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Protest und Gegenprotest

Flüchtlingsschiff in Bach: Pöbel-Protschka hetzt, die Einwohner bleiben weg

In der Debatte um ein Flüchtlingsboot in Bach versuchte die AfD am Mittwoch einen Stich in der Landkreisgemeinde zu machen. Der Zulauf blieb spärlich und kam vor allem von außerhalb. Am Gegenprotest nahmen etwa 100 Menschen teil.

Liegt jetzt in Bach vor Anker: die MS Rossini.

„Nicht in Bach und auch nicht anderswo“, ruft der Mann am Mikrofon. „Das ist unzumutbar für alle. Für die Geflüchteten auf dem Schiff und für Sie im Ort.“ Es ist Mittwoch, später Nachmittag. Für diesen 1. Februar hat die AfD in dem Örtchen Bach an der Donau, östlicher Landkreis Regensburg, etwa 1.100 Einwohner, zur Kundgebung geladen. Kurz nach dem Ortseingang hat man sich auf einem Parkplatz positioniert.

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„Deutschland. Aber normal“ steht auf einem Plakat an der Einfahrt – ein mittlerweile altbekannter Spruch der Rechtsaußen-Partei, die für ihren Aufmarsch vielleicht 90 Personen mobilisieren konnte. Der Mann am Mikrofon gehört übrigens nicht dazu – doch dazu später.

Ein Schiff sorgt für Diskussionen und Ängste

Dass es ab 17 Uhr etwas unruhig wird in dem kleinen Örtchen, hängt mit der MS Rossini zusammen. Die liegt seit dieser Woche in Bach vor Anker. Das Passagierschiff, auf dem früher Ausflügler die Donau entlang schipperten, war die letzten Tage Gegenstand intensiver Diskussionen und Reibungspunkt mit der Politik.

Etwa 100 Menschen nahmen an der Kundgebung gegen die AfD teil.

Sechs Monate lang, so der Plan, soll der Kutter zur Unterkunft für um die 150 Geflüchtete, vor allem aus Syrien und Afghanistan, werden. Sonstige Kapazitäten im Landkreis seien wegen des Ukrainekriegs inzwischen erschöpft, heißt es. In den nächsten Tagen bereits werden die ersten Menschen am Anleger in Bach Quartier beziehen.

Im Ort selbst fühlen sich damit viele überrumpelt, übergangen und nicht in die Entscheidung miteinbezogen. Das hat nicht zuletzt mit Landrätin Tanja Schweiger (Freie Wähler) zu tun. Von dieser wurde die Gemeinde reichlich spät – Mitte Januar – über die abschließenden Pläne des Landkreises informiert – und damit vor vollendete Tatsachen gestellt. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Vorgehen des Landratsamtes gegenüber den Landkreisgemeinden kritisiert wird.

Die Landrätin trägt nicht zur Beruhigung bei

Bei einer Bürgerversammlung in Bach erklärte die Landrätin dann unter anderem gegenüber einer Frau, sie könne dieser ihre Ängste nicht nehmen. „Ich bin jetzt 44 Jahre alt. Ich bin noch nie alleine durch die Stadt Regensburg gegangen wenn’s finster ist.“ Zur Beruhigung der Situation trugen diese und andere Aussagen der Landrätin, die vor allem darin bestanden gegen die Bundespolitik auszuteilen und die eigene Situation zu bejammern, sicher nicht bei.

Vulgärer Niederbayer mit Hang zu Lügen und völkischem Nationalismus: Stephan Protschka.

Gegen Geflüchtete an sich habe man natürlich nichts, wurde zuletzt von einer kurzfristig gegründeten Bürgerinitiative in Bach betont, deretwegen es überhaupt erst zu einer Bürgerversammlung kam. Man fürchtet aber um die Ruhe und Sicherheit in dem Dorf. 150 Menschen seien einfach zu viele und das Schiff hier nicht die geeignete Form der Unterbringung.

