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CSU: „Operation Gideons Schwert liegt voll im Plan“

„Es gibt wichtigere Dinge“, sagt Christian Schlegl nur, wenn man ihn nach den Mehrheitsverhältnissen in der Regensburger CSU fragt. „Mich länger damit zu beschäftigen, wäre Zeitverschwendung. Ich will Politik machen.“ Es ist eine Aussage, die man so oder so ähnlich schon öfter von ihm gehört hat. Was will er auch sonst sagen. Zwar wurde Schlegl am Montag als Fraktionschef einstimmig wiedergewählt („Es waren 15 von 18 Fraktionsmitgliedern anwesend“, heißt es knapp in der flankierenden Pressemitteilung.), zeitgleich konnte das „Rieger-Lager“ um den Regensburger CSU-Chef Armin Gugau und MdL Franz Rieger seine – ohnehin schon absehbare Mehrheit innerhalb der Partei am selben Tag amtlich besiegeln. Der bislang auf Schlegls Seite stehende Ortsverband Süd-Ost fiel am Montag an das Rieger-Lager. Der bisherige Vorsitzende Walter Arneth (Schlegl-Lager) trat „aus beruflichen Gründen“ nicht mehr an. Peter Hinz (Rieger-Lager) konnte sich bei der anschließenden Kampfabstimmung mit 34 von 50 Stimmen gegen Rudolf Winkler (Schlegl-Lager) durchsetzen.
Bittere Nachricht für das Schlegl-Lager: Der Ortsverein Süd-Ost ist am Montag an das Rieger-Lager gefallen. Im Bild: MdL Franz Rieger, Stadtrat Hans Renter, der neue Ortsvorsitzende Peter Hinz und Parteichef Armin Gugau. Foto: pm

Damit spielt es keine Rolle mehr, wie die noch verbliebenen letzten zwei der insgesamt 17 Ortsvereinswahlen am heutigen Dienstag ausgehen: Die Mehrheit der Delegierten zur Aufstellung der Stadtratsliste – es dürften mehr als zwei Drittel sein – hat das Rieger-Lager schon jetzt in der Tasche.

„Schweinerei“ in der Konradsiedlung

Dass die Delegierten-Stimmen ohnehin wichtiger sind, als irgendwelche Pöstchen in den Ortsvorständen zeigt die Tatsache, dass bei den Neuwahlen im Ortsverein Konradsiedlung (mehrheitlich Rieger-Lager) vergangenen Donnerstag Stadtrat Rudolf Eberwein (Schlegl-Lager) nicht mehr als Delegierter aufgestellt wurde, daraufhin sauer auch seinen Beisitzer-Posten im Ortsvorstand hin schmiss und sich in der Mittelbayerischen Zeitung bitter über diese „Schweinerei“ beschwerte. Das ist aber allenfalls ein kurzes Aufflackern der früher noch so heftig geführten parteiinternen Auseinandersetzungen: Der Machtkampf ist vorläufig entschieden. Im Mai wählen die Delegierten die Kreisvorstandschaft neu. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die dort noch verbliebenen Anhänger des Schlegl-Lagers, darunter Christian Schlegl selbst, aber auch Ex-Bürgermeisterin Petra Betz oder Stadtrat Erich Tahedl, der neuen Vorstandschaft nicht mehr angehören dürften.

„Betroffenheit“ beim CSU-Chef

Parteichef Armin Gugau (Rieger-Lager) spricht ungeachtet dessen davon, dass „niemand ausgeschlossen“ werde, das gelte, „selbst wenn mir das einige nicht glauben werden“, auch für Christian Schlegl (Schlegl-Lager). Manche müssten einfach nur „ihre Oppositionshaltung in der Öffentlichkeit aufgeben“. Ansonsten gibt Gugau den ernsten Parteichef: „So schön große Mehrheiten sind – einige Auseinandersetzungen unter Parteifreunden machen mich betroffen.“ Schlegl gibt sich dagegen „vollkommen entspannt“. Politik in der Stadt mache einzig und allein die Stadtratsfraktion. Wenn der CSU-Kreisvorstand und die momentane Mehrheit glaube, bei den kommenden Neuwahlen und bei der Aufstellung der Stadtratsliste die Fraktion nicht integrieren und „die Stadträte mit ihren hohen Popularitätswerten“ ausklammern zu müssen, dann sei das deren Sache. „Mit einem Hans Renter (Rieger-Lager, einer der Stimmenkönige bei der letzten Kommunalwahl) allein kann man keine Wahlen gewinnen“, so Schlegl.

