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Auf Nachfrage der Grünen

„Akt der Hilflosigkeit“: OB rechtfertigt Bank-Abbau von Regensburgs Luxusklo

Gertrud Maltz-Schwarzfischer räumt beim städtischen Vorgehen an der Toilette am Schwanenplatz auch Fehler ein und übt kaum versteckte Kritik am Sozialreferat.

Nicht nur Tauben haben ab sofort im Wartebereich der Regensbnurger Luxustoilette das Nachsehen. Foto: as

Die Debatte um das Entfernen der Sitzbank von Regensburgs teuerstem Toilettenhäuschen soll Konsequenzen innerhalb der Stadtverwaltung haben. Das ließ Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer bei der Sitzung des Planungsausschusses vergangene Woche durchblicken. Gleichzeitig übt die OB auch Kritik am CSU-geführten Sozialreferat.

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Wie zunächst exklusiv von regensburg-digital berichtet, hatte das Amt für Hochbau die Bank Ende August aus der Wartehalle für Bustouristen entfernt. Diese sei als „Schlafmöglichkeit und Pausenplatz von Obdachlosen“ sowie als „Stützpunkt zur Fütterung von Tauben“ genutzt worden. Das habe für Verschmutzung und weitere Probleme gesorgt, hieß es zur Begründung (hier nachzulesen). Dem folgte eine Welle von Kritik, auf deren Höhepunkt unbekannte Aktivistinnen ein aus Paletten gebautes Bett inklusive Matratze und Bettzeug in dem 900.000-Euro-Gebäude aufstellten.

OB: „Ämter wussten sich nicht anders zu helfen“

Auf Nachfrage von Grünen-Stadträtin Maria Simon zum Vorgehen am Schwanenplatz, das „kein gutes Licht auf die Stadt“ werfe, räumt die Oberbürgermeisterin nun ein: „Das war tatsächlich ein Akt der Hilflosigkeit der beteiligten Ämter.“ Die Stadt habe ganz grundsätzlich ein steigendes Problem mit Vandalismus in öffentlichen Toiletten. Zum Teil würden sich die Reinigungsfirmen bereits weigern, dort weiter tätig zu sein.

Dieses Probleme bestehe auch beim Schwanenplatz-Klo. Dort habe sich „aus einer völlig tolerablen Situation“ etwas entwickelt, bei dem sich die beteiligten Ämter nicht mehr anders zu helfen gewusst hätten, als die Bank zu entfernen.

„Ich bin gegen das Verdrängen von Obdachlosen, aber…“

Eine ältere Frau habe dort regelmäßig übernachtet. Tagsüber sei deren Schlafsack ordentlich zusammengerollt hinter dem Gebäude platziert gewesen. „Dagegen muss man nicht vorgehen“, so die OB. Es gebe nun einmal Menschen, die keine Hilfsangebote annehmen wollten. Und so sei das, das erfuhr die Stadt auf nachträgliche Nachfrage bei DrugStop und Caritas, auch bei der betroffenen Frau.

Wenn es aber dann zu Streitereien zwischen Obdachlosen um diesen Schlafplatz komme, wenn Tauben angefüttert würden und Menschen, die zur Toilette gehen wollten, belästigt würden, dann müsse man etwas unternehmen, so Maltz-Schwarzfischer. „Ich bin gegen das Verdrängen von Obdachlosen aus dem öffentlichen Raum, aber auch dagegen, dass Obdachlose andere Menschen verdrängen, die ein berechtigtes Interesse haben.“

„Es gibt ein Sozialreferat, die das wissen und die dort hätten tätig werden können.“

Die Angelegenheit werde selbstverständlich in der Verwaltung „nachbearbeitet“, etwa indem man die zuständigen Ämter (Hochbau und Gebäudeservice) darauf hinweise, dass es auch Streetwork gebe, an die man sich wenden könne. Und eben auch ein Sozialreferat, „die das wissen und die dort auch mal hätten tätig werden können“. Das sei nicht passiert, konstatiert die Oberbürgermeisterin in Richtung von Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein. „Aber das wird in Zukunft passieren.“

Freudenstein selbst erklärte letzte Woche gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung, dass man von Abbau der Bank nichts gewusst, sondern das aus den Medien erfahren habe.

Sitzmöglichkeiten soll es in der Wartehalle beim Klohäuschen wieder geben, verspricht die OB. Welche, das werde noch geprüft.

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Kommentare (13)

  • Friedhelm

    |

    Ohne die lange Bank ist das Luxusklo architektonisch top.

  • Peter Kollross

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    Mein Vorschlag: Bank wieder montieren – man kann ja Fehler wieder rückgängig machen, oder?

  • Gscheidhaferl

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    So eine Überraschung: Der Einen ist im Nachhinein aufgegangen, dass wer anders den Fehler gemacht hat. Und die Andere hat nichts gewusst. Passt irgendwie zu den Großkoalitionärinnen.