Ein Blick aus der Sicht der Geflüchteten

Zumindest dem letzten Punkt pflichtet auch der erwähnte Mann am Mikrofon bei. Wenn auch aus einer doch anderen Motivlage. Gotthold Streitberger von der Bürgerinitiative Asyl ist seit vielen Jahren in der Geflüchtetenhilfe tätig, ein Urgestein und steter Kritiker in Sachen Asylpolitik. Natürlich gäbe es derzeit überall in Deutschland Engpässe bei der Unterbringung von Geflüchteten. Das Schiff aber sei da kaum die richtige Lösung, denn:

„Stellen Sie sich vor, man würde Sie nach Verfolgung, Krieg und lebensgefährlicher Flucht mit 200 anderen in so ein Schiff pferchen, in Zweibett-Kajüten, in denen die Fenster nicht geöffnet werden können. Arbeitsverbot, Angst vor Abschiebung.“

Es ist der Blick aus Sicht der Geflüchteten, der Streitberger in seiner Rede am Mittwoch umtreibt. Von den etwas mehr als 100 Personen, die sich neben dem Parkplatz zum Gegenprotest gegen die AfD versammelt haben, gibt es dafür Applaus und Zustimmung.

„Ein Bürscherl von ganz rechts außen“

Fast zeitgleich fährt dann Stephan Protschka in seinem weißen Kombi vor. Ein „Bürscherl“ der besonderen Art, von „ganz rechts außen“, nennt Stefan Schmidt, Bundestagsabgeordneter der Regensburger Grünen, sein Dingolfinger Pendant von der AfD. „Die wollen nicht helfen, die wollen Hass und Hetze“, so Schmidt.

„Der gemeine AfDler braucht einfaches Schubladen-Denken, weil ihm die Welt zu kompliziert ist“, verliest die SPD-Abgeordnete Carolin Wagner am Mittwoch ihre „Zehn Gebote eines gemeinen AfDlers“. So einer lebe im „Vorgestern“ und habe schlicht noch nicht verstanden, „dass der menschengemachte Klimawandel eine der größten Fluchtursachen ist und sein wird“.

Caroline Wagner (SPD) verlas die Zehn Gebote eines AfDlers. Auch Stefan Schmidt von den Grünen schloss sich dem Gegenprotest an.

Der Landesvorsitzende der AfD ist für seine Pöbeleien und Lügen bekannt. Öffentlich kündigt der Abgeordnete mit Hang zu völkischem Nationalismus und ohne Berührungsängste mit offenen Neonazis gerne juristische Schritte gegen Presseberichte an, in denen seine Aussagen und seine Positionen offen thematisiert werden – Drohungen, die es auch gegenüber unserer Redaktion schon gab, denen aber nichts folgte.

Phantasien von geschenkten Häusern und gespreitzten Beinen

Den Geflüchteten will man seitens der AfD nicht die Schuld geben. Die seien schließlich eingeladen worden. „Wenn mir einer sagen würde „Geh in die Tschechei, du bekommst 5.000 Euro, ein Haus, lebst umsonst“, er würde da nicht lange zögern, erklärt im Verlauf der Veranstaltung Dieter Arnold, Regensburger Kreisvorsitzender der AfD.

Wer den baldigen Bewohnern des Schiffs in Bach derlei Versprechungen gemacht haben soll, bleibt am Mittwoch offen. Bei den Umstehenden verfehlen solchen Aussagen aber nicht ihre Wirkung. Es wird gejohlt und applaudiert. Auch während Stephan Protschkas rund 25-minütiger Rede. Die MS Rossini bildet dabei nur den Aufhänger.

Nicht, um über Fluchtursachen zu reden oder wie diese behoben werden könnten. Protschka, dessen Immunität als Bundestagsabgeordneter 2022 wegen des Verdachts des Versicherungsbetrugs aufgehoben wurde, geht es um „Niederbayern, dann Bayern, Deutschland“, gegen „Meinungsdiktatur“ und gegen die fast schon „hirngewaschenen (…) Ökofaschisten“ beim Gegenprotest. Die Frauen dort sollten sich „doch mit gespreizten Beinen hinlegen auf die Straße“, wenn ihnen das gefalle. Jubel, „Lügenpresse“-Rufe.

