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Versuchter Mord

Stoß von Steinerner Brücke in Regensburg: Staatsanwaltschaft beantragt Unterbringung in der Psychiatrie

Als versuchten Mord aus ausländerfeindlicher Gesinnung stuft die Staatsanwaltschaft einen Stoß ein, den ein 28-Jähriger einem jungen Mann aus Syrien letzten Oktober auf der Steinernen Brücke versetzt haben soll. Der fiel fast sieben Meter in die Tiefe. Der Beschuldigte soll zum Tatzeitpunkt schuldunfähig gewesen sein.  

Am 13. Oktober 2023, einem sonnigen Freitag, wurde ein 20-jähriger Syrer ohne erkennbaren Grund von der Brüstung der Steinernen Brücke gestoßen. Foto: Wikimedia Commons

Die Tat hatte letzten Herbst für Aufsehen gesorgt. Am 13. Oktober, ein sonniger Tag, zur Mittagszeit, wurde ein 20-jähriger Syrer von der zu diesem Zeitpunkt recht belebten Steinernen Brücke in Regensburg gestoßen, als der gerade auf der Brüstung saß. Er stürzte fast sieben Meter in die Tiefe, schlug auf dem steinernen Eisbrecher auf und verletzte sich schwer. Der Tatverdächtige: ein 28-Jähriger aus der nördlichen Oberpfalz.

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Wie die Staatsanwaltschaft nun mitteilt geht sie bei der Tat von versuchtem Mord aus, stuft den Beschuldigten aber als schuldunfähig ein. Man habe vergangene Woche beim Landgericht Regensburg beantragt, den Mann dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung unterzubringen, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

Hitlergruß, verdächtige Daten auf dem Handy, SS-Runen am Rucksack

Als Motiv sehe man eine ausländerfeindliche Gesinnung, so Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher. Dafür spreche zum einen, dass der Beschuldigte unmittelbar nach der Tat „unbeeindruckt weiter über die Brücke flaniert sein und gegenüber einem zufällig anwesenden Polizeibeamten in Zivil den Hitlergruß gezeigt“ haben soll.

Auf seinem Mobiltelefon hätten sich zudem „verschiedene Hinweise auf national-sozialistisches Gedankengut“ ergeben. Aufgrund des Tatbildes, Zeugenaussagen und anderer Ermittlungsverfahren hätten sich weitere Hinweise auf ein ausländerfeindliches Tatmotiv ergeben.

Wie bereits im Oktober berichtet, wurde gegen den Mann bereits 2022 von der Staatsanwaltschaft Landshut wegen Zeigen des Hitlergrußes ermittelt, auf seinem Rucksack sollen damals selbst gezeichnete SS-Runen gefunden worden sein.

Drogenprobleme, psychotisches Verhalten

Damals wurde das Verfahren noch wegen Schuldunfähigkeit eingestellt – der 28-Jährige soll nach Aussagen von Bekannten gegenüber unserer Redaktion schon seit längerem ein massives Drogenproblem gehabt haben, begleitet von psychotisch anmutendem und aggressivem Verhalten. Schon zum Tatzeitpunkt habe er sich regelmäßig in psychiatrischer Behandlung befunden.

Aktuell hat der Beschuldigte nach Auskunft der Staatsanwaltschaft im Ermittlungsverfahren Angaben gemacht gegenüber einem Polizeibeamten und sich auch gegenüber einem psychiatrischen Sachverständigen geäußert.

Gutachter sieht auch künftig die Gefahr erheblicher Straftaten

Beide Male habe er eingeräumt, die Tat begangen zu haben. Er habe gedacht, dass es sich bei dem Geschädigten, den er jedoch nicht kannte, um einen Drogendealer handle. Die Staatsanwaltschaft konnte allerdings keinerlei Hinweise für ein strafbares Verhalten des Geschädigten finden. Der erlitt als Folge der Tat ein Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades und lag fünf Tage im Krankenhaus. Konkrete Lebensgefahr bestand trotz der erheblichen Fallhöhe nicht.

Der forensisch-psychiatrische Sachverständige kommt laut Oberstaatsanwalt Rauscher nun in seinem Gutachten zu dem Ergebnis, dass der Beschuldigte während der Tat „eine manische Episode mit psychotischen Symptomen durchlebte und daher schuldunfähig war“. Allerdings gehe von dem Mann aufgrund seines Zustandes auch zukünftig die Gefahr erheblicher Straftaten aus.

