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BImA gibt Entwarnung

Chaos in der Otto-Hahn-Straße: Doch schuld sind nicht die Studenten

Am Montag hatten wir darüber berichtet, dass dutzende Wohngemeinschaften in der Otto-Hahn-Straße derzeit um ihre Existenz bangen. Mittlerweile hat sich auch die Vermieterin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, geäußert und beschwichtigt. Gleichzeitig offenbart der Fall jahrelange Probleme zweier Dienstleister für Immobilienverwaltung.

In den Wohnblöcken in der Otto-Hahn-Straße sind seit Jahrzehnten zahlreiche WGs untergebracht. Foto: Bothner

Seit 2005 besteht die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Nachfolgerin des früheren Bundesvermögensamts Amberg. Vermietung gehört nicht zum Kerngeschäft der BImA. Im Rahmen der Wohnungsfürsorge besitzt sie aber in Regensburg 108 Wohneinheiten für Bundes- und Landesbedienstete. „Sollte eine Vermietung an Wohnungsfürsorgeberechtigte nicht möglich sein, so wird eine Wohnung am freien Markt angeboten und zum Beispiel an Studierende bzw. Wohngemeinschaften oder Einzelpersonen vermietet.“ So die Erklärung der Pressestelle der BImA auf unsere Nachfrage hin. 48 solcher WGs habe man derzeit in der Otto-Hahn-Straße, fast 50 Prozent aller Wohnungen also. Und diese Zahl sei in den letzten Jahren auch gestiegen. Einen Unterschied „zwischen ihren Mieterinnen und Mietern, die in einer Wohngemeinschaft leben und denen, die alleine eine Wohnung mieten“, mache die BImA nicht, betont man in einer Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion.

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BImA will Vorfall intern klären

Wie es dazu kommen konnte, dass einer Mieterin am Telefon mit dem baldigen Ende der WGs gedroht und in diesem Zusammenhang von „Chaos“ und „willkürlichen Mieterwechseln“ die Rede war (unser Bericht), wolle man aktuell intern klären. „Die Vorwürfe können wir uns nicht erklären.“ Der Haltung der BImA entspreche das nicht. In besagter Mail wird aber auch auf den „sehr großen“ Aufwand verwiesen, den WGs für die Verwaltung bedeuten würden.

Teilweise hat die BImA für eine Wohnung Mietverträge mit vier einzelnen Hauptmietern geschlossen. Für jeden Wechsel müssten die erforderlichen Daten erhoben, ein entsprechender Nachtrag zum jeweiligen Mietvertrag geschlossen werden sowie eine sogenannte Wohnungsgeberbestätigung zur Vorlage bei der Meldebehörde erstellt werden. „Teilweise teilen die Bewohner einer Wohngemeinschaft ihren Wechsel jedoch erst verzögert oder teilweise gar nicht mit“, so die BImA. Ähnlich sei es bei WG-Zimmern die über eine Untermiet-Erlaubnis abgedeckt sind. Und da bei 48 WGs regelmäßig jemand ausziehe, habe man hier immer wieder zu tun.

Mieter berichten von jahrelangem Verwaltungschaos

Worauf die BImA nicht eingeht, ist das Verwaltungschaos, das in den letzten Jahren entstanden sein soll. Nach unserem ersten Bericht haben sich weitere Mieter gemeldet. Einer von ihnen ist Ralf (den Namen haben wir auf sienen Wunsch hin geändert). Seit mehreren Jahren wohnt er in einer der Wohngemeinschaften. Anfangs als Student habe er günstigen Wohnraum gesucht und gefunden. Dass die Wohnungen schon etwas in die Jahre gekommen und innen seit langem nicht mehr renoviert worden sind, das störe ihn nicht. Deshalb sei er auch nach seinem Studium noch in der Otto-Hahn-Straße geblieben und schätze weiterhin das Leben in der WG.

Tatsächlich hätten sie irgendwann die Mieterwechsel in ihrer WG nicht mehr mitgeteilt. Das habe aber einen ganz einfachen Grund: „Wir haben irgendwann keine direkte Ansprechperson mehr gehabt. Wenn wir überhaupt jemanden erreicht haben, dann war das immer wieder jemand anderes, dem wir unser Anliegen wieder von vorne erklären mussten.“ Auf angezeigte Mieterwechsel habe man nie Rückmeldung bekommen. Teilaufhebungsverträge und Nachträge zum bestehenden Mietvertrag – der bestand noch aus den 1990ern – wurden von der Verwaltung nicht getätigt. „Deshalb haben wir es dann irgendwann gelassen.“ Erst 2018 regelte das Amtsgericht Regensburg die damals aktuellen Mietverhältnisse. Doch dazu später mehr.