Rachepläne beim einen oder anderen

Während Schlegl also daran glaubt, dass der Kreisvorstand aus wahltaktischen Gründen auf Mitglieder der Fraktion zurückgreifen wird und Gugau ungeachtet aller „Umstrukturierungsmaßnahmen“ in diesem Kreisvorstand verkündet, dass niemand ausgegrenzt werde, gibt es aber auch andere Stimmen. Und die hören sich martialisch an. All jene, die 2007 an den Rechtslastigkeits-Vorwürfen gegen den damals abgesägten Thomas Fürst beteiligt gewesen seien, würden nun „nach und nach politisch ausgeschaltet“, meint ein Insider aus dem Führungszirkel der CSU (vermutlich Rieger-Lager). Und hier liege man „voll im Plan“. Er bezeichnet diesen Plan – in Anlehnung an den Einsatz der israelischen Armee gegen die Planer, Helfer und Auftraggeber des Olympia-Attentats von 1972 – als „Operation Gideons Schwert“. Wohl wahr, manche Auseinandersetzungen unter Parteifreunden können betroffen machen.
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Kommentare (11)

  • Joachim Datko

    |

    Das war schon 2009 abzusehen:
    Siehe: http://www.regensburg-digital.de/lieber-gottlos-als-christsozial/07052009/

    Joachim Datko
    8. Mai 2009 um 7:31 Uhr
    “Dem “Parteinachwuchs” kann ich nur raten, sich dem neuen “Leitwolf” Herrn Dr. Rieger unterzuordnen. Herr Schaidinger ist meiner Ansicht nach nicht mehr in der Lage seine politischen Mitläufer mit Posten zu belohnen. Wer nicht rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkennt, hat das Nachsehen.”

  • Geister

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    Der Kommentar wurde auf Wunsch des Verfassers gelöscht.

  • kirchen-was ist das??

    |

    Zum Thema Niemand wird ausgeschlossen,wie der Herr Dorfschullehrer sagt,muss ich wirklich lachen,der kennt ja nicht mal die Grundregeln der Höflichkeit,was man einem Kind als erstes beibringt,”Grüß Gott” zu sagen und dann vor die Presse treten und lügen.
    Übrigen wird auch das Rieger Lager,oder vielmehr die Mitläufer,das sich wohl schon in Sicherheit wähnt, noch gedulden müssen,denn die Pöstchen,die allen versprochen wurden, können erst in 2 Jahren vergeben werden,da müssen Sie wohl alle noch warten.

  • Staufenschenk Henning

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    @ kirchen-was ist das??:
    Sie kennen offenbar die Grundregeln der deutschen Rechtschreibung und Grammatik nicht. Vielleicht sollten Sie sich bei einem VHS-Kurs “Deutsche Sprache” anmelden, bevor Sie hier über einen “Dorfschullehrer” lästern.
    Im Übrigen bin auch ich der Auffassung, dass man bei einigen mit Ausgrenzung nicht sparen sollte :D

  • Passiver Mitleser

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    Herr Christian Schlegl zieht eine falsche Schlußfolgerung. Der Kreisvorstand wird meines Erachtens die Kandidatenliste der CSU für den Stadtrat überarbeiten. Und es werden auch schon aktive Stadträte auf der Liste sein, wie Herr Rieger, Herr Gugau, Herr Renter. Dies liegt vor allem daran, dass es innerhalb der CSU (Rieger-, wie Schlegl-Lager) genügend Personen gibt, die Stadtrat werden wollen. An Nachfolgern und politischen Aufsteigern wird es nicht mangeln, im Gegenteil. Und diese Personen werden sich im kommunalen Wahlkampf sehr stark engagieren. Der Wähler wählt CSU und nicht Alt-Stadträte auf einer alternativen Liste , welche nicht aus ihren Ämtern weichen wollen, obwohl sie satzungsgemäß korrekt nicht mehr aufgestellt worden sind, da sie nicht mehr die Mehrheit innerhalb der CSU haben.

    Die Regensburger Bürger können froh sein, dass sich solch ein Machtkampf nur innerhalb der CSU abspielt. Im antiken Rom war es ab 133 vor Christus so weit, dass politische Machtkämpfe von den Anhängern der jeweiligen Lagern auf den Straßen ausgetragen wurde. Aber Regensburg ist nicht das antike Rom.

