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Voderholzer und der Synodale Weg

Ein Brief aus dem bischöflichen Zwielicht

Bischof Rudolf Voderholzer hat den Beschäftigten im Bistum Regensburg einen Brief geschrieben. Vordergründig geht es um sexuellen Missbrauch und sein „ungeschicktes Agieren“ in diesem Zusammenhang. Hauptthema ist aber Voderholzers Kritik am Synodalen Weg. Eine der drängendsten Fragen für viele Beschäftigte thematisiert der Bischof dabei nicht.

Hat an Kirchenaustritten, Kritik an seinen Äußerungen zu sexuellem Missbrauch und dem Synodalen Weg zu knabbern: Bischof Rudolf Voderholzer.

„Es tut mir aufrichtig leid, dass ich selbst durch ungeschicktes Agieren noch dazu beigetragen habe, das Zwielicht zu vergrößern“, heißt es ziemlich am Anfang eines Schreibens, das Bischof Rudolf Voderholzer Mitte Februar an die Beschäftigten „in den verschiedenen Dienststellen und Arbeitsbereichen“ des Bistums Regensburg geschickt hat (hier komplett als PDF). Es liest sich wie eine Flucht nach vorn aus misslicher Lage – vor dem Hintergrund der Debatte um das Münchner Missbrauchsgutachten, die Rolle von Joseph Ratzinger und angesichts der explodierenden Kirchenaustrittszahlen. Und es geht um Voderholzer persönlich und sein von ihm angesprochenes „ungeschicktes Agieren“.

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Erneutes Bekenntnis zu Aufklärung und Ächtung von Missbrauch

Mit dem ungeschickten Agieren, dass das Zwielicht vergrößert habe, dürfte der Bischof insbesondere seine viel kritisierte Wortmeldung bei der Debatte zum Synodalen Weg in Frankfurt meinen (siehe hier). Doch genauer geht Voderholzer darauf nicht ein. Er verzichtet auch auf neuerliche Rechtfertigungen und verweist stattdessen auf entsprechende Stellungnahmen auf der Bistumsseite.

Allerdings bekräftigt der Bischof wieder einmal seinen Willen zu einer „lückenlosen Aufarbeitung und Aufklärung“ aller Fälle von körperlicher und sexueller Gewalt innerhalb der katholischen Kirche, er fordert die „moraltheologische und gesetzliche Ächtung des Missbrauchs als Verbrechen“ und er sagt der in Regensburg eingesetzten Aufarbeitungskommission „volle Unterstützung“ und „vollkommene Freiheit“ zu. „Ich hätte auch nichts dagegen, wenn der Staat diese so notwendige Aufgabe übernehmen würde“, sagt Voderholzer sogar.

Diese Aufgabe wurde im Bistum Regensburg vor allem unter seinem Vorgänger Gerhard Ludwig Müller sträflich vernachlässigt und behindert und nach wie vor wird Müllers Rolle in einer Chronik auf den Bistumsseiten beschönigend dargestellt. Doch das erwähnt Voderholzer im Rahmen seiner einsichtig klingenden Worte nicht.

Voderholzer und Synodaler Weg: „Missbrauch des Missbrauchs“

Denn bei seinen übrigen Ausführungen geht es dem Bischof um etwas anderes: Seine Kritik am Synodalen Weg, an dort beschlossenen Öffnungsschritten und Veränderungen innerhalb der katholischen Kirche und die Diskussion über Gewalt und sexuellen Missbrauch in diesem Zusammenhang. In der Vergangenheit hatte Voderholzer hier scharfe und verschwörerisch klingende Worte gewählt.

„Von interessierter Seite“ werde so getan, als sei bei der Aufarbeitung dieser Taten nichts geschehen, hieß es beispielsweise im September letzten Jahres. Er habe den Verdacht, „dass hier der sexuelle Missbrauch instrumentalisiert wird zum Versuch der Umgestaltung der katholischen Kirche nach dem Vorbild evangelischer Kirchenordnungen“.

Diese Lesart hat Voderholzer zuletzt in einer Predigt Ende Januar mit Blick auf das Münchner Missbrauchsgutachten wiederholt. Es falle ihm schwer, „hinter dem Zeitpunkt der Veröffentlichung, der medialen Vorbereitung und der inhaltlichen Ausrichtung nicht einen weiteren Akt der Instrumentalisierung des Missbrauchs zu sehen“. Papst Benedikt werde „zum Sündenbock für ein gesamtgesellschaftliches Problem gemacht“, predigt Voderholzer weiter. Dabei sei die Kirche bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch Bereichen wie dem Sport oder dem schulischen Bereich „meilenweit voraus“. Die Empörung über Missbrauch sei „das Feuer, auf dem die Suppe des Synodalen Weges gekocht wird“.

Ein zentrales Element wird zum „das Grundproblem“

In seinem Brief an die Beschäftigten wählt Voderholzer nun eine andere, weniger drastisch klingende Argumentationslinie. Er will die beim Synodalen Weg geführte Diskussion über Gewalt und Missbrauch von jener über „kirchenpolitische Themen“ entkoppeln. Diese Verkoppelung sei nämlich „das Grundproblem“, durch die die Missbrauchsdebatte „nochmals erheblich an Schärfe gewonnen“ habe. Das gefährde einerseits das „Anliegen der Aufarbeitung im Interesse der Betroffenen“, andererseits belaste es das „Bemühen um Erneuerung der Kirche“.

Damit stellt Voderholzer ein zentrales Element des Synodalen Wegs in Frage, dessen Ausgangspunkt die 2018 vorgestellte MHG-Studie zu Gewalt und Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche war. Unter dem Eindruck der Ergebnisse dieser Studie beschlossen die Bischöfe ein gutes halbes Jahr später einstimmig, zusammen mit dem Zentralkomitee der Katholiken einen gemeinsamen Weg, den Synodalen Weg, zu gehen, um verlorenes Vertrauen bei den Gläubigen wiederzugewinnen.