Denkmal für Massenmörder gestiftet

2019 hat die polnische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Protschka aufgenommen – wegen Beleidigung des Gedenkens an NS-Opfer. Der 45-Jährige hatte unter anderem mit Jugendorganisation der NPD im polnischen Bytom ein Denkmal für den „Volksdeutschen Selbstschutz“ gestiftet. Diese paramilitärische Organisation waren im Zweiten Weltkrieg an der Ermordung zehntausender Polen und Juden beteiligt.

Nicht zum ersten Mal sind auf einer AfD-Kundgebung Kleidungsstücke des Neonazi-Labels Ansgar Aryan zu sehen.

Man dürfe sich seinen Patriotismus eben von dem, was „vor 80 Jahren so ein Österreicher“ angerichtet habe, nicht kaputt machen lassen, meint Protschka am Mittwoch und – fast schon weinerlich – „Heimat, das ist Liebe“. Und in diese Heimat, da würden eben keine Geflüchteten passen.

Bei den Bachern punktet die AfD am Mittwoch nicht

Mit von der Partie ist am Mittwoch auch Erhard Brucker, jener AfD-Stadtrat, der erfolglos dagegen klagte, dass er als Alkoholiker bezeichnet wurde. Man scheint sich einiges zu erhoffen von dem Flüchtlingsthema. Doch tatsächlich setzt sich der Protest in Bach, wo bei der letzten Bundestagswahl 125 Personen (10,58 Prozent), der AfD ihre Stimme gaben, vor allem aus Parteianhängern von außerhalb zusammen.

Der selbsternannte Islam-Experte Erhard-Brucker sitzt im Regensburger Stadtrat.

Von den Einheimischen, der Interessen die AfD zu vertreten behauptet, haben sich augenscheinlich nur wenige direkt zur Kundgebung begeben. Nur einige wenige stehen etwas abseits am Rand.Die BI in Bach hatte sich schon einige Tage zuvor von dem AfD-Aufmarsch distanziert und erklärt, deren Kundgebung zu boykottieren.

Einen Umgang mit der Situation finden

Doch auch der Gegenprotestkommt größtenteils von außerhalb. Viele, die dem Aufruf der Regensburger Initiative gegen Rechts,  des Landkreis-Bündnisses für Toleranz und Menschenrechte und der DGB -Jugend Oberpfalz gefolgt sind und sich per Transparent wünschen, die AfD möge „der Blitz beim scheißen treffen“, sind extra angereist.

Die AfD bedankte sich im Nachgang über Social Media bei 280 Zuhörern. Mit der Wahrheit hatte das nur wenig zu tun.

Ein paar Bewohnerinnen aus Bach stehen mit ihren Schildern zunächst etwas abseits. „Vorsicht, nicht schubsen, ich habe Antirassismus“, steht auf einem Karton. Mit der AfD und deren Hetze wolle sie nichts zu tun haben, sagt eine der Frauen. „Es ist schlimm wie schnell sich das jetzt so entwickelt hat.“ Mit dem Gegenprotest hadert sie aber zunächst auch noch.

Später wird es mit einigen Anwohnern Gespräche darüber geben, wie man den Geflüchteten vor Ort helfen könne. Schließlich sei das nun beschlossene Sache und müsse damit eben ein Umgang gefunden werden.

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Kommentare (18)

  • Mr. T.

    |

    Schön, dass sich wenigstens die meisten der Anwohner nicht von dem dreckigen faschistischen Pack haben instrumentalisieren lassen.
    Irgendwie kommt es mir so vor, wie wenn diese verdorbene rechtsextreme Partei gerade in Ostbayern ihre häßlichste Fratze zeigt und das verkommenste Personal hat. Nicht, dass sie in Schwaben, Thüringen, Sachsen oder Nordrhein-Westfalen mäßiger wären, aber sie erscheinen dort noch etwas zivilisierter.