  • kirchen-was ist das??

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    bin ich froh,das es solche Oberschlauberger wie sie einer sind gibt,sonst würde ich nicht wissen,wenn jemand über Nichtausgrenzung spricht,er Ausgrenzung meint.Danke für die Aufklärung.

  • Stammwähler

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    Danke für die klaren Worte. Ich denke nicht, dass die Wähler in Regensburg so dumm sind, CSU nur wegen des Namens zu wählen. Wer seit vier Jahren überall erzählt, dass die CSU nur Mist macht und das schon seit zig Jahren, kann nicht ernsthaft annehmen, dass dieselben Leute, die bisher CSU gewählt haben, das künftig auch noch tun.
    Die Kommunalwahl ist eine Persönlichkeitswahl. Da hilft der eroberte Parteiname sicherlich bei manchen Stammwählern, die nicht genau hinsehen. Das allein wird aber nicht reichen.
    Wie der aktive Nachwuchs der CSU aussehen wird, sieht man auf dem Foto. Der neue Ortsvorsitzende dürfte wohl ca. 60 Jahre alt sein. Der Vorgänger war unter 40. Das ist also mit Generationenwechsel gemeint…

  • dasdarfsallesnichtgeben

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    Man kann es nicht treffender ausdrücken als es der CSUler getan hat der das Wort “Gideon” in den Mund nahm. Vermutlich war ihm die Pointe die sich aus diesem Begriff ableiten läßt gar nicht bewußt.

    Aus wikipedia:

    “Gideon (גדעון, hebr. „Hacker, Holzfäller, Zerstörer“ ) ”

    Die CSUler führen sich untereinander auf wie die Axt im Wald (=Holzfäller) und der Begriff “Zerstörer” ist auch nicht unpassend mit Blick auf allgemein demokratische Gepflogenheiten, die man durch bestimmtes Verhalten innerhalb der CSU-Regensburg zerstört.

    In der Regensburger CSU gibt es auf allen Seiten Zerstörer, die die Axt in Holzfällermanier gegen Parteifreunde schwingen (bildlich gesprochen). Es gibt viele “Gideons”.

    Weiter so – Nach der nächsten Wahl können dann beide Lager ,wenn sie alles kurz und klein geschlagen haben, die zu Kleinholz verarbeitete demokratische Kultur in der selbsternannten bayerischen Staatspartei CSU (Ableger Regensburg) bestaunen.

  • CSU-Mitglied

    |

    Nur zur Berichtigung, das damalige Dokument, welches in einer Presseveranstaltung unter dem Titel
    “Rechte Umtriebe in der Regensburger CSU, Parteischädigendes Verhalten” 2007 vorgestellt wurde,

    wurde von folgenden Damen und Herren verfasst:

    Frau Astrid Freudenstein
    Herr Walter Arneth
    Herr Dr. Bernhard Mitko
    Herr Thomas Röhrl
    Herr Christian Schlegl
    Herr Armin Zimmermann
    Herr Josef Zimmermann

    Die Anschuldigungen richtete sich nicht ausschließlich gegen Herrn Dr. Thomas Fürst, sondern gegen weitere CSU Mitglieder, z.B. Herrn Dr. Kollmer, Herrn Michael Lehner, Herrn Andre Schreiber
    Herrn Martin Roloff und weitere.

  • SPD-Mitglied

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    Da wird auch künftig ‘”die Katz’ auf den alten Pfoten hüpfen”, nur die Namen der Akteure haben
    sich geändert.

  • Ein doppelter Rudolf, kein OB-Kandidat | Regensburg Digital

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    […] Rache für die „Rechtslastigkeits-Affäre“ ist hier angesagt. Rache für Thomas Fürst, Gero Kollmer und die Tatsache, dass das „Schaidinger-Lager“ 2008 aus Machtgründen und mit Nazi-Vorwürfen an den Stühlen bis dahin durchaus anerkannter und in ihrem Charakter und ihrer Vergangenheit durchaus bekannter CSUler gesägt hat (ein Hintergrundbericht dazu aus dem Jahr 2007, zu Beginn der Auseinandersetzungen), die vermutlich andere Ambitionen hatten, als in Folge der Vorwürfe als Rechtsaußen-Schmuddelkinder durch die Presse, Funk und Fernsehen zu geistern. […]

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drin