  • Stunkfrau Maria

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    Auf welche Hilfsangebote denn die Stadt/das Sozialreferat dann verwiesen hätte..? Meines Wissens gibt es in dieser Stadt keine Unterkunft für obdachlose Frauen… Meines Wissens sind in der jetzigen Unterkunft nur ein paar Betten und die Zimmer zudem nicht absperrbar. Oder gibt es schon sichere Schlafplätze für Frauen mittlerweile..?

  • Jakob Friedl

    |

    Zusätzlich zu einer bequemen Bank und Austausch mit Streetworkern sollte es auch eine intensive und soziale Dachbegrünung auf dem Service-Gebäude-Schwanenplatz geben!

    …schließlich ist das Gebäude schon jetzt eines der wenigen Beispiele, die das Amt für Gebäudeservice für bereits umgesetzte Fassadenbegrünung vorweisen kann. Diese freilich ist wie so vieles noch unvollendet: https://ribisl.org/dachbegruenung-service-gebaeude-schwanenplatz/

    Gebt das Dach frei! Ein Duftgarten über dem Klo als Betätigungsfeld für Kunst, Kommunikation und partizipative Care-Arbeit mit Schlüssel zu Putzstube und Technikraum könnte förderlich sein um das teure Servicegebäude am Schwanenplatz besser sozial und kulturell in den Stadtraum zu integrieren. Eine soziale Skulptur könnte auf vielen Ebenen positive Synergieeffekte u.a. für den Platz entwickeln. Durch permanente Gestaltung ließe sich erwartbar Geld für Ordnungsdienst und Zusatzreinigungen eines privaten Dienstleisters einsparen und eine Kultur des vielfältigen, toleranten und achtsameren Umgangs mit dem Gebäude und seiner Umgebung etablieren…. Ein kleines Budget von monatlich 200 € für die Entwicklung und Betreuung eines Dachgartens mit einem Posten von 100 € für Kommunikation und soziale Care-Arbeit könnte z.B. verwendet werden um eine damit betraute Person in soziale Verantwortung zu bringen. Ich kenne einige Leute, die aus so einem kleinen Zusatzverdienst in einem so interessanten Zusammenhang das Beste machen würden. Ein solches Projekt unterstützende zivilgesellschaftliche Strukturen wären in Regensburg vielfach vorhanden. Ich denke, ein für den Stadtraum sensibles Kulturprojekt wäre in vielen Aspekten sozialer und effektiver als per Ausschreibung zusätzliches Geld in eine Putz-Firma zu versenken. Auf eine Ausschreibung zur Erarbeitung eines Konzeptes über ein Innenstadtförderprogramm würde ich auch in diesem Zusammenhang zugunsten der Eröffnung von bürgerschaftlichen Handlungspielräumen gerne verzichten.

    Hier eine Ideenskizze: https://ribisl.org/wp-content/uploads/2023/09/Dachbegruenung3-1536×1152.jpg

    Ein geigneter Ort für Kunst am Schwanenplatz ist das Klodach! Hierfür müsste auf der Ostseite nur eine ausklappbare und abschließbare Leiter angebracht werden – analog zu den Knöterich-Kletterhilfen. Der Dachbelag aus in Kies verlegten Betonplatten (vgl. technischer Beschluss, siehe Webseite) sollte ausreichend tragfähig sein. Die Übermittlung genauerer Ausführungspläne zum Dachaufbau wurde bisher leider als entbehrlich erachtet.

    Der Posten „Kunst am Bau“ war im technischen Beschluss vorhanden, jedoch mit 0 € eingeplant. Der gelbe Schlafsack der obdachlosen Frau auf der neuen Sitzbank wirkte lange wie eine Installation von Isa Genzken auf mich. Ich erinnere auch daran, dass das ZfkK zunächst die Kulturamtsleiterin Maria Lang den Spatenstich für eine Service-Gebäude-Kunsthalle setzen lies und nun beim diesjährigen Rundgang Florian Toperngpong die Kunsthalle feierlich eröffnete.Und ich erinnere auch daran, dass angedacht war das Servicegebäude auch als Wartehalle und zur Information von Bustouristen zu nutzen, die RTG nun jedoch gar nicht mehr am Schwanenplatz präsent ist. In diesem Sinne könnte das Fehlen von Vermittlungs- und Kommunikationsangeboten über kulturelle Praxis im Außenraum mehr als ausgeglichen werden.

    Am Mittwoch, den 27.09.2023 werden im Ausschuss für Umweltfragen, Natur- und Klimaschutz zwei Anträge der Ribisl-Partie e.V. behandelt:

    Ö7: Berichterstattung und Übermittlung von Übersichtsplänen: Bewässerungsanlagen vom 4.7.2023: https://ribisl.org/wp-content/uploads/2023/07/Berichterstattung_Bewaesserungsanlagen_Juli2023.pdf Vorgang und Infos: https://ribisl.org/anfrage-bewaesserung-muelleimer-am-schwanenplatz/
    Weitere Informationen hierzu: Für die Neugestaltung der Platzfolge wurde 2013 die Durchführung eines Wettbewerbs beschlossen (mehr dazu hier : https://www.regensburg.de/…/regensburger…/textrecherche “Schwanenplatz“ ) Leider wurde das Prinzip der Schwammstadt schon in der Ausschreibung außer Acht gelassen und kein Niederschlagswasser zur Bewässerung und Kühlung verwendet. Die Grünfläche neben dem Servicegebäude wird z.B. mit einer unterirdisch verlegten Anlage bewässert – mit Leitungswasser. Die Bewässerung eines Dachgartens könnte also, würde man die Fehlplanung auf die Spitze treiben wollen und da keine andere Infrastruktur zu Grunde gelegt wurde, nur mit Leitungswasser erfolgen.

