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datenschutz_Layout-1Als Thomas Reitemeyer vor zwei Jahren in aller Herrgottsfrühe seine Wohnungstüre öffnete, staunte er nicht schlecht: Draußen standen mehrere Polizeibeamte, hielten ihm einen richterlichen Beschluss unter die Nase und machten sich daran, seine Wohnung zu durchsuchen. Als er – Monate später – zum inzwischen vierten Mal aufgefordert wurde, auf ein Stück Lackmuspapier zu urinieren, wunderte er sich schon nicht mehr. Die Polizei war nämlich der Meinung, dass Reitemeyer ein Drogenproblem hat. Die Anhaltspunkte: Die Aussage eines Gewalttäters, der neben Reitemeyer diverse Personen (erfolglos) des Drogenmissbrauchs bezichtigt hatte, um selbst einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Und zwei Aga-Kröten. Diese in Südamerika beheimateten Amphibien sind in Deutschland legal, sondern aber ein LSD-ähnliches Sekret ab, das man rauchen oder ablecken könnte. Aber wer leckt schon Kröten ab. Vorsichtshalber wurden die beiden „Drogenlieferanten” von der Polizei vorübergehend in Gewahrsam genommen. Blutegel, Fauchschaben, Katzen und Taranteln, die sich ebenfalls in Reitemeyers Besitz befinden, blieben hingegen auf freiem Fuß. polizeikontrolleEin mehr als fragwürdiger Zeuge und Kröten also: Das genügte, um die Unverletzlichkeit der eigenen Wohnung außer Kraft zu setzen und die weitere Maschinerie von Polizei und Staatsanwaltschaft in Gang zu setzen. Dabei kam nichts heraus. Das Verfahren wurde kurz darauf eingestellt. Das Bayerische Verwaltungsgericht stellte später fest, dass es keinen „auch nur einigermaßen realen Restverdacht” gegen Reitemeyer gibt. Bis es so weit war, musste Reitemeyer eine Polizeikontrolle nach der anderen über sich ergehen lassen. Seine Daten waren im Polizeicomputer. Ein eingestelltes Verfahren wegen Drogen machte ihn zum Dauerverdächtigen. Wo seine Daten überall gespeichert sind, wer darauf Zugriff hat und was genau mit diesen Daten passiert ist, weiß er bis heute nicht. Dabei hat sich der 34jährige nie etwas zuschulden kommen lassen. Er geht einer geregelten Arbeit nach und zahlt brav seine Miete und Steuern. Keine Vorstrafe, kein Eintrag in irgendwelchen Registern. Ein braver Staatsbürger also. Trotzdem geriet dem Kurierfahrer Reitemeyer so manche Fahrt zum behördlichen Albtraum: Die regelmäßigen Polizeikontrollen wurden flankiert durch diverse (durchweg negative) Drogentests, bei denen Reitemeyer nachts am Straßenrand „im Beisein von Polizeibeamten in entwürdigender Weise auf einen Teststreifen urinieren” musste, konstatiert das Verwaltungsgericht Regensburg. pinkeln_verboten1Dort, beim Verwaltungsgericht, hatte Reitemeyer nach eineinhalb Jahren Stress geklagt und bekam vergangenen Februar in allen Punkten recht. Das Bayerische Landeskriminalamt wurde verurteilt, sämtliche über Reitemeyer gespeicherten Daten zu löschen. Damit ließ sich die Behörde aber Zeit. Es brauchte zwei Aufforderung durch seinen Rechtsanwalt Robert Hankowetz, bis sich das LKA schließlich – vier Monate später – zu einem lapidaren Zweizeiler herabließ, wo ihm mitgeteilt wurde, dass die Daten gelöscht worden seien. Welcher Beamte die Löschung vorgenommen hatte, welche Daten wo gespeichert wurden und nun gelöscht sein sollen, erfuhr Reitemeyer nicht. „Nach all den Erfahrungen will ich aber einen 100prozentigen Nachweis dafür, dass in keiner Datenbank der Polizei mehr Informationen über mich gespeichert sind.” Doch das LKA weigert sich, weitere Informationen herauszugeben; ein Löschprotokoll, wie es in anderen Bundesländern etwa die Teilnehmer freiwilliger Massengentests erhalten, gebe es nicht, argumentiert die Polizeibehörde. Die Daten seien „nicht mehr recherchierbar”. Für Rechtsanwalt Robert Hankowetz ist diese Behauptung „schlicht und ergreifend unwahr”. Seine Vermutung: „Die wissen gar nicht, wohin die Daten überall verteilt und gespeichert wurden. Deshalb gibt es auch kein Löschprotokoll.” LKA, BKA, die Polizeiinspektionen und die neu geschaffene Bundespolizei – irgendwie scheint jeder Zugriff auf die Daten zu haben. Wie damit umgegangen wird und wie die Rechtsgrundlagen aussehen ist seit der Ära Wolfgang Schäuble „sehr, sehr nebulös”, konstatiert Hankowetz. kroetenwanderungGemeinsam mit Rechtsanwalt Hankowetz will Reitemeyer nun vom Verwaltungsgericht überprüfen lassen, wie weit es mit dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung gegenüber der Exekutive bestellt ist, vulgo: Hat Reitemeyer Anspruch auf eine umfassende Auskunft zu den über ihn gespeicherten und nun angeblich gelöschten Daten? „Eigentlich wäre hier das Bundesverfassungsgericht gefragt”, so Hankowetz. Das Regensburger Verwaltungsgericht will sich mit der Sache offenbar nicht beschäftigen: Ein Antrag von Reitemeyer auf Prozesskostenhilfe wurde abgelehnt. „Mangels Erfolgsaussichten”. Derzeit läuft die Beschwerde. Wie lange es bis zu einer Entscheidung dauert, steht in den Sternen. Und die Kröten quaken.