Seltsame Mieterhöhung sorgt für Kopfschütteln

„Solange die BImA die Verwaltung selbst in der Hand hatte, lief alles reibungslos“, berichten Ralf und andere langjährige Mieter. Begonnen hätten die Probleme mit der G. Reiser GmbH. Als Mitte 2015 die Treureal GmbH die Verwaltungsgeschäfte übernahm, habe sich das Ganze fortgesetzt – und im Fall von Ralfs WG sogar zugespitzt. Nachdem 2014 für mehrere Millionen Euro die Gebäude außen saniert und Balkone angebracht worden waren, rechnete man „verständlicherweise“ mit einer Mieterhöhung. Als das entsprechende Schreiben der G. Reiser GmbH dann im Briefkasten lag, mussten die Mitbewohner sich aber erst einmal die Augen reiben. „Uns war klar, dass das ein Fehler sein muss“, erinnert sich Ralf. Zwar war in dem Schreiben, das unserer Redaktion wie weitere Dokumente vorliegt, von einer Mietererhöhung die Rede. Tatsächlich war der Betrag aber rund 50 Euro günstiger als zuvor.

Auf mehrfaches Nachfragen kamen wieder einmal keine Reaktionen. „Um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir weiterhin den alten Betrag überwiesen.“ Das Mietkonto, da war man sich sicher, müsste also eigentlich ausgeglichen sein. Das sah man bei der Treureal, die mittlerweile verantwortlich war, offenbar anders. Eine Mietnachforderung im vierstelligen Bereich folgte. Mit der G. Reiser GmbH habe es auch schon Nachforderungen gegeben. Das habe man meist schnell klären und aus der Welt schaffen können. Nicht so mit der Treureal GmbH.

Verwaltung erfindet zusätzlichen Mieter

Das Unternehmen wirbt mit seiner dreißigjährigen Erfahrung und der Verantwortung für derzeit „rund 100.000 Wohnungen und mehr als 2 Millionen Quadratmeter Gewerbeflächen“. Transparent und innovativ möchte man sein. Und innovativ könnte man es durchaus nennen, dass auf einem Mahnschreiben plötzlich eine Mitbewohnerin zweimal aufgelistet wurde. Offenbar hat die Verwaltung aus ihren drei Vornamen und dem Nachnamen zwei Personen, zudem mit unterschiedlichem Geschlecht, gestrickt. „Die wussten einfach nicht, wer in ihren Wohnungen lebt“, ist Ralf überzeugt.

Viel schlimmer sei allerdings die geforderte Nachzahlung gewesen. Denn wie sich die berechnen sollte, das war allen vier in der WG ein Rätsel. „Selbst wenn das mit falschen Mieterhöhung zu tun gehabt hätte, wir haben ja weiterhin den höheren Betrag gezahlt.“ Es kam zum Rechtsstreit. Zahlreiche Briefwechsel über die jeweiligen Anwälte später fand man sich 2018 vor dem Amtsgericht Regensburg wieder.

Amtsgericht schafft Klarheit

Die Richterin wies nicht nur die ungerechtfertigte Forderung zurück. Sie stellte auch seit Jahren erstmals wieder fest, wer überhaupt die offiziellen Mieter sind. Da die Verwaltungen seit längerem keine Mieterwechsel mehr vermerkt hatten, war von den zum damaligen Zeitpunkt vier Personen nur noch eine offiziell geführt. Stattdessen waren längst verzogene Personen aufgelistet. Auch an sie hatte die Treureal das Mahnschreiben adressiert. „Wir hatten damals gehofft, dass sich das ganz nun endlich erledigt hat und es eine Art Nullpunkt gibt, jetzt da ja alles geregelt schien“, so Ralf. Doch die Kontaktschwierigkeiten und fehlende Zuständigkeiten hätten auch 2019 fortbestanden.

Seit kurzem ist die Verwaltung wieder in der Hand der BImA. Auch hier war man mit den Dienstleistern nicht allzu zufrieden, klingt es am Telefon durch. Man habe eine eigene Sparte gegründet und hole bundesweit derzeit „alle Wohnungen verwaltungstechnisch wieder in unser Haus zurück“, heißt es von der BImA. Bei den Mietern besteht nun Hoffnung auf Besserung. Und dass die BImA tatsächlich an der Existenz der Wohngemeinschaften nicht rütteln will.