Dabei einigte man sich auf vier Themen, über die diskutiert werden sollte: das Verhindern von klerikalem Machtmissbrauch, eine Änderung der Lebensform von Priestern und Bischöfen, eine Erneuerung der kirchlichen Sexualmoral und die Rolle der Frau innerhalb der katholischen Kirche. Ein Brief von Papst Franziskus, der diesen Weg drei Monate später einerseits begrüßte, andererseits aber auch davor warnte, dass es nicht um eine Anpassung an den Zeitgeist und um rein strukturelle Fragen gehen dürfe, wurde im Bistum Regensburg zu einer Rechtfertigung, um den gerade erst beschlossenen Prozess insgesamt in Frage zu stellen. Auf dieser Minderheitenposition innerhalb der Bischofskonferenz beharrt der Regensburger Bischof bis heute.

Synodaler Weg will Grundordnung für Kirchenbeschäftigte ändern

Zuletzt auch beim Treffen in Frankfurt am Main, wo sein „ungeschicktes Agieren“ für Empörung sorgte und wo unter anderem beschlossen wurde, Schritte zu ergreifen, um Frauen zu Weiheämtern zuzulassen, auch verheiratete Männer für das Priesteramt zuzulassen, Laien mehr Mitsprache bei der Bischofswahl einzuräumen, auch homosexuelle Paare zu segnen und Homosexualität generell nicht mehr als Sünde zu werten.

Auch das kirchliche Arbeitsrecht bzw. die in der sogenannten „Grundordnung“ definierten Loyalitätspflichten kirchlicher Beschäftigter sollen nach dem mehrheitlichen Willen der Versammlung reformiert werden. Gleichgeschlechtliche Ehen und Scheidung sollen demnach kein Kündigungsgrund mehr bei kirchlichen Dienstverhältnissen sein. Selbst die arbeitsrechtlichen kirchlichen Sonderregelungen, der sogenannte Dritte Weg, wurden teilweise insgesamt in Frage gestellt. Themen, die in einem Bischofsbrief zum Synodalen Weg an die Beschäftigten durchaus von Interesse sein könnten.

Würzburger Bischof reagiert sofort, Voderholzer schweigt

In Würzburg beispielsweise hat Bischof Dr. Franz Jung unmittelbar nach der Tagung in Frankfurt eine von ihm unterschriebenen Selbstverpflichtung an alle Beschäftigten von Diözese, Caritas und weiterer katholischer Verbände verschickt. Er werde keine arbeits- oder disziplinarrechtlichen Maßnahmen ergreifen, wenn Tatsachen über Beschäftigte bekannt würden, „die die persönliche Lebensführung hinsichtlich Partnerschaften, die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität eines Einzelnen/einer Einzelnen betreffen; auch in den verkündigungsnahen Tätigkeiten“, so der Würzburger Bischof. Keine Konsequenzen gebe es auch für Kleriker hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung.

Im Schreiben von Rudolf Voderholzer findet sich zu diesem Thema nichts. Stattdessen ermuntert er zur Freude am Glauben, schreibt über die Einladung zu einer studentischen Gebetsgruppe, kündigt ein „angemessenes Fastenopfer“ für ein „sozial-caritatives Projekt“ an und bietet den Beschäftigten an, mit jedem, der wolle, „über Ihre Anliegen und Sorgen zu sprechen“.

Bistum Regensburg und Grundordnung: Fabulieren im Zwielicht

Wie das Bistum Regensburg zu den geplanten Änderungen für Beschäftigte steht, erfährt man hingegen in einer Stellungnahme von Generalvikar Dr. Roland Batz, die auf den Bistumsseiten veröffentlicht wurden. Dort schreibt Batz zwar, dass er den geplanten Veränderungen der Grundordnung „positiv entgegen“ sehe, erklärt aber auch: „Das einzige, vor dem ich warnen will, sind übereilte Entscheidungen, die dann das rechte Maß genau verfehlen und ein notwendiges und mitunter fragiles Gleichgewicht zwischen Loyalität und persönlichen Lebenssituationen eben nicht gewährleisten.“ Der Dienst für die Kirche brauche in erster Linie „eine geistig-geistliche innere Haltung, die zum Glauben an Christus und seiner Mission passen muss“.

Was aktuell im Bistum Regensburg zu Glaube und Mission passt, führt Batz nicht näher aus. Man löse ohnehin „fast alle Loyalitäts-Herausforderungen, denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche begegnen, im persönlichen und vertraulichen Gespräch“. Ob sich diese Herausforderungen vor dem Hintergrund der aktuellen Beschlüsse des Synodalen Wegs verändert haben, erfährt man dann wohl erst bei diesem Gespräch. Sowohl Batz wie auch Voderholzer belassen Konkretes im Zwielicht.

 

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Kommentare (34)

  • Klaus

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    Das Schreiben ist, im Gegensatz zu diversen Äußerungen der letzten Monate, eigentlich nicht schlecht. In der Tat zeigt sich die Qualität durch das was fehlt, wie hier im Artikel gut aufgezeigt.
    Wenn man dann noch sieht, wie die Neuevangelisierung so stark nach vorne geschoben wird im Bistum Regensburg, dann möchte man fast meinen, dass das alle Probleme lösen wird (siehe https://bistum-regensburg.de/mitmachen/neuevangelisierung ).

    Und so lässt es sich dann gut weiter machen mit dem Whataboutism und den ganzen anderen Ablenkungen. Na jedenfalls so lange es noch KirchensteuerzahlerInnen gibt.

  • R.G.

    |

    Klare Antworten auf die mir naiv wirkende Frage Vorderholzers, ob wir nicht in der Kirche eine Gemeinschaft erlebten, in der man Freude und Leid miteinander teilen könne:
    Nein, Leid miteinander teilen, das zeigt der Bischof vor, ist in der Kirche nicht Brauch.