„Die Grenzen der Diplomatie sind ausgereizt”

Nein, das Regensburger Rathaus haben die Lehrer von FOS und BOS nicht gestürmt. An deutlichen Worten ließen sie es bei ihrer kurzfristig angemeldeten Mahnwache für einen „Einhäusigen FOS/BOS-Neubau jetzt” aber nicht mangeln. Seit der Demonstration von über 700 Schülern haben Lehrer und Schulleitung die Verlautbarungen der Rathaus-Koalition nur noch aus der Zeitung mitbekommen. Oberbürgermeister Hans […]

Uni Regensburg besetzt!

Es ist kurz vor halbfünf als der Beschluss fällt: Mehrere Hörsäle an der Universität Regensburg sind ab sofort besetzt. Mit großer Mehrheit hat sich die studentische Vollversammlung dafür ausgesprochen, sich anderen Unis in Deutschland und Österreich anzuschließen und damit gegen die aktuelle Hochschul- und Bildungspolitik zu protestieren. Knapp 1.500 Studierende sind zu diesem Zeitpunkt noch […]

Im Blindflug zur Schule?

Nein! So etwas Undankbares! So etwas Aufsässiges! So etwas … Bodenloses! Da hat sich die Regensburger Rathaus-Koalition so bemüht, eingesetzt und für ein neues Schulgebäude gekämpft! Und nun das: „Hinhaltetaktik” nennen Schüler von FOS/BOS das Versprechen, in vier Jahren ein neues Gebäude in Angriff zu nehmen. „Hinhaltetaktik”! Bei einem spontanen Flashmob am Montag auf dem […]

Radweg-Urteil: Stadt will Revision

Ganz kurzfristig wurde der Punkt auf die Tagesordnung des Planungsausschusses am Dienstag gesetzt: Die Regensburger Stadtverwaltung will gegen das Radweg-Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts in Revision gehen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hatte gerichtlich durchgesetzt, dass die Benutzungspflicht für zwei Radwege in Regensburg aufgehoben werden muss. Der Entscheidung des VGH räumt der ADFC den Charakter eines […]

Servus, langer Heinrich!

