30.000 Toten erinnert wurde. 2007 holte das „vergessene KZ“ als letzte Gedenkstätte nach, was bundes- und europaweit bereits lange verwirklicht worden war. Drei Jahre später, am vergangenen Sonntag, preschte die Gedenkstätte Flossenbürg vor und präsentierte ihre zweite Dauerausstellung in der ehemaligen Häftlingsküche: „Was bleibt – Nachwirkungen des Konzentrationslagers Flossenbürg“.

Was der programmatische Titel nur unscharf ausdrückt, beschreibt Gedenkstättenleiter Jörg Skribeleit im Flyer zur Ausstellung: „Nun präsentiert sie als erste eine umfassende rezeptionsgeschichtliche Schau – und dies mit einem für eine KZ-Gedenkstätte bislang einzigartigen Gestaltungskonzept.“ Das ehrgeizige Ziel der Ausstellungsmacher, einen „genuinen Beitrag“ zu aktuellen Ausstellungsformen in KZ-Gedenkstätten zu formulieren, und sich damit an die Spitze der Erinnerungskultur zu setzen, ist löblich. Die methodische wie inhaltliche Umsetzung wird diesem Anspruch jedoch nicht gerecht.

Wie viel mediale Innovation verträgt ein authentischer Ort, wie es die Häftlingsküche in einem ehemaligen Konzentrationslager nun einmal ist? Hier wurde mit der Zuteilung oder Verweigerung von Lebensmitteln über Tod und Leben entschieden. Wer in der Häftlingsküche landete, sicherte sich Überlebenschancen. Nichts davon ist in der neuen Ausstellung zu finden. Im historischen Ort „Häftlingsküche“ dominiert mediale Technik, die eine Spurensuche nach der ursprünglichen Zweckbestimmung absurd erscheinen lässt. Und selbst die wenigen authentischen Ausstellungsstücke in den Vitrinen erscheinen wie Relikte von einem anderen Stern.

Zeitreise mit 25 Monitoren

Der Besucher erreicht die Ausstellung durch ein Foyer, an dessen Wänden im schnellen Wechsel Fragen projiziert werden. Magisch dominanter Mittelpunkt der Ausstellung ist die Medienwand mit 25 Monitoren. In stummen Bildern und Filmen wird hier chronologisch die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg im Kontext zur Geschichte der Bundesrepublik in Bildern und Filmen von 1945 bis in die Gegenwart erzählt.

Wie viel Erinnerung an die NS-Zeit war zu welchem Zeitpunkt möglich? Warum stehen heute Wohnhäuser da, wo einst die Häftlingsbaracken standen. Warum wollte der Freistaat Bayern mit einer Parkanlage das Gedenken an die KZ-Opfer tilgen? „Die Wissensaneignung leistet der Besucher autonom“, heißt die knappe Antwort der Ausstellungsmacher, die in ihrem Gestaltungskonzept erklären: „Dieser neue Ansatz begreift das Denken als offenes System, mit dem Ziel, Erkenntnis durch die Lesbarkeit von Zusammenhängen zu erreichen.“

Dieser intellektuelle Anspruch ist ein kühnes Unterfangen, das insbesondere die unterschiedlichen Schülergruppen, die größte Besuchergruppe, gnadenlos überfordert. Als problematisch erscheint auch die Verknüpfung der Ausstellungsstücke in den Vitrinen mit den „kommentierenden Audio-Elementen“. Konkret: Wer sich in den erklärenden Text zu einem Ausstellungsobjekt vertieft, wird gleichzeitig von einer Hörglocke mit Kommentar beschallt. Dieser läuft in der Endlosschleife und ist individuell nicht abstellbar, so dass der Besucher schließlich entnervt weitergeht. Die Wahl der Ausstellungsobjekte, streng orientiert an der Zeitreise, erscheint mitunter willkürlich. Ein Beispiel: Da wird tatsächlich das Arbeitsgerät eines Reporters des Bayerischen Rundfunks, Aufnahmegerät und Mikro, in einer Vitrine ausgestellt, mit dem er Zeitzeugen, KZ-Überlebende, in den 80er Jahren befragte.

Die Antwort darauf, warum Holocaust-Überlebende in den Aufbaujahren der Bundesrepublik und speziell in Bayern sich in das Schweigen zurückzogen, obwohl sie sprechen wollten, gab am Eröffnungstag in Flossenbürg die Publizistin Rachel Salamander: „In den Nachkriegsjahren fehlte den Überlebenden der Echoraum in einer Gesellschaft, die verdrängen und verleugnen wollte.“

Zweiter Bauabschnitt ab 2011

Der über 60 Jahre vernachlässigte Aufbau des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg zur „arbeitenden“ Gedenkstätte und Lernort wird weitergehen. Fünf Millionen Euro aus Bundesmitteln sollen fließen. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Berliner Kultur-Staatsminister Bernd Neumann, kündigte eine schnelle Verwirklichung des zweiten Bauabschnitts an. Ab 2011 wird ein Jugendbildungszentrum, ein „Lernhaus“, gebaut. Im ehemaligen SS-Kasino sollen Seminarräume eingerichtet werden.

Fazit: Was 2007 mit der Eröffnung der ersten Dauerausstellung „Das Konzentrationslager Flossenbürg 1938 – 1945“ in der ehemaligen Wäscherei so gut gelang und das „vergessene KZ“ ebenbürtig in die Reihe der Gedenkstätten deutscher Erinnerungskultur stellte, findet leider keine gleichwertige Fortsetzung.

Wie die Frage „Was bleibt – Nachwirkungen des Konzentrationslagers Flossenbürg“ von den Bewohnern der Siedlung auf dem ehemaligen Barackengelände beantwortet wird, versuchte am Eröffnungstag ein Team des Prager Rundfunks zu erkunden. Kopfschüttelnd berichteten sie von ihren Erfahrungen: „Wir trafen mehrheitlich Bewohner, die gegen den Ausbau zur Gedenkstätte sind. Uns wurde nicht nur einmal gesagt, so schlimm sei das Lager nicht gewesen. Die Häftlinge hätten manchmal Gulaschsuppe bekommen.”

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