    Statt Verantwortung zu übernehmen in Taten, nicht in liturgischen Floskeln, wird ein wenig über den bischöflichen Fastenstoffwechsel geredet und gejammert, weil Gläubige eigene Gedanken haben.

  • EhemRegDomspatz

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    @Erneutes Bekenntnis zu Aufklärung und Ächtung von Missbrauch
    Klingt für mich irgendwie wie ein spottender Hohn.
    Zu 100 % arbeitet dieses Bistum Regensburg eben diese ganzen Missbrauchsfälle in keiner Weise auch anständig auf. Dieses ganze Zeug dauert jetzt schon über 10 Jahre. Man hörte auch schon sehr sehr oft, dass eine Vertrauensbadis auch dazu fehlt. Auch ist das ganze Thema dieser Institution Regensburger Domspatzen bis heute in keinster Weise anständig aufgeklärt, bzw. aufgearbeitet worden.
    https://www.regensburg-digital.de/anmerkungen-zum-domspatzen-abschlussbericht/04082017/
    Auf das Thema ” EHEMALIGER Generalvikar Fuchs” möchte ich jetzt nicht eingehen.
    Nach meiner Meinung agiert dieses Regensburger Bistum auch nur Scheibchenweise zu gewissen Themen. ” Man weiss immerzu wann man Schweigen soll, bzw. muss?
    Es fehlt bei uns bis heute eine anständige unabhängige Kommission, die sich diesen vielen Missbrauchsthemen + und der sexualisierten Gewalt auch vollumfänglich auch heute in der Gegenwart ausführlich annimmt.
    Diese unabhängige Kommission in Frankreich, die im Oktober 2021 diesen # ” Final Rapport” # vorgestellt hatt, haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Wenn man sich das alles hochrechnet, dann wurden bei uns in der BRD in den letzten Jahrzehnten auch Hunderttausende schutzbefohlene Kinder Missbraucht.
    Katholische Kirche
    330.000 Missbrauchsopfer in Frankreich
    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/frankreich-kirche-missbrauch-101.html
    ___________________________________________________
    Hier auf der Webseite der Kommission sind verschiedene Versionen zum Download, darunter auch eine englische Zusammenfassung. – in pdf

    https://www.ciase.fr/rapport-final/
    https://www.ciase.fr/rapport-final/

    Die hervorragende Arbeit der französischen Kommission in nur drei Jahren (!) macht noch mal deutlich, was uns hier in Deutschland bislang fehlt: ein zusammenhängendes Aufarbeitungsprojekt.
    ___________________________________________________
    Auf diesem Portal finden Sie Geschichten von Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuelle Gewalt erfahren haben. Mit ihrem Einverständnis dürfen wir sichtbar machen, worüber betroffene Menschen meist erst nach Jahren und Jahrzehnten sprechen können: über das erlebte Unrecht, das Leid, die Folgen des Missbrauchs, aber auch über ihre Kraft und ihren Mut, das Geschehene zu bewältigen.
    https://www.geschichten-die-zaehlen.de/

  • Bernd Zimmer

    |

    Also entweder hat der Voderholzer dazu gelernt oder er verwendet nach ihnen eine andere Sprache als nach außen. Aber gegen diesen Brief kann man nun wirklich nix sagen. Vor allem zeigt er klare Kante gegen Missbrauch und für die Opfer!

  • Martin

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    Da sehne ich doch glatt den guten alten Gottesdienst auf lateinisch wieder herbei, denn da hat man von dem ganzen Geschwafel wenigstens nichts verstanden.

  • Daniela

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    ‘Oh Herr vergib Ihnen, denn sie wussten nicht, was sie taten/tun. Vergib Ihnen Ihre Verschleierung, Ihre Vertuschung, als sie vom Leid Ihrer christlichen Mitbrüder und Mitschwestern, den Schutzbefohlenen erfuhren und mit aller Macht gegen diese handelten, diese Schuld leugneten, sich dieser nicht öffentlich stellten, sie nicht die Kraft fanden auf zu begehren gegen dass durch sie mit verursachte Leid. Zeige Ihnen die Wege, sich in öffentlicher Reue und Sühne Ihren Opfern zu nähern und Ihnen vorbehaltslos Anerkennung zu kommen zu lassen. Und dies nicht erst im Angesicht der schwindenden zahlungsbereiten christlichen Gemeinschaft.’

  • Magdalena

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    Als ich den Brief von Bf Voderholzer auf Arbeit gelesen habe, wunderte ich mich, dass er offenbar ernsthaft glaubt, dass alle in kirchlichen Einrichtungen und Trägern des Bistum Arbeitenden auch katholische Christen sind oder in Sinne der röm.kath. Kirche leben.
    Nein, das sind und tun sie nicht, Hr Bischof.

    Es gibt welche, die sind nur eingetreten, damit sie arbeiten dürfen, andere sind noch nicht oder trauen sich nicht auszutreten , um ihre Arbeit nicht zu verlieren. Das bischöfliche Schreiben ist in ganz vielen Fällen also falsch adressiert.

    Noch eine mir wichtige Anmerkung zum kirchlichen Arbeitsrecht, das dem Bischof ein Sonderarbeitsrecht zugesteht. Das gehört ganz abgeschafft! Auch, dass Teilzeitkräfte in kirchlichen Kindergärten teilweise nur Arbeisverträge für 11MOnate bekommen, dann sich für einen Monat arbeitslos melden müssen, um im September oder Januar wieder eingestellt zu werden, bis das Ganze wieder von vorne beginnt. Hier werden sozialversicherungspflichtige Abgaben, die die Kirche zahlen müsste, der Allgemeinheit aufgebürdet und die Beschäftigten in ständiger Unsicherheit gehalten. Skandalös.