  • Gotthold Streitiberger

    |

    aus meiner Sicht sollte in der Diskussion folgendes thematisiert werden 1.Lagerzwang als wesentliche Ursache von Problemen bei der Unterbringung von Geflüchteten benennen, kritisieren und dessen Abschaffung fordern. 2. Landratsamt (und auch die dahinter stehende Regierung der Oberpfalz) für ihr Vorgehens kritisieren. 3.Für Unterstützung und Solidaritaet mit Geflüchteten auf dem Schiff werben 4. 4.aus der Not geborene pragmatische Kompromisse und Mindestforderungen überlegen und postulieren ( Überlegungen dazu von BI Asyl Rgbg habe ich in meinem Redebeitrag am Mittwoch auch angesprochen) Gotthold Streitberger, Mitglied BI Asyl Regensburg und im Sprecherrat Bayer.Flüchtlingsrat)

  • Mane

    |

    @Gotthold Streitberger
    Ich gebe dir absolut Recht. Ich war am Freitag auch vor Ort und fand deinen Redebeitrag echt klasse.
    Danke dafür:)

  • Robert Fischer ÖDP

    |

    “Wenn mir einer sagen würde „Geh in die Tschechei, du bekommst 5.000 Euro, ein Haus, lebst umsonst“, er würde da nicht lange zögern.”

    Es gibt da ähnliche Angebote in kleinen Gemeinden in Süditalien. Kann da jemand Protschka mal bescheid geben? Das Zugticket dahin kann ich notfalls übernehmen.

    Ansonsten hat Gotthold Streitberger alles zum Thema gesagt, meiner Meinung nach.

  • joey

    |

    Das Schiff ist kein Ausflugsdampfer, sondern ein abgehalftertes Kabinenschiff für Flußkreuzfahrten. Gäste von Flußkreuzfahrten sind nur 6-9 Nächte auf so einem Ding und haben den Tag voll mit Landgängen, also genug Auslauf. Eine artgerechte* Unterbringung für Menschen als Dauerwohnung ist das sicher nicht.
    *artgerecht: Der Mensch ist schon noch ein biologisches Lebewesen. Er muß z.B. zum Sch… aber die beleidigende Ausdrucksweise der DGB Jugend rechtfertigt wieder die Streichung aller Fördergelder. Beleidigungen sind unanständig, besonders gegenüber denen, die wir nicht mögen. Sie sind außerdem unklug.

    Es kommt statistisch bei Afghanen und angeblichen Syrern zu hoher Kriminalitätsrate. Sogar Faeser tönt in letzter Zeit für ihre Verhältnisse “rechts”.
    Mit der üblichen Unterbringung in Kasernen etc. kann das nichts zu tun haben, ich lebte auch Monate lang in Kasernen. Wegen großer Entfernung zu Mama und Sonderdiensten waren Heimfahrten nur alle 14 Tage drin. Nein, wir haben abends keine Frauen in der Dunkelheit verfolgt. Hier erinnere ich auch an die vielen Schiffsbesatzungen, die ganz ohne Kabinenfenster und Landgang auf Flugzeugträgern oder Hochsee Kreuzfahrtschiffen Monate zubringen müssen.

    Glaubwürdigere Asylpraxis wäre, wenn viele afghanische Frauen kommen würden, denn diese werden von genau diesen schutzsuchenden Männern geschlechtsspezifisch verfolgt. Aber das ist jetzt wieder Kritik an der Bundespolitik – und bräuchte noch viel mehr Zeilen.
    Eine geht noch: “Das Boot” ist noch nicht voll, aber mittlerweile brauchen wir schon Schiffe.

  • Daniela

    |

    Ich frage mich manchmal, was unsere Volksvertreter sich denken, wenn sie die betroffene Bevölkerung, mit kurzfristiger Ankündigung, vor derartige Entscheidung stellen?
    Damit liefern sie genau das, was an Meinung in der Bevölkerung zunimmt. Die da oben interessiert doch gar nicht, wie wir diese Entscheidung finden.

    Auf, ich glaube, ca. 1800 Einwohner in Bach kommen dann mal eben 150 Asylbewerber.

    Man darf gespannt sein, ob es sich dabei um asylsuchenden Familien handelt, oder um nur Männer oder nur Frauen mit Kindern.