Deshalb habe man die Unterbringung in der Psychiatrie beantragt. Über die Zulassung des Antrags der Staatsanwaltschaft muss nun das Landgericht Regensburg entscheiden.

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Kommentare (15)

  • Mr. B.

    |

    Dauerhaft wegsperren. Sehr gut.

  • Burgweintinger

    |

    komisch, wie ruhig es in der Kommentatorenspalte ist…,
    man stelle sich nur vor ein Syrer hätte einen “Bio Deutschen” von der Brücke geschubst…,

  • Daniela

    |

    @ Burgweintinger
    18. April 2024 um 19:47 | #

    Jetzt lassen Sie uns doch erstmal das in Ruhe lesen und verarbeiten.

    Straftat muss geahndet werden. Straftäter laut GA während der Tat “eine manische Episode mit psychotischen Symptomen durchlebte und daher schuldunfähig war“ Auch künftig gehe von dem Täter ” die Gefahr erheblicher Straftaten ” aus.

    Zudem haben sich beim Täter Hinweise auf Ausländerfeindlichkeit und nationalsozialistischen Gedankengutes gefunden.

    Verdacht des versuchten Mordes mit ausländerfeindlichen Hintergrund.

    Ich weiß jetzt gerade nicht, worauf Sie mit Ihrem Kommentar hinaus wollen?

    Der Täter wird bestraft werden und sehr, sehr lange Zeit in der Psychiatrie bleiben.

    Und ich bin der Auffassung, dass jeder Täter bei gleicher Voraussetzung ( wenn es dies überhaupt gibt) durch die Strafverfolgungsbehörden und die Justiz verfolgt und bestraft wird. Oder was meinten Sie?

  • Andreas

    |

    @Daniela

    Nun tun Sie mal nicht so naiv!

    Burgweintinger hat völlig recht. Wenn ein Migrant einen Biodeutschen von der Steinernen geschmissen hätte, würde der braune Mob jetzt wieder toben.

  • Daniela

    |

    @Andreas
    19. April 2024 um 07:52 | #

    Ich weiß gerade nicht, wer bei Ihnen “der braune Mob” ist?

    Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell man Menschen in eine Ecke schieben kann. Vielleicht ist das Schweigen auch Betroffenheit, dass ein Mensch so schwer zu Schaden kam, weil ein Drogenabhängiger scheinbar im Rausch die Tat beging.

    Es kommen doch hier mehr Aspekte zusammen, geht es doch bei Täter und Opfer um Geschädigte einer sozial und human angegriffenen Gesellschaft. Warum sonst würden diese Diskussionen in unserer Gesellschaft sein?

    Den ” braunen Mop”, wie Sie es nennen, muss erst der Boden bereitet sein, um zugänglich dafür zu sein.

    Dem Opfer gute Besserung.

  • Günther Herzig

    |

    @Daniela
    19. April 2024 um 08:36 | #
    Sie bemühen sich verdienstvoll, mit der Aussicht, dass es verstanden wird?

  • Daniela

    |

    @Günther Herzig
    19. April 2024 um 09:18 | #

    Ich glaube, ich mühe mich vergeblich, zu vermitteln, dass konstruktive Diskussion/ Auseinandersetzung nicht funktioniert, wenn man in der Argumentation jedesmal gleich in die ‘Superlative der Beschimpfungen’ abtaucht.

    Irgendein weiser Kopf sagte einmal sinngemäß: Man muss die Menschen da abholen, wo sie stehen.

    An anderer Stelle hörte ich, jeder Mensch kann zum Täter, im schlimmsten Fall, zum Mörder werden, wenn die Voraussetzungen für die Tat, der Grundstein, die Radikalität und der Fanatismus, gelegt sind.

    Was dies bedeutet, darf an dieser Stelle jeder für sich herausfinden.

    In diesem Sinne Herr Herzig, einen angenehmen Tag und viele gute Gedanken.