  • Gscheidhaferl

    |

    @Magdalena
    Die 11-Monatsverträge dienen wohl eher der Vermeidung von dauerhaften/ unbefristeten Arbeitsverhältnissen. Eine Monat Pause, dann ist es kein Kettenvetrag, auf dessen Grundlage frau sich einklagen könnte. Und warum machen die das? Na ja, bei jungen Mitarbeiterinnen vermutlich, weil die schwanger werden könnten. Ist wohl auch gar nicht so einfach, als junge Frau in anderen Bereichen unbefristete Veträge zu bekommen. Sind ja auch ‘nur’ Frauen, laut katholischem Katechismus die humane B-Ware. Aber man(n) kann ja trotzdem andernorts gegen Abtreibung wettern.

  • Gscheidhaferl

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    …das ist ohnehin etwas, dass mich immer wieder erstaunt: Dass die katholische Kirche gerade auf die Gruppen, die sie am meisten abwerten (Homosexuelle und Frauen), eine verblüffend hohe Anziehungskraft zu haben scheinen. Das kann ich mir eigentlich nur psychoanalytisch (Projektionen, Übertragungen etc.) erklären. Aber das nur am Rande.

  • Gscheidhaferl

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    …also die Kirche wertet diese Personengruppen ab (nicht umgekehrt). Nur weil mir vorher ein blöder Grammatikfehler unterlaufen ist…

  • Hutzelwutzel

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    Wenigstens meldet sich der Regensburger Bischof irgendwie. Schönes Bild übrigens, mit Ex-Bischof Mixa verschwommen im Hintergrund. ;-)
    Lasst es mich mal so sagen, dasss die Röm.-Kath. Kirche nicht hunderte von Jahren an Fragwürdigkeiten überstanden hätte, wenn nicht einerseits mit Herrschenden gekungelt, andererseits ohne Rücksicht auf die Menschenwürde gehandelt, unterlassen und vertuscht worden wäre. De Ekklesia hätte als Gebäude so viele Leichen im Keller, dass die Definition von “Keller” auf die Höhenlage eines heutigen 40sten Stockwerks umgeschrieben werden müsste. Was die Bischöfe weltweit hier in einer nahezu vollendeten Perfektion machen ist “Networking vom Feinsten”. Die Kirche und anhängige Sub-Organisationen waren und sind in vielfältiger Weise auch “Lieferant/innen”. Also hat man die Kund/innen “am Wickel”. Bevor da vollständig aufgeklärt oder Frauen in relevant, da entscheidungsträchtige Ämter involviert werden schlägt eher die Sonne auf der Erde ein. Damit müssen wird leben, außer wir beginnen zumindest damit mal im eigenen politischen Bereich “kräftiger” aufzuräumen.

  • Hutzelwutzel

    |

    @Magdalena: Danke, dass Sie sehr wichtige Themen angesprochen haben. Genau dies jedoch gibt der Röm.-Kath. Kirche wie auch sonst vielen anderen ähnlichen Glaubensorganisationen die “Macht” zu tun und lassen was diese wollen. Sehr kritisch einen kath. Geistlichen zitierend sind der Kirche “halbseidene Christ/innen” lieber, wie “Hunderprozentige”. Denn vollkommen ist man als geweihter Mann selbst, und einen dunklen Fleck auf vorgegebenen weissen Westen kann man bei Bedarf so vergrößern, dass wie es die RKK so treffend in deren Statuten hat “ein öffentliches Ärgernis entstehen” kann.
    Alle die bei diesem – Entschuldigung für die etwas sehr “angreifende Bezeichnung” – Verein mitmachen wissen, dass es wie bei Drogenabhängigen nur um den eigenen Nutzen geht, mit welchem man aber mehr oder weniger bewusst auch den Nutzen der Dealer stärkt.

  • Daniela

    |

    @ Gescheidhaferl 23.02.2022; 9:17 Uhr

    Sie haben das treffend analysiert.

    Zu Ihrem späteren Beitrag. Ich denke nicht dass die Kirchen eine besonders hohe Anziehungskraft bei berufstätigen Frauen haben. Ich glaube eher, dass dieses Verhältnis historische Gründe hat. Kirchen und Klöster waren vorrangig in der ” Wohlfahrt” unterwegs, also Versorgung von Kranken, Waisenkindern usw. unterwegs. Früher ein klassisches Rollenbild für Frauen, oder eben Nonnen…

    Das hat sich auch in die jetzige Zeit ‘ geschleift’ . Da Männer nach wie vor in diesen Berufen ( mit Ausnahme der Ärzte, war doch eher männlich dominiert) eher rar waren und auch noch prozentual sind.

    Ich denke auch, dass deshalb der synodale Weg von einigen hochrangigen Kirchenvertretern strikt abgelehnt wird. Stelle man sich vor, Frauen in Machtpositionen der Kirche, upps, nicht auszumalen zu welchen Verschiebungen es kommen würde? Da könnten doch dann glatt Frauen für Frauen einstehen und Forderungen stellen.

    Ich glaube auch nicht ganz, dass es recht ernst gemeint ist, sich staatlicher Kontrolle und Justiz freiwillig zu unterziehen. Ich glaube eher, dass die Kirchen sich sträuben würden, gegen Einmischung von staatlicher Seite in Klöster und Kirchen. Da werden sie schon auf Ihren territoriale Hoheit Wert legen. Sonst wäre ja auch die Möglichkeit des Kirchenasyl dahin.

    In einem Punkt gebe ich Herrn Bischof Dr. Vorderholzer Recht. Die Entwicklung der Missbrauchsaufklärung treibt die Kirche schon in Richtung synodaler Weg. Die Kirche wird sich öffnen müssen, um Bestand zu haben. Wenn es ganze Kirchengemeinden wegen der Austritte sprengt, dann erschüttert es die Kirche schon in den bisherigen Grundfesten.

  • R.G.