    Dann noch dazu auf einem abgefrackten Ausflugskahn,

    dann unterschiedliche Nationalitäten,

    ggf. mit dem Hintergrund kriegsbedingt traumatisiert zu sein….

    Ganz ehrlich, unsere Politiker und Politikerinnen eiern von einem Dilemma ins Nächste. Man bekommt den Eindruck, sie sind den gesellschaftlichen Anforderungen nicht gewachsen. Man gewinnt den Eindruck, sie erkennen weder die Bedürfnisse der Asylsuchenden noch die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung.

  • Patrick Faltl

    |

    die ganze Sache könnte man auch als schildbürgerstreich verstehen

  • Horst

    |

    Den Protest gegen das Schiff und die Leute darauf als Rassismus abzustempeln ist unehrlich.

    Wenn auf dem Schiff ukrainsiche Frauen, Kinder, alte und Jugendliche wären, wäre das kein Problem. Wenn auf dem Schiffe frauen und Kinder aus Afghanistan, Syrien und Nordafrika oder sogar Familien mit Vätern, das wäre auch kein Problem.

    Aber niemand will die alleine reisenden jungen Männer aus diesen Kulturkreisen in seiner nähe haben. Und das aus gutem Grund. Die sind die, die am wenigsten Schutz brauchen. Die daheim am besten klarkommen und dennoch kommen überwiegend die zu uns. Das muss ein Ende haben. Wenn es in deren Heimatändern wirklich so gefährlich ist. Dann müssen die Jungen Männer Zügeweiße zurück dorthin gefahren werden und dafür Frauen, Kinder und alte geholt werden! Die haben unseren Schutz viel nötiger!

  • Mr. T.

    |

    Horst, es wird klar zwischen Protest und Kritik gegen die Unterbringung der Geflüchteten unterschieden.
    Allerings sollte man die Geflüchteten nicht nach ihrer “Qualität” oder anderen Merkmalen unterscheiden. Sie haben alle ihre Gründe, hier Schutz zu suchen, egal ob alte ukrainische Frau oder junger afghanischer Mann.
    Und das “niemand” sollten Sie vielleicht durch “rechtes Ekelpack” ersetzen damit wenigstens der Satz stimmt.

  • Daniela

    |

    @Mr. T.
    6. Februar 2023 um 17:00 | #

    ‘Horst, es wird klar zwischen Protest und Kritik gegen die Unterbringung der Geflüchteten unterschieden.’

    Verehrter M.T., dem widerspreche ich, Protest ist Kritik.

    Man protestiert, weil man mit etwas nicht einverstanden ist, dem kritisch ggü steht. Es ist legitim in einer freien Demokratie laut zu kritisieren und zu protestieren.

    Es sollte uns vielmehr zu denken geben, dass, wenn Menschen Bedenken und Widerwillen gg Entscheidungen äußern, sie deshalb gleich in eine Ecke gestellt werden.

    Sie brandmarken Menschen, die diese Bedenken äußern, ihr ungutes Gefühl äußern in diesem Fall als “rechtes Ekelpack”.

    Jeder, der in dieser Diskussion Kritik daran übt, wie Unterkunft für Asylsuchenden und vor allem nach welchem Prinzip beschieden wird, ist bitte was? Rassist, Ausländer feindlich, “rechtes Ekelpack”?

    Dass Frauen sich durchaus unwohl fühlen können, wenn sie bei Nacht auf eine Gruppe Männer treffen, kann durchaus begründet sein. Warum sollten sie es dann nicht äußern dürfen. Es ist ihr Recht. Und seit bekannter Sylvester Nacht auf dem Kölner Domplatz ist dieses ungute Gefühl wohl auch begründet.

    Denken Sie bitte einfach einmal über die Begriffe Ursache und Wirkung nach, bevor Sie alle KritikerInnen über einen Kamm scheren.

  • Horst

    |

    @Mr. T
    in meinem Satz “Aber niemand will die alleine reisenden jungen Männer aus diesen Kulturkreisen in seiner nähe haben” soll ich:
    “Und das “niemand” sollten Sie vielleicht durch “rechtes Ekelpack” ersetzen damit wenigstens der Satz stimmt.”?