  • tom lehner

    |

    Egal wer wen von der Brücke stößt. Es hätte nicht sein müssen und es tut mir für das Opfer leid.
    Das bei Erkrankungen aus diesem Formenkreis die persönliche Grundhaltung eine nicht unwesentliche Rolle spielt erklärt sich von selbst und ist schlimm genug. Die Brandstifter die das Gedankengut sähen reden sich ihr “Gewissen” rein und haben die Ausrede für “Spinner als Täter” nicht verantwortlich zu sein.
    Und das sind nicht nur die Köpfe von AfD, Freie Sachsen etc. sondern auch die Medien die diesen Hass transportieren. Das war früher schon so und hat sich leider bis heute nicht geändert.

    Dem Opfer hilft das aber alles nicht viel. Es braucht unsere Empathie und unsere Zuwendung.

  • Wolfgang Theine

    |

    Kommentar gelöscht. Bitte keine persönlichen Auseinandersetzungen.

  • Wolfgang Theine

    |

    @19. April 2024 um 15:03
    @ Daniela 19.April um 09:18 u. a.
    1. wer auch immer von der Redaktion meinen Post gelöscht hat, einverstanden. Ich bin offensichtlich in Gefahr, mich in persönlichen Debatten zu verzetteln, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte und in verschiedenen Posts auch beanstandet habe. Werde mich in dieser Hinsicht besser beobachten.
    2. Daniela, i c h habe Sie sehr wohl verstanden, wie wohl die meisten hier und habe daher kein Verständnis für den Angriff auf Sie. Mit Ihren drei Kommentaren bin ich bei Ihnen.

  • Mr. T.

    |

    Burgweintinger hat das schon richtig angeschnitten. Kaum ist der Täter ein deutscher Nazi und das Opfer nur ein Migrant, ist die Diskussion eine ganz andere. Auf einmal geht man auf mögliche mentale Probleme des Täters ein, pauschalisiert nicht mehr, hetzt nicht mehr, die Tat wird als bedauerlicher Einzelfall betrachtet usw.

  • Luck

    |

    Wenn es so wäre, wie Mr. T zu meinen glaubt, dass hier nur aufgrund spezieller Abstammungen Kommntare mit mehr Relativität (Psyche) gepostet wurden, hätten Formulierungen und Argumentstionen andrrs aufgebaut sein müssen.
    Aber wer in jedem Hund eine beißwütige Bestie sieht, kann oder will nicht anders.

    Zweifellos dürfte es Forenschreiber geben, welche aus eindeutig rassistischen Motiven sich ihre Geschichten so hindrehen, wie sie es gerade zu brauchen meinen.
    Daniela hat aber sicher kein solches Motiv gehabt, sondern sachlich das oben Geschriebene zu berücksichtigen versucht.
    Hier auch nur ansatzweise eine Unterstellung anzubringen, ist nicht nur intellektuell unausgereift, sondern auch charakterlich nicht von besonderer Güte.

    Eigentlich sollte es für jeden Grundgesetz-Befürworter klar sein, dass jeder Mensch erstmals unaufhebbare Grundrechte hat, welche nur durch die Tangierung der Grundrechte anderer eingeschränkt werden dürfen.
    Dann sind aber Abstammung, Geschlecht & Gender, Alter, politische Weltanschauung etc. erstmals nebensächlich.
    Und wer dies verinnerlicht hat, der versucht jeden Menschen erstmals dort abzuholen, wo sich dieser befindet und vielleicht in einem Loch steckt, was dieser noch gar nicht weiß, aber dessen körperliche oder geistige Bewegungsfreiheit einschränkt.
    Das bedeutet nicht, scharf und klar bei der Diskussion zu sein, aber es bedeutet, mit “materialistischem” Impetus alles wesentlich in die Sache Involvierte ausreichend zu berücksichtigen.
    Wahrscheinlich wird jetzt nicht Jeder oder Jede mit der Bedeutung “materialisch” das richtige anfangen können, weil man ja in der Schule dummen Unfug in Bezug auf dessen Definition gelernt haben mag.
    Materialismus bedeutet erkenntnistheoretisch nichts anderes, als eine Sache von deren eigenen Kategorien zu betrachten und nicht klischeehaft nach vorgefertigten Maßstäben. Solche Klischees können zwar helfen, erstmals eine Orientierung zu geben und müssen keineswegs zu anderen Ergebnissen als bei einer materialistischen Vorgehensweise führen. Aber dann müssen die Klischees passen und nicht das nebensächliche, sondern das entscheidende gemessen und relativierend betrachtet werden.
    Materialismus ist somit nicht das Gegenteil von Idealismus, sondern eine komplexere Vorgehensweise, welche immer offen für Revidierungen und damit Relativierungen und Verbesserungen ist.
    Das personifizierte intellektuelle Notstandsgebiet Popper scheint dies nicht so richtig umrissen zu haben und ein Großteil der sich als “Marxisten” Bezeichnender auch nicht. Dennoch und gerade deshalb werden von bestimmten Kreisen solche Menschen gerne als irgendwie “Heilige” mit unantastbarer Erkenntnisqualität verehrt.
    Und dann kommt der Ketzer Luck und kotzt sich aus…
    So was aber auch.
    Ich bin jetzt zwar etwas von Thema abgekommen.
    Aber diese Gedanken können zu einem allgemein tiefergehend Verständnis und Analysekompetenz beitragen.
    Deshalb konnte ich die mir nicht verkneifen.