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Kommentare (4)

  • Mr. T.

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    Die Praxis mit den Einzelmietverträgen ist aber auch umständlich. Ich kenn das nur so mit Hauptmietern, die dann untervermietet haben und nur bei deren Wechsel wurde der bestehende Vertrag umgeschrieben.

  • Madame

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    Gott sei Dank wieder ein Sieg für die die studenten

  • Anwohner Reg.

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    Solche Probeme mit Verwaltern gibt es bei uns auch schon 10 Jahre.Wir haben nun den vierten in Regensburg nach diversen Problemen( Beleidigungen, Datenschutzverstoss, keine Trinkwasserkontrollen, fehlende Aushänge, Förderung von PolitSpezi zur Ferienwohnungsvermietung inkl. Anfechtung der Teilingserklärungen per Gericht ! usw….) bis hin zum Kontomissbrauch (!), was die Beiräte auch noch jahrelang abgesegnet haben !

    Das ist ein Thema das gehört auch in die MZ ! Oder SZ.
    Aber die machen ja nix ! Recherche in der MZ ist ja “Arbeit”.Copy and Paste von der DPA ist einfacher.

    Verwalter sind vergleichbar mit Trezi und Co. Auch wenn sie oft keine Bauträger sind.
    Nix tun ,viel kassieren.Wobei es sicher noch schlimmere gibt wie Tretzel in der Baubranche war.
    Dh das Schlimmste wurde den Anwohnern hier bisher nicht mitgeteilt!

    Die Stadt hätte was besseres verdient, als Eigentümer zu den neuen Mietern zu machen mit extremen Nebenkosten!

    Eine renditefreier Verwalterverein wäre zB eine Idee.Zur Förderung / Hilfe von WEGs.

    Teils werden von reichen Verwaltern gewisse WEGs nicht mehr angenommen.
    “Es sei zuviel Arbeit fürs Geld ” Sie meinen damit eher Sozialwohnungen / Problemgebiete.

    Aber eins schlagen viele Verwalter der WEG nie vor : Selber putzen! Selber Garten ! Selber Schnee ! (Und Winterdienst funktioniert ja eh nie !)
    Das kann Gründe haben , dass die an Putzdiensten, Hausmeister noch aufschlagen ! Dann gibt es Putzdienste die nur vermitteln und dann auch nochmal kräftig aufschlagen.
    Dann sagen sie : Man bekommt ja kein Personal.
    Das ist falsch. Diverse Firmen in Reg haben sogar qualifiziertes geprüftes Personal.Wobei andere unterm Schirm ihre Dienste anbieten.

  • Schniedenharn, Horst Günter

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    Die “Treureal” ist bekannt für ihr schlampiges, hoch defizitäres Arbeiten. Während der Diensttätigkeit für die BImA kann ich beispielsweise nachweisen, dass sich die Firma im Rahmen einer Mietvertragsunterzeichnung nicht die Identität der unterzeichnenden Mierpartei hat nachweisen lassen, beispielsweise durch die Vorlage eines Personalausweises. So kam es, dass eine völlig fremde Person plötzlich Mieter der betreffenden Wohnung war, was einen Kontakt mit dem Amtsgericht erforderlich machte. Die Treureal hat sich nie entschuldigt und treibt weiter ihr Unwesen. Gottseidank sind wir als MieterInnen nach jahrelangen, intensiven Beschwerden bei der BImA Reiser und die Treureal endlich los. Leider ist die BImA mit privater Wohnungsverwaltung weiterhin heillos überfordert. Wir erinnern an den sog Brandbrief der eigenen MitarbeiterInnen an die BImA-Leitung vor einiger Zeit, in dem von Chaos und hoch defizitärem Prozessmanagement die Rede war aufgrund einer autokratisch denkenden, fehlerbelasteten Leitung und fehlenden Personals. Bis heute leben Mieter daher z.B. in schadstoffbelasteten Wohnungen, die in Jahrzehnten nie saniert wurden, Dächer sind löchrig, es gab zahlreiche Verstösse gegen den Datenschutz etc.. Fazit: Wir warten sehnsüchtig auf eine neue Wohnung, um die BImA als Vermieterin endlich loswerden zu können. Danach erwartet die BImA ein Verfahren wegen Asbests in ihren Wohnungen.

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drin