    Das heißt jeder, der die problematischen jungen Männer nicht in seiner nähe haben Will, der ist ein “rechts Ekelpack”. Dann besteht aber ein sehr nennenswerter Teil unserer Bevölkerung darauß. Einschließlich mir, meiner Mutter, meiner Großmutter und meiner Tochter. Meine Nachbarn können sie auch gleich mitzählen. Ich glaube diese Charackterisierung ist falsch.
    Nicht jeder von den jungen Männern ist problematisch. Aber doch eine sehr große Minderheit. Bei 50 oder 80 von denen sind genug dabei. Nehmen Sie doch einfach mal 3 bei sich auf. Dann ist sicher einer dabei, der ihnen zeigt, worum wir uns Sorgen machen.

  • GR

    |

    Meine Wahrnehmung:

    Es gibt glücklicherweise viele positive Beispiele gelungener Integration und das ist gut so.
    Ich führe dies auf Menschen mit einer gewissen Intelligenz sowie Bildung zurück.

    Seit 2015 wird das System über seine Leistungsfähigkeit überansprucht.
    Ich bekomme nahezu täglich mit, was an Grund- und Mittelschulen in der
    Region “abgeht”.

    Gerade Kinder mit Migrationshintergrund, insbesondere mit fehlenden Sprachkenntnissen, verhalten sich oft respektlos Mitschülern und Lehrkräften gegenüber, Eltern erscheinen meist nicht zum Gespräch, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Gewalt auf dem Pausenhof und in den Klassenzimmern ist allgegenwärtig.
    Das ist einer der vielen Gründe, warum Lehrkräfte immer öfter Stunden reduzieren,
    da sie diese Zustände nicht mehr ertragen.
    Mit Erlernen der deutschen Sprache sowie unserer Werte beginnt die Integration.

    Man muss auch mal sehen, dass ein Land an seine Leistungsfähigkeit stößt.
    “Nur wenn es einem selbst gut geht, ist man in der Lage anderen zu helfen”.
    Es hilft nichts, wenn man ein Land und seine Bevölkerung durch Überanspruchung
    mürbe macht; damit ist auf Dauer niemandem geholfen!

    Zustände wie Silvester in Berlin oder vor einigen Jahren in Köln sind für mich völlig inakzeptabel, genauso wie die Amokfahrt in Berlin sowie die zahlreichen Messerattacken in Zügen und Städten. Fehleinschätzungen, Personalmangel, langsame Behördenwege, etc.
    Ständig werden diese Probleme “klein geredet” bzw. wer spricht noch von den Vorkommnissen der jüngsten Silvesternacht in Neukölln?

    Es gibt so viele Themen, die politisch zu lösen wären, aber diese werden seit Jahren nur
    vor sich hergeschoben. Diese “Ohnmacht” verunsichert die Bevölkerung.
    Die Bevölkerung ist es leid, hier nur noch vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden
    und fühlt sich von der Politik nicht mehr “abgeholt und mitgenommen”.
    Das ist genau das Krebsgeschwür in unserer Gesellschaft, das zur Spaltung und zum
    verstärkten Zulauf links- und rechtsradikaler Gruppierungen führt. Das ist traurig!

    Warum wird als erstes meist auf die traumatischen Erlebnisse der Täter eingegangen,
    selten auf die der Opfer? Warum zeigt man für Täter gefühlt hier mittlerweile mehr Verständnis, als für die Opfer und deren Familien?
    Sofort nach der Silvesternacht in Neukölln wurden Stimmen laut, “evtl. hat Deutschland
    diesen Menschen keine Perspektive, etc. geboten….”. Dieses asoziale Verhalten ist mit Nichts zu rechtfertigen!
    Keiner fragt, wie es heute den Rettungskräften geht und wie sie ihre Perspektive sehen,
    wenn sie wieder in ihr Fahrzeug steigen und in dieses Viertel zum Einsatz fahren müssen.