  • Burgweintinger

    |

    Luck ich sehe nicht, dass Mr.T’s Kommentar auf Daniela’s Kommentar abzielt…

    Ich denke er stimmt mir nur zu, dass die Joeys, Schwans und Christians hier schon längst kommentiert hätten, wenn der Schubserer ein Tunesier gewesen wäre…

  • Daniela

    |

    @Burgweintinger
    21. April 2024 um 15:21 | #

    Ich glaube auch nicht, dass ich persönlich in eine Ecke abgeschoben werden sollte. Ich kann bis zu einem gewissen Grad auch verstehen, dass die ‘Stille’ in diesem Forum für Irritation sorgen könnte. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass gerade diese Straftat vielleicht bei dem einen oder anderen, mit echter Betroffenheit zur inneren Einkehr und zum Nachdenken führen könnte. Diese Zeit muss man jedem Mensch auch einräumen, auch um sich selbst reflektieren zu können.

    @Luck
    21. April 2024 um 09:54 | #

    Ich bedanke mich für Ihren weitreichende Exkurs in eine teilweise wirklich schwer verständliche Materie. Zu diesem tragischen Vorfall ist es wichtig, klar bei einer sachlichen Linie zu bleiben, so genau zu analysieren. Denn es besteht die Gefahr wieder ‘Fronten ‘ zu öffnen, die jedoch nicht zu gesellschaftlichen Zusammenhalt führen. Deshalb recht herzlichen Dank.

    Allgemein gebe ich zu bedenken, dass es unter jeglicher Form von Diktatur zu Menschen verachtenden Auswüchsen kam.
    Stalinismus, Nationalsozialismus um nur ein paar Einprägende zu nennen.
    Selbst unter der sogenannten ‘Diktatur des Proletariats’ (DDR) wurde denunziert, gefoltert, getötet …

    Achten wir das, was wir haben, ein starkes Grundgesetz, eine starke Demokratie und unsere Freiheit, insbesondere die Meinungsfreiheit, erhalten wir unsere Menschenrechte.

    Danke an die r-d-Redaktion, dass Sie diesen Gedankenaustausch zulassen.

  • Mr. T.

    |

    Burgweintinger hat das schon richtig erkannt. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand auch den psychosozialen Hintergrund eines Täters ins Spiel bringt. Auch nicht, wenn es ein Nazi war. Ich werde auch niemanden “in eine Stecke stellen”, wenn die ohrenbetäubende Stille anderer mit “echter Betroffenheit, innerer Einkehr und Nachdenken” begründet wird. In bestimmte Ecken stellen sich eh alle selber.
    Aber es ist natürlich schon auffällig: Wenn der Täter Nazi ist und das Opfer Migrant, hat auf einmal niemand Angst, alleine irgendwo hin zu gehen, die allgemeine Verschlechterung der Sicherheitslage wird nicht beklagt, das Opfer wird nicht bedauert, der Täter wird nicht mit massivsten Sanktionsforderungen überzogen. All das, was zuletzt hier passiert ist, als es über Straftaten, auch nicht stattgefundene, Straftaten von Migranten ging. Trotz “echter Betroffenheit”.

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drin