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    Als ehemaliges sich abrackerndes Neutrum der Kirche lese ich den Brief an die Mitarbeiter als schlichten Disziplinierungsbrief.

    Es ist also unerwünscht, dass man unter abhängigen Arbeitern und Angestellten über Weihe von verheirateten Diakonen oder die Frauenordination spricht. Jetzt genügt nicht mehr die Einhaltung der Sexualmoral, ab nun kriecht der Verein bis in das Gehirn. Gedankenkontrolle.

    Aus enormen Machtanspruch erwachsene Schwarze Drohpädagogik und sexuelle bzw. sadistische Neigung gestattete Priestern, Padres und Kirchlichen Laienmitarbeitern, sich bisher folgenlos an den Schwächsten zu vergreifen.

    Es scheint, man lernte aus dem Schrei der Gequälten, dass man einen Schritt weiter gehen müsse als die vergangenen Jahrzehnte, nämlich bis zur Erlassung von Denk- und Diskutierverboten, sonst bekomme man das Problem nicht in den festen Griff.

    Wer hat Ihnen diesen Brief verfasst, Herr Bischof, und welchen Anschauungsgruppen, Orden oder Gemeinschaften fühlt sich das Person verbunden? Es spricht ein bestimmter Geist aus dem Text.

  • Gscheidhaferl

    |

    @Daniela
    Ungeachtet der grundsätzlichen Übereinstimmung mit Ihnen muss ich bis zu einem gewissen Grad Günther Herzig beipflichten. Warum dieser Institution und ihren Verantwortlichen irgendwas vergeben? Zumal sie noch nicht mal sonderlich überzeugend darum gebeten haben… Aber das nur nebenbei.

    Was die (für mich letztlich nicht so recht nachvollziehbare) Attraktivität der Kirche für Frauen anbelangt: Ich wollte gar nicht auf die Arbeitsfelder hinaus, die die Kirche(n) so stark vereinnahmt hat bzw. haben.

    Mich befremden hier vielmehr, dass z.B. die eigentliche Arbeit bzw. das Leben in den Kirchengemeinden überwiegend von Frauen bewältigt/getragen wird. Also letztlich vom erklärtermaßen zweitklassigen Teil der Menschheit, der für die höheren Weihen nicht in Frage kommt. Und auch die meinem persönlichen Eindruck nach ungewöhnlich hohe Quote an schwulen Männern an exponierten Stellen der katholischen Kirche verblüfft mich immer wieder. Die Geringschätzung allein dieser beider Gruppen gehört ja mehr oder weniger zu den traditionellen Grundsäulen des Selbstverständnisses der Institution. Wäre es da – rational betrachtet – nicht einleuchtender, sie würden sich von der Kirche abwenden, statt diese mitzutragen?

  • Daniela

    |

    @ Günther Herzig

    Ich weiß nicht, was sie noch tun werden, ich bin kein Hellseher. Ich hoffe doch, dass die Gesellschaft insgesamt alarmiert ist und wachsam bleibt!

    Ansonsten traue ich der Kirche schon zu Missbrauchstäter künftig ganz schnell hinter Klostermauern zu verbringen!

  • Daniela

    |

    @ Gescheidhaferl

    Nicht ganz unbegründete Aspekte, die Sie antragen, zweifellos.

    Jedoch vergessen Sie nicht, dass jedem der Glaube bleiben muss und auch wie weit man sich einbringen wollte.

    Vergessen Sie bitte auch nicht, dass es noch viele Gläubige gibt, die so fest verankert im Glauben sind und bis zur Selbstaufgabe für Gotteslohn schaffen würden und dies auch tun. Dem ist halt einfach einmal so und auch das braucht Akzeptanz, auch wenn Sie oder ich Zweifel an der Richtigkeit hätten.

  • R.G.

    |

    @Gscheidhaferl
    Über das Selbstverständnis der Homosexuellen vor der Kirche habe ich länger nachgedacht.
    Letztlich ist es von ihnen ein richtiger Schluss, dass eine Verzeihensbitte an die geächteten gleichgeschlechtlich Liebenden und ihre Aufnahme in das volle kirchengesellschaftliche Leben, für sie eine Lebensversicherung wäre.
    Vor kurzem noch, im III.Reich, hat man Menschen einzig wegen ihrer sexuellen Bestimmtheit in KZ’s gebracht und vernichtet.
    Daran erinnerte uns die größte verfolgte Gruppe der Juden anlässlich Gedenktagen mehrfach vergeblich, dass es außer ihnen weitere traf.
    Trotzdem donnern katholische Priester in Predigten immer noch von der Schuld der Juden oder dem verwirkten Lebensrecht der Homosexuellen.

  • Daniela

    |

    @ R.G. 23.02.2022;15:05 Uhr

    ‘ Trotzdem donnern katholische Priester in Predigten immer noch von der Schuld der Juden oder dem verwirkten Lebensrecht der Homosexuellen.’

    Und dies alles, obwohl Jesus Christus Jude war….

  • joey

    |

    @R.G. und Daniela
    als ich noch katholischer Kirchgänger (in verschiedenen Pfarreien) war, habe ich nie was über Juden und Homosexuelle gehört.
    Wenn ein Pfarrer heute sowas öffentlich predigen würde, wäre er am nächsten Tag in allen Medien. Das konnte sich schon vor 40 Jahren keiner mehr leisten.

    Nun bin ich schon eine Zeit aus guten Gründen ausgetreten, ich muß hier nicht als Verteidiger auftreten – damit mich hier keiner “verdächtigt”. Die Gottesdienste sind ja öffentlich: gehen Sie mal rein und wenn Sie sowas hören würden, lassen Sie das Handy mitlaufen (wie Konstantin Schreiber in einigen Moscheen). Beweise wären leicht zu erbringen oder?

  • Daniela

    |

    @ joey

    Ich kann hier zu bestenfalls eine Leseempfehlung geben, da sich bereits an anderen Stellen mit dieser Thematik beschäftigt wurde.