    Deutschland hat sicherlich ein grosses Potential zu helfen und ich glaube an die grundsätzliche Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit in der Mehrheit der deutschen
    Bevölkerung, aber es ist keinem mehr geholfen, Flüchtlinge nur noch “irgendwo unter zu bringen”.

    Alle, die hier immer lauthals jeden Kritiker sofort in die “rechte Ecke” stellen, möchte ich fragen, wieviele Flüchtlinge haben sie bei sich zu Hause aufgenommen und kümmern sich um deren Integration?

    Deutschland wird, aus meiner Sicht, die Welt weder in Hinblick auf das Klima, noch auf die weltweite Flüchtlingsbewegung retten können, auch wenn mancher noch davon träumt. Das Multi-Kulti nicht unbegrenzt funktioniert, sieht man z.b. in Frankreich.

    Übrigens, eine Schwächung der EU ist sowohl seitens der USA, als auch Russland
    gern gesehen, da beide kein Interesse an einer starken EU haben, auch wenn es öffentlich nicht thematisiert wird (ich bin übrigens kein Verschwörungstheoretiker,
    aber ein Mensch mit wachem Blick und Politinteresse)

  • Mr. B.

    |

    Zu GR
    7. Februar 2023 um 11:52 | #

    Ein großer Respekt für Ihre treffliche Aussage!
    Sie schreiben hier die Meinung von sehr vielen Menschen.

  • Mr. T.

    |

    Daniela, ich trenne extra den Protest und die Kritik, um eben nicht beunruhigte Anwohner, seriöse Kritiker wie Herrn Streiberger und rechtsextremee Hetzer in einen Topf zu werfen und sie vermischen das wieder und werfen es mir dann vor.
    Aber gut, wer heute noch von Silvester, ob in Köln oder Berlin spricht und nicht wissen will, was dort wirklich vorgefallen ist oder auch nicht, lebt eh in einer tiefrechten Blase. Wer nur Straftaten von Geflüchteten sammelt, um daraus Benzin für das Feuer des Hasses zu destillieren, will eh nix anderes. Das gilt übrigens für mehrere hier. Hier kann man wieder viele typsiche Phrasen aus der “Ich bin ja kein Nazi, aber …”-Ecke lesen.
    Der letzte Absatz von GR ist zu beachten, vor allem für den Teil mit Russland. Denn genau daher kommen die meisten Lügen und das meiste Geld, was die Extremrechten dann wiederum nutzen, um Unfrieden zu stiften.

  • Daniela

    |

    @Mr. T.
    7. Februar 2023 um 19:04 | #

    Sie beweisen damit, dass jedes Argument, dass ich anführte, Ihnen dazu taugt, mich in eine rechte Ecke zu stellen.

    Ich werde jetzt sehr persönlich. Ich habe kurdische junge traumatisierte Männer in Betreuung gehabt. Einer wohnte sogar ein paar Monate bei uns im Haushalt. Er hatte keine Chance auf eine eigene Wohnung. Weder Deutschkurs noch Integrationskurs waren verfügbar. Wir bemühten uns privat mit unseren beschränkten Möglichkeiten. Aber er lernte deutsch sprechen und verstehen. Er wollte arbeiten, aber es ging nicht voran. Hintergrund, er musste erst lernen, dass bei uns Gleichberechtigung herrscht und das es viele weibliche Chefs gibt… Er hatte flash backs als Folge Folter in Gefangenschaft, dies führte dazu, dass er sich mit Messern selbst verletzte, so dass wir Notarzt und Rettung holen mussten.

    Glauben Sie ernsthaft, dass ich auch nur annähernd rechts tendiere?
    Ich habe nur sehr nah erfahren können, mit welchen Problemen wir rechnen müssen und spreche deshalb sehr offen bei dieser Diskussion.

    Ich hoffe Sie haben jetzt etwas begriffen.

  • joey

    |

    @Mr.T.
    was ist denn an Silvester in Köln passiert? Sagen Sie uns endlich die Wahrheit!

  • GR

    |

    Mr. t

    Freut mich, dass Sie meine These “Russland ist an keiner starkem EU interessiert”, teilen.