Etwas verspätet, aber dann doch problemlos wurde am Sonntag Nachmittag der „lange Heinrich”, der Turm der ehemaligen Regensburger Zuckerfabrik, gesprengt. 70 Beamte der Landespolizei, dazu noch Bundespolizei und Feuerwehr waren dabei im Einsatz. Tausende von Schaulustigen hatten sich dabei auf die umliegenden Gebäude verteilt. Immer wieder mussten Zuschauer aus den Gefahrenbereichen verwiesen werden; bereits um […]

Eisenberg: „Aussitzen ist als Taktik gescheitert”

Die Staatsgewalt gibt sich moderat. Eher geringe Polizeipräsenz, einige Beamte in Zivil, die sich unter die Demonstranten mischen, keine Festnahmen und keinerlei Erwähnung der vereinzelten polizeifeindlichen Parolen im Polizeibericht. Noch zwei Tage zuvor wurde ein Aktivist, der Flyer für die Demonstration verteilte, von der Polizei angezeigt. Die Flyer wurden konfisziert. Tags darauf muss man aber […]

Hass- statt Sachgeschichten

Vor lauter Sach- und Haushaltspolitik wäre fast in Vergessenheit geraten, dass einige in der CSU Wichtigeres zu tun haben, nämlich: sich die Köpfe einschlagen. Es geht weiter um die Rüge, die Hermann Vanino und Franz Rieger von den übrigen Mitgliedern der CSU-Fraktion erteilt bekommen haben. Diese Rüge erhielten die beiden, weil sie sich kritisch zu […]

Haushalt: Das Geld wird knapp, aber wofür?

Geldknappheit hin, höhere Verschuldung her: Von einer Streichliste will die Regensburger Rathauskoalition bislang nicht sprechen. Bei der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz zum Haushalt für die kommenden vier Jahre stellten Hans Schaidinger, Joachim Wolbergs sowie die Fraktionschefs Norbert Hartl und Christian Schlegl – offiziell – keines der bislang geplanten Großprojekte zur Disposition. Eines scheint aber klar: Die […]

Bürgerentscheid beschlossen/ Planungen für Ersatztrasse laufen weiter

Es dauerte nicht einmal eine Minute, dann war die Entscheidung gefallen: Der Bürgerentscheid für eine Einhausung der Ostumfahrung ist zulässig. Die Abstimmung findet am 24. Januar statt. Ohne Debatte stimmte der Regensburger Stadtrat am späten Nachmittag der entsprechenden Verwaltungsvorlage zu. „Es geht um eine reine Formfrage und die lässt sich eindeutig beantworten”, hatte Oberbürgermeister Hans […]

Ersatzbrücke: „Protest ist kein Gradmesser”

„Wenn alle mit Umwegen leben können, bin ich der letzte, der für eine Ersatzbrücke kämpft.” Diese Aussage von Oberbürgermeister Hans Schaidinger hat die Diskussion um eine neue Brücke (oben im Bild: ältere städtische Modelle einer Westtrasse) wieder etwas befeuert. Nach wie vor sind es aber die Funktionsträger und nicht vermeintlich betroffene die breite Masse, die […]

Fall Eisenberg: Offener Brief an die Justizministerin

Sechs Monate. So lange ermittelt die Regensburger Staatsanwaltschaft mittlerweile zu dem Polizeieinsatz, bei dem der 24jährige Student Tennessee Eisenberg erschossen wurde. Für den kommenden Samstag, 15 Uhr, wurde nun eine Demonstration angemeldet, die vom Domplatz zum Justizgebäude in der Augustenstraße führt. Die Forderung: Es soll nun endlich ein Gerichtsverfahren eröffnet werden. Die Anmelder um den […]

Zwangsarbeiter: Erst heiß begehrt, jetzt ignoriert

Während der NS-Herrschaft waren Zwangsarbeiter in Regensburg heiß begehrt. An die 150 Unternehmen und Institutionen forderten billige Arbeitssklaven an. Allein in den Rüstungsbetrieben von Messerschmidt wurden in Regensburg 5.000 Menschen zur Arbeit gezwungen. Insgesamt waren 18.000 Zwangsarbeiter in Regensburg registriert, quer durch alle Bereiche der Gesellschaft. Das Orchester am Stadttheater bestand fast ausschließlich aus Zwangsarbeitern, […]