    Eva Haberkamp-Rott

    Christliche Deutungshoheit über jüdische Riten und Inhalte. Christen erklären Juden ihre Religion.

    Ansonsten würde ich mich strikt weigern, Gottesdienste mit Handyaufnahmen zu begleiten. Es widerspräche meinem Respekt ggü. Gläubigen während deren Gottesdienstes.

  • EheRegDomspatz

    |

    @
    Fur mich ist das ein Freibrief sich von aller Schuld freizukaufen. , und gleichzeitig ein Befehl an alle Mitarbeiter – ja im Bistum Regensburg den Mund zu halten, und ja nix Böses über den Bischof zureden……, zu sagen

    Und wie oft will man sich denn jetzt noch zum Thema Regensburger Domspatzen entschuldigen, wenn bis heute noch nicht alles aufgeklärt / aufgearbeitet ist., würde…

    Der ehemalige Direktor Johann Meier war damals in Etterzhausen nicht der einzigste der in der Nacht die Buben missbraucht hatte, denn der Johann Meier hatte immer wieder zahlreichen Besuch von auswärts mitten in der Nacht.
    https://www.regensburg-digital.de/domspatzen-wer-aufmuckt-wird-gekuendigt/07032016/

    Das Wort »Pharisäer« bedeutet »Abgesonderte«. Sie setzten sich mit leidenschaftlichem Eifer für das genaue Einhalten aller Gesetze ein,

    https://www.die-bibel.de/lightbox/basisbibel/sachwort/sachwort/anzeigen/details/pharisaeer-2/#text-11254

    Qui tacet, consentire videtur.
    Übersetzung:
    Wer schweigt, scheint zuzustimmen.
    ( Zitat von Bonifaz)

  • Klaus

    |

    @Magdalena
    Ich denke nicht das er falsch adressiert wurde, aber Ihre Ausführung bzgl. angestellter MitarbeiterInnen ist natürlich vollkommen richtig. Der Brief wurde auch über einige Verteiler an ehrenamtliche Personen weiter geleitet – wohl auf Anregung des Generalvikars.
    Damit sehe ich das inzwischen auch ähnlich wie @R.G. mit dem “Disziplinierungsbrief”.

    Ein bisschen “Wir-Gefühl” erzeugen und damit leicht einen Deckel auf die brennenden Themen packen.
    Auch wenn der Synodale Weg v.a. als Reaktion auf die Missbräuche Schutzbefohlener entstand, so muss man klar sagen, das es eben nicht nur darum geht. Und am Ende sind Angestelle auch Schutzbefohlene und gehören anständig behandelt – ganz besonders in einer Institution die von sich aus einen Selbstanspruch hat, der über Humanismus hinaus geht… oder haben sollte.

  • joey

    |

    @Daniela
    wenn einer (egal welcher Religion) Haßpredigten machen würde, wäre mir irgendwelcher Respekt wurscht. Dann gehört ihm mit klaren Beweisen das Handwerk gelegt: aus Respekt gegenüber den guten Gläubigen.

    Wenn in orthodoxem jüdischem Ritus die Frauen hinten oben sitzen müssen und nur Männer beten dürfen, dann erkläre ich jedem gerne meine Haltung dazu. Genau wie bei Katholiken: Frauen sind nicht schlechter oder besser als Männer. Sie dürfen neben den Männern sitzen.

  • Daniela

    |

    @ joey

    Ich stimme Ihnen zu.

  • MCG

    |

    Ich habe einen Traum:
    Der Bischof kündigt an, sämtliche Kinder- und Jugendarbeit im Bistum zum nächstmöglichen Zeitpunkt einzustellen.

    Das wäre wirklich einmal eine respekteinflößende und gewiss auch nachvollziehbare Reaktion auf die Skandale der letzten Jahre.
    Kirchliche Stellen in der Kinder- und Jugendarbeit leisten nichts, was staatliche und kommunale Einrichtungen nicht besser könnten. Staatliche Einrichtungen müssen weder den “Glaubensstatus” noch die sexuelle Orientierung überprüfen. Sie zahlen gerecht, haben Betriebsräte und verstecken sich nicht hinter einer undurchschaubaren Struktur. Straftäter können sofort der weltlichen Strafverfolgung übergeben und fristlos entlassen werden, ohne sie in irgendwelchen entlegenen Einrichtungen zu verstecken.

  • Daniela

    |

    @ MCG

    Ich würde Ihren Traum ja gerne mitträumen. Aber gerade die Kirchen sind im caritativen Bereich sehr stark vertreten und haben innerhalb der Wohlfahrtspflege einen hohen Stellen- und Stimmenwert.

    Staat und Religion sind zwar in Deutschland getrennt, aber dennoch eng ist Politik und Kirche ‘ verbandelt ‘.

    Auch ein Regensburger Stadtoberhaupt war einst Mitglied der Katholischen Glaubenskongregation. Gerade in Bayern ist Christlich im Parteiname der Partei des Ministerpräsidenten zu finden. Auch wenn es in diesem Fall sicherlich um Werte des christlichen Glaubens geht.

    Man muss der katholischen Kirche schon auch soziale Arbeit in hohem Umfang zu gestehen. Beide meiner Kinder sind in einen von Nonnen geführten Klosterkindergärten gegangen. Angebunden war eine Berufsschule für Kindererziehung und Hauswirtschaft. Ich war mit der Erziehung und Bildung in diesem Kindergarten sehr zufrieden.

    Auch Kirchenasyl zu gewähren ist den Kirchen vorbehalten.

    Auch dies sind unsere Gründe in der Kirche zu verbleiben und Kirchensteuer zu zahlen.

    Ich verurteile zutiefst die Haltung, die manche Kirchenoberhäupter zu den Missbrauchsopfern zeigten. Von den Tätern ganz zu schweigen. Das gehört sich eindeutig von der Kirche geahndet und geächtet.