    Anscheinend sind Sie bei den Vorfällen in Berlin und Köln dabei gewesen und wissen, im Gegensatz zu mir, genau was vorgefallen ist. Alle Anderen befinden sich in einer tiefrechten Blase, zusammen mit den Medien, die darüber berichten? Womöglich fake news?

    Ihre Intoleranz ist es, die Menschen aufbringt, da Sie sich nicht ernsthaft mit Sorgen Anderer auseinander setzen wollen und stattdessen Phrasen dreschen;
    hätte ich Ihnen mehr zugetraut, aber so ist es halt einfacher.

    Warum teilen Sie Ihr fundiertes Insider-Fachwissen nicht mit uns und tragen so zur Beruhigung verunsicherter Mitbürger bei?

    Ich habe enge Verwandte in Berlin und bin dort regelmäßig. Der Sohn einer mir nahestehenden Person ist Polizist und hat mir Bodycam Videos von Polizeikräften aus besagter Nacht in Neukölln gezeigt, die im Fernsehen nicht ausgestrahlt wurden und wahrscheinlich ist es auch besser so. Er erzählt mir oft von seinem Alltag. Ich kenne einige Leute bei Polizei und Rettungsdienst. Ich möchte keinen Tag mit ihnen tauschen und habe Respekt vor ihrer Arbeit, die oft sowohl physisch als auch psychisch belastend ist.

    Es sollte aber möglich sein, sachlich und konstruktiv
    Missstände anzusprechen, ohne immer sofort in die rechte Ecke gestellt zu werden. So erreichen Sie genau das, was Sie Andersdenkenden dann vorwerfen, da Sie an einem vernünftiger Dialog nicht interessiert sind. Tja, das wäre halt gelebte Demokratie.

    Ich nehme die Ängste meiner Mitmenschen ernst und ziehe sie nicht ins Lächerliche. Das nennt man Empathie.
    Ich bin überzeugt, die meisten Mitmenschen möchten einfach nur in Ruhe sowie Frieden leben, wie auch ich.

    Auch ich würde mir mehr positive Nachrichten wünschen, über Dinge, die funktionieren und auf gutem Weg sind. Da sehe ich noch großes Verbesserungspotential, denn ich bin überzeugt, es gibt sie.

    Ich arbeite seit über 3 Jahrzenten in international tätigen Unternehmen mit entsprechender Verantwortung und Reisetätigkeit im In- sowie Ausland.

    In diesem Unternehmen arbeitet schon immer ein Anteil Menschen mit Migrationshintergrund und seit wenigen Jahren auch Flüchtlinge.
    Das Integration funktionieren kann, weiss ich aus Erfahrung und dies trifft sicherlich in den meisten Fällen zu. Das ist auch gut so.
    Ich bin in einer bayerischen Kleinstadt aufgewachsen, unsere Nachbarn waren u.a. Bulgaren, Jugoslawen, Türken und Italiener.
    Nach der Schule haben wir zusammen gespielt und es hat niemand interessiert, wo jemand herkommt.

    Es ist die Wahrnehmung, womöglich verschärft durch die permanent negative Berichterstattung, welche die Menschen oft verunsichert. Das Missstände gezeigt werden ist richtig, aber genauso wünschenswert wäre, wie bereits erwähnt, dass auch positive Dinge gezeigt werden.

    Nach meiner Wahrnehmung vermittelt die Politik seit vielen Jahren das Gefühl, dass sie die vielen Themen nicht mehr im Griff hat, sei es Bildung, Rente, Gesundheit, Digitalisierung, Verkehr, Flüchtlingspolitik/ Integration, Bundeswehr, etc. und das werde ich auch weiterhin ansprechen, auch wenn Sie es nur schwer ertragen können. Ich halte sowas aus und rege mich darüber so auf, dass ich jetzt gleich durchschlafe.

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ebenfalls eine gute Nacht……

  • Joe Kerman

    |

    Dörfliche Behäbigkeit gegen Rechts. Auch Mal was neues.

    Indes gibt die Landrätin ein Paradebeispiel ab, wie man Menschen in die Politikverdrossenheit und so den Rattenfängern in die Hände treibt.

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