    Ö8: Möglichkeiten der Fassaden- und Kosten einer Dachbegrünung auf dem Servicegebäude am Schwanenplatz – mit PV?; Antrag von Herrn Stadtrat Friedl vom 21.07.2023: https://ribisl.org/wp-content/uploads/2023/07/Dachbegruenung_Schwanenplatz_Antr_Ribisl_21_07_2023.pdf Vorgang und Infos:https://ribisl.org/dachbegruenung-service-gebaeude-schwanenplatz/

    Die Ribisl-Partie e.V. freut sich auf Berichterstattung der Verwaltung und hofft auf einen konstruktiven und phantasievollen Austausch im Gremium über Synergieeffekte und beispielhafte Lösungsansätze für Care-Arbeit rund um und Kunst über dem Klo, die innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung entwickelt werden können. Hoffentlich zeigen sich die Entscheidungsträger offen für Gedankenexperimente.

  • Charlotte

    |

    @ Stunkfrau Maria

    Glauben Sie wirklich, dass es als obdachlose, alleinstehende Frau im öffentlichen Raum und nachts sicherer und bequemer ist als in einer städtischen Unterkunft?

  • El

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    @ Charlotte

    Ich schätze mal, dass die obdachlose Frau für ihre Lage und was die Sicherheit etwaiger Übernachtungsplätze anbelangt, mehr Expertise mitbringt, als Sie oder ich.

  • Hthik

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    @Charlotte 25. September 2023 um 18:08 | #

    “@ Stunkfrau Maria”

    Die Antwort auf diese Fragen würde mich schon auch interessieren

  • Nesrin

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    @haters:
    Antworten wieso Frauen* es vorziehen auf der Straße zu schlafen oder in der verdeckten Wohnungslosigkeit landen anstatt in nicht adäquaten, d.h. sicheren Einrichtungen unterzuordnen, finden sie auf der Seite der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Auf der Seite gibt es ein extra Dossier zum Thema.

  • peter sturm

    |

    wie schon gesagt, bänke von einem bushäuschen abzuschrauben halte ich für einen akt des vandalismus. das zuständige “amt” soll bitte die bank wieder anbringen.
    alles weitere bitte im nachgang klären.
    peter sturm

  • Daniela

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    Zeichen der Zeit: ‘Akt der Hilflosigkeit ‘.

    Armutszeugnis einer Stadt, einer OB das Einräumen, man wäre in der Verwaltung bei manch einem Problemen hilflos.

    Aber das gibt es anderen Ortes auch. Zunehmend eine Gesellschaft, die erst handelt und dann denkt?

  • Horst

    |

    einfach die Bank wieder zu montieren wäre zu pragmatisch und einer Bürokratie wie der unseren unwürdig.

    Zugleich würde es offen einen Fehler des Bürokraten, der das ursprünglich veranlasst hat, eingestehen. Dies ist absolut unmöglich! Egal wie viele Kollateralschäden entstehen während der Fehler kaschiert wird.

    Dies ist eine einzigartige Gelegenheit mit einer neuen Sitzkonstruktion die Kosten endgültig über die Million zu heben!

  • Jakob Friedl

    |

    @Horst
    … genau so wird es leider mit hoher Wahrscheinlichkeit im Korsett bestehender Verwaltungsstrukturen ablaufen…
    Die bisher fruchtlose „Debatte“ – hier im Umweltausschuss – um kostengünstige Weiterentwicklungsmöglichkeiten rund um das Servicegebäude ab min 38:50: https://www.regensburg.de/rathaus/stadtpolitik/stadtrat/aufzeichnungen-der-stadtratssitzungen/oeffentliche-sitzung-des-ausschusses-fuer-umweltfragen-natur-und-klimaschutz-vom-27-09-2023
    Auf die Forderung die Bank einfach wieder anzuschrauben wurde gut imprägniert ebensowenig eingegangen, wie auf viele andere Fragen.
    Wie sich im Umweltausschuss jedoch nebenbei herausgestellt hat, sollen die drei noch kleinen Pflanzen auf der Ostseite entgegen der im Juli vor dem Umweltausschuss und dem Planungsausschuss unwidersprochen abgegebenen Erklärungen zur Fassadenbegrünung (es handelt sich um eines der sehr wenigen Vorzeigeprojekte) nun doch nie auf das Dach wachsen dürfen. Wenigstens das wissen wir nun, aber das kann ja wohl nicht das Ende vom Lied sein.

Kommentare sind deaktiviert

drin