    Ich denke Vorderholzer weiß nicht im Entferntesten, wie die Gläubigen das alles beobachten, auch seine Äußerungen im Umgang mit dem Synodalen Weg. Er darf die Reformwünsche nicht unbeachtet lassen, Kirche wird sich öffnen müssen, sonst könnten auch noch mehr Gläubige schwinden. Wir sind schon sehr hin und her gerissen und es müssen von der Kirche eindeutig Bekenntnisse kommen, sowohl bei der Aufarbeitung und Sühne des Missbrauchs durch Kirchenmänner, als auch beim Synodalen Weg!

  • Hutzelwutzel

    |

    @MCG:

    Den Gefallen alle Kinder- und Jugendarbeit einzustellen, tun Ihnen die Diözesen gerne. Denn verdient wird mittlerweile mit Senior:innen-Wohnheimen, Krankenhäusern und den Hospizen. Außerdem gibts Geld vom Staat auch ohne was zu tun.
    Nur wird keiner der Großkirchen mit Einstellung irgendeine Sparte auch nur auf einen Eurocent verzichten.
    Wie heute gelesen werden jetzt wieder Kathechet:innen ausgebildet. Also kommt “Neuevangelisierung” in Eigenregie der Gläubigen. Die bekommen ein paar Brotkrumen, der größere Rest fliesst weiter in die Kirchenkassen.

  • MCG

    |

    @Daniela
    Sicher, die Kirchen leisten Arbeit. Und sie wollen sich damit unentbehrlich machen.
    Doch wie ich schon schrieb, könnten kommunale/staatliche Stellen diese Arbeit ebensogut oder sogar besser leisten. In religionsfreien Kindergärten würden Kleinkinder nicht gezwungen, zu einem christlichen Gott zu beten, obwohl sie keiner Konfession oder einer nichtchristlichen angehören, wie es bei meinen Kindern in einem christlichen Kindergarten der Fall war. Das ist doch Indoktrination pur, also lt. Wikipedia “eine besonders vehemente, keinen Widerspruch und keine Diskussion zulassende Belehrung”. So werden brave Kirchensteuerzahler schon im frühesten und verwundbarsten Alter herangezogen.
    Aus eigener Erfahrung (in einem katholischen, von Nonnen geführten Kindergarten) weiß ich, dass sich im Zweifelsfall die Mitarbeiter für die Loyalität zu ihrem Arbeitgeber entscheiden, das Wohl und die psychische Unversehrtheit der anvertrauten Kinder kommt erst an zweiter Stelle.

    Auch finde ich, die Kirche hatte viele Jahrhunderte Zeit, ihren Weg zu finden und dabei unfassbar viel Schaden angerichtet. Heute sind die meisten Menschen zum Glück mündiger und selbstverantwortlich. Auf die “religiöse Führung” durch diese Organisation, die in erster Linie ihr eigenes finanzielles Interesse im Blick hat, kann in der heutigen Zeit getrost verzichtet werden. Praktisch jeder kann lesen. Wer will, darf selbstverständlich auch die Bibel selbst lesen und kann dadurch selbst herausfinden, ob und in wie weit die kirchliche Interpretation mit den – objektiv betrachtet – wenigen Aussagen von Jesus übereinstimmt. Niemand wird daran gehindert zu glauben und Religion auszuüben, das garantiert unser Grundgesetz. Aber sobald dadurch andere, wichtigere Grundrechte (z.B. Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit) betroffen sind, muss damit Schluss sein.

    Vielleicht geht es Ihnen einfach nur darum, abzuwägen, ob das Gute oder das Schlechte bei der Kirche überwiegt.
    Ich persönlich denke aber, man muss das Schlechte der Kirche nicht in Kauf nehmen (jeder einzelne Missbrauchs- oder Misshandlungsfall ist einer zu viel), weil es heute zum Glück gute Alternativen gibt.

    Es ist höchste Zeit, die Verbandelung zwischen Religion und Staat zu beenden. Ich möchte nicht, dass mich der Staat in weltanschaulichen Fragen bevormundet. Und eine Bevorzugung einer religiösen Glaubensrichtung widerspricht dem Grundsatz der Gleichbehandlung.

    Und noch eines, wer darauf wartet, von der Kirche eindeutige Bekenntnisse “der Aufarbeitung und Sühne des Missbrauchs durch Kirchenmänner, als auch beim Synodalen Weg” zu bekommen, der wird – wie die Ereignisse der letzten Zeit zeigen – mit Sicherheit ewig warten. Die Kirche sitzt das aus, hat ja zwei Jahrtausende lang gut geklappt.
    Es werden weiterhin nur Beschwichtigungen und schöne Worte kommen, ein Durchgreifen, Säubern und Verändern wird es nicht geben, so sehr einzelne Priester und Mitarbeiter sich das auch wünschen. Auch diese sind in die kirchliche Hierarchie eingebunden und an Weisungen gebunden.
    Lassen Sie sich nicht von vagen Versprechungen hinhalten!

  • Daniela

    |

    @MCG

    Ich will es einmal anders definieren. Würde heute ein Bischof entscheiden, wir, als Kirche ziehen uns zum Stichtag xx.xx.xxxx aus der Kinder- und Jugendarbeit raus. Was glauben Sie, wie blöd der Staat, die Länder, die Kommunen da ständen?

    Mit anderen Worten, wolle man die caritativen Bereiche der Kirche allesamt in staatliche, der Länder oder kommunale Hände legen, würde Ihnen schlagartig alles um die Ohren fliegen.

    Sorry, die Kirchen sind unentbehrlich in diversen Bereichen, weil sie mit staatlicher, der Länder, der Kommunen, Hilfe dahin gebracht wurden.

  • MCG

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    @Hutzelwutzel
    Ja, leider. Deshalb wird es ein Traum bleiben.