„Heil” heißt jetzt „Pro”

Neue Rechtsausleger im Biedermann-Anzug sind auf dem Weg nach Regensburg. Wie das Informationsportal redok berichtet, will der ehemalige Jugend-Funktionär der Republikaner („Team Blau”), Alexander Dollinger, eine Gruppierung namens „Pro Regensburg” an den Start bringen (im Bild: Eine Stellungnahme des Regensburger Hoffnungsträgers). Bitter: Früher war „Pro Regensburg” ein gemeinnütziger Verein. Der hat seine Arbeit eingestellt. Jetzt […]

Regensburg streicht Kulturpreis

„Sie sanieren den Haushalt nicht, wenn die Stadt ein Jahr lang keine Broschüren mehr druckt”, erklärte Oberbürgermeister Hans Schaidinger bei der CSU-Pressekonferenz am Montag mit Blick auf die angespannte Regensburger Finanzlage. Einsparungen in solch geringer Höhe seien kein adäquates Mittel, um die Geldknappheit zu bewältigen, so der OB. Weshalb die Stadt deshalb einen ihrer drei […]

FOS/BOS: „Befreiungsschlag” Nibelungenkaserne?

Unter dem Eindruck der jüngsten Steuerschätzung, aber auch der Schülerproteste für einen Neubau der FOS/BOS fand am vergangenen Wochenende die Klausur der Regensburger CSU statt. Wie sehen der Haushalt und vor allem das Investitionsprogramm in den kommenden Jahren aus – darüber habe man „in intensiver, aber angemessener” Form diskutiert, so Fraktionschef Christian Schlegl. Abgesehen von […]

Sparzwang: Ersatzbrücken liegen auf Eis

„Wenn alle mit Umwegen leben können, bin ich der letzte, der für eine Ersatzbrücke kämpft.” Am Rande der Pressekonferenz zur CSU-Klausur am Montag (mehr dazu in Kürze) legte Oberbürgermeister Hans Schaidinger klar: Das Thema Ersatztrasse für die Steinerne Brücke ist auf absehbare Zeit vom Tisch. Wesentlicher Grund dafür ist – neben den zu erwartenden Widerständen […]

Eisenberg: Zeugenaussage stützt Privatgutachten

Die Zeugenaussage eines Polizeibeamten stützt das Privatgutachten, wonach Tennessee Eisenberg nicht in Notwehr erschossen wurde. Das berichtet das Nachrichtenmagazin der Spiegel in seiner morgigen Ausgabe (Hier zum Vorabbericht). Das Gutachten des Rechtsmediziners Dr. Bernd Karger kommt zu dem Schluss, dass Eisenberg die tödlichen Treffer erst in einer zweiten Schussphase erlitt. Zu diesem Zeitpunkt sollen sich […]

Widerstand ist (k)eine Sache des kleinen Mannes

Anlässlich des 71. Jahrestags des Anschlags auf Adolf Hitler im Bürgerbraukeller stellen wir einen Artikel von 2009 über den Hitler-Attentäter Georg Elser erneut auf unsere Startseite. Am kommenden Donnerstag, 20 Uhr, kommt das Odos-Theater Münster mit einem Gastspiel von „Der unbekannte Held – Georg Elser” nach Regensburg in die Neupfarrkirche. Mehr Infos hier. Vor siebzig […]

Studenten drohen: „Wir gehen auf die Barrikaden”

Die Studierenden an der Uni Regensburg sind sauer. „Wer ständig die Wichtigkeit von Bildung betont, muss irgendwann auch entsprechende Taten folgen lassen. Es kann nicht sein, dass Regensburger Studierende den Freistaat finanziell entlasten müssen“, sagt der Vorsitzende des studentischen Konvents, Martin Witte. Mit einem einstimmigen Beschluss hat sich das Studigremium gegen die stiefmütterliche Behandlung der […]

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