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Galgenberg: Grün weicht Beton

galgenberg

Der kleine Urwald bei der ehemaligen Brauereivilla am Galgenberg ist Geschichte. Bereits Anfang Februar war ein Bauantrag der Lambert Wohnbau GmbH, dort ein Studentenwohnheim zu errichten, vom Planungsausschuss des Stadtrats genehmigt worden. Jetzt wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Der gesamte Baumbestand ist weg. Um wie viele und welche Bäume es sich gehandelt hat, war dem Stadtrat nicht im Detail erläutert worden.

In dem Studentenwohnungen sollen insgesamt 164 Betten und Gemeinschaftseinrichtungen untergebracht werden. Daneben entsteht eine Tiefgarage mit 84 Stellplätzen. Der wuchtige Baukörper (unten im Bild) zeichnet sich laut Stadtverwaltung durch eine „aufgelöste Baustruktur“ aus, die sowohl die „großformatigen Gebäude im Süden und Norden“ als auch die kleinteiligere Wohnbebauung im Westen einbinde.

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Bei der Planungsausschusssitzung Anfang Februar gab es dazu freilich auch andere Sichtweisen. Stadträtin Irmgard Freihofer (Linke) übte scharfe Kritik an Volumen und Fassadengestaltung des Gebäudes. Günther Riepl (Freie Wähler) hatte dem Vorhaben unter „ästhetischen Bauchschmerzen“ zugestimmt. Zum wiederholten Mal hatte Oberbürgermeister Hans Schaidinger den Stadträten in diesem Zusammenhang erläutert, dass sie „für Ästhetik nicht zuständig“ seien. „Dieses Thema hat im Stadtrat nichts verloren.“ Die Genehmigung wurde übrigens einstimmig erteilt. Verwaltungschef Hans Schaidinger zufolge gibt es für Stadträte bei – von der Verwaltung abgesegneten – Bauanträgen keinen Entscheidungsspielraum. Sie müssen abnicken.

Nun ist die Umsetzung des Bauvorhabens in vollem Gange. Das Gebäude rückt im Gegensatz zum jetzt abgeholzten Park um 20 Meter Richtung Osten. Damit will sich die Stadtverwaltung die Option offen halten, die Galgenbergstraße breiter auszubauen. Für den abgeholzten Baumbestand soll es der Verwaltungsvorlage zufolge Ersatzpflanzungen im südlichen Areal des Geländes geben. Diese Fläche reicht allerdings nicht, um den jetzt zerstörten Baumbestand unterzubringen. Es wird nach „Ausgleichsflächen im näheren Umfeld“ Ausschau gehalten.

Ein Gutachten für das gesamte Areal hatte im Vorfeld das Vorkommen von Fledermäusen (Abendsegler, Kleine Bartfledermaus, Zwergfledermaus, Braunes Langohr) in den nun verschwundenen Baumhöhlen nicht ausschließen können. Wie die Stadtverwaltung ausführt, habe „dieser relativ kleine Lebensraum“ dem Gutachten zufolge aber „keine essentielle Funktion“ besessen.

Die ehemalige Brauereivilla wird zum Bürogebäude umfunktioniert.

plan-galgenberg

Foto oben: Tom Oberberger
Plan: Stadt Regensburg

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Kommentare (21)

  • Postpischil

    |

    Liebe Regensburger Verantwortliche…

    Lang habt Ihr ja darauf hingearbeitet, saniert, entkernt, gebaut, gestritten und dilletantisch immer wieder Prestigeprojekte begonnen –

    und mittlerweile habt Ihr es geschafft –

    daß mein Regensburg nicht mehr liebenswert und gemütlich ist.

    Dann werdet glücklich damit –

    mit Euerer mit der Zeit gehenden, modernen, schnellen, hippen, touristenorientierten, autogerechten, disneykulissenartigen, münchnerpreisigen, so toll wachsenden Stadt –

    ich zieh´ weg.

    Dorthin wo ich noch “Mensch sein will und kann”.

  • Joachim Datko

    |

    Meiner Meinung nach ist es traurig, wie Regensburg zugebaut wird.

    Wir sollten uns gegen den Bau einer Stadthalle am Ernst-Reuter-Platz wehren, bevor auch dort die Baumaschinen anrücken.

  • karl

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    Postpischil nimmt doch den Datko gleich mit, dem gefällt´s hier doch auch nicht.

    Dann sind wir seine nervigen Kommentare auch endlich los.

  • Querleser

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    @karl

    mindestens so nervig wie datko ist dein ewiges gemosere gegen ihn und andere hier im forum

    zum thema: unsere ob ist eben ein mann der wirtschaft. vor allem der bauwirtschaft. deshalb schaut nicht nur der galgenberg bald aus wie ein versuchsfeld für unfähige architekten. in seiner letzten amtszeit wird es schaidinger sicher noch schaffen, weitere grüne flecken für ein par spezln baureif zu bekommen. hansi, hau endlich ab!

  • Postpischil

    |

    Halo “Karl” –

    Na, wer schreibt denn hier unqualifiziert und möglicherweise nervig?

    Drolliger Zeitgenosse. – Rentner?

  • Ratisbonicus

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    Als der “Balkon von Regensburg” wurde der Galgenberg einmal bezeichnet!
    Wenn ein einfacher Privatmensch an seinem historischen Haus einen billigen Betonbalkon anbringen würde und diesen mit Blastikblumen bestücke, so hätte er sicher das Denkmalamt und sämmtliche Baubehörden am Hals.
    Für die hansiatischen Zementsäcke des OB’s gelten solche Regeln natürlich nicht. Den OB stört es wohl nicht, der kann sich ja mit seiner Kohle in fünf Jahren in schönere Gefielde absetzen.

  • akoako

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    Das macht schon Sinn, wenn d
    “Wahrhaft Grösseres” vorhat:
    Man nehme einen Stadtplan und einen Stift.
    Beginne an der BAB-Ausfahrt 100a “Regensburg Universität” (wohl bald “Regensburg Stadion”?).
    Folge nordwärts der (bald vierspurigen, weil wie beschrieben, flaschenhalsbefreiten) Galgenbergstrasse mit ca. 100 dringendst notwendigen Studentenheimen, am (bald zu bauenden) Regensburg Superhotel vorbei (selbstverständlich einen Meter höher als Dom und St. Emmeram; wär ja noch schöner) , der Dr.M.Lutherstr., Kolpingstr., überquere die Eiserne Brücke alles 4-spurig ausführbar, (wird halt mal schnell was abgerissen),
    nehme dann gefällige Donauüberquerungen (“Osttrasse”, Bayerwaldbrücke),
    Bayerwaldstrasse, am Auerbräu vorbei gradaus direkt am westl. Regenufer entlang ,
    wohin???
    genau: zum Lappersdorfer Kreisel mit Regenbrücke.
    So macht das Sinn
    Im Ergebnis:
    Noch kürzere Regensburgdurchquerung, bei der Planung die wenigsten renitenten Bürger am Start, direkteste Rennstrecke zu den Mega-Konsumtempeln in der Altstadt, u.a. Obermünst, zum “Hotel”, Dolle Fremdenverkehrstrecke (See Regensburg in 10 minutes, drollige Einheimische included, See the SuperMayor`s Städtebau-Highlights; See what Regensburg alles xyz). Und das Stadion nicht vergessen, natürlich, wenn die 14täglich 100tsd Zuschauer dort hin wollen, die müssen ja auf kürzestem Weg dorthin. Den Dom kann man auch mal kurz sehen (Kurz aussteigen, only making panorama-pictures), wobei man den Dom eigentlich weglassen und durch einen Pappkameraden ersetzen könnte, ob der meisterhaften neuzeitlichen städtebaulichen Sehenswürdigkeiten.
    Nach belieben ergänzen.

    Fiktion?

    Freie Fahrt für Freie Bürger! Immer geradeaus! Fortschritt! Fortschritt “Von Lebensqualtät kann ma nix kaufen, von Steuereinnahmen schon…”
    Bauen, bauen, bauen…bis nix Grünes und/oder Ästhetisches mehr da is, kann man sich doch im Katalog anschauen. Bis der Geruch des Provinzkaffs verflogen ist, und jeder sieht: mia san mia. Regensburg, die Weltstadt, die bald Paris und London in den Schatten stellt.
    Und welcher geniale Macher wird diese Fiktion “gemacht” haben?

    Vor mir liegt der Stadtplan und meine Katze Rosalie tippt vorwurfsvoll drauf und -ja, fast hätt ichs übersehen- da gibts ja noch die Donau und den Regen, die man überbauen könnte…Autobahn oder Appartmentsiedlungen…Lasst uns doch gleich …Aber, das is doch blöd, das geht doch nicht!?
    A geh, a bisserl was geht allerweil, in Regensburg sowieso, meint Rosalie.Lass uns doch mal eine Planung raushauen….Oder haben wir nicht so was schon im Keller?

  • Veits M.

    |

    @ akoako

    Gute Analyse.

    Wenn man sie um die Annahme ergänzt, dass das Bestreben des Stadtoberhaupts – für die schrumpfende Restlaufzeit seines Regimes – allein und ausschließlich darin besteht, BAUEN ZU LASSEN – was und wo auch immer – dann erklärt sich Manches von alleine, wird nachvollziehbar.

    Zu hoffen bliebe, dass – über die aktuell praktizierten WIDERSTÄNDE hinaus – der GALGENBERG seinem Name alle Ehre bereite möge, natürlich modern interpretiert für das 21. Jahrhundert.

    Der Name GALGENBERG geht zurück auf das Hochgericht der Reichsstadt, das sich hier befand. Der Galgen wurde 1803 abgerissen.
    (Wikipedia)

  • Ratisbonicus

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    @veits m.

    …der Galgen stand sogar auf dem Gelände, auf dem jetzt gebaut wird.
    Sozusagend, da ja für Studenten gebaut wird, – “Blutiger Grund für blutige Anfänger”! Leider muss dafür wieder einmal Regensburg am meisten bluten. Wieviel (und ob?!) der Bauträger, und vorallem an wen, bluten musste um eine problemlose Baugenemigung zu erhalten, wird leider ein Geheimniss bleiben.

  • mündiger bürger

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    Was noch dazukommt, die ehemalige Kaserne steht leer. Es wäre ja kein größeres Problem dieses Gelände umzufunktionieren und dort Wohnungen für Studenten anzubieten. Wurde doch auch schon mal diskutiert und wohl schnell verworfen. Da wird wohl die Rendite nicht so groß sein, wie bei einem Neubau mit 1 Zimmerappartements.
    Das “System” Schaidinger steht einfach für undemokratisch, ignorant, selbstgefällig, neurotisch und spezlwirtschaft, manche sagen auch korrupt dazu.

  • baumann

    |

    hallo an alle.
    Wer sich über Baugenehmigungen aufregt sollte mal die Baurechtsgesetze lesen.
    In vielen Fällen kann die Stadt – leider – nicht anders als Bauanträgen zu entsprechen.

    Das dürfte auch hier so gewesen sein. Das Grundstück ist erschlossen, der Baumbestand steht nicht unter Naturschutz und die Umgebung ist in ähnlicher Weise bebaut, also ein klassischer Fall in dem der Stadt die Hände weitgehend gebunden sind.

    Und jetzt mal ehrlich wenn einem von uns dieses Grundstück gehören würde, wir würden auch nicht anders handeln und uns um eine entsprechende Baugenehmigung bemühen.

    Also schraubt die Empörung – in diesem Fall – auf das objektiv richtige Maß zurück.

  • Klaus Wörle

    |

    Wie man den obigen Aufrissen entnehmen kann, liegt der fragliche neue Baukörper südlich der Brauereivilla (also zwischen Villa und Finanzamt). Das Foto ganz oben zeigt aber das Gelände nördlich der Villa. Auch da wurde der Baumbestand abgeholzt. Die Frage ist also: Was passiert mit dem Gelände zwischen Villa und Haydnstraße?

  • akoako

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    Die ehemalige Kaserne: vielleicht eh schon “verplant”?
    Wer darf sich im übrigen das bald zur Verfügung stehende Jahnstadion-Gelände unter den Nagel reissen? Eine wahre Perle, was die Lage angeht.
    In einer Stadt, der allmählich der Platz ausgeht, sind Grundstücke bald mit Gold aufzuwiegen.
    Kann jemand hierzu etwas beitragen?

    Im übrigen @ baumann: es wird Sie sicher überraschen, dass es in dieser weitgehend ruhig gestellten Regensburger Zivilgesellschaft Leute gibt, die die Gestaltungskraft und -fähigkeit von Stadträten und Verwaltungsbeamten in Frage stellt und einmischt. Dass man das in Regensburg gar nicht leiden mag…

  • baumann

    |

    zu akoako

    die Gestaltungkraft der Stadtrats im Baurecht ist leider in vielen Fällen sehr begrenzt, wenn du dich mal mit den baurechtlichen Vorschriften befassen würdest müßtetst du mir zustimmen.

    Um nicht falsch verstaden zu werden vieles von dem was da im Innenbereich – und ein solcher ist hier inmitten der Bebauung gegeben -genehmeigt werden muss treibt auch mir die Zornesröte ins Gesicht. Aber dafür sind der Bundes bzw. Landesgesetzgeber verantwortlich.

    Eine Baugenehmigung ist ohne wenn und aber zu erteilen, wenn das Verfahren baurechtlich zulässig ist, da kann sich selbst der sonst so eigensinnige OB samt Stadtrat und Verwaltung auf den Kopf stellen.
    Zulässig und somit nach bayerischem Baurecht zwingend zu genehmigen ist das Vorhaben am Galgenberg, wenn es sich “Nach Art und Maß der baulichen Nutzung” in die Umgebung einfügt und dass war wohl so der Fall hinsichtlich Bauhöhe, Grundflächenzahl und Geschossflächenzahl.

    Zum Grundstück des alten Jahnstadions kann man sich ja leicht ausrechnen was das kosten wird, es gibt ein öffentliches Bodenrichtwertverzeichnis bei der Stadt, da steht drinn, was ein Grundsück in der Lage kostet. Um sich das Grundstück “unter den Nagel zu reissen” muß man sicherlich eine sehr große Brieftasche für den Kaufpreis bei der Stadt abliefern.
    Es gibt in Regensburg sicherlich andere Grundstücke die eine höhere Rendite für den Bauträger abwerfen können als diese Stadion-Grundstück im Schatten der Brauerei Bischofshof.

  • akoako

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    vergessen wurde das geplante Büro- und Geschäftsgebäude Regerstraße 4, ebenfalls Lambert, gesehen bei: Expose von Lambert Holding|Gewerbebauten (vom 19.01.2009) dazu im Internet an.

  • schwarzmeertanker

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    Eigentlich dachte ich, dass nur Mafiosi und Amokläufer mit Kettensäge und Beton in ihrer Umgebung wirken…

  • victor lustig

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    Das Gesicht Regensburgs verändert sich.

    Vor wenigen Jahren war es noch eine bezaubernde Provinzschönheit voll Charme.

    Heute erscheint meine geliebte Stadt immer öfter als aufgedonnerte Provinztussi. Grell geschminkt, billig aufgedonnert und viel zu laut.

    Die Einzigartigkeit ist verblasst.

    Meine Geliebte hat sich den phantasielosen Geschäftemachern an den Hals geworfen.

    Und die formen sie nun nach Ihrem Bilde.

  • akoako

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    @ victor lustig am 12. Mrz 2009, 08:18 Uhr

    Absolut richtig!

  • Theodor Rieh

    |

    schwarzmeertanker schrieb: “Eigentlich dachte ich, dass nur Mafiosi und Amokläufer mit Kettensäge und Beton in ihrer Umgebung wirken…”

    Mit solchen Vergleichen zwischen Politik und Mafia sollte man vorsichtig sein, sie sind ehrenrührig. Der Kabarettist Mathias Beltz hat mal gesagt: “Es gibt ja Leute, die sagen, unsere Politiker, das sind alles Verbrecher. Das ist natürlich Unsinn. Das wirklich organisierte Verbrechen, das arbeitet auf höherem Niveau. Da werden Menschen auch mal zur Verantwortung gezogen.”

  • weber

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    @baumann
    Ich glaube, dein Dilemma zu verstehen. Die Herausstellung der Bauhöhe ist durch das BVerwG bestätigt. Bleibt 1 Frage:
    Ob ein Vorhaben im Innenbereich sich in die Umgebung einfügt, regelt ja weniger bayerisches Baurecht als (übergeordnetes) Bundesrecht, nämlich §34 des BauGB. Dabei sind Grundflächenzahl und Geschossflächenzahl eher nicht heranzuziehen, weil beide sich auf die (unsichtbaren) rechtlichen Grundstücksgrößen beziehen. „Einfügen“ wird auch in einer Umgebung mit sehr gegensätzlichen Grundstücksgrößen gefordert und verbietet dort geradezu analog gegensätzliche Baugrößen. Auf rel. kleinem städtischen Restgrundstück mit wenig “Tiefe” von der Straßenfront her fügt sich eher ein Bau ein, der übergroße Grundflächenzahl und Geschossflächenzahl hätte. Das ist für Laien fast schon “logisch” und für das BVerwG ständige Rechtsprechung. Hat sich das jüngst geändert?

  • rosenthal

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    @galgenberger
    Wie Ihr Berg, so Ihr Humor: Am rechten Platz – Galgenhumor

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drin