    @Daniela
    zu: “Sorry, die Kirchen sind unentbehrlich in diversen Bereichen, weil sie mit staatlicher, der Länder, der Kommunen, Hilfe dahin gebracht wurden.”
    Und deshalb muss das in alle Ewigkeit so bleiben?
    Wenn jeder Neuerungen/Änderungen ablehnen würde, gingen wir alle noch zu Fuß …

    Man muss – auch von staatlicher Seite – endlich den Mut aufbringen, Dinge, die falsch gelaufen sind, zu ändern. Die Kirche wird das aus bekannten Gründen nicht tun, also müssen alle anderen handeln.

    Mein Beitrag war schon mal, mich vollständig von der Kirche und ihren Machenschaften zu distanzieren, weil ich mich zutiefst geschämt habe, Mitglied in einem Verein zu sein, der jahrtausendelang Menschen unterdrückt, misshandelt und mittel- oder unmittelbar getötet hat.

    Wer heute noch Mitglied bleiben will, handelt nach dem Motto:
    “Stimmt schon, der Teufel ist wirklich böse und macht schlimme Sachen. Aber wir wollen ihm helfen, sich zu bessern. Und er hat doch auch was Gutes, irgendwie … Und überhaupt, der böse Staat hat ihn doch auch erst zu dem gemacht, was er ist.”
    Nein, Ihre Argumente überzeugen mich nicht im Geringsten.
    Meine Meinung ist, wer diesen Verein aktiv mit Kirchensteuer unterstützt, stärkt ihn und ermöglicht wissentlich und willentlich, dass Menschen weiterhin gedemütigt, misshandelt und missbraucht werden.
    Und übrigens, in der Bibel steht mit keinem Wort, dass nur der wahrhaftig ein guter Mensch ist, der Mitglied in einer kirchlichen Organisation ist und monatlich satte Beiträge zahlt.

    Jeder darf seine Meinung behalten, wir müssen uns nur vor uns selber rechtfertigen.

  • Daniela

    |

    @ MCG

    Ich habe für Ihre Wut, für Ihre Verärgerung, selbst für die dargestellten Meinung Verständnis.

    Aber ich habe auch Situationen in der Kirche erlebt, die Menschen geschützt hat, ihnen beigestanden hat, sie aufgefangen hat in größter Not, als kein anderer die Tür öffnete, war die Kirchentüre offen, wurde Speis und Trank gereicht und Obdach geboten, ohne auch nur eine Gegenleistung ab zu verlangen. All diese guten Erfahrungen beziehe ich in meine Bewertung ein. Ich sehe auch, wie Sie es nennen den Abgrund, den Kirche in ihrer Historie verursacht hat, das Leid…

    Aber Sie müssen uns auch schon zugestehen, dass es auch andere Aspekte gibt, weiter zu glauben.

    Es ist so einfach, alles über einen “Kamm zu scheren”, alles gleichermaßen in schlechtem Licht zu sehen. Aber das ist es nicht!

    Ich mache häufig und auch zu anderen Themen eine pro und contra Liste. Und im Moment ist das pro immer noch länger, als das contra… Das kann sich durchaus verändern…,

  • Daniela

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    @ MCG

    Einen Nachtrag noch.

    Ich bin Deutsche, geboren, aufgewachsen…., ich zahle jegliche Steuer, wie alle, nicht wenig…

    Ich bin auch gelegentlich zutiefst erschüttert, wie der Staat mit Bürgern umgeht, wie demütigend er teilweise mit sozial bedürftigen umgeht, wie korrupt Manche sind, …. Und schlimmer…
    Würden Sie da auch verlangen, die Staatsbürgerschaft ab zu legen, keine Steuern mehr zu zahlen…?

    Man muss die verurteilen, ächten und bestrafen, die gegen unsere Werte verstoßen, aber doch nicht gleich alle und alles.

  • Domspatz

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    Anscheinend geht, s jetzt nur noch um das Ansehen der Kath. Kirche, und nicht tatsächlich wirklich um die Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt. Auch an die Langzeitfolgen der vielen Opfer denkt anscheinend hier in Regensburg niemand. Ich hoffe doch sehr dass das alles auch der Bischof liest und nachdenkt bevor er sich entschuldigt. Viele Opfer sind bis heute bis in die Gegenward gezeichnet. Viele Opfer haben bis heute nichts erreicht. Haben keine Familie, keinen Schulabschluss, keine Arbeit, usw. Auch ist unter den DOMSPATZEN die Scheidungsrate wirklich sehr sehr hoch. Ich frage mich auch immer wieder wie oft man sich in Bezug des Domspatzen Themas noch entschuldigen möchte. Ich glaube, jetzt nach 10 Jahren sogenanntenr Aufarbeitung kann man sich zum Thema nicht einfach nur so entschuldigen, wenn über Jahrzehnte dort in Regensburg, Etterzhausen und Pielenhofen hunderte Buben missbraucht geschändet und für immer zerstört wurden. Über Jahrzehnte hat man eine Vielzahl von Domspatzen Eltern nur für diese dortige Wirtschaftlichkeit regelrecht ausgenommen und nur zahlen lassen.

    Quem dei diligunt, adulescens moritur! – Plautus
    (Wen die Götter lieben, den lassen sie jung sterben!)

    118 Tatvorwürfe
    Sexueller Missbrauch: 12 Jahre Haft für Priester
    Ein katholischer Priester wurde in Köln zu zwölf Jahren Haft wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
    https://www.krone.at/2637196
    Der Sprecher von Wir sind Kirche…..
    Der Sprecher der Bewegung, Christian Weisner, sprach kurz vor der Vorstellung eines mit Spannung erwarteten Gutachtens von «katastrophalen Langzeitfolgen für das Ansehen der Kirche».
    https://www.zeit.de/amp/news/2022-01/16/wir-sind-kirche-zu-missbrauch-trauriges-muster?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.bing.com